Bist du bereit für dein erstes großes Gravelbike-Abenteuer? Hast du dich gut vorbereitet für die 1000 Kilometer am Stück? Wie lange wirst du wohl brauchen, um anzukommen? Wirst du ankommen?
Diese und viele andere Fragen habe ich mir nicht nur selbst in den zurückliegenden Monaten mehr als nur einmal gestellt. Seit der Anmeldung zum Bright Midnight im letzten September schwingen die Fragen nach der guten Vorbereitung stetig im Alltag bei mir im Hinterkopf mit.
Der Gedanke an die Anmeldung war seit Juli 2023 und der ersten Ausgabe des Bright Midnight da. Einige Leute die ich kenne haben teilgenommen und ihre Berichte und Fotos haben mich sofort in den Bann geschlagen. Ein Gravelbike Endurance Event in Norwegen – wenn ich jemals an so etwas teilnehmen möchte, dann dort. Und so habe ich mich schlussendlich dazu entschieden, den Schritt zur Anmeldung zu wagen.
Gute Vorbereitung, um das Abenteuer zu minimieren
Für die körperliche Vorbereitung habe ich mir mit Stefan Barth rasch nach der Anmeldung einen professionellen und in dem Bereich sehr erfahrenen Ausdauer-Trainer gesucht, der mir einen passenden persönlichen Trainingsplan erstellt hat. Mir war klar, dass es ohne Trainingsplan wohl nicht gehen wird, um mich optimal vorzubereiten. Das strukturierte Training hat schnell zu ersten Erfolgen geführt, auch wenn man sich daran gewöhnen musste, genau das zu machen, was einem aufgetragen wird. Die raschen positiven Resultate sprachen aber schnell für sich.
Um darüber hinaus mehr über Endurance-Races mit dem Gravelbike zu erfahren, habe ich die in diesem Bereich sehr erfahrene Sarah Hallbauer gefragt, ob sie mit mir in verschiedenen Podcast-Folgen über alle möglichen Aspekte sprechen möchte, die bei solchen Events eine Rolle spielen. Und mit Sarah über alles mögliche zu sprechen, war wirklich motivierend und hat mich ein gutes Stück weiter gebracht.
An der Technik soll es nicht liegen
Klar war mir auch: Wenn ich es ins Ziel schaffen will, muss ich irgendwie die Anstiege möglichst gut hochkommen. Die Lösung ist relativ einfach, eine neue Übersetzung am Fahrrad soll mir das Leben einfacher machen. Nach Rücksprache mit Veloheld in Dresden, mein IconX Gravelbike stammt von hier, ist der Umbau schnell skizziert und in die Wege geleitet. Schon kurz darauf macht mir eine elektronische SRAM Mulltet Schaltung das (Über-)Leben am Berg sehr viel einfacher – vorne 40 Zähne auf dem Kettenblatt und hinten 10/52 auf der Kassette nehmen von nun an fast jedem Anstieg den Schrecken.
Das Puzzle setzt sich über die Monate nach der Anmeldung also mehr und mehr zusammen, nur wie es wirklich werden wird, das muss ich dann wohl auf mich zukommen lassen. Schwer genug.
Leben ist das was passiert, während Du dabei bist andere Pläne zu machen
Im Februar kommt mir dann inmitten der Vorbereitung das Leben außerhalb vom Radfahren dazwischen: Ein Jobwechsel zeichnet sich ab, gänzlich unerwartet und plötzlich. Als der neue Arbeitsvertrag unterschrieben ist, verschieben sich etwas die Prioritäten, denn jetzt steht auch ein Umzug an. Und zwar nicht innerhalb von Deutschland, sondern nach Norwegen. Ein langgehegter Traum geht damit in Erfüllung, aber auch viele Dinge auf der to-do-Liste müssen jetzt erledigt werden, der Umzug obendrauf. Aber auch hier hilft mir eine gute Vorbereitung und so finde ich mich ab Mitte April in Fagernes in Norwegen wieder, vor dem Fenster noch reichlich Winter und keine Möglichkeit draußen radzufahren.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Zu meinem neuen Job gehört nun auch, mit Gruppen als Guide in den norwegischen Bergen auf Tour zu gehen – und meine erste Tour soll genau in der Woche vom Bright Midnight im Juli sein. So ist das halt manchmal, Pläne muss man auch ändern können. So auch in diesem Falle, ich verkaufe mein Ticket und melde mich stattdessen beim Mother North Bikepacking Event in Lillehammer im August an. Das hat etwas weniger Höhenmeter und ist gut einen Monat später, die Vorbereitung ist also nicht ganz für die Katz.
Apropos Vorbereitung, das strukturierte Training muss ich umstellen, denn ab Mai fahre ich beinahe jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit. Pro Strecke etwa 13 Kilometer und auf dem Rückweg stets mit gut 300 Höhenmetern – quasi Intervalle im normalen Alltag. An den Wochenenden fahre ich dann längere Strecken mit vielen Höhenmetern und Mitte Mai dann auch einmal zum Test an drei Tagen rund um Jotunheimen, was überraschend gut funktioniert.
Ausrüstung und Rad und auch die Form scheinen also zu passen, ich bin in diesem Jahr vor dem Start in Lillehammer am Ende schon etwa 3750 km mit rund 61.000 Höhenmetern gefahren – könnte also reichen, um irgendwie ins Ziel zu kommen. Gucken wir uns das mal an und schauen, was wird.
Der Prolog zum Abenteuer
Auf was zur Hölle habe ich mich da bloß eingelassen? Die Gedanken kreisen im Bus nach Lillehammer zum Briefing um die vor mir liegenden 1000 Kilometer und die unendlich vielen Höhenmeter. Vor Ort bin ich etwas verloren, es gibt kein richtiges Basecamp oder so, überall laufen Biker*innen in kleinen Gruppen umher, alle sehen amtlich vorbereitet und gut ausgerüstet aus, mein Respekt wächst.
Gerade beim Briefing, als dann letztendlich alle Starter*innen beieinander sind, bin ich doch etwas eingeschüchtert. Nach dem Abholen der Startnummer verstreuen sich wieder alle und ich bleibe alleine zurück mit meinem Gedankenkarussell und verziehe mich ins Hotel, ruhe mich aus.
Tag 1 – The Race is On
Am nächsten Morgen dann ein kurzes Frühstück im Hotel, so viel wie geht, so viel wie nötig und so viel, dass man nicht direkt am ersten Berg kotzen muss. Um mich herum sitzen einige ziemlich fit wirkende Leute in teuren Radoutfits.
Ich packe danach meinen Krempel und mache mich auf zum Start um 9 Uhr im Olympiapark. Auch hier scheinbar nur Maschinen am Start, sowohl die Menschen um mich herum als auch die dazugehörigen Gravelbikes. Nach einer kurzen Ansprache vom Veranstalter Bruno geht es los, im Pulk rollen wir los und schnell finde ich mich hinten im Feld wieder. Aber egal, es geht direkt den ersten Berg hoch, schneller kann ich eben nicht, schneller will ich auch gerade nicht, ich möchte einfach mein Tempo fahren und mich nicht am ersten Berg bereits zerstören.
Zügig geht es raus aus Lillehammer, immer in Richtung Osten. Oben im Fjell angelangt rolle ich lange mit Lotti und Maya, die beide aus Deutschland kommen, über die perfekten Gravelroads des Birkebeinervegens mit einer fast 20 Kilometer langen Abfahrt am Ende hinunter in Richtung Stai, wo wir uns an einer Tankstelle verpflegen. Die Angestellten wundern sich vermutlich darüber, dass heute so viele Radfahrende hier rein kommen und sich mit Cola, Pommes und Burgern versorgen.
Dann geht es gemeinsam weiter, bis mich der fiese Gegenwind oben im Fjell auf dem Vinjeveien zu einer Pause zwingt. Es ist unfassbar schön hier, der Wind aber ist ziemlich zermürbend und ich will nicht mein Pulver bereits am ersten Tag komplett verschießen.
Noch nicht komplett im Arsch
Ich lege mich hinter eine Kuppe auf dem Boden hin und lasse den Wind Wind sein, ruhe mich in der Sonne aus und mache mich dann alleine weiter auf. Weiter, immer weiter, auf und ab, mit mehr als ausreichend Gegenwind, Kilometer um Kilometer geht es weiter.
Bei Kilometer 175 in etwa gibt es wohl einen Campingplatz und eine Hütte, die ich bei Inatur online finde – daran klammern sich meine Gedanken mittlerweile, auf ein Biwak im Straßengraben nach diesem für mich knüppelharten Tag habe ich so rein gar keinen Bock. Zumal es nach Sonnenuntergang dann auch schnell frisch wird. Meine Motivation hängt jetzt einzig und allein an einem warmen Bett mit etwas Schlaf und hoffentlich reichlich zu essen. Der Tag zieht sich ganz schön, nun ist wohl die Crunch-Time dieser Endurance-Races – der Kopf muss übernehmen, jetzt ist Mentalität gefordert.
Ich habe Glück, komme gegen 21 Uhr endlich an und kann kurz darauf die Hütte in Atnbrua beziehen. Es ist warm, gemütlich und es gibt etwas zu essen. Fix und alle krieche ich ins Bett, niemals zuvor bin ich an einem Tag über 3000 Höhenmeter gefahren, niemals zuvor bin ich 179 Kilometer mit dem Gravelbike gefahren – mir reicht es für heute.
Tag 2 – Brothers in Arms
Der zweite Tag bricht früh vor Sonnenaufgang an und ich bin total im Arsch! Um 4:30 Uhr klingelt der Wecker und ich frage mich ernsthaft, was das hier soll. Es dauert etwas, bis ich in die Gänge komme, aber ein Kaffee regelt mal wieder und ich schaufele mir zum FrühFrühstück ein Real Turmat Gericht rein. Um 5:30 Uhr sitze ich bereits wieder im Sattel, die Sonne geht gemächlich auf, der Tag ist noch taufrisch als ich über die einsame Landstraße in Richtung der Berge von Rondane rolle und mich langsam warmfietse. Zum Glück hab ich den ersten Tag gut überstanden, keine Beschwerden und auch der Hintern hat nichts abbekommen, das kann gerne so bleiben.
Der Ausblick auf die hohen Berge im ersten Sonnenlicht des Tages ist spektakulär, ebenso der erste knackige Anstieg von der Straße weg. Es ist echt frisch, diese Talseite liegt noch im Schatten, während die Berge bereits im Morgenlicht erstrahlen.
Überwindung und Mentalität
Als ich wieder auf die Landstraße einbiege, wandert das Rad erstmal in den Straßengraben, ich setze mich daneben und wärme mich bei der ersten Gelegenheit in der Sonne auf und mampfe erstmal einen köstlichen Haferriegel. Mir ist eiskalt, ich bin etwas genervt und muss erstmal ein wenig klarkommen.
Nach einigen Augenblicken in der Sonne rollt Stefan die Straße entlang, wir quatschen kurz und beschließen, ein Stück zusammen zu fahren. Stefan kommt aus Flensburg, ist etwas älter als ich und ist mir mit seiner ruhigen und fast schon skandinavischen Art direkt überaus sympathisch. Wir hatten auch beim Start schon kurz miteinander gesprochen, sind dann aber jeweils allein unterwegs gewesen. Bis jetzt – wir kennen uns nicht, sind aber auf einer Wellenlänge unterwegs, haben die selbe Pace und verstehen uns auf Anhieb einfach super. Also geht es zusammen weiter und sich beim Fahren entspannt zu unterhalten hat etwas.
Wir biegen kurz darauf ins Grimsdalen ab, und ja, es wird seinem Ruf als einem der spektakulärsten Almtäler in Norwegen wirklich gerecht. Insbesondere an einem sonnigen Tag wie heute ist es die pure Freude, hier entlang zu fahren.
Wir beschließen in der Grimsdalshytta vom norwegischen Wanderverband ein kurzes Frühstück einzulegen, auch wenn uns das einige Höhenmeter extra kostet. Ein richtiges Frühstück, mit belegten Broten und Kaffee, dazu noch eine schöne Aussicht aus dem Fenster, das trägt deutlich zur Motivation bei.
Talwärts zum Endboss
Dann geht es weiter, bis zum Ende des Tals und dann über kilometerlange Abfahrten hinab ins Gudbrandsdalen. Man bekommt das Grinsen kaum aus dem Gesicht, so schön ist es heute hier.
Von nun an folgen wir dem Gudbrandsdalen hinab nach Dovre und Otta. Es geht immer wieder leicht auf und ab, unterbrochen nur von Pommes, Cola & Milchshake beim großen M in Otta. Stundenlang rollen wir dahin bis nach Vinstra, wo der Endboss des Tages auf uns wartet, ein Anstieg von über 600 Höhenmetern am Stück.
Wir nehmen am späten Nachmittag eine längere Pause und erholen uns im Schatten. Die Sonne scheint schon doll, da tut ein wenig Abkühlung im Liegestuhl vor dem Supermarkt richtig gut.
Jetzt gilt es, wir brechen wieder auf und ringen dann dem Anstieg Höhenmeter um Höhenmeter ab. Immer im Schweiße des eigenen Angesichts, herrlich, immer wieder erstaunlich, wie sehr man doch schwitzen kann. Als wir beim Fjellhotel in Fefor angelangt sind, wähnen wir uns schon oben, aber weit gefehlt, es geht halt einfach nochmal gut 200 Höhenmeter höher hinaus, schon schön.
Aber egal, wir haben uns zusammen die Ruten Fjellstue als Ziel des Tages ausgewählt, hier wollen wir übernachten und uns ein leckeres Abendessen gönnen. Ich kenne die Unterkunft von der Arbeit und weiß, dass uns dort eine gute Unterkunft erwarten wird. Stefan ist schnell dabei, so können wir uns dort auch ein Zimmer teilen.
Die letzten Meter dann nach dem finalen Anstieg sind Freude pur. Das warme Abendlicht taucht die Umgebung in eine wunderbare Stimmung, die Aussichten um uns herum sind spektakulär und wir haben den Tag wider Erwarten ganz gut geschafft, und zwar zusammen, ohne größere Längen oder Langeweile, es war einfach extrem kurzweilig. Gerne weiter so! Überglücklich rollen wir in Ruten gegen 19:00 Uhr ein, sitzen kurz darauf beim äußerst leckeren 3-Gänge Abendessen und genießen nach 162 km unseren Feierabend für heute. Nur die Polarlichter spät am Abend verschlafen wir, irgendwas ist ja immer, aber guter Schlaf schlägt aktuell einfach alles!
Tag 3 – Ankommen unterwegs
Es klappt heute morgen erstaunlich gut mit dem Aufstehen – um 4:00 Uhr wohlgemerkt – man darf einfach nicht groß darüber nachdenken und den Autopiloten anschmeißen.
In der Rezeption packen wir unsere Räder und die Wirtin Berit war so lieb uns Brote zum Mitnehmen zu schmieren! Wir rollen vom Hof und durch die Dämmerung des neuen Tages, gleich wird der Jotunheimsvegen vor uns liegen, ein weiteres Highlight der Tour. Am ersten Anstieg sind die Brote fällig, ist Fahren und Essen zur gleichen Zeit schon der echte Endurance-Race Modus? Wie dem auch sei, oben im Fjell ist es noch recht frisch, selbst die Kühe und Schafe scheinen noch zu träumen, als wir an ihnen vorbei fahren.
Die Aussichten hier oben sind einfach der Wahnsinn, der Wind aber mitunter auch, natürlich nie von hinten. Wir erklimmen den höchsten Punkt der Passstraße und genießen den Blick auf die Umgebung, am Horizont das markante Bitihorn und die hohen Berge von Jotunheimen.
Über 50 Kilometer ist diese Schotterpiste lang, wir kommen gut voran, unterbrechen unsere morgendliche Radfahrt nur kurz für eine Kaffeepause zum Aufwärmen in Haugseter im Fjellhotel. Es ist hier ganz behaglich, aber wir müssen weiter, denn gleich treffen wir meine Freundin Anna-Maria kurz auf eine Cola und einen Espresso am Wegesrand. Sie ist gerade hier von der Arbeit aus unterwegs und da das Rennen ja unsupported ist, haben wir uns das mit Cola und Espresso eventuell auch nur ausgedacht 😉
Der Abschied fällt schwer, aber mit dem Slettefjell geht es bald darauf über einen nicht nur spektakulären, sondern auch ziemlich anstrengenden Pass. In Beitostølen legen wir eine kurze Pause zur Stärkung ein, schnell einen Hamburger gefuttert und weiter geht es hin zum Slettefjell.
Wir können es wirklich schaffen
Der Beginn des Anstiegs ist recht steil und wir quälen uns ganz schön. Es zieht sich, aber als wir endlich auf gut 1300 Metern oben sind, bekommen wir uns vor Freude kaum ein. Wie geil ist das denn? Wir fühlen uns gut und dass wir einigermaßen fit sind, dafür war dieser Anstieg ganz sicher der Beweis. Die Umgebung und Ausblicke sind spektakulär und wir sind mit dem Gravelbike hier hinauf gefahren! Ziemlich unfassbar für uns beide!
Als wir hinunter nach Ryfoss rollen, muss ich mich echt kneifen, da hinten am Horizont, etwa 20 km das Tal runter, genau dort wohnen wir. Das alles hier ist jetzt unser Zuhause – darauf komme ich kaum klar, wie cool ist das denn?
Im Tal unten in Ryfoss gibt es dann erneut eine Stärkung und dann quälen wir uns den nächsten Anstieg hinauf nach Syndin, ein einziges Auf und Ab, der Schweiß fließt mal wieder in Strömen. Kurz hinter Syndin gibt es dann eine Bike & Hike Passage, hier muss man sein Rad teilweise über Stock und Stein tragen. Drei Kilometer, die vermutlich den Willen etwas herausfordern sollen, hat bei uns sehr gut geklappt, wir sind unendlich genervt, stehen im Schlamm und es dauert sehr viel länger als gedacht.
Hometurf vor der Haustüre
Endlich wieder auf Schotter angelangt rollen wir durch die Stølsvidda, hier war ich schon so oft zum Training unterwegs, das hier sind quasi meine Hometrails. Wir nähern uns endlich dem Örtchen Hemsedal, ein mögliches Tagesziel für heute. Die Abfahrt hinab ins Tal ist rasant und wir sind rasch unten im Ort angelangt. Wir wissen nicht recht was zu tun. Wir wollten eigentlich noch 40 Kilometer weiter zu einer DNT Hütte fahren – aber jetzt am Abend noch 600 Höhenmeter? Wir sind unsicher, diskutieren,überlegen im Vorraum von einem Supermarkt hin und her. Und jetzt? Wir gucken uns den nächsten Tag an und treffen die Entscheidung, in Hemsedal eine Unterkunft zu finden, ansonsten müssten wir morgen die zwei größten Anstiege der gesamten Tour direkt hintereinander an einem Tag fahren.
Wieder einmal siegt die Vernunft, wir wollen uns nicht sinnlos verausgaben, langsam kristallisiert sich so etwas wie eine Strategie bei uns heraus. Eine gute und günstige Unterkunft um die Ecke ist schnell gefunden, die heiße Dusche tut gut. Wir haben eine weitere Etappe geschafft, haben keine größeren Probleme oder Zipperlein. Wir sind sehr zufrieden mit unserem Tag und der gemeinsam getroffenen Entscheidung. Gegen 21:30 Uhr liegen wir frisch geduscht und müde im Bett. Morgen geht es weiter.
Tag 4 – Vom Fjell zum Fjord
Der Early Bird wird langsam aber sicher zur Routine für uns – und wir rollen an Tag vier im Morgengrauen raus aus Hemsedal. Die Straßen sind frei, wir genießen die Ruhe und die frische Morgenluft. Die ersten Birken zeigen schon eine gelbliche Herbstfärbung, die schönste Zeit des Jahres hier oben im Norden kündigt sich in diesem Jahr schon früh an. Wir kommen gut voran und sind schon bald oberhalb der Baumgrenze angelangt. Wir rollen über Schotterpisten durch Hüttenfelder parallel zur Straße weiter bergan.
Zwischendurch fließt nicht nur Schweiß, vom ewigen Nase-Schnäuzen unterwegs bekomme ich Nasenbluten und beim Blick auf die anstehenden Höhenmeter heute haben wir dann also den Dreiklang aus Blut, Schweiß und Tränen endlich beisammen. Die Ausblicke sind auch heute schon früh am Morgen fantastisch, insbesondere der Blick über die Hauptstraße hinab ins Tal ist richtig cool. Der polnische LKW-Fahrer, der am Straßenrand direkt neben uns parkt, muss echt schmunzeln, als Stefan sich mit seinem Fahrrad auf die leere Straße legt und für ein Foto posiert.
Wir fahren weiter, das dunkle Mørkdalen wartet auf uns. Wie oft bin ich hier schon hoch zur Hütte Skarvheimen mit dem Bus gefahren, im Sommer und im Winter, und jetzt auch mit dem Gravelbike. Bald haben wir den höchsten Punkt erreicht und rollen über die perfekt asphaltierte Straße hinab zur Hütte. Hier wollen wir eine Kaffeepause einlegen und uns aufwärmen.
Kurz darauf sitzen wir in der gemütlichen Hütte beim Kaffee. Hier treffen wir Ralf, der gerade seine Wandertour beendet hat und auf den Bus wartet. Mir fällt gerade mein Nasenblutentampon beim kalten Hamburger-Essen aus der Nase, als Stefan und Ralf mich angrinsen und ich nicht weiß warum. Scheinbar hat Ralf vor einiger Zeit meinen Live-Stream Vortrag bei Weltundwir.com gesehen und dieser hat ihn dazu gebracht, in Norwegen auf Tour zu gehen. Als ich kurz auf der Toilette war, hat er Stefan gefragt, ob ich das aus dem Livestream wohl wirklich bin? Und jetzt sitze ich hier stinkend, verschwitzt und mit Blut an der Nase Burger kauend vor ihm. Etwas skurril, aber auch so cool zu hören, dass Ralf wegen dem Stream Norwegen für sich zum Wandern entdeckt hat. Wir hätten gerne länger Pause gemacht und entspannt weiter gequatscht, aber wir müssen weiter, sind ja nicht zum Spaß hier unterwegs. Die Stabkirche in Borgund wartet auf uns, ebenso die über 200 Jahre alte und ziemlich coole Vindhella Passstraße.
Auf und ab im roten Bereich
Bis Lærdal geht es nun lange bergab, wir kommen gut voran und machen dort eine kurze Pause am Supermarkt. Wir mampfen gerade vor uns hin, als wir freudig von Nina und ihrer Freundin begrüßt werden. Nina war vor ein paar Jahren zusammen mit mir auf Tour in der Hardangervidda. Die beiden sind hier gerade mit ihrem Camper unterwegs und sie haben unsere Dots gewatcht – wie cool ist das denn? Und was für eine Überraschung! Und Stefan wundert sich langsam über gar nichts mehr 😉 In der Pause haben wir über Google zudem noch eine günstige Unterkunft in Flåm gefunden, sodass wir uns darüber schon mal keine Sorgen mehr machen müssen und dort nur noch ankommen müssen, beim Blick auf den nächsten Anstieg schwer genug.
Nach der Pause kommt der Banger des heutigen Tages aufs Tableau – es geht vom Sognefjord auf Meereshöhe hoch zum Aurlandsfjellet auf über 1300 m Höhe und danach wieder hinab nach Aurland. Auf dem Garmin Edge Display sieht der Anstieg schon ganz schön brutal aus.
Also los, über 4 Stunden bergauf stehen an und wir kurbeln uns beständig hoch. Zur Motivation bekomme ich Nachrichten dazu wie „Ah toll, leicht hügelige Landschaft!!! Da radelt es sich am schönsten“ – genau mein Humor!
Aber es geht, und zwar viel besser als gedacht. Wir kommen gut voran und sind beide gut drauf, der Formaufbau scheint zu stimmen und unsere Taktik aufzugehen. Als wir endlich oben sind, ist die Freude unglaublich, so groß, dass es kurz sogar anfängt zu regnen. Wie schön!
Die Abfahrt hinunter nach Aurland ist der Wahnsinn, und wird zwischendurch nur durch den von Touristen ziemlich gut frequentierten Aussichtspunkt am Stegastein unterbrochen. Man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Langsam wird es schwierig, das alles zu verarbeiten, der Erlebnisspeicher läuft langsam aber stetig über.
Von Aurland geht es noch flott immer am Fjord entlang nach Flåm, wo wir auf Mar, Heine und Ryan treffen, die auch am Rennen teilnehmen. Wir nehmen sie mit zu unserer Unterkunft bei Sigurd und es stellt sich heraus, dass er eine richtig coole Socke ist und sich sehr über unseren Aufenthalt bei ihm freut. Kurz darauf riecht es in der Unterkunft nach großer weiter Welt, Pizza und Pasta, es ist richtig Leben in der Bude.
Alle sind total fasziniert vom Tag heute. Aber nicht allzu lang, denn der nächste Tag kommt so schnell wie der nächste große Anstieg, das ist in Norwegen mal sicher. Gute Nacht, schlaft gut!
Tag 5 – Star Wars trifft Amundsen
Heute wartet der Eisplanet Hoth auf uns. Es geht über die Hardangervidda, jene baumlose Hochebene, auf der ich im Sommer und im Winter schon so oft unterwegs war und wo seinerzeit Szenen von Star Wars auf dem Hardangerjøkulen Gletscher gedreht worden sind.
Zuerst aber blicken Stefan und ich in die müden Augen von Mar, Ryan und Heine – irgendwer der drei ist heute Nacht scheinbar die Strecke schon mal vorab im Schlaf abgefahren und hat die anderen daran teilhaben lassen – wir haben dagegen in unserem Zimmer einwandfrei geschlafen.
Um kurz nach fünf geht es los, man gewöhnt sich langsam ans frühe Aufstehen und den zeitigen Start in den Tag. Ein kurzer Check, uns geht es beiden immer noch erstaunlich gut. Wir rollen durch die Dämmerung gemächlich bergan, immer das Tal hinauf, in dem auch die legendäre Flåmsban sich über steile Rampen durch die Felsen bergan windet. Aber jetzt so früh am Morgen ist von den Zügen und den Touristen aus aller Welt, die mit der Bahn hoch fahren und mit Fahrrädern das Tal gerne hinabrollen, noch nichts zu sehen. Wir haben das Tal quasi für uns und genießen die Ruhe und die Ausblicke.
Kurz vor Myrdal schlägt der Radcomputer wieder an und es blinkt tiefrot, über 250 Höhenmeter auf gut 1,5 Kilometern lassen nichts Gutes erahnen. Sei es drum, da müssen wir jetzt durch. Aber die Serpentinen haben mitunter 18% und sind brutal steil. Ich möchte es unbedingt fahrend probieren, das wird eine Sache zwischen den Oberschenkeln, dem Kopf und der Schwerkraft – und es wird ein ziemlich zäher Kampf.
Ich quäle mich von Rampe zu Rampe, mache in jeder Kurve Pause, aber ich bekomme es bis ganz nach oben hin, ohne zu schieben. Was für ein Wahnsinn!
Kurz darauf kommen Heine und Stefan oben an, schiebend und schwer gezeichnet, aber wir haben es geschafft. Zur Belohnung gibt es im nahegelegenen Vatnahalsen Hotel einen schnellen Kaffee und zack geht es weiter, das Fjell ruft.
Ein Haken für die Bucketlist
Wir folgen dem Rallarvegen, dem Weg über die Hardangervidda, den die Arbeiter vor weit über einhundert Jahren genommen haben, um die legendäre Bergensbanen Eisenbahnlinie zwischen Oslo und Bergen zu bauen. Die Strecke windet sich Höhenmeter um Höhenmeter hinauf, wir haben erneut Glück mit dem Wetter und hinter jeder Kurve, hinter jedem Anstieg wartet ein neuer, grandioser Ausblick auf uns. Kein Wunder, dass hier so viele Leute mit dem Fahrrad unterwegs sind, dann aber immer schön in der anderen Richtung, und nicht so wie wir, mit gut 1300 Höhenmetern im Anstieg.
Aber hei, es läuft erneut super, wir kommen gut voran und bald schon erreichen wir Finse, jenen sagenumwobenen Ort mit dem Bahnhof auf 1222 Metern, der unter Outdoor-Leuten einen solch legendären Ruf genießt. Hier haben quasi alle Leute, die auf Polarabenteuer und Expedition gehen wollten, im Winter trainiert. Wir gönnen uns dort im Hotel einen Kaffee und eine Cola, dann geht es weiter, nun immer sanft bergab. Klar, es gibt auch immer wieder kleinere Gegenanstiege, aber es geht weiter gut. Und ja, die Hardangervidda über den Rallarvegen per Fahrrad zu überqueren gehört definitiv zu den Bucket-List Touren in Norwegen, die man mit dem Gravelbike einmal gemacht haben sollte.
Der Rest ist schnell erzählt: Schotterpiste bis nach Haugastøl, dann per Haupt- und Nebenstraßen nach Ustaoset, Geilo, Ål und schließlich Gol, wo wir im Regen ankommen und uns auf dem Campingplatz eine Hütte nehmen, die uns ein gemütliches Dach für die kurze Nacht bieten wird.
Nur eine Sache nervt uns irgendwann richtig: Stefans Hinterradbremse verliert Öl und entsprechend auch Druck, sie ist somit also ohne Funktion und so schnell und einfach hier nicht zu reparieren.
Wir genießen die heiße Dusche und die Pizza aus dem Ofen, ein trockenes Plätzchen für die Nacht ist definitiv ein großes Plus. Etwas nachdenklich gehen wir aber mit Blick auf Stefans Bremsen zu Bett, vertagen die Gedanken daran auf morgen. Hoffen wir das Beste!
Tag 6 – The final Push!
Das Finale ruft! Der voraussichtlich letzte Tag unserer gemeinsamen Zeit bei Mother North motiviert, als der Wecker uns aus dem Reich der Träume ruft. Die Abläufe auf Autopilot, der Kaffee am Morgen regelt aber mal wieder, ohne Klüsengold wäre es schon deutlich freudloser so früh am Tag. Wir fühlen uns zu unserer eigenen Überraschung beide richtig gut, die finale Etappe motiviert zusätzlich. Das Problem mit Stefans Bremse wollen wir einfach ignorieren, wird schon schief gehen.
Der Regen ist abgezogen und wir starten, rollen durch das noch verschlafene Gol. Schon komisch, wenn alles nach Plan verläuft, dann sind wir heute Abend im Ziel, völlig verrückt. Aber noch trennen uns gut 180 Kilometer und über 3000 Höhenmeter vom Kaltgetränk auf der Ziellinie, was für Aussichten.
Wir fahren langsam bergan, das Golsfjellet ruft. Ohne Sonne ist es hier im Schatten aber noch ziemlich frisch, die Füße sind eiskalt und jeder noch so kleine Sonnenstrahl wird genutzt, um sich kurz aufzuwärmen. Wir kommen gut voran und kurz darauf haben uns Heine und Mar eingeholt, sie haben ein paar Kilometer hinter uns übernachtet, Ryan hat gezeltet. Das Rennen um Platz 29 ist also eröffnet, das ist für uns verbliebene Teilnehmer*innen am Ende des Feldes die noch bestmögliche Platzierung, die wir schaffen können. Insgesamt waren 59 Solo-Starter*innen im Rennen, ins Ziel kommen am Ende lediglich 35.
Also “The Race is on” – das wird zum geflügelten Wort unter uns und wir lachen uns kaputt. Keinem von uns ist richtig zum racen zumute, wir wollen alle einfach gut ins Ziel kommen.
Als der Tisleifjord in Sicht kommt und die Sonne unsere Füße auftaut, macht es plötzlich Peng und Stefan hat Mühe, sein Rad bergab zum Stehen zu bringen. WTF?!? Es ist doch schief gegangen.
Nun hat auch die Vorderradbremse ihren Dienst quittiert und Stefan rollt laut fluchend aus. Ungläubig blicke ich ihn an, die unterschiedlichsten Ansätze zur Reparatur kommen mir sofort in den Sinn, nur leider keiner davon lässt sich hier mitten im Nirgendwo schnell umsetzen. Was für ein Mist! Was für eine Sch**ße! Auch gegen alles Geld der Welt ist jetzt guter Rat nicht zu bekommen, das war es wohl für Stefan, das steht schnell fest, wir müssen der Realität ins Auge blicken.
Neustart kurz vorm Ziel
Ich komme darauf gar nicht klar, als ich nach kurzer Verabschiedung alleine weiterfahren muss. Stefan ruft seine Frau an, sie wird ihn hier abholen, bis dahin wartet er hier, ruht sich im Schlafsack aus und genießt die Morgenruhe, so gut es geht nach dieser Enttäuschung. Was für ein Gefühlschaos!
Eine Ablenkung muss her, und so höre ich das erste Mal in dieser Woche Podcast und Musik beim Radfahren. Das Wetter ist super, die Bedingungen sind gut, alles lief wie am Schnürchen und dann das. Warum?
Es bleibt aber kaum Zeit, das Ganze zu verarbeiten, die nächsten Anstiege rufen und sorgen für Ablenkung durch Anstrengung. Die Aussichten sind unfassbar cool und ich genieße es wirklich hier unterwegs zu sein, wenn auch mit einer gehörigen Portion Wehmut, zu gerne wäre ich zusammen mit Stefan ins Ziel gekommen. Bald darauf kommt das Fjellhotel in Gomobu in Sicht und die große Mobilfunkantenne, die wir von zu Hause, vom Wohnzimmer aus, immer aus dem Fenster sehen können. Keine Ahnung warum, aber mit lauter Musik auf den Ohren, mit dem Blick in Richtung zu Hause kommen mir die Tränen, ich bin irgendwie total überwältigt, die Gegend hier, das ist jetzt unsere Wahlheimat! Das alles, und die Möglichkeit heute zu finishen, sind irgendwie zu viel für mich gerade.
Mit einem Affenzahn fahre ich in Gomobu vorbei, eigentlich wollte ich hier im Fjellhotel einen Kaffee trinken und mich aufwärmen, jetzt aber möchte ich einfach schnell weiter. Heine und Mar sitzen dort gerade beim Kaffee und wundern sich, hatte ich doch versprochen, da auch einzukehren, aber hei, the Race is on!
Kurz darauf stehe ich nur 4! Kilometer entfernt von mir zu Hause an dem Abzweig, den ich jeden Tag zwei Mal auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause passiere, so nah und doch so fern. Gefühlschaos hoch zehn!
Einen Anstieg weiter bin ich in Fagernes, wo im Park schon zuerst Stefan und dann auch meine Arbeitskolleg*innen von Jotunheimen Travel auf mich warten! Was für eine Überraschung und was für eine Motivation für die letzten Kilometer! Tusen takk für euren coolen Support!
The final push!
Jetzt sind es noch gut 110 Kilometer ins Ziel, die ich zu einem großen Teil mit Mar fahre, den ich in Fagernes am Supermarkt wieder treffe. Über scheinbar unendlich lange Schotterpisten, Anstieg um Anstieg geht es weiter. Die Kraft schwindet langsam, aber das Ziel vor Augen ist Motivation genug. Zum Glück kommt irgendwann die steile Abfahrt hinab nach Forset, jetzt trennen Mar und mich nur noch gut 28 Kilometer und ein Anstieg von gut 260 Höhenmetern vom Ziel. Uffz, aber auch das schaffen wir jetzt noch. Stefan hat geschrieben, er wartet schon im Ziel auf uns, mit reichlich eiskaltem Bier!
Also los, gehen wir es an. Der letzte große Anstieg fordert nochmal allen Willen und alle Überwindung, ich fluche wie ein Rohrspatz und zähle jeden einzelnen Höhenmeter. Das Gefühl, dann aber über den höchsten Punkt zu rollen und die Abfahrt nach Lillehammer hinunter zu nehmen, ist kaum in Worten zu beschreiben. Bald kommt die große Stadt in Sicht, dann die Skischanzen, dann der große Mjøsa-See. Im warmen Abendlicht rolle ich über die lange Brücke in die Stadt, überglücklich, es gleich geschafft zu haben. Ein richtiges Hochgefühl macht sich breit! Ich bin weder komplett zerstört, noch habe ich irgendwelche Zipperlein. Die Taktik, es relativ entspannt anzugehen und sich keinen allzu großen Stress zu machen, hat sich ausgezahlt.
Und dann, endlich, gegen 19 Uhr stehe ich dort in Lillehammer, wo alles angefangen hat, im Ziel und umarme Stefan, nach gut 6 Tagen im Sattel! Was für eine Woche, was für eine coole Zeit! Ich habe so viel mehr gewonnen, als ich es mir vorher hätte ausdenken können, nur das Rennen um Platz 29 habe ich verloren, aber das ist mir sowas von egal! Skål!
Epilog
Wie blickt man mit etwas Abstand auf sein erstes Endurance-Bikepacking Event zurück? Es hat ein paar Tage gedauert, all die Erlebnisse und Eindrücke zu verarbeiten. Zu viel passiert an einem Tag, wenn man von morgens bis abends im Fahrradsattel sitzt. Da braucht man schon ein wenig, um hinterherzukommen. Körperlich gab es jedenfalls nicht viel zu verarbeiten, zu gut hat alles geklappt. Ich hatte weder Sitzprobleme, noch taten mir die Knie- oder Handgelenke weh. Keine Ahnung, ob das jetzt für eine gute Vorbereitung, ein gutes Bike oder auf einen robusten Körperbau spricht. Vermutlich ist es eine Mischung aus allem.
Unterm Strich bin ich wirklich sehr zufrieden damit, wie es gelaufen ist. Klar, ein Rennen war es für mich nicht, allenfalls ein Rennen gegen die Cut-Off Zeit. Und das habe ich gewonnen, und zwar ganz ohne Stress und mich komplett zu verausgaben – weder physisch als auch psychisch.
Viele Dinge, die ich von sehr langen Wandertouren kannte, haben mir dabei vermutlich geholfen. Gerade die Ruhe, nicht wie ein Rennpferd loszulegen und dann irgendwann einzugehen, hat dazu sicherlich beigetragen. Das war mir von Anfang an klar und das Resultat daraus war die Taktik, den Schnitt oben zu halten und gut zu schlafen und sich somit auch gut zu erholen. Haken dran, das Wetter hat auch mitgespielt und mit Stefan hatte ich den besten Begleiter an meiner Seite, den ich mir hätte wünschen können. Die Materialauswahl war auch gut, mit der ein oder anderen Erfahrung im Gepäck lässt sich das dann auch noch etwas optimieren, wenn dann aber nur leicht, zu gut hat alles auch hier funktioniert.
Im Ziel habe ich noch gesagt, dass das mein erstes und letztes Event dieser Art war. Ungefähr acht Bier später mit Stefan in entspannter Runde war dann aber schnell klar, dass zumindest Stefan ja jetzt auch noch so eine Finisher-Medaille braucht – und da er denke ich jetzt auch sein Fernweh-Herz an Norwegen verloren hat, steht der Plan fürs nächste Jahr: Wir werden uns beide für das Bright Midnight in Tolga anmelden und dort an den Start gehen! Wie es wohl dann werden wird? Schauen wir mal, was wird.
Was hat gut funktioniert:
- Elektronische Schaltung – hat einwandfrei funktioniert, nur 1x Batterie getauscht
- Sitzposition – keine Schmerzen nirgendwo, Sattel und Hose im Kombination haben perfekt funktioniert
- Essen – kaum süße Riegel, dafür umso mehr Herzhaftes aus dem Supermarkt
Was hat nicht funktioniert:
- Aerobars – direkt zu Hause gelassen, am Berg störend, und Berge gab es genug
- Kamera mitnehmen – nach zwei Tagen nach Hause gegeben, beim nächsten Mal neuer Versuch
- Nacht durchfahren – hatte ich mir vorgenommen, musste ich nicht, nächster Versuch beim nächsten Mal
Meine Mother North Tour 2024 auf Komoot
Podcasts rund ums Mother North
Meine Ausrüstung und Bekleidung für Mother North
Zelt- oder Biwakausrüstung?
Die Frage nach meinem Übernachtungssetup hat mich lange sehr umgetrieben. Zelt oder Biwacksack – lange habe ich darüber nachgedacht und gegrübelt. Mit einem Zelt ist man unabhängiger, stets gut geschützt vor Wind, Wetter und Mücken und kann gerade hier in Norwegen quasi überall übernachten. Aber man hat mindestens ein Kilo mehr am Rad im Gepäck, selbst wenn man auf ein ultraleichtes Zelt zurückgreifen kann.
Beim Biwaksack verhält es sich gerade andersherum, man spart Gewicht, ist im Fall der Fälle aber dennoch ausreichend geschützt – zumindest wenn das Wetter einigermaßen mitspielt.
Den Ausschlag für den Biwaksack in diesem Fall gab bei mir die Überlegung den Ausschlag, dass mir schon vor dem Event klar war, dass es am Routen-Rand genügend Unterkünfte wie Campingplätze geben würde. Mich mit dem Biwaksack in den Straßengraben zu legen, um nur 1 oder 2 Stunden zu pennen, und dann weiter zu fahren, diese Vorstellung behagte mir irgendwie nicht, zu gut kenne ich mich selbst. Im Notfall ja, kein Problem, aber mit guter Planung wären mir feste Unterkünfte mit guter Erholung dann doch wichtiger. Und genau das gab am Ende den Ausschlag, und hat auch im Nachgang betrachtet sehr gut funktioniert.
Fahrrad | |||
---|---|---|---|
Gravelbike | Veloheld | IconX mit Carbon Gabel | |
Laufräder | DT Swiss | Naben: 240 EXP Felgen: GR531 in 27,5" | |
Bereifung | Schwalbe | Vorne: G-One Ultrabite 2.0 Hinten: G-One Bite 2.0 | |
Schaltung | SRAM | Rival eTap AXS 1x12 Mullet Schaltwerk: GX Eagle AXS Übersetzung: Vorne 40 Hinten 10-52 | |
Sattel | Ergon | SR Allroad Comp Pro | |
Taschen | |||
Satteltasche | Ortlieb | Seat-Pack | |
Oberrohrtasche | Tailfinn | Top Tube Pack | |
Rahmentasche | Gramm | Full Frame Bag Custom Made | |
Lenkertasche | Ortlieb | Handlebar Pack | |
Lenkertasche | Ortlieb | Accessory Pack | |
Stembag | AGU | Snack Pack | |
Ausrüstung | |||
Lampe | Sigma | Aura 100 | |
Rücklicht | Sigma | Blaze | |
Radcomputer | Garmin | Edge 840 | |
Sicherheitsweste | No Name | No Name | |
Trinkflaschen | 1x 1000 ml 1x 600 ml | ||
Wasserfilter | Katadyn | BeFree | |
Becher | Recup | 400 ml Becher | |
Titantasse | Snow Peak | 800 ml inkl. Deckel | |
Kocher | Primus | Express Stove | |
Gaskartusche | Primus | 110 g | |
Titanlöffel | Edelrid | ||
Stirnlampe | Petzl | Actic Core inkl. Akku | |
Reparatur / Ersatzteile | |||
Tasche | Sea to Summit | Toiletry Bag S | |
Kettenschloss | SRAM | ||
Bremsbeläge | SRAM | ||
Ersatzschlauch | Schwalbe | Schlauch NR. 21A | |
Dichtmilch | Schwalbe | Doc Blue | |
Kettenöl | |||
Lappen | |||
Multitool | Gerber | Dime Micro | |
Multiool | Crankbrothers | Multi 17 | |
Luftpumpe | Lezyne | CNC Pocket Drive | |
Pumpenkopf | Lezyne | Control Drive inkl. CO2 Kartuschen | |
Kabelbinder | |||
Ducttape | |||
Flickzeug | |||
Ersatzakku | SRAM | ||
Ladegerät | SRAM | ||
Elektronik | |||
Powerbank | Anker | 10.000 mAh | |
Handy | Apple | Iphone 15 Pro | |
Ladekabel | Apple | ||
Kopfhörer | Apple | Airpods | |
Ladeadapter | Hama | 38 Watt USB A / USB C | |
Ladekabel | Diverse | Diverse USB | |
Kamera | Fuji | XT-4 | |
Ersatzakku | Fuji | ||
Stativ | Gorillapod | ||
Bekleidung | |||
Radschuhe | Spezialized | Recon 2.0 | |
Helm | POC | Omne Air | |
Schnelle Brille | Evil Eye | Roadsense inkl. Clip-in | |
Radhose | Gonso | Sitivo Bib Red | |
Radhose | Gonso | Sitivo Bib Red | |
Trikot | Rapha | Core Jersey | |
Trikot | Rapha | Classic Jersey II | |
Weste | Super Natural | M Unstoppable Gilet | |
Armlinge | Gore Bikewear | Arm Warmers | |
Beinlinge | Gore Bikewear | Leg Warmers | |
Beanie | Bergans | Wool Beanie | |
Stirnband | Frilufts | Waiho Headband | |
Isolationsjacke | Bergans | Rabot V2 Insulated Hybrid Jacket | |
Überschuhe | Gore Bikewear | Gore-Tex Overschoes | |
Regenhose | Gore Bikewear | Endure | |
Regenjacke | Bergans | Y LightLine Air 3L Shell Jacket Men | |
Socken | Frilufts | ||
Socken | Woolpower | Skilled Liner Classic | |
Lange Unterhose | Woolpower | Long Johns Lite | |
Unterhose | Bergans | Inner:Light Boxer | |
Longsleeve | Bergans | Inner:Light | |
Handschuhe | Roeckl | Radhandschuhe | |
Handschuhe | Roeckl | Windstopper | |
Handschuhe | Black Diamond | Waterproof Overmitts | |
Schlafen | |||
Isomatte | Exped | Ultra 3 R Mummy | |
Daunen-Quilt | Western Mountaineering | Astralite Quilt | |
Bivybag | Mammut | Grevling EMT | |
Sonstiges | |||
Kulturtasche | Tatonka | SQZY Pouch S | |
Zahnbürste, Zahnapasta, Brillenputztücher, Duschgel | |||
Handtuch | Frilufts | Mini Irgendwas | |
Portmonet | |||
Erste-Hilfe-Set |