Einer der besten Wege, um spontan im Sommer reichlich Überstunden abzubauen, ist mit Sicherheit, sich sein Gravelbike und seine Ausrüstung zu schnappen, und zu einer Bikepacking-Tour durch Dänemark aufzubrechen. 

Schon im Juni war ich dort mit Anni unterwegs und es hat uns beiden dort auf dem Rad einfach super gefallen. Zum einen weil wir beide Dänemark lieben und zum anderen weil dort die Infrastruktur zum Radfahren ziemlich cool ist. Es gibt gut ausgebaute Radwege, eine hervorragende Beschilderung unterschiedlicher Radrouten und obendrauf gibt es eine Vielzahl von unkomplizierten Übernachtungsmöglichkeiten wie Campingplätze, Shelter oder auch Jugendherbergen oder Hostel. 

Als es dann ein paar Wochen nach der ersten Tour hieß, ich solle doch mal auf der Arbeit ein paar Überstunden abbauen, war mir schnell klar, dass ich gerne wieder nach Dänemark möchte, und zwar mit meinem Rad und zum Bikepacking. 

Und dann kam mir noch der Kommentar von Martin Hülle unter einem meiner Instagram-Posts zur Dänemark Tour mit Anni in den Sinn: “Feine Tour, wie schon in den Stories zu sehen. Ich habe ja auch die Idee im Kopf, irgendwann mal von hier bis nach Skagen zu fahren …”

Also schnell die entsprechenden Radkarten besorgt und gecheckt und es konnte losgehen, der Plan stand rasch fest: Mit dem Zug nach Rostock, mit der Fähre nach Gedser auf Falster und von dort aus über die Insel Seeland weiter mit der Fähre über die Ostsee nach Jütland, flott die Küste hoch nach Skagen und von dort aus wieder südwärts an der Nordsee entlang bis zurück nach Deutschland – und das alles in einer Woche. 

Recht sportlich, aber durchaus machbar und eine gute Gelegenheit einmal auszutesten, wie gut der Fitnessstand aktuell ist.

Die Anreise – von Dresden nach Gedser 15 Kilometer

Mit bereits gepacktem Gravelbike morgens durch die Stadt zur Arbeit zu rollen macht schon Spaß, die Vorfreude auf einen frühen Feierabend kommt dabei ganz automatisch. Der halbe Arbeitstag ist schnell erledigt und dankenswerter Weise klappt es mit der Reservierung fürs Fahrrad im Zug auch ohne Probleme. Die Fahrt gen Norden gestaltet sich dank Podcast kurzweilig und in Rostock komme ich pünktlich an.

Die Orientierung vor Ort fällt leicht, erst vor wenigen Wochen war ich ja erst hier und bin genau den Weg gefahren, den ich jetzt einfach in umgekehrter Richtung zur Fähre nach Warnemünde nehmen muss. Die Fähre nach Gedser fährt erst gegen Abend, sodass ich genug Zeit habe und im Hafen gemütlich ein Feierabend Bier trinken kann. Als die Fähre angelegt hat und ich darauf warte, an Bord gehen zu können, rollt ein älterer Bulli von der Fähre und ich entdecke einen wild aus dem Fenster winkenden Thorsten Hoyer, einen alten Bekannten – wie klein die Welt manchmal ist! Leider bleibt keine Zeit zum Plausch, ich muss an Bord, aber wie schön manchmal diese Zufälle sind.

Die Überfahrt ist entspannt und dieses gemütliche Skandinavien-Gefühl macht sich in mir breit – Herzlich Willkommen zu Hause!

Es ist schon dunkel, als ich in Gedser von der Fähre fahre, sind es nur wenige Meter bis zum Shelterplatz, den ich im Vorfeld gebucht habe. Im Schein der Stirnlampe baue ich mein Zelt auf, kurz darauf fängt es an zu regnen und als ein Sommergewitter anrollt, liege ich schon gemütlich unter meinem Daunenquilt. Heute morgen war ich noch etwas gestresst und in der großen Stadt, jetzt liege ich in meinem Zelt in Dänemark und ich freue mich einfach so sehr auf die kommenden Tage im Fahrradsattel.

Tag 1 – von Gedser nach Samsø 163 Kilometer

Nach einer recht kurzen Nacht mit Gewitter und Regen am Morgen geht es los, bis nach Samsø will ich es heute schaffen. Das sind immerhin über 160 Kilometer, wenn ich es denn packen sollte. Also geht es zeitig los, bevor es wieder anfängt zu nieseln, habe ich alles abgebaut und verstaut.

Mit einem hyggeligen Frühstück auf einer Palette Holzkohle vor dem örtlichen Dagli Brugsen in Gedser starte ich dann richtig in den Tag, ein Dach ist dabei Trumpf, manchmal kann es so einfach sein.

Danach hört der Regen zum Glück bald auf und ich mache Strecke, die Kilometer fliegen dahin und bald schon nehme die ziemlich baufällige Brücke von Falster nach Seeland, die neue Brücke wird schon parallel dazu gebaut, und komme weiter gut voran. 

Für Strecken-Romantik bleibt heute nicht viel Zeit, es geht immer auf den Radwegen entlang der größeren Straßen entlang gen Norden.

Gegen Nachmittag zieht es sich ziemlich und ich helfe mit reichlich Cola und Podcast nach, einfach weiter, immer weiter.

Das Wetter hält und gegen 17:30 Uhr bin ich tatsächlich nach rund 160 Kilometern in Kalundborg, wie krass. Die Wartezeit auf die Fähre nach Samsø verbringe ich mit reichlich Pasta und weiteren Softdrinks ganz romantisch im Wartehäuschen im Hafen – und draußen regnet es währenddessen Hunde und Katzen in Strömen, Schwein gehabt!

Die Überfahrt auf der kleinen Fähre ist ist herrlich kurzweilig, die Sonne kommt nach dem ganzen Regen raus und sorgt für eine wunderbare Abendstimmung.

Als ich die Fähre dann wieder verlasse, muss ich feststellen, dass hier gerade ein Musik Festival ist und Ausnahmezustand herrscht. Auf dem Weg zum Campingplatz werde ich von lauter Rockmusik und ziemlich vielen Leuten auf den Straßen der kleinen Insel überrascht. Der Campingplatz ist gerammelt wollt, damit hatte ich nicht gerechnet. Immerhin bekomme ich noch einen Platz für mein Zelt und vom Platzwart ein Bier geschenkt. 

Schön auch, dass die Wege kurz sind und ich dann von meinem Zelt am Strand aus dann direkt bis zur Bühne gucken kann. Tipptopp! Um 12 Uhr am Abend gibt es noch kurz ein großes Feuerwerk, der Partytrubel geht aber noch weitaus länger. Der Wecker ist auf 5:45 Uhr gestellt, die Fähre am nächsten Morgen fährt schon um 7:45 Uhr nach Aarhus aufs Festland, alle anderen Abfahrten waren schon ausgebucht, da bleibt mir nur der Frühstart. Gute Nacht! 

Tag 2 – von nach Øster Hurup 115 Kilometer

Der neue Tag begrüßt mich mit Type 2 Fun im Quadrat! Während die Festival-Leute sich alle noch vom Abend erholen, schäle ich mich widerwillig aus meinem gemütlichen Nachtlager – während draußen der Nieselregen aufs Zelt fällt und der Wind am Zelt rüttelt.

Zuerst muss ich das nasse Zelt abbauen und verstauen, dann beim Zähneputzen im Toilettenhäuschen checke ich die Wettervorhersage – die Wetterapp begrüßt mich mit Dauerregen ohne Ende für heute, das kann ja heiter werden. Es fällt schwer mich aufzuraffen, aber die Fähre wartet nicht, also los. Der Zeltplatz und das Festivalgelände sehen im Nieselregen so früh am Morgen etwas trist aus, und genau so ist auch meine Stimmung. Im Warteraum im Hafen blicke ich in viele, viele müde Gesichter, erst der Kaffee auf der Fähre bringt etwas Leben in den müden Haufen.

Das unglaublich miese Nieselwetter begleitet mich bis aufs Festland, so dass ich mich nach der Fährfahrt in Aarhus erst einmal zum Frühstück in ein Cafe rette. Die Stimmung sinkt in der Geschwindigkeit, wie die Wassertropfen die Scheibe runter laufen, also ziemlich schnell. Ich muss mich wirklich sehr überwinden aufzubrechen – soll ich nicht lieber gleich in Aarhus bleiben und mich irgendwo gemütlich verkriechen? Allerdings ist es immer noch so früh am Morgen, dass ich das ja später immer noch machen kann. Also muss ich jetzt wirklich die große Kunst der Überwindung anwenden, um loszufahren und umgehend klitschnass zu sein.

Nach 20 Kilometer etwas außerhalb von Aarhus mache ich Pause unter einer Autobahnbrücke und bin schon kurz vor dem Aufgeben für heute. Wo ist die Motivation? Am Arsch damit, alles ist nass, klamm, feucht, nervig – keine Ahnung was mich antreibt. Vielleicht die Verdrängung?

Oder vielleicht ist irgendwann einfach der ist-mir-doch-scheiss-egal-Punkt überschritten, also weiter, Autopilot an, Kopf aus. Kilometer um Kilometer ringe ich den feuchten Schweinehund nieder, es geht vom Bäcker zum Café, von der Tankstelle zur Bushaltestelle, ich hangele mich von Pause zu Pause.. 

Ich brauche dringend ein Ziel für heute, um die Motivation hoch zu halten. Also buche ich bei Kilometer 49 eine Unterkunft bei Kilometer 115 – ich bin schon des Wahnsinns fette Beute, was hat mich da denn geritten?!? Also lieber los, wieder rein ins fiese Wetter und dranbleiben, weitermachen wird zum Mantra. Man gewöhnt sich ja an alles, und auch so komme ich langsam rein, von Spaß weiterhin keine Spur, aber Gleichmut ist ja erst einmal ein guter Anfang.

Irgendwann kommen die Häuser meines Tagesziels Øster Hurup in Sicht, dann der kleine Supermarkt, ich bin unglaublich erleichtert und auch stolz, mich so überwunden und reingekäpft zu haben. Wie zu erwarten, kaufe ich mal wieder viel zu viel ein, nehme kurz darauf dann mein Zimmer in Beschlag und verwandele es in einen veritablen Trockenraum. 

Nach der heißen Dusche sieht die Welt schon anders aus und ich gucke Jonas Vinnegard beim gewinnen der Tour de France in Paris zu. Auch schön, so gemütlich vom Bett aus und frisch geduscht. 

Eine große Portion Verdrängung, das Ignorieren von Bedürfnissen und eine gewisse Portion Wahnsinn – und schon ist ein Tag mit Dauerregen vorbei 😉 

Tag 3 – von Øster Hurup nach Skiveren 159 Kilometer

Als ich am Morgen mein Rad aus dem Hotelzimmer rolle, ist zum Glück alles wieder getrocknet, alle Klamotten und fast alles, was am Rad verstaut ist auch, sehr gut. Gute 5 Kilometer weiter stehe ich wieder wie gestern etwas begossen da, ein Regenschauer, zu spät die Regensachen übergezogen und schon bin ich wieder nass und die Stimmung ist etwas gedrückt. Ich lerne weiter, Entscheidungen nicht aufzuschieben und mache einfach weiter. Bei der kurzen Fährfahrt über den Limfjord nach Hals kommt die Sonne schon wieder raus und entsprechend steigt die Stimmung. Mit Podcast auf den Ohren fliegen die Kilometer dahin und es folgt ein Abschnitt, der mich etwas zurück in meine Kindheit führt, denn hier in der Gegend waren wir früher des Öfteren im Sommerurlaub.

In Sæby erwischt mich ein weiterer Nieselschauern, dann geht es bei trübem Wetter durch Frederikshavn, und wenig später lande ich bei einem ehrenlosen Fransk-Hotdog an der Tanke zur weiteren Regenschauerüberbrückung.

Es geht dann geradewegs und ohne Umwege weiter nordwärts, bald darauf kommt dann schon Skagen in Sicht. Das wollte ich ja hin, das war das große Zwischenziel, dass ich das so schnell schaffen würde, hätte ich nicht gedacht. Etwas überrascht bin ich auch von den Menschenmassen, die heute hier unterwegs sind, damit hätte ich so nicht gerechnet und ich bin gelinde gesagt etwas überfordert davon. 

In Grenen, dort wo Nord- und Ostsee zusammenfließen und sich das nördliche Ende von Dänemark befindet, ist der Trubel ebenso groß, so dass ich mich nur zu einem kurzen Zwischenstopp für ein Foto und eine Pause mit Softeis durchringen kann.

 

Die vielen Leute sind mir einfach zu viel, ich fühle mich unwohl und da ich schon fast ein Dutzend mal dort war, trete ich den Rückzug an und werde schön auf den letzten 5 Kilometern zum abendlichen Campingplatz nochmal richtig gut mit Nieselregen und Gegenwind versorgt, danke dafür!

Dafür wartet eine wirklich sehr schön heiße Dusche auf dem Campingplatz in Skiveren auf mich. Im Hintergrund rauscht die Brandung der Nordsee und bald darauf liege ich im gemütlichen Zelt.

Tag 4 – von Skiveren nach Bjerget 142 Kilometer

Für heute ist reichlich Wind vorhergesagt, so dass ich mit einiger Skepsis in den Tag starte und nicht sicher bin, wie weit ich am Ende kommen werde.

Es geht auch etwas zäh los, so dass ich in Hirtshals erst mal mit der Aussicht auf den Hafen Pause mache. Hirtshals ist ein weiterer dieser Sehnsuchtsorte in Dänemark, mit denen ich so viele positive Erinnerungen verbinde. Die vielen Fährfahrten nach Norwegen zum Beispiel und wunderbare Sonnenuntergänge mit Blick auf die Nordsee.

Die Nordsee zeigte sich heute von ihrer stürmischen Seite und keine Ahnung wie es den Passagieren auf der Fähre ergeht, die gerade bei starkem Wellengang dabei ist, in den Hafen einzulaufen, als ich hier kurz verweile.

Der Wind kommt weiterhin nur von vorne und ich kämpfe mich weiter tapfer bis nach Lønstrup. Dort sehe ich dann erst einmal halb Norwegen dabei zu, wie sie ihren Sommer Urlaub in Dänemark verbringen.

Dann geht es vorbei am bekannten ehemaligen Leuchtturm Rubjerg Knude weiter in Richtung Løkken und auch hier ist es brechend voll. Unfassbar viele Leute drängen sich hier durch das in der Nebensaison so friedliche Städtchen.

Aber wo ich schon einmal da bin, sehe ich noch mal am Strand nach, ob die Fischerboote noch da sind und genehmige mir eine große Portion Pommes – längere Zeit gegen den Wind zu fahren macht einfach richtig hungrig.

Mir ist schnell klar, dass ich heute nicht immer direkt an der Küste entlang fahren kann. Der Wind ist einfach zu krass und ich plane meine Route etwas um. Also geht es über Straßen und Wege im Hinterland weiter. Immer weiter, weiter, weiter gegen den Wind, optimale Bedingungen für herausforderndes mentales Stabilitätstraining.

Und da für morgen wieder herrliches Sturm und Regen Wetter vorhergesagt ist, entscheide ich mich dazu, mir eine feste Unterkunft zu suchen. Im Überschwang der Gefühle und der Aussicht auf eine heiße Dusche buche ich mir ein einfaches Hotel in Frøstrup. 

Gesagt, getan, jetzt muss ich nur noch dorthin kommen. Der ständige Gegenwind zerrt etwas an den Nerven, sodass ich sogar entgegen meiner Vorlieben eine Banane essen muss, um die letzten 30 km zu schaffen. Nun denn, was tut man nicht alles für eine heiße Dusche?

Also noch mal 30 km gegen die Windmaschine und irgendwann bin ich dann endlich da. Was ein Tag, anstrengend, aber auch richtig cool mit den kleinen Ferienorten hier an der Nordseeküste. Schauen wir mal, was der Wetterbericht für morgen zu bieten hat. Aber aktuell sieht es eher so aus, als wären morgen super Verhältnisse, um surfen zu gehen – wieder Sturm und diesmal aber auch mit reichlich Regen. Naja, machste nix!

Tag 5 – von Bjerget nach Hanstholm 30 Kilometer

Waiting for the Next Storm! Am Morgen bin ich noch guter Dinge und will es wirklich probieren. Zwischendurch kurz vor dem Start scheint sogar kurz die Sonne zwischen all den Regenschauern, aber schnell ist klar, wenn das den ganzen Tag lang so geht, dann wird das ein mehr als ungemütlicher Ritt heute. Aber ich will erstmal bis in den nächsten Ort Hanstholm fahren und dort überlegen, wie es weiter gehen wird.

Die 30 km bis nach Hanstholm ziehen sich ganz schön, aber ich möchte dort im Hafen in der leckeren lokalen Fischräucherei erst einmal Pause machen, einen Kaffee trinken und etwas frühstücken. Bei Kaffee und Fish & Chips suche ich dann nach einer Unterkunft für heute. Draußen peitscht der Sturm den Regen durch die leeren Straßen des Fischerortes, die Definition von Ungemütlich zeigt sich hinter der Fensterscheibe. Bei dem Wetter möchte ich einfach nicht zelten und es soll auch den ganzen Tag lang so bleiben.

Also suche ich mir im Internet die Finger wund, aber es scheint so, als wären alle bezahlbaren Unterkünfte im weiten Umkreis ausgebucht oder belegt. Nun ist guter Rat teuer, aber manchmal liegt das nun gut, “Gute” recht nah. Nur ein paar hundert Meter weiter liegt das alte, etwas schmucklose Hotel im Hafen. Das hatte ich eigentlich gar nicht auf dem Schirm. Es stellte sich allerdings heraus, dass man dort recht günstig übernachten kann, auch wenn die guten Zeiten dieses ersten Hauses am Platz, vermutlich schon einige Jahrzehnte zurückliegen.

Aber was soll ich machen – mein Wille ist gebrochen. Bei dem Wetter habe ich keine Lust weiter zu fahren, also checke ich dort ein. Das Zimmer ist auch ganz passabel für den Preis und ich schaue den Wind beim stürmen zu und dem Regen beim regnen.

Ein kurzer Ausflug an die aufgewühlte See zeigt dann auch, mit welcher Wucht der Sturm gerade hier an Land trifft – dann wetten wir besser einfach mal ab. Es ist wie es ist und in meinem Zimmer ist es wenigstens trocken und warm. Hoffen wir einmal, dass es morgen weitergeht und das Wetter wieder besser ist. Der Wetterbericht jedenfalls verspricht es! mir, de Daumen sind gedrückt!

Tag 6 – von Hanstholm nach Hvide Sande 160 Kilometer

Der Tag heute beginnt, wie es gestern aufgehört hat – mit Regen und Wind. Aber was soll’s, es wird schon werden, man muss dem Wetter einfach eine Chance geben. Also los und immer am Meer entlang durch die kleinen Orte wie Klitmøller oder Vorupør, über die kleinen Straßen, die kleinen Wege, immer entlang am Meer.

Irgendwann kommt tatsächlich die Sonne raus. Ich muss mich sogar mit Sonnencreme eincremen, wer hätte das noch gedacht? Die Kilometer fliegen dahin, ich komme gut voran. Bei dem Wetter ist Motivation kein Thema, das läuft fast wie von selbst bei den Wetteraussichten heute. 

Bei dem Wetter und der coolen Landschaft bekomme ich das Grinsen kaum aus dem Gesicht. Was ein Kontrast zu gestern! Der Wind ist fast eingeschlafen, von Regen keine Spur. Vielleicht bleibt es ja bis zum Ende der Tour genau so, das wäre so cool.

Irgendwie ist die Westküste mit der Nordsee genau mein Dänemark, hier fühle ich mich am wohlsten. Der Motor läuft nach dem quasi Ruhetag gestern auf Hochtouren und als es darum geht, ein Ziel für den Tag festzulegen, kommt mir beim Blick auf die Karte direkt Hvide Sande in den Sinn.

Wenn ich mich ranhalten und alles gut läuft, dann kann ich es tatsächlich schaffen. Es sind dann zwar ungefähr 160 km heute, aber das ist machbar und wenn ich vor 19:00 Uhr in Hvide Sande ankomme, hat sogar noch die Räucherei mit dem leckeren Fisch and Chips noch offen. Gibt es eine bessere Motivation?

Gegen 18:00 Uhr rolle ich tatsächlich über die kleine Brücke in Hvide Sande, stehe kurz darauf am Tresen der Räucherei und bestelle Fish and Chips, was für eine Belohnung nach einem solch coolen Tag!

Danach geht es auf den Campingplatz, der zwar rappelvoll belegt ist, aber für mich noch ein kleines Plätzchen findet. Soll mir recht sein, morgen früh um 8:00 Uhr schwinge ich mich wieder auf mein Rad und rolle weiter gen Süden. Ein zweites Abendessen nehme ich oben hoch über dem Meer in den Dünen mit Blick auf die Nordsee und dem spektakulären Sonnenuntergang ein. Ich könnte gerade nicht zufriedener sein – vor allem nach dem Tag gestern!

Tag 7 – von Hvide Sande nach Mellerup 167 Kilometer

Thank god it’s Friday – die Tage verschwimmen, irgendwie ist gerade immer Freitag, oder Mittwoch, oder Montag. Die Sonne scheint auch noch, keine Wolke am Himmel, es kann also nur gut werden heute! Um halb neun rolle ich mit bester Laune vom Campingplatz und es erwarten mich direkt feinster Gravel und coole Wege, immer direkt hinter den Dünen entlang, man kann das Meer immer riechen, herrlich!

Ich komme flott voran und erreiche mit Vejers Strand das kleine, verschlafene Dörfchen, in das wir im Herbst immer wieder gerne wegen der Ruhe in ein Ferienhäuschen fahren – tauscht man aber November gegen Juli ist es hier weniger beschaulich, aber sei es drum, es geht ja manchmal auch ums Gefühl!

Die Strecke nach Esbjerg kenne ich ganz gut aus dem Auto, umso cooler ist es sie einmal mit dem Rad auf kleinen Nebenstraßen zurückzulegen. Beim Softeis in der Stadt ergeht es mir wie kurz darauf in Ribe und zuvor in Vejers – zu viel Trubel, zu viele Leute, lieber direkt weiter und im November nochmal wieder zurück kommen.

In Ribe muss ich langsam mal zusehen, wo ich übernachten will. Auf dem Weg von dort bis nach Flensburg sind Campingplätze und Unterkünfte eher spärlich gesät, so dass ich kurzentschlossen die Shelter-App anwerfen und in gut 40 Kilometern fündig werde. Warum auch nicht, ich fühle mich noch gut, wann ich da ankomme ist ja auch egal, solange es hell ist, kann man ja easy fahren, also los.

Am Ende zieht es sich dann doch ganz gut, ich besorge mir noch ein paar Kaltgetränke im Supermarkt kurz vor dem Shelter-Platz und bin nach 167 Kilometern gegen 19.30 Uhr da. Ich baue mein Zelt im Shelter auf, habe keine Lust auf Mücken und anderes Getier. Dann noch Katzenwäsche, Hunger und Durst stillen – schon geht es ab ins Bett, es reicht dann auch für heute!

Tag 8 – von Mellerup nach Flensburg 49 Kilometer

Wie so letzte Tage einer Tour sind, eine gewisse Melancholie macht sich am Morgen breit, dazu trägt das wechselhafte Wetter bei, eher Couch statt Radtour wären heute angesagt.

Nun denn, mit Kaffee geht alles besser, also schnell die erste Tasse heute an den Start, dann langsam meine sieben Sachen zusammen packen und wieder am Rad verstauen, dann geht es los. Nach einer Handvoll Kilometern sagt das Regenradar einen zweiten Kaffee vorher, dem wollen wir uns nicht verwehren und stellen uns an einer Tankstelle unter.

Danach beginnt das fröhliche Jacke an, Jacke aus Spiel – Wetter halt, aber zum Glück nur nass und nicht kalt. Mit Martin von www.biketour-global.de und seinen Podcast-Gästen Sandra Schuberth und Detlefsen zum Gravelbike Race The Bright Midnight in Norwegen auf den Ohren rolle ich im Nieselregen gen Kruså und somit der Grenze entgegen. 

Ob ich so eine Tour in Norwegen mit so vielen Kilometern und Höhenmetern auch packen würde? Frage um Frage dazu ergibt sich mir, ob sich da vielleicht irgendwo eine fixe Idee im Hinterkopf beginnt einzunisten?

Der Grenzübertritt ist im Grunde keiner, lediglich die Schilder ändern sich, schon cool so ein vereinigtes Europa, früher musste man hier auf dem Weg in die Ferien immer seine Kinderausweise parat haben.

Die Ankunft in Flensburg ist unspektakulär und nüchtern, immerhin kein Regen. Durch die Stadt fahren gerade die TeilnehmerInnen des North Cape 4000 auf dem Weg von Italien zum Nordkap, crazy people, so viele Kilometer in so kurzer Zeit auf dem Rad!

Also auf in die Unterkunft, Duschen, dann Bier und Kaffee, und später ab- und den Gedanken hinterher hängen. Und über fixe Ideen grübeln.

Fazit

Packliste Bikepacking Solo Dänemark

 

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