Es ist Mai und der Blick richtet sich erneut gen Norden. Schon länger halte ich wieder Ausschau nach WanderInnen, die sich in diesem Jahr daran versuchen wollen, Norwegen der Länge nach am Stück zu durchqueren. Meine erste Tour durch Norwegen jährt sich in diesem Mai zum zehnten Mal und dennoch kommt es mir vor, als wäre ich erst gestern aufgebrochen zum bis dato größten Abenteuer meines Lebens. Die Vorfreude, die Zweifel, die Angst vor der eigenen Courage – all diese Gemütszustände, die den AspirantInnen nun vermutlich begegnen werden in den Wochen vor dem Aufbruch, sind mir nicht fremd.
Jede Menge Konjunktive
Insbesondere wenn man sich zum ersten Mal an einer solchen Wanderung versucht, wandert man schon vor der eigentlichen Tour durch ein Wechselbad der Gefühle. Aber das gehört dazu und macht ja auch den Reiz aus, sich einer solchen Herausforderung zu stellen. Was wird mich, was wird uns erwarten?
Waren in den letzten Jahren die Einreisebestimmungen aufgrund der Pandemie in Norwegen eines der größten Probleme, so scheint es in diesem Jahr der lang anhaltende Winter zu sein. Vor ein paar Wochen war ich ja selbst noch in der Hardangervidda auf Wintertour und konnte mit eigenen Augen sehen, dass schon ordentlich Schnee liegt. Und selbst nach unserer Wintertour ist noch Schnee hinzu gekommen. Auf der Website www.senorge.no kann man stets die aktuellen Schneehöhen in Norwegen überprüfen – und dort werden insbesondere für die Höhenlagen im Süden noch ziemlich große Schneemengen ausgewiesen. Ob sich dieser viele Schnee sobald verflüchtigen wird?
Planung & Abenteuer
Das wird gleich zu Beginn der jeweiligen Touren eine große Herausforderung sein – und der Umgang damit interessiert mich brennend! Vermutlich wird man Ende Mai noch Ski laufen können in diesen Regionen, was die Sache schon echt kniffelig macht. Umso spannender dürfte die Routenwahl direkt zu Beginn der Tour für die werden, die bereits Mitte Mai loslaufen. Wie kompromissbereit werden sie bei ihrer Route sein? Wie werden sie mit den eventuell komplizierten Umständen umgehen? Schaffen sie es, sich nicht direkt am Anfang zu verzetteln und zu verausgaben?
Viele Fragen stellen sich einem beim Blick gen Norden und ich bin gespannt, wie die AspirantInnen damit umgehen und Lösungen für sich finden. Denn eine Sache ist ganz klar, so ein Abenteuer ist lang und man sollte nicht direkt am Anfang alle seine Körner verschießen. Jetzt zahlt sich eine gute Vorbereitung und eine detailreiche Planung aus, denn dann kann man den Herausforderungen, die auf einen nun warten, guten Mutes entgegen treten! Ich drücke allen, die sich an dieser Tour, an diesem Abenteuer in diesem Jahr versuchen alle verfügbaren Daumen!
Die AspirantInnen 2023
In meiner Übersicht möchte ich die Leute vorstellen, die sich also demnächst daran machen, die wohl schönste aber auch anstrengendste und herausforderndste Wanderzeit ihres Lebens anzutreten.
Alle hier planen die NPL-Tour in diesem Jahr an einem Stück zu laufen.
Simone und Stefan
Wir sind Simone und Stefan vom Niederrhein. Die Idee für NPL kam uns während des ersten Corona Lockdowns. Da wurde die Sehnsucht, die Welt zu erkunden (oder eher zu erwandern) noch größer, als sie es ohnehin schon war. Da auch wir gerne im Norden unterwegs sind, war die Tourwahl also nicht schwer! Lange haben wir geplant und nun startet unser NPL-Abenteuer endlich am 15. Mai am Kap Lindesnes.
Es gibt für uns einfach nichts erholsameres als zu wandern, auch wenn sich das währenddessen nicht immer so anfühlt. Seit unserer ersten Trekkingtour 2015 in Island sind wir möglichst jeden Urlaub mit Rucksack und Zelt unterwegs. Früher waren Zelte vor allem unsere Festivalbehausung. Inzwischen ist unser Zelt aber zu unserem zweiten Zuhause geworden, in dem wir uns wahnsinnig wohl fühlen. Bei akuter Reisesehnsucht steht das dann auch schon mal in unserem Garten.
Aber jetzt ist fast alles gepackt und wir starten endlich zu unserer ersten Fernwanderung. Wir sind unglaublich gespannt, was wir unterwegs alles erleben dürfen – und nehmen euch dazu gerne mit!
Hier auf unserem Blog https://1zelt4beine.de/ und/oder auf Instagram https://www.instagram.com/1zelt4beine/
Daniel
Mein Name ist Daniel und wenn ich Glück habe, sehe ich noch vor meinem 53. Geburtstag das Nordkap.
Als langjährige Kanufahrer und Kajaker liegen unsere Traumziele in der Regel in Skandinavien. So haben wir die Fjorde und Seen Norwegens und Schwedens schon häufig besucht.
Nachdem wir unser bisher aufregendstes Abenteuer – eine sechswöchige Befahrung des Beaver Creek in der Wildnis Alaskas – beendet hatten, war ich lange auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Nach vielen Recherchen über mögliche Ziele bin ich dann über NPL „gestolpert“ und habe mich gefragt, warum ich als häufiger Besucher Norwegens darüber noch nichts gehört habe. Nun, der nächste Schritt war dann das Buch von Simon und schnell war klar, dass dies meine neue Herausforderung wird. Nach vielen Gesprächen haben sowohl meine Frau Petra als auch mein Geschäftsführer schließlich hinter mir gestanden. Also haben wir ein Zeitkonto eröffnet, auf das ich sechs Monate Urlaub eingearbeitet habe.
Das war Mitte 2019… und nun, nach fast vierjähriger Vorbereitungszeit soll es am 01. Mai zu zweit losgehen in Richtung Norwegen. Nach zwei Wochen gemeinsamer Urlaubszeit wird mich Petra in Lindesnes aussetzen und anschließend über die Lofoten, Schweden, Finnland, und das Baltikum innerhalb von drei Monaten zurück nach Hause fahren. Ich starte derweil am 15.05.2023 gemächlich in Richtung Nordkap und freue mich riesig auf die sechsmonatige Auszeit.
Als Paddler hat das Gewicht des Gepäcks bisher keine große Rolle gespielt, und so musste ich meine Ausrüstung in vielen Dingen neu überdenken, die Tourenplanung hat mich viele lange Abende beschäftigt und gleich zu Beginn meiner Vorbereitungen habe ich angefangen Norwegisch zu lernen.
Trotzdem… jetzt wo es in wenigen Tagen losgehen soll, frage ich mich immer noch, ob ich gut genug vorbereitet bin.
Hier berichtet Daniel von seiner Tour: www.drakoontour.de und https://www.instagram.com/drako_on_tour/
Daina
Ich bin Daina, 33 Jahre alt und wohne mit meinem Mann in Garmisch-Partenkirchen. Vor ein paar Jahren habe ich über Simons Tour durch Norwegen im Globetrotter-Magazin erfahren und mir daraufhin das Buch gekauft. Nach dem Lesen stand fest: Ein neuer Traum war geboren!
Doch so richtig getraut hatte ich mich damals noch nicht. 2022 machte ich dann meine ersten Fernwanderungen, im Frühling wanderte ich mit meinem Mann 1260 km auf dem Arizona Trail und Sommer-Herbst war ich 3100 km auf dem Sentiero Italia in den italienischen Bergen unterwegs. Mein Mann unterstützt mein Vorhaben, da er weiß, wie bereichernd so eine lange Tour sein kann, auch wenn uns beiden meine lange Abwesenheit nicht leicht fällt. Dieses Jahr wage ich mich dann endlich an Norge på langs, am 23.05.23 geht es los.
Hier findet ihr den Blog von Daina: https://weitwanderfrau.blogspot.com/
Anja, Mel und Travis
Anja und Mel laufen nordwärts und starten am 17.05. am Kap Lindesnes. Wir sind zu dritt unterwegs. Travis begleitet uns als treuer 4-Beiner mit viel Charakter.
Da wir selber bei unseren Vorbereitungen gemerkt haben, dass das Thema Hund auf Fernwanderung und Norge pa langs nicht viel verbreitet ist, wollen wir auch diesem grossen Thema auf dem Blog Raum geben. Wir begrenzen uns auf den Blog und werden nicht gross über die sozialen Medien schreiben.
Hier findet ihr den Blog von Anja, Mel und Travis: https://travis-goes-norge.com
Nadja
Mit dem Virus Skandinavikus infiziert habe ich mich 2017 in meinem ersten Schwedenurlaub mit meinem heutigen Mann. Urlaub und Reisen waren bis dahin leider so gut wie nie drin, da ich meine beiden tollen Töchter alleine großgezogen habe und somit immer knapp bei Kasse war.
Ab sofort jedoch hatte das Fernweh nach dem Norden mich immer wieder fest im Griff. Kurz darauf fiel mir dein Buch in die Hände, und die Idee, dieses großartige Land zu Fuß zu erkunden, ließ mich nicht mehr los. Ich verschlang alles, was ich darüber finden konnte und folgte sehnsüchtig sämtlichen NPLern bei Instagram. Zwei weitere Schweden- und Norwegen-Urlaube folgten, 2021 meine erste etwas längere Solo-Wanderung durch die Hardangervidda.
Da ich im nördlichen Harzvorland zuhause bin, bin ich inzwischen den gesamten Harz abgewandert und gegravelt. Ich liebe es, unter freiem Himmel zu schlafen und spätestens alle paar Wochen zieht es mich zumindest für ein paar Tage und Nächte in die Natur, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, auch meine Ausrüstung für das große Abenteuer NPL anzupassen.
Als mich im letzten Jahr nun auch noch der passende Job gefunden hat, der mir eine fünfmonatige Auszeit erlaubt (an dieser Stelle einen fetten Dank an meinen Chef ? ), wurde es immer offizieller und nun ist es tatsächlich soweit: die letzten Vorbereitungen laufen, der Rucksack liegt bereit, Versorgungspakete sind gepackt, die Fähre ist gebucht und in einer Woche bringt mich mein Mann nach Lindesnes.
Glauben kann ich das wohl erst, wenn ich dann wirklich unterwegs bin ? Im Moment fahren meine Gefühle noch Achterbahn zwischen Angst vor der eigenen Courage und dem Vermissen meiner Lieblingsmenschen, Aufregung und unbändiger Vorfreude auf das „einfache“ Tourleben!
Zu meinem 50. Geburtstag Ende Oktober möchte ich wieder zuhause sein mit einem riesigen Sack voller traumhafter Eindrücke, spannender Erfahrungen und jeder Menge interessanter Begegnungen.
Denn in 5, 10 oder 20 Jahren möchte ich auf keinen Fall sagen „ach, das wollte ich immer machen… hätte ich mal. Manche Träume darf man einfach nicht aufschieben!
Auf Instagram und Facebook bin ich zu finden unter: https://instagram.com/nadjawayout und https://facebook.com/nadja.frick.3
Katharina
Ich bin Kathi, 26, aus München und habe das Glück, nach meinem Studium erstmal einen Sommer frei zu haben. Was kann man damit besseres tun als Wandern? Nach Überlegungen zwischen PCT und NPL war schnell klar, dass es eine Tour sein muss, auf der eher kühles Wetter herrscht, die nicht überlaufen ist und zu der ich nicht ins Flugezeug steigen muss. Am 16.5. beginnt also meine Tour in Lindesnes.
Als Kind war ich in einer Jugendgruppe vom Alpenverein, wo ich nun selbst als Jugendleiterin aktiv bin. Dort habe ich von Alpinklettern bis Skitouren fast alle Bergsport-Disziplinen durchprobieren können. Am Schluss bin ich trotzdem beim Wandern hängengeblieben. Vielleicht, weil es das simpelste ist, was ich kenne. Für kürzere Touren bin ich gerne bei leichter Kletterei auf luftigen Graten unterwegs. Und mich fasziniert, was mit uns passiert, wenn wir einfach für sehr lange Zeit einen Fuß vor den anderen setzen.
Da ich vom Bergsport komme, war es immer klar, dass bei einer Weitwanderung viel rauf und runter dabei sein muss, damit ich glücklich bin. Deshalb hat mich meine erste Tour nach dem Abi auf dem GR10 durch die spanischen Pyrenäen geführt. Das hat mir so gut gefallen, dass ich ein paar Jahre später die anspruchsvollere Haute Route Pyrenee (HRP) gemacht habe. Auf dem Cambrian Way in Wales hab ich dann erleben können, wie Weitwandern bei kaltem, nassen Wetter und mit viel Sumpf ist. Also die perfekte Vorbereitung für Norwegen!
Solche Touren bedeuten für mich immer eine Herausforderung, mental viel mehr als körperlich. Urlaub ist das nicht, aber Urlaub ist ja auch langweilig. Deshalb suche ich Wind und Wetter, Einsamkeit, weglose Strecken und lange Touren, bei denen vorher überhaupt nicht feststeht, ob ich es bis ans Ende schaffe. Denn nur so bekommen warme Hütten, Gesellschaft auf dem Trail, der frische Apfel nach einer Woche Trockenfutter und (nicht zu vergessen) das Heimkommen und Ankommen – wo auch immer – wieder ihren Wert.