Die Tage werden wärmer, die Wassertemperaturen steigen ebenfalls – Zeit, das SUP-Board langsam aus dem Winterschlaf zu holen. Ja, Stand-Up Paddeling bedeutet für die meisten Spaßpaddeln einmal über den See oder vielleicht eine Tagestour ein paar Kilometer flussabwärts. Richtig cool, so entspannt den Tag zu verbringen und sich einfach treiben zu lassen!
Mir persönlich war das – als Langtourenfreak – natürlich nicht genug 😀 Mein Paddleboard habe ich vor mehr als 3 Jahren bereits mit der Idee im Hinterkopf gekauft, damit vielleicht auch mal längere Touren zu starten. Schließlich machen das Menschen mit ihren Kajaks doch auch, wieso also nicht mit dem Board?
Doch wie bin ich das alles angegangen, als ahnungslose SUP-Paddlerin? Wo habe ich mir Inspiration gezogen, wo mich informiert? Und was habe ich in den 3 Jahren gelernt und mitgenommen? Habe ich mein perfektes Set-Up gefunden?
In diesem Artikel möchte ich Euch nicht nur dazu inspirieren, rauszugehen und einfach mal zu machen, sondern Euch auch Tipps für die Ausrüstung mitzugeben, die man für eine Mehrtagestour mit dem SUP-Board benötigt. Kleiner Disclaimer: Was „man“ da braucht, ist natürlich ein bisschen individuell und was ich für meine Bedürfnisse brauche und wie meine Herangehensweise ans Thema ist, muss nicht mit eurer übereinstimmen. Das muss jede*r für sich selbst herausfinden. Einfach probieren!
Warum SUP Mehrtagestouren? – meine SUP-Geschichte
Auch wenn ich es sehr mag, mit Simon zusammen unterwegs zu sein, so schätze ich es gleichzeitig, ab und an eine Solotour einzubauen. Jede einzelne lehrt mich neue Dinge, lässt mich wachsen und mutiger werden. Ich lerne, meine Bedürfnisse zu erkennen, einzuordnen und mich adäquat um mich zu kümmern. Meine Komfortzone Stück für Stück etwas zu erweitern und zu erkennen, dass ich bestimmte Situationen meistern kann, ohne dass etwas schlimmes passiert. Beweise mir, DASS ich es kann, DASS ich das Wissen habe und es erweitern kann. Gut fürs Selbstvertrauen, gut für mehr Leichtigkeit allgemein. So denke ich nicht nur über SUP-Touren, sondern über alles, was ich draußen alleine mache.
Ich kann euch also nur dazu ermutigen, wenn ihr bereits ein SUP-Board habt, euer Zeug zu packen und einfach mal loszumachen! Und wenn es nur zum Campingplatz auf der anderen Seeseite ist. Einfach machen 🙂
Wie bin ich dazu gekommen, SUP Mehrtagestouren zu machen?
Wie schon erwähnt habe ich mein Board vor über 3 Jahren gekauft, weil es für mich die perfekte Art und Weise schien, Mehrtagestouren, Solotouren und Wassersport miteinander zu verbinden – alles Dinge, die ich lange schon mag! Lange hatte ich den Herzenswunsch, wieder auf dem Wasser unterwegs zu sein, seit ich nicht mehr Mitglied im Kanuverein bin – als Individualsportlerin sozusagen und maximal flexibel. Doch wie drangehen ohne eigenes Boot? Die erhältlichen Faltkajaks waren mir zu groß und zu schwer, außerdem hatte ich nicht mehrere Tausend Euro auf der Kante. Den Wunsch legte ich erstmal ad acta.
2015 gab es meine Stand-Up Paddling Premiere im Spreewald. Ich stellte fest, so schwer ist das ja gar nicht, nein, es macht fast schon Spaß…und war hooked.
Dann kamen die Discovery Days 2017 mit Simon als Teilnehmer und mir im Publikum. Der Schweizer Thomas Oschwald hielt dort einen Vortrag über seine Polar Light Expedition – mit dem SUP-Board von Tromsö ans Nordkap. Ich war komplett baff! Man kann sein Geraffel aufs Board schnallen und damit mehrere Tage unterwegs sein?? Auch noch im Winter? Geilomat! Der Vortrag mit den tollen Bildern und Drohnenaufnahmen beeindruckte mich nachhaltig. (Jetzt, wo ich etwas Erfahrung habe mit solchen Touren, sogar noch viel mehr!)
März 2020 hob ein mikroskopisch kleines Viech die Welt aus den Fugen, auf einmal waren wir zu Hause und hatten viel Zeit, nachzudenken, Pläne zu schmieden und wiederum andere umzusetzen. Bei Simon landete ein Gravelbike im Warenkorb, bei mir ein SUP-Board. Okay, dann gehen wir das mal an! Noch ein paar Wassersport-Klamotten besorgt und die erste Tour von Bad Schandau nach Dresden auf der Elbe gepaddelt. Zwischendurch unfreiwillig baden gegangen, alles noch sehr wackelig, aber der Anfang war gemacht.
Im Jahr zuvor paddelten Simon und ich in unserem Ally Kanadier die (sehr empfehlenswerte!) Märkische Umfahrt. Die schien mir ein adäquates, schon vertrautes Ziel für eine erste Mehrtagestour, auf das ich hinarbeiten konnte. Ich sammelte Kilometer, wurde sicherer auf meinem Board und machte auch mal einen Overnighter auf der Elbe von Dresden nach Belgern mit Übernachtung in Riesa, um zu testen, ob das mit meiner Ausrüstung so klappt.
Die Tour an sich lief super, das Set-Up funktionierte überraschend gut. Sie hielt aber eine kleine Lernkurve bereit. Vor allem, was die Paddelgeschwindigkeit auf fast stehenden Gewässern angeht, wenn man die Elbe gewöhnt ist. Es war Bootcamp und Zen-Retreat in einem. Und ich bekam eine Ahnung davon, wie körperlich herausfordernd diese Touren auf Dauer sein können – und wie schön! Ich war begeistert davon, wie frei und flexibel ich wirklich war, hatte das Wissen, jederzeit aussteigen und woanders einsetzen zu können, da ich das Board ja einfach einpacken konnte. Und wie ich es wirklich schaffte, alles bei mir zu haben, was ich brauchte und es gleichzeitig allein (körperlich und psychisch) gewuppt (geschleppt :D) zu bekommen.
2021 versuchte ich mich erstmals an Tagestouren im Winter. Ist schön, aber die Bereitschaft, das als Mehrtagestour zu machen, ist bisher kaum vorhanden, es sei denn, ich finde eine Lösung für das Kalte-Füße-Problem. SUP ist und bleibt keine Wintersportart 😀
2022 nahm ich mir die Havel zwischen Werder und Havelberg unters Brett und durfte nicht nur meine persönlichen Grenzen im Kampf mit dem Wind erfahren, sondern auch radikale Akzeptanz beim Umtragen 400 m langer Schleusenanlagen und durfte erleben, wie herrlich einsam und voller Seeadler die Havel an manchen Stellen ist.
Eine weitere Tour 2022 fand auf der Ruhr mit Simon zusammen (er im Packraft, ich auf dem Board) statt. Eine super Sommer-Genusstour, die wir gemütlich angegangen sind und wo wir als illustres Duo bei der ein oder anderen Person für Belustigung gesorgt haben.
2023 war ich wieder allein auf der Saale von Jena nach Schönebeck unterwegs. Die Erinnerungen an den Spaß in der flotten Strömung, die schönen Weinberge und die 25 Umtragestellen in 9 Tagen sind noch ganz frisch 🙂 Stay tuned for many more trips!
Meine Gründe für Mehrtagestouren mit dem SUP-Board zusammengefasst:
- Einfaches autarkes Unterwegssein
- Sehr flexibel
- Relativ kompakte Ausrüstung
- Naturnah und (oft) menschenleer
- Position auf dem Board abwechslungsreich (stehen, knien, sitzen, liegen)
Im Folgenden möchte ich euch, die ihr euch vielleicht für solche Touren interessiert, ein paar Tipps geben bzw. Learnings von meinen Touren. Da gibt es nämlich eine Menge. Aber natürlich solltet ihr eure eigenen Erfahrungen machen und mein Geschriebenes eher als Inspiration hernehmen, wie es gehen könnte. Mein Set-Up funktioniert für MICH sehr gut, das muss nicht heißen, dass das für euch auch gilt. Mit den Worten von Christo Förster: Raus und machen 🙂
Welches Board eignet sich für SUP Mehrtagestouren? Welches Paddel nutze ich?
Ich habe ein aufblasbares Oxbow Discover 12’6 x 28“ Tourenboard. Es war damals im Angebot, es gefiel mir optisch und ein hochwertiges Board im mittleren Preissegment schien mir für den Einstieg gut geeignet. Als iSUP (inflatable SUP) passt es perfekt zu meinen Vorhaben. Ich bin super zufrieden mit dem Board. Sollte ich mir jemals ein neues zulegen, würde meine Wahl auf ein Starboard Touring S fallen. Manchmal fehlt mir bei geklebten Verbindungen und Rails das Vertrauen, wenn ich wirklich in der Wildnis bin. Bei den Starboards sind alle Verbindungen geschweißt. Hersteller wie Fanatic oder Red Paddle Co. haben ebenfalls schöne, hochwertige Boards. Irgendwann bestimmt…..;)
Tourenboards sind eher länger und schmaler sowie vorn mit einer spitz zulaufenden Nose ausgestattet, damit man weniger Wasserwiderstand hat und so insgesamt kraftsparender und schneller unterwegs sein kann. Mein Board ist sehr schmal und ich habe eine kurze Weile gebraucht, um es sicher zu beherrschen, aber ich liebe es, so schnittig unterwegs zu sein. Wer etwas kippstabileres möchte, kann auch eine Breite von 30“ oder 31“ wählen. Die Tourenboard Shape kann ich wärmstens empfehlen, wenn ihr euch das Board dezidiert für Mehrtagestouren oder lange Tagestouren zulegt und vielleicht etwas ambitionierter unterwegs sein wollt. Falls ihr bereits ein Allroundboard oder ein surflastiges (kurz und dick) SUP-Board besitzt, könnt ihr damit auch Mehrtagestouren machen. Ihr seid damit nur etwas langsamer – ungefähr wie ein Stadtrad im Vergleich zum Gravelbike 😉 Achtet auch darauf, dass das zulässige Gewicht für das Board nicht überschritten wird, wenn ihr mit Ausrüstung paddelt. Ggf. braucht ihr dann ein Board mit einer 14’0 Länge.
Mein Paddel war anfangs ein Starboard Enduro Tufskin (heißt jetzt Lima Tufskin), mittlerweile bin ich auf das Starboard Enduro Tikitech umgestiegen. Es ist einfach viel leichter, komfortabel im Handling und lässt sich als 3-teiliges Paddel super im Packsack transportieren. Wenn ihr es euch leisten könnt, nehmt gern ein leichtes Paddel aus (Hybrid)Carbon mit einem geringen Schaftdurchmesser. Gerade bei Mehrtagestouren machen selbst ein paar Gramm einen riesigen Unterschied, wenn man die Arme mehrere Tausend Male am Tag senkt und hebt. Mit dem Tikitech werden meine Schultern nicht mehr ganz so schnell müde.
Wie komme in zum/vom Startpunkt/Zielpunkt?
Vielleicht seid ihr schon einmal mehrere Tage gewandert oder habt eine Radtour gemacht? Viel anders ist es bei SUP-Mehrtagestouren auch nicht. Da der Fluss vieles vorgibt, finde ich das Planen dieser Touren ziemlich entspannt. Habe ich mich für einen Fluss oder Gebiet entschieden, braucht es natürlich eine gute Einstiegsstelle. Hier wähle ich einen Ort, der mit den Öffis (Zug) gut erreichbar ist. So kann ich auch meinen Zielpunkt je nach Gusto wählen, aber auch der sollte an die Öffis angeschlossen sein. Getrampt bin ich aus der Not heraus ebenfalls schon. Bei Rundtouren wie der Märkischen Umfahrt oder auf der Mecklenburger Seenplatte, wo Start- und Zielpunkt identisch sind, kann man z.B. super mit dem Auto anreisen.
Ich bekomme meine Ausrüstung zwar recht unbequem, aber doch alleine gut weggetragen. Testet vorher, ob das Packmaß und Gewicht eurer Ausrüstung handelbar ist und lasst ggf. noch Dinge weg.
Wie plane ich Übernachtungen mit dem SUP-Board?
Wo Flüsse und Seen sind, findet ihr auch Wassersportvereine und Kanustationen, die günstig Übernachtungen anbieten. Hier immer vorher anrufen. Campingplätze nutze ich oft, genau wie Pensionen direkt am Wasser (vielleicht sogar luxuriöserweise mit eigenem Steg). Denkt daran, dass ihr mit dem iSUP nicht an den Fluss/See und dort gelegene Orte gebunden seid. Zur Not könnt ihr also alles einpacken und zur Unterkunft fahren/trampen/laufen.
Kaum vorher planen müsst ihr, wenn ihr biwakiert, so wie es zum Beispiel Christo Förster mit seiner Hängematte macht. Er wählt einen x-beliebigen Ort am Ufer, hängt die Matte auf und schläft legal darin. Wildzelten ist in Deutschland verboten, aber das Biwakieren ist rechtliche Grauzone. Da das Board nicht als fester Boden (wie beim Zelten) gilt, könntet ihr es auch als Schlafunterlage nutzen. Auch die Isomatten/Tarp-Kombi wäre möglich. Schaut, dass ihr euch nicht im Naturschutzgebiet befindet, denn dort darf man oft nicht einmal das Ufer betreten. Und Pro-Forma-Hinweis: Kein Feuer machen, Müll wieder mitnehmen und Leave no Trace 😉 Mir persönlich ist das alles zu heikel, außerdem schätze ich die warme Dusche am Ende des Tages bzw. das In-meiner-Blase-Gefühl meines Zeltes. Nennt mich Luxusschwein.
Als goldenes Mittelding gibt es an manchen Gewässern Biwakplätze speziell für Wasser- und/oder Radwanderer, an denen man legal für eine Nacht zelten darf. Oft mit Sitzgelegenheit, manchmal mit Toilettenhäuschen oder Feuerstelle. Genial!
Eckpunkt Tagesdistanz: Auf Basis dessen, welche Distanz ich am Tag ungefähr schaffe, kann ich am Tag vorher planen, wo ich am nächsten Tag schlafen werde. Wie ich auf diese Distanzen komme, erfahrt ihr im übernächsten Abschnitt.
In Paddelführern findet man immer eine Flusskilometrierung, sodass ich dann ausrechnen kann, an welchem Flusskilometer ich morgen ca. lande und ob es in dem Umkreis eine ausgewiesene Unterkunft gibt. Eventuell darf ich noch mehr KM drauflegen, plane eine Stunde mehr oder weniger ein oder gehe den Tag gemütlich an.
Welche Tools nutze ich zur Planung?
Meistens nutze ich eine Kombination aus diversen Karten, Apps und Webseiten. Immer mit dabei ist eine Gewässerkarte oder Paddelführer meines Gebietes. Hier schätze ich die gute Übersicht und die Kilometrierung sowie die Infos über Biwakplätze, Sehenswürdigkeiten usw.
Für detaillierte Infos und Orientierung an Schleusen- und Wehranlagen hilft mir die Canua App am meisten. Sie kostet ein paar Euro und ist wirklich nützlich, was auch Erklärungen zu Umtragestellen etc. angeht. Man kann auch Touren planen und aufzeichnen.
Da ich bisher fast nur in Ostdeutschland Paddeltouren gemacht habe, hat mir die Webseite vom Blauen Band beste Dienste erwiesen. Hier findet ihr ausführliche Infos über die größeren Flüsse Ostdeutschlands, die Bedingungen im und am Fluss, Schleusen sowie kilometergenau alle Übernachtungsmöglichkeiten, Vereine, Gasthäuser….einfach alles! Ein echtes Eldorado.
Wieviel schafft man am Tag?
Es hilft der Planung (vorheriger Punkt) ungemein, wenn ihr die Tagesdistanz, die ihr durchschnittlich so schafft, gut einschätzen könnt. Das Einschätzen kommt mit der Erfahrung und durchs Tracking mit meiner GPS-Sportuhr. Informiert euch bei Flüssen vorher, welche Strömung dieser hat (pegelabhängig). Meine persönliche Faustformel ist dann UNTER IDEALEN BEDINUNGEN!: Eigene Geschwindigkeit (4-6 km/h) + Strömung (z.B. 3 km/h) = 7 – 8 km/h. Dazu kommen etwaige Hindernisse wie Wehre oder Schleusen, die ausbremsen, plus Pausen, sodass man der Durchschnittsgeschwindigkeit noch etwas abziehen kann. Bei MIR (!!) haben sich die Tagesdistanzen bei einem Paddeltag von 5-7 h folgendermaßen herauskristallisiert:
- Großer Fluss (z.B. Elbe, Strömung 5 km/h): ca. 55 km/Tag
- Mittlerer oder kleinerer Fluss (z.B. Saale, Havel, Ruhr, Strömung 3 km/h): ca. 30-35 km/Tag
- Seen oder zäh fließender Fluss (z.B. Märkische Umfahrt: ca. 25 km/Tag)
Das ist mein persönlicher Leitfaden! Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie viel andere am Tag machen und muss die auch nicht haben 😀 Ich schätze mich persönlich zumindest nicht als komplett untrainierte Anfängerin ein. Nur war dies (und ist zugegebenermaßen immer noch) ein großes Learning, weil ich keine Erfahrungsberichte hatte und keine Menschen kannte, die solche Touren auch machen, nach denen ich mich orientieren konnte.
Als Anfänger*in kann ich mir vorstellen, dass auch 12 km am Tag vollkommen reichen. Und das ist auch ok. Macht wie ihr euch wohlfühlt und probiert rum. Man soll Spaß haben und dies ist schließlich Urlaub und kein SUP-Race.
Es gibt zig Faktoren, die die Tagesdistanz im Zusammenspiel enorm beeinflussen und heruntersetzen können. Das sind zum Beispiel:
- Wind!!
- Persönliche Fitness (Technik)
- Tagesverfassung
- Hindernisse > Umtragen
- Strömung
- Gesamtgewicht des Gefährts (inkl. dir selber)
- Shape des Boards
Geht daher am Anfang unbedingt defensiv an die Sache heran und überschätzt euch nicht. Ich persönlich habe anfangs den großen Fehler gemacht, zu erwarten, dass ich so schnell bin wie im Kajak und die Tour auch so geplant habe. Fail! Da musste aber ganz schnell ein anderes Mindset her.
Außerdem: Sehe ich in der Wetterapp Wind von ca. 6 m/s oder mehr und weiß, ich bin in offener Landschaft unterwegs, paddle ich gar nicht erst los. Bitte tut es einfach nicht (Stichwort Sicherheit, mehr dazu unten).
Steht man da den ganzen Tag?
Definitiv nein! Das ist eines der Dinge, die ich am SUP-Paddeln mag: Ich kann stehen, knien, sitzen, liegen – wie es die äußeren Bedingungen und meine eigenen Bedürfnisse gerade erfordern!
Stehen ist bei windstillen Bedingungen oder Rückenwind schön, denn man sieht viel am Ufer, es ist (mit der richtigen Technik) die effizienteste, schonendste und kraftsparendste Art zu paddeln. Das Set-Up ist nun mal darauf ausgelegt. Gleichzeitig kann ich meine Paddelposition anpassen, wenn Gegen- oder Seitenwind aufkommen. Dann gilt es, die Windangriffsfläche zu verkleinern, denn man wirkt wie ein Segel auf dem Board. Bereits bei leichtem Wind ist es leider so, dass man sitzend genau so schnell und dabei noch wesentlich kraftsparender vorankommt als beim Stehen. Ja, ich fühle mich dann auch verarscht 😀 Brauche ich eine Pause von allem, lege ich mich aufs Board, kucke in den Himmel, lasse mich treiben und genieße die Ruhe (ab und zu mal Blick nach vorn nicht vergessen).
Gleichzeitig gab es Tage, an denen habe ich keine Sekunde gestanden, weil es aufgrund von Wind einfach ein sinnloser Kraftakt gewesen wäre und meinen Paddeltag im Sitzen (normal oder Schneidersitz) verbracht. Das geht leider irgendwann aufgrund des ungünstigen Hebels ziemlich auf den Rücken und ich freue mich, mich irgendwann auch wieder hinzustellen. Auch bei Stromschnellen knie oder setze ich mich hin für einen niedrigeren Schwerpunkt und somit mehr Stabilität. Mein Paddel mache ich dafür immer kurz.
Fazit: Die Mischung macht’s!
Was muss ich in puncto Sicherheit mit dem SUP-Board beachten? Was für Zubehör nutze ich für meine eigene Sicherheit?
Bitte macht euch mit den Sicherheitsregeln beim SUP vertraut, nicht nur bei Mehrtagestouren. Ein paar Tipps findet ihr hier. Ich gehe hier nur auf 3 wichtige ein.
1. Leash: Bitte benutzt NIEMALS eine Fuß-Leash auf einem Fluss! Die Fußleash ist nur für offene Gewässer gedacht, damit man nach dem Kentern nicht das Board verliert. Auf Fließgewässern aber können Hindernisse wie Altäste oder Bojen dafür sorgen, dass ihr im schlimmsten Fall daran hängen bleibt, die Strömung euch unter Wasser drückt, ihr die Fußleash aber aufgrund des hohen Wasserdrucks nicht mehr öffnen könnt. Vor wenigen Jahren ist ein Paddler auf der Elbe genau so ums Leben gekommen. Nutzt daher einen Hüftgurt, denn dieser befindet sich zentral am Körper und ist daher im Notfall besser zu öffnen. Ich nutze eine Leash mit Hüftgurt und Not-Öffnung von °hf.
Mein Hüftgurt ist kompatibel mit der Restube, einer Art Rettungsboje an der Hüfte, die man im Notfall auslösen kann. Diese hänge ich in die Befestigung ein. Finde ich persönlich bequemer als eine Rettungsweste und kann ich sehr empfehlen.
2. Wassertemperatur vs. Lufttemperatur: Vor allem in der Übergangszeit klafft oft eine riesige Lücke zwischen Wasser- und Lufttemperatur. Frühlingstage können schon richtig heiß sein, während das Wasser noch eisig kalt ist. Beim SUP gilt: Dress for water, not for air! Deswegen trage ich – auch wenn die Versuchung riesig groß ist – auch an warmen Tagen noch einen Trockenanzug! Mir ist klar, dass ich jederzeit kentern kann und dann stelle ich mir die Gewissensfrage, ob ich ohne Trocki baden gehen wollen würde. In den meisten Fällen lautet die Antwort nein. Erst wenn ich auch länger barfuß sein kann, ohne dass die Füße abfrieren, verzichte ich auf ihn. Wenn mein Körper unter dem Trocki langsam den Garprozess einleitet, lasse ich mich doch manchmal dazu hinreißen, den Neoprenkragen und einen Teil des Reißverschlusses zu öffnen. Dann würde im Fall des Falles etwas Wasser eindringen, was sich aber schnell im Anzug erwärmen würde. Wägt es einfach gut ab und habt immer den Kenter-Fall als reales Szenario im Hinterkopf.
3. Schleusen: Auch bei einfachen Tagestouren sollte man sich mit Schleusen befassen, und je länger man unterwegs ist, desto wahrscheinlicher wird es, auf eine zu treffen.
Seit 2018 ist es verboten, auf Binnenwasserstraßen (schon die meisten mittelgroßen Flüsse zählen dazu) SUP-Boards zu schleusen. Ja, es nervt. Man muss alles umtragen. Dennoch verstehe ich den Hintergrund, dass man auf dem Board recht ungeschützt ist, leicht kentern kann und der starken Strömung ausgesetzt ist. Auch im Bereich der Tore kann die Strömung krass sein. Wichtig ist aber vor allem zu wissen, dass die Option zu schleusen nicht besteht und ihr rechtzeitig ein- und aussteigt, oder die Schleuse anderweitig umfahrt. Damit erspart ihr euch den meisten Ärger 😉 Wenn ihr euch nicht sicher seid oder keine Infos zur Schleusenanlage findet, ruft beim zuständigen Wasserstraßenamt an und fragt nach, wo ihr umtragen könnt.
Wie packe ich meine Ausrüstung ein?
Am besten natürlich wasserdicht und gut am Board gesichert. Wasserdichte Packsäcke gibt es von vielen Herstellern (Ortlieb, Sea to Summit, SealLine….) in allen möglichen Größen und Materialstärken. Da ergeben sich tausende Möglichkeiten, euren Krimskrams zu verpacken. Ich nutze den großen Ortlieb Packsack, in dem ich mein Board transportiere, auch als Packsack für Ausrüstung – zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Ein Gamechanger war die Ortlieb Duffel mit wasserdichtem Reißverschluss, die es in verschiedenen Größen gibt. Als 40- oder 60-Liter Variante ist sie toll zum Transport UND auf dem Board, und man kommt schnell an relevante Ausrüstung heran. Immer praktisch für Kleinkram sind kleine Packsäcke mit wenigen Litern Volumen (z.B. 8 Liter oder 12 Liter) vorn auf dem Board oder als zusätzliche Sicherheit
Gerne nutze ich auch eine wasserdichte Kartentasche für den Paddelführer oder eine fürs Handy (z.B. von Fidlock oder Loksak).
Wie befestige ich meine Ausrüstung auf dem Board?
Ich nutze die hervorragenden Spannriemen von Arno zum Befestigen der großen Packsäcke vorn und hinten. Hier nehme ich hinten 2 Riemen mit je 2 m Länge und vorn 1 mit 1,5 m Länge. Die Riemen reichen dann ums ganze Board, da mir auf der Oberseite die Befestigungsmöglichkeiten fehlen. Mir ist klar, dass das sicher noch besser geht. Die Riemen können zur Bildung von Verwirbelung unter dem Board führen und mich so ausbremsen, allerdings weiß ich nicht, wie groß dieser Effekt tatsächlich ist. Von „Bist du bekloppt, so trainieren Rennsportler, damit sie mehr Widerstand haben“ bis hin zu „Geht total klar, das macht gar nichts!“ habe ich schon alles gehört 😀 D-Ring-Klebe-Selbstversuche waren ein Misserfolg. Eventuell werde ich hier mittelfristig einen Profi ran lassen für ein paar Befestigungspunkte, denn an sich klappt es gut, aber nervt doch manchmal.
Für Kleinkram wie Trinksystem, Karte oder Crocs nehme ich kleine Materialkarabiner, gegebenenfalls mit Reepschnur kombiniert, die ich mit dem Gepäcknetz meines Boards verbinde. Wichtig ist, dass ihr ALLES sicher befestigt und auch etwaige integrierte Schlaufen und D-Ringe an den Gepäckstücken nutzt, damit im Kenter-Fall alles am Board bleibt.
Was ist wo?
Zunächst ist es wichtig zu erwähnen, dass ihr die Ausrüstung auf dem Board ausgewogen verteilt, mit Tendenz des schwereren Gepäckstücks hinten. Packt auch möglichst flach für wenig Windanfälligkeit.
Hinten: Im großen Transportsack habe ich die Pumpe plus einiges, was ich definitiv nicht am Tage gebrauchen werde (Zelt, Isomatte, Schlafsack, Schuhe, Kulturbeutel).
Vorn: Die schnell zugängliche Ortlieb Duffel vorn enthält alles, was ich potentiell schnell brauchen könnte (Wechselsachen, Technik, Essensbeutel, Handtuch, Erste Hilfe, Regenzeug, Chipsbeutel…). Auf der Duffel befestige ich auch meine Crocs (bei warmem Wetter, wenn ich keine Neopren-Booties trage).
Mitte: Direkt vor mir befindet sich das Gepäcknetz, an dem ich schnell erreichbaren und oft gebrauchten Kleinkram befestige. Dazu gehören Sitzkissen, Gewässerkarte, Trinksystem und ein kleiner Packsack mit Kleinzeug wie Geldbeutel, Sonnenbrille, Sonnencreme, Snacks, Handy, Kamera….
Was möchte ich noch anders machen?
Über kurz oder lang überlege ich, mir einen leichten Bootswagen zum Umtragen zuzulegen, da das Schleppen beim Umtragen schon sehr mühsam ist. Hier muss ich aber gut abwägen, ob der Wagen selbst mir nicht zu sperrig und schwer ist und das Ganze auch im richtigen Verhältnis zur Anzahl der Umtragestellen steht.
Die schon erwähnten Befestigungspunkte würde ich gerne auch noch ergänzen lassen, weil es einfach praktischer ist.
Auch die Wahl des Paddelgebietes möchte ich nächstes Mal etwas anpassen und zur Abwechslung auf Gebiete mit Schiffs- oder großartigem anderem Bootsverkehr verzichten.
Meine Packliste für SUP-Mehrtagestouren
Zu guter Letzt möchte ich euch auch meine Packliste nicht vorenthalten. Natürlich wandele ich sie je nach zu erwartenden Bedingungen auch mal leicht ab. Generell überschneidet sich vieles mit anderen meiner Solotouren, sei es Wandern oder Bikepacking, wo ich stets versuche, Gewicht zu sparen, das Packmaß gering zu halten und dennoch ein möglichst hohes Maß an Komfort zu erreichen. Mittlerweile gelingt mir das für meinen Geschmack ziemlich gut.
Selbstverständlich wählt ihr euer Schlaf-Set-Up entsprechend der zu erwartenden Nachttemperaturen. Da bin ich gern etwas defensiver. Der Schlafsack beispielsweise darf gern etwas dicker sein, weil an Gewässern immer mit viel Kondensbildung und hoher Luftfeuchtigkeit zu rechnen ist, da kann die Wärmeleistung der Daune nachlassen. Auch einen Trocki plus Wollunterwäsche braucht ihr nur bei niedrigen Wasser- und Lufttemperaturen – was bisher bei mir meistens der Fall war. Im Hochsommer kann man sich einiges an den Klamotten sparen, die ich aufliste.
Meine SUP-Pumpe nutze ich übrigens nicht ausschließlich am Startpunkt, sondern auch sporadisch immer mal wieder, denn ich habe irgendwann festgestellt, dass mein Board ca. 0,1 Bar pro Tag verliert. Daher pumpe ich alle paar Tage einmal nach, damit der Luftdruck und damit die Steifigkeit des Boards schön hoch bleibt.
Annis Packliste für SUP Mehrtagestouren
Habt ihr noch Fragen zu meinem Set-Up? Oder habt ihr Tipps für gute und gemütliche Paddelgebiete? Wo paddelt ihr gern? Schreibt es in die Kommentare 😀