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September 2013

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Nun also Lapland. Nach dem ganzen schönen Wetter war es in der letzten Woche ab der Voumahytta ziemlich nebelig und wolkenverhangen. Wie da so ein Tag aussieht, habe ich ja gestern beschrieben. Gestern bin ich dann in Kilpis angekommen. Finnland nun. Und ich versteh rein gar nichts. Nur die Preise hier erkenne ich gut, Euro seid dank. Auch muss man nichts mehr umrechnen und man bekommt nicht bei jedem Einkauf Herzrasen. Nur einen kleinen Jet-Lag von der Zeitumstellung habe ich. EIne Stunde weniger gestern.

Die Tour gestern fuehrte mich vorbei am Dreiländereck Schweden, Norwegen und Finnalnd, dem Treriksrøysa

Wieder ein kleiner Meilsenstein auf dem Weg gen Norden. Das Wetter aber war nicht so feierlich. Hinzu kam, das ich mir morgens völlig dämlich das Knie angehauen habe. Bei der Suche nach dem Weg, bin ich auf einen grossen Stein gestiegen, ausgerutscht und voll aufs Knie geflogen. Aber nicht passiert, ausser einigen sehr lauten Fluechen und ein paar bunten Farben am Knie. Aufstehn, weitermachen und Abends ein Bier in der Sauna zum kurieren 😉

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Treriksrøysa

Die Sauna nach der Tour gestern war super, das gibt es heute wieder. Inklusive deutschem Bier – HOLSTEN aus der Dose! Dazu noch all-you-can-eat Buffet. Heute habe ich mir im nahen Supermarkt die fehlenden Karten besorgt und mir Essen fuer die nächste Woche besorgt. Die wird spannend. Je nach Wetter usw. wird es einige Tage offroad gehen. Aber mit viel Glueck werde ich in ca. 10 Tagen in Alta oder Maze sein. Vermutlich eher Maze, dorthin sind hoffentlich meine Karten von Björn Klauer aus hin gesandt worden und es gibt auch einen kleinen Supermarkt.

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Ich darf heute hier den Computer nutzen und schreibe einige E-Mails und so weiter. Das Wetter draussen ist auch eher Waschkueche. Ich verstehe die Sauna- Liebe der Finnen so langsam. Nächste Woche aber soll es kuehl und trocken werden, von Schnee noch keine Spur hier oben. Gut ist auch hier mein Zeitmangement. Ab Montag haben sie hier bis März geschlossen – Timing ist alles 🙂

Habe vorhin beim Surfen noch ein Video des Turistforeningen ueber den E1 gefunden. Ziemlich viel davon hatte ich bereits unter den Fuessen, jedenfalls den Norwegischen Teil:

httpv://www.youtube.com/watch?v=9N6Vbd4-VFk

Es ist zwei Uhr Nachmittags, mit meinem Schlüssel öffne ich das Messingschloss der Gappohytta.

Schloss

Heute morgen um neun Uhr lief  ich los. 20 Kilometer zu laufen. Herbstwetter überall. Die Wolken hingen tief. Den ganzen Weg lang schubste mich der Wind umher. Mal von Hinten, von Vorn, von der Seite. Versuchte mir die ewig flatternde Regenhülle des Rucksacks wegzufegen, blies mir den Nieselregen ins Gesicht. Der Weg führte mich durch eine Landschaft, die der Kulisse von “Der Herr der Ringe “ zu entsprechen schien. Tosende Wasserfälle, von Flechten übersäte Geröllhalden, ich verschwand in den Wolken, erhaschte nur manchmal kurze Blicke auf die schroffen Berge um mich herum. Weiter durch weite Täler, gänzlich in den verschiedensten Rot, Gelb, Braun und Grüntönen und Schattierungen gehalten. Die Wolken hingen immernoch tief. Nur manchmal durchbrach die Sonne die Wolken. Eine ganz besondere, gedämpfte Stimmung, die leicht bedrohlich wirken kann, mir aber das Gefühl gibt, ein Teil des Ganzen zu sein. Ich fühle mich total wohl, lebendig, frei.

Ich werde heute keinem Menschen begegnen. Eine ganze Weile hinter mit läuft Michael aus Dänemark, sonst ist niemand hier. Man merkt schnell, wie klein und unbedeutend man ist, wenn die Natur wirklich will, ist man hier schnell in Schwierigkeiten. Aber hier hat man auch viel Platz, um die Gedanken schweifen zu lassen, ihnen einfach nachzuhängen: Wann habe ich zu letzt fern gesehen? Ein Auto selbst gefahren? Eine Stadt betreten? Eine Ampel benutzt? Was machen meine Leute zu Hause? Wie geht es ihnen? Wie denken sie über meine Tour? Wie reden sie darüber? Was ist alles in der Zeit in Deutschland passiert? Hat der BVB gewonnen? Was wird sich nach der Tour verändern?

Die verschiedensten Dinge kommen und gehen einem durch den Kopf. Völlig faszinierend was der Kopf da so alles ausgräbt.

Aber alles ist eigentlich unwichtig, ich möchte jetzt hier mit keinem in der Welt tauschen. Mit niemandem. Trotz Nieselregen, Kälte, Wind, ständig laufender Nase. Was für eine Reise. Was für ein Luxus. Was für eine Erfahrung. Wie weit ich schon gelaufen bin.

Ich trete ein. Sehe kurz nach, ob der Besucher vor mir Trinkwasser geholt und Anmachholz bereit gelegt hat. Die Blecheimer in der Küche sind randvoll und Holz ist auch da. So sollte es sein. Schnell ziehe ich die nassen und dreckigen Stiefel und Klamotten aus, lasse sie im Vorraum liegen. Stelle den Wasserkessel auf die Gasflamme des Kochers in der Küche und starte den Ofen. Zwei große Scheite rechts und links, in der Mitte Birkenrinde als Zunder, darüber kleine Holzscheite. Reiße ein Streichholz an, schnell bollert der Ofen los. Schnell macht sich behagliche Wärme breit. Ich wechsle die Klamotten, die Katzenwäsche am Bach spare ich mir heute. Hänge alles zum trocknen auf das Holzgestell über dem Ofen. Das Wasser im Kessel kocht, schnell steht ein Pott mit dem roten “T“ vor mir, es duftet nach Kaffee. Draußen bläst der Wind, heult und zerrt an der Hütte, Nieselregen klatscht ans Fenster.

Wetter

Ich esse eines der drei Fertiggerichte, die mir zur Auswahl stehen. Die Auswahl bei Getränken ist ähnlich, Wasser, Tee oder Kaffee. Möchte ich etwas anderes, hätte ich es mitbringen müssen. Habe ich etwas vergessen, Pech gehabt. Die Tagesration Schokolade, eigentlich für den Weg geplant, sparte ich mir für heute Abend. Ich verliere jedes Zeitgefühl, es scheint den ganzen Tag zu dämmern. Kerzen brennen, ich lese ein Buch, eines auf Deutsch gab es hier. Michael kommt irgendwann an. Um sieben Uhr wird es stockfinster sein. Vielleicht werde ich nachher noch den unfassbaren Sternenhimmel sehen, vielleicht die Milchstraße und sogar Nordlichter. Vielleicht  aber nur klatschnass werden auf dem Weg zum Holz holen und zurück in den 20m entfernten Schuppen mit dem Brennholz und dem Außenklo.

Romantik

Ich starte den iPod, mein kleiner Luxus auf Tour. Die Stimme von Eddie Vedder erklingt, “Society“.

So kitschig und abgedroschen das Lied auch ist oder auch sein mag. Ist da nicht manchmal was dran? Ist manchmal nicht weniger mehr? Ich bin froh, ohne viel Ballast umherzuziehen. Nur das was ich tragen kann und vor allem will. Es zählt kein morgen und auch nicht die 116 Tage vorher, nichts vorher und nichts nachher, nur das hier und jetzt. Kein Strom, kein Radio, kein Internet oder Handy. Die totale Entschleunigung. Kann es etwas Schöneres geben? Nur das Bollern des Ofens, etwas Warmes zu Essen und zu Trinken, im Trockenen sitzen. Um halb zehn liege ich müde im Bett. Ein Hoch auf Norwegen, seine Landschaft und seine Hütten. Ich liebe einfach den Herbst und ich liebe den Norden. Manchmal kann es so einfach sein.

Leider, oder viel mehr zum Glück, ist bei dem Paket hierher echt der Wurm drin. Das wird wohl noch was brauchen, bis es hier auf der Huskyfarm ankommt. So aber “muss“ ich länger hier bleiben 😉

Bjørn sowie Heide und Anja, die hier gerade zu Gast sind, wollen mir mit Karten und Verpflegung aushelfen. Bis Kilpisjärvi werde ich ohne weiteres kommen, kein Problem. Nur danach, mal sehen, arbeiten an einem Plan B.

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Derweil nutze ich die Zeit hier, um mich nützlich zu machen und zu helfen, wo ich helfen kann. Es könnte dazu keinen schöneren Ort geben. Die herbstliche Färbung der Bäume und dann die Arbeit mit all den Hunden. Ich hätte nie gedacht, dass mir das so viel Spaß machen würde. Die Trainingsausfahrten mit den Hunden heute war ein absolutes Highlight der Tour. Danke Regina und Bjørn für den wunderbaren Aufenthalt hier, am liebsten würde ich gleich da bleiben 😉

Heute geht es wieder weiter gen Norden. Ich werde dem Nordkalottleden bis Kilpisjärvi folgen. Mit einem warmen Pulli mehr und wieder Essen für ein paar Tage im Gepäck. Kaum ist der Rucksack leer gegessen ist er wieder voll.

Das Paket hat scheinbar die schwedische Post verschludert. Ziemlich doof, da sind all die Karten von Abisko bis zum Nordkap drin, die man nicht an jeder Ecke bekommt.

An dieser Stelle möchte ich mich daher so sehr und oft es nur geht bei Julia bedanken, die sich jedes mal, wenn mit einem Paket etwas schief geht, darum kümmert und es so hinbekommt, dass doch alles wieder gut wird. Ohne Julia wäre ich echt aufgeschmissen. So auch jetzt. Sie hat es geschafft, dass das Paket nun hoffentlich zu Bjørn Klauer nach Norwegen gesandt wird.

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Wer? Mag sich mancher fragen. Bjørn Klauer kommt ursprünglich aus Deutschland und betreibt hier oben eine Husky Farm.

www.huskyfarm.net

www.huskyimages.com

Er war der erste Deutsche, der je Norge på langs gelaufen ist. Sein Buch habe ich wieder und wieder gelesen. Ich freue mich total, ihn zu besuchen, endlich zu treffen und mit ihm zu quatschen. Das wird super.

Gestern Abend hab ich zum ersten Mal in meinem Leben Polarlichter gesehen. Das und der Sternenhimmel hier oben sind der Oberhamner!

Das war mal sehr schön. Cooles Wetter und richtig tolle Landschaft.

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Nur eine Nacht war so stürmisch, dass ich gedacht habe mein Zelt fliegt gleich mit mir zusammen weg. Eher beängstigend, aber das alte Mädchen hat alles super überstanden und mich nicht im Stich gelassen.

Die Abendstimmung ist der Hammer, es fehlen nur noch die Nordlichter. Aber das wird schon noch, schließlich bin ich ja hier in Abisko 😉

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Langsam wird es auch kühler, Nachtfrost gab es schon, aber ein Kilo Daunen im Schlafsack sind sehr warm und muckelig.

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Ich werd hier morgen einen Ruhetag einlegen, das Paket mit allen Karten von hier bis zum Nordkap ist auf Irrwegen und es gibt Probleme damit, dass muss ich zuerst regeln 😉 Ansonsten wäre es ja auch langweilig

Kurzes Update. Tolle Gegend, sehr  entspannt zu laufen, der Herbst hält endlich Einzug und jede Menge interessante Leute. Dazu Sonnenuntergänge und Zeltplätze vom Allerfeinsten.

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Langsam wird es auch frischer Herbstfarben kommen. Es sieht jetzt schon richtig gut aus! Die tollste Zeit im Jahr, endlich, freue mich darauf wie ein kleines Kind!

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Heute dann das Boot über den Akkajaure. Es fährt nur noch bis zum Wochenende, hat etwas Sorge es nicht zu schaffen, aber alles kein Problem. Das  Zeitmanagement läuft 1A 😉

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Nun sitze ich nach Bier, Tiefkühlpizza und Cola im STF Heim von Ritsem. Duschen nach zwei Wochen, super. Die Zimmer sind etwa wie auf einer Fähre. Morgen geht es weiter gen Kungsleden und Abisko, plane dafür fünf bis sechs Tage
Wir werden sehen! Und hei, der Herbst ist da! Mal sehen was mich als nächstes erwartet 😉