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Juni 2015

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In der neuen Ausgabe des raus! Magazins berichte ich davon, wie es ist, auf einer Langtour unterwegs zu sein. Der Artikel schildert, warum ich auch trotz so manchem Tag mit schlechtem Wetter so gerne länger auf Tour bin und warum mir das norwegische „friluftsliv“ so gut gefällt.

Draußen in der Natur unterwegs zu sein, bereitet mir immer viel Freude, aber das Gefühl frei zu sein verstärkt sich noch um ein Vielfaches, wenn man einmal für längere Zeit das Büro gegen die Weiten des Fjells eintauscht und den Alltag hinter sich lässt. Es lohnt sich einfach immer loszuziehen, egal ob im Sommer oder im skandinavischen Winter! Ut på tur, aldri sur!

Und fabelhaften Lesestoff mit Fernweh-Garantie gibt es auch zu gewinnen! Viel Spaß beim Lesen!

Das Leben unter freiem Himmel, 140 Tage lang, 3.000 Kilometer weit. Simon Michalowicz hat Norwegen durchwandert, der Länge nach vom südlichsten Punkt am Kap Lindesnes bis zum Nordkap. In raus! berichtet er von der Besonderheit einer sommerlichen und winterlichen Langtour, faszinierenden Polarlichtmomenten und der Bedeutung, Ballast abzuwerfen.

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Es gibt großartige Nachrichten! Am 13. Juli erscheint das Buch zu meiner Norge på langs Wanderung!

Wovon ich lange geträumt habe, ist tatsächlich wahr geworden: Ich habe ein Buch über meine Tour durch Norwegen geschrieben!

Viele Leute, die meine Wanderung verfolgt haben, legten mir dies schon während und vor allem nach meiner Tour dringend ans Herz.

„Schreib doch ein Buch über die Tour! Ich würde es sofort lesen! Das interessiert doch voll viele Leute, schreib es einfach! Würde gerne alle Geschichten erfahren! Du hast doch so viele Fotos, mach doch auch einen Vortrag! Wann können wir all die Bilder sehen?“

Nach meiner Rückkehr vom Nordkap hatte ich allerdings schon genug damit zu tun, mich wieder im Alltag zurecht zu finden. Ein eigenes Buch zu schreiben war weiterhin nur ein ferner Traum.

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Aber wie es einige glückliche Zufälle so wollten, kam irgendwann tatsächlich der Piper Verlag auf mich zu und fragte an, ob ich mir vorstellen könnte, ein Buch über mein großes Abenteuer zu verfassen!

Natürlich konnte ich mir das vorstellen, allerdings kam nach der ersten Euphorie dann schnell auch so etwas wie Ernüchterung: Wie um alles in der Welt schreibt man ein Buch?

Nun, auch dieses „Problem“ ließ sich getreu meinem Wander-Mantra „det ordner seg“ schnell lösen. Mit viel Herzblut habe ich mich also seit dem letzten Sommer daran gemacht und beinahe jede frei Minute am Schreibtisch verbracht, um neben den Vorbereitungen für unsere Norge på langs Wintertour meine Geschichte aufzuschreiben.

Es war unglaublich intensiv wieder in die Tour einzutauchen, mein Tagebuch zu lesen und all die Erlebnisse und Emotionen erneut zu durchleben und dafür die passenden Worte zu finden.

Zudem ist es eine äußerst spannende Erfahrung zu erleben, wie ein Buch entsteht. Vom ersten Gespräch beim Verlag in München, über das den Inhalt und die Struktur erklärende Exposé bis hin zum eigentlichen Schreiben und der vielen Arbeit, um dem Text den richtigen Schliff zu geben.

Was es alles heißt, ein Buch zu schreiben kann man dabei tatsächlich mit einer großen Reise vergleichen. Am Anfang läuft man unsicher los, dann gewinnt man langsam an Sicherheit und zum Schluss geht man voll in der Reise auf.

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Und nun ist es bald wirklich soweit, mein Buch „Norwegen der Länge nach“ wird demnächst in den Buchhandlungen stehen. Ich freue mich unglaublich darauf, meine Erlebnisse auf diese Art und Weise mit euch zu teilen und dabei quasi auch einen Blick hinter die Kulissen meiner Wanderung zu gewähren.

Das Buch ist ein weiterer spannender Teil meiner Reise, die im Mai 2013 begann und noch lange nicht zu Ende ist.

Ein großer Dank geht an alle da draußen, die mich dabei begleitet und so wunderbar unterstützt haben, mir immer zur Seite standen und dies alles erst möglich gemacht haben!

Mal wieder sitze ich zu lange am Schreibtisch, wie so oft in den letzten Wochen. Draußen scheint die Sonne und die lauten Stimmen der Stadt wehen hinein zu mir in die Wohnung. Es gib derzeit immer viel zu tun, dieses und jenes muss erledigt werden, die Antwort auf eine wichtige E-Mail duldet keinen Aufschub mehr, ein Text benötigt noch den finalen Feinschliff, zudem müssen Bilder für einen Artikel ausgewählt werden, aber bitte ASAP, und die lästige Steuererklärung wartet ganz unten im Stapel meiner Unterlagen auch noch auf mich.

Nach unserer Tour im Winter hat mich der Alltag unerwartet schnell wieder in Beschlag genommen. Erneut blieb kaum Zeit, um das Erlebte auch nur im Ansatz zu begreifen oder zu verarbeiten. Durch das unerwartet frühe Ende der Tour musste vieles neu organisiert und umgeplant werden.

Zurück an den Schreibtisch

Die Alltagskrake hatte mich schnell wieder mit ihren unzähligen Armen fest im Griff, hat man hinter eine Sache einen Haken gemacht, kommt stets von irgendwo her etwas Neues um die Ecke, das natürlich schnell und zur Zufriedenheit aller auf Erledigung wartet.

Und Termine gibt es nun auch wieder, es gilt nicht mehr nur unterwegs zu sein, und das zu tun, was einem am meisten Spaß bereitet. Willkommen zurück im Hamsterrad, es gibt so schnell kein Entrinnen.

Auf der Rückfahrt vom Nordkap vor zwei Jahren hatte ich mir eigentlich vorgenommen, mich nicht mehr so schnell stressen zu lassen, vor allem nicht von den Banalitäten des Alltags. Man kann es ja eh nicht ändern, wenn man im Stau steht oder die Schlange an der einzig offenen Kasse im Supermarkt am Freitagnachmittag schon zurück bis in die Abteilung mit den Backwaren reicht.

Was soll’s – ich lasse mich davon nicht mehr nerven, die lange Wanderung hat mir Demut gegenüber der Uhr gelehrt, Zeit und Raum sind doch bloß Maßeinheiten, die für mich im Alltag nicht mehr gelten.

 

 

So ein Quatsch! Genau das Gegenteil ist oftmals der Fall. Die Toleranzschwelle ist in diesen Momenten schneller überschritten, als es mir lieb ist. Und warum? Ja warum bloß?

Eine schwierige Frage, aber ich glaube es hat damit zu tun, dass ich in diesen Momenten immer das Gefühl habe, meine Zeit völlig unnütz zu verschwenden. Der Alltag und dessen Hindernisse, die ja nun mal einfach dazu gehören, wenn man in einer Stadt wohnt oder mit dem Auto unterwegs ist, kommen mir manchmal wie eine einzige sinnlose Zeitverschwendung vor.

Man könnte doch jetzt seine Zeit viel besser verbringen! Man könnte die Natur genießen, an einem gluckernden Bach sitzen und kühles Wasser trinken, mit den Füßen im klaren Bergsee stehen und flache Steine flitschen lassen oder den wunderbar kitschigen Sonnenuntergang vom Zelt aus beobachten.

Kleine Fluchten

Am Schreibtisch schweife ich immer wieder ab von dem, was ich gerade eigentlich dringend zu Ende bringen muss. Ich surfe im Internet, verliere mich in wunderbaren Videos, die von faszinierenden Touren und wunderbaren Reisen berichten. Am Ende bleibe ich bei einem meiner Lieblingsmusiker hängen, die einnehmende Stimme von Sivert Høyem erklingt aus den Lautsprechern und holt mich direkt ab.

Meine Facebook-Timeline quillt derweil über vor Fernweh erweckenden Bildern und schlauen Sprüchen, die davon künden, wie einfach es ist, alles hinter sich zu lassen und eine gute Zeit zu haben.

Ich frage mich, wenn es doch wirklich so einfach ist, warum posten die Leute hier die ganze Zeit solche Dinge, anstelle wirklich ihren Job zu kündigen, ihre sieben Sachen zu packen und einfach loszuziehen?

Vermutlich geht es ihnen ähnlich wie mir gerade, der Alltag hat sie fester im Griff, als man es manchmal wahrhaben möchte. Vielleicht hängen sie auf diese Weise so wie ich auch ihren Gedanken und ihrem Fernweh nach, suchen sich so auch ein Fenster im Alltag, um den eigenen Träumen wenigstens für einen kurzen Augenblick zu begegnen.

Ein Lagerfeuer hilft manchmal schon

Das Handy klingelt, eine Nachricht von den Jungs. „Treffen uns um 19 Uhr – wir fahren zum Grillplatz, bring Grillzeug und Bier mit!“. Ein unerwarteter Lichtblick, eine kurze Flucht vom Schreibtisch, einfach alles liegen lassen und los. Schnell ist alles beisammen und wir sitzen auf dem Fahrrad, fahren durch den Wald, der von den warmen Strahlen der Abendsonne durchflutet wird.

Ein Feuer an der Grillstelle ist rasch entfacht, es dauert etwas, bis die Glut soweit ist, dass wir unsere Würstchen auf den heißen Rost legen können. Die Gespräche kreisen um die morgen beginnende neue Arbeitswoche, um Termine und Dinge, die wichtig sind. Vermeintlich wichtig sind. Der erste Hunger ist gestillt und beim Bier dreht sich die Unterhaltung, sie wendet sich der Freizeit zu, die es ebenso minutiös zu planen gilt, wie man es auch auf der Arbeit mit dem aktuellen Projekt macht.

Immer auf der Jagd nach dem größtmöglichen Erfolg, dem höchsten persönlichen Profit, einem weiteren spektakulären Haken auf der unvermeidlichen eigenen Bucketlist: „Kennst du schon diese Tour? Die ist der Hammer, soundsoviele Kilometer, so krass gefährlich, ausgesetzt und so beeindruckend, davon erzähle ich noch meinen Enkeln!“

 

Ich ertappe mich dabei, wie ich wider besserem Wissen auch in diesen Kanon miteinstimme. Die Sonne geht unter, die Flammen lodern nun vor der hereinbrechenden Dunkelheit kräftig auf, die innere Stimmung wird nachdenklicher, Gedanken beginnen andere Wendungen zu nehmen.

Theorie und Praxis

Bei genauerer Betrachtung relativieren sich viele Dinge. Es geht doch eigentlich darum, seine innere Balance zu finden und nicht auch noch den Stress des Alltags mit auf Tour zu nehmen.

Muss ich in zwei Wochen Urlaub wirklich bis ans Ende der Welt reisen oder geht es nicht auch eine Nummer entspannter? Kann ich nicht einfach nur vor meinem Zelt sitzen und innehalten? Einfach nur den simplen Moment genießen?

 

 

Es wird Zeit nach Hause zu fahren, morgen geht es wieder los, der Alltag und die Arbeit warten ohne Aufschub auf uns. Auf dem Rückweg strömt uns die kühle Luft der Nacht entgegen, für einen kurzen Augenblick stellt sich tiefe Zufriedenheit ein.

Die Geräusche und Stimmen der Stadt lassen mich dann aber lange nicht einschlafen. Diese Lautstärke, die das Leben um einen herum mittlerweile oft annimmt, ist doch anstrengender als gedacht. Ständig wird die eigene Aufmerksamkeit von Dingen eingefordert, mit denen man eigentlich gar nichts zu tun hat oder zu tun haben möchte. Das stete Grundrauschen lässt kaum mehr Platz für Ruhe.

Where is my moon

In diesen Momenten träume ich mich weg in die Einsamkeit Lapplands. Dann bin ich ganz bei mir selbst, liege in meinem kleinen Zelt, um mich herum nur Stille und die einzige Unterhaltung am Abend sind die tanzende Nordlichter und funkelnde Sterne am Nachthimmel über meinem Lagerplatz. Ich glaube ich muss dringend wieder raus auf Tour!

Wie geht ihr mit Fernweh um? Ist euer Alltag manchmal auch viel zu Laut?