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Juli 2017

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„Schau mal, der Pegel!“ sage ich zu meiner total verschlafenen Freundin, die um 8 Uhr morgens noch gemütlich im Bett liegt und kaum die Augen auf bekommt, ist ja schließlich Wochenende und eigentlich endlich Gelegenheit zum Ausschlafen.

Wir haben vor einiger Zeit schon darüber gesprochen, bei Gelegenheit einmal das obere Donautal mit unserem neuen Ally Canadier „turglede“ unter die Spanten und Paddel zu nehmen, denn davon hatten wir schon gelesen und das klang ziemlich verlockend für uns. Zudem liegt das obere Donautal nur etwas mehr als eine Autostunde von uns zu Hause entfernt, die knapp 20 km von Hausen im Tal nach Sigmaringen könnte also die perfekte erste längere Tour mit dem Boot sein, ideal um alles genau kennenzulernen.

Aber dafür muss der Pegel in Beuron stimmen, sonst darf man dort gar nicht erst einsteigen. Mindestens 53 cm muss die Höhe offiziell betragen und man muss sich anmelden, wenn man die Donau auf diesem Abschnitt befahren möchte. Und heute scheint der Pegel mit über 90 cm ideal zu sein.

Seit einigen Tagen schon checke ich daher immer mal wieder den Pegel auf der Internetseite der Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg, dort kann man die Pegel im ganzen Bundesland quasi minutengenau ablesen. Da bei kleineren Flüssen der Pegel aufgrund von starken Regenfällen beträchtlich schwanken kann, ist die Internetseite eine enorm praktische Sache.

Also nichts wie raus aus den Federn und rein ins Abenteuer. Ich rufe direkt mal bei der Donautal Touristik an und frage nach, ob es für heute noch freie Befahrungsscheine gibt – gibt es noch für Leute mit eigenem Boot, alles andere ist bereits ausgebucht. Generell gibt es ein paar einfache Dinge zu beachten, wenn man hier auf der Donau paddeln möchte. Wie bereits erwähnt ist die Anzahl der Kanus pro Tag beschränkt und man darf auch nicht einfach überall am Ufer ein- und aussteigen.

Gut zusammengefasst wird das alles hier in diesem PDF

Das gemütliche Wochenendfrühstück geht diesmal etwas rascher vonstatten, der Kaffee bringt den Kreislauf auf Trab und schon bald suchen wir in unserem Ausrüstungskeller alles zusammen, was man für zwei Tage Paddeln und Wandern braucht, denn nach der Kanutour heute wollen wir morgen auch noch einen der Traufgänge hier am Albtrauf unter die Füße nehmen.

Kurze Anreise und ideale Verhältnisse

Die Autofahrt ist kurzweilig und als wir von der Schwäbischen Alb hinab ins Donautal gleiten, stellt sich das wohlige Gefühl von Urlaub bei uns ein. Das Ziel ist der kleine Ort Hausen im Tal mit dem Campingplatz Wagenburg. Dort waren wir schon einmal zu Gast und es hatte uns sehr gut gefallen. Der Platz ist klein und gemütlich, eher oldschool und familiär, ohne Schickimicki und Schnickschnack. Zudem kommt man mit dem ÖPNV (sowohl Bus & als auch Bahn) recht einfach vom Endpunkt in Sigmaringen zurück zum Platz.

Und die Einstiegsstelle fürs Kanu an der Donautal Touristik ist nur wenige hundert Meter zu Fuß entfernt. Wir melden uns rasch auf dem Campingplatz an, bauen unser Zelt auf und schultern das Faltboot samt Schwimmwesten und Paddeln.

Wir lachen uns kaputt, denn der riesige 250-Liter-Rucksack mit dem Boot auf meinem Rücken sieht echt gewaltig aus. Zwar wiegt die Fuhre nicht mehr als 20 kg, aber die Verhältnisse scheinen echt auf den Kopf gestellt, ich sehe daneben aus wie ein Zwerg.

Meine Freundin Anni bezahlt rasch die Erlaubnis und ich baue derweil das Boot zusammen. Mir fehlt noch etwas die Routine, aber gemeinsam schaffen wir es dann mit vereinten Kräften. Auch wenn der Aufbau diesmal länger gedauert hat, man muss vor so einem Boot keine Angst haben, wenn man nicht zwei ganz linke Hände hat. Mit Übung dauert es nicht länger als eine halbe Stunde und man ist startklar.

Tosende Wellen und Wildwasser zum Start

Wir sind schon etwas spät dran, es ist bereits 13:15 Uhr, als die „turglede“ endlich ins kühle Wasser gleitet. Rasch verstauen wir das Gepäck, legen die Schwimmwesten an und los geht’s ins Paddelvergnügen. Bereits nach einigen Metern nehmen wir Fahrt auf, mit reichlich Strömung unter dem Kiel geht es unter der Nepumuksbrücke hindurch. Mit pochendem Herzen haben wir unsere gefühlte erste Wildwasserstelle gerade so überlebt, die Dünung der Wellen betrug immerhin knapp 20 cm! Als wir den tosenden Wassern lebend entkommen sind, bekommen wir das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht – das macht Spaß, sogar riesig viel Spaß!

Die Donau ist hier nicht sehr breit und man bekommt eine erste Lektion darin, wie man das Boot richtig steuert. Gemächlich gleiten wir am Campingplatz vorüber und der Paddelschlag wird gleichmäßiger.

Direkt stellt sich eine wunderbare Entschleunigung ein, der Alltag könnte nicht weiter weg sein, das grün-blaue Band der Donau in ihrem hier sehr spektakulären Bett zieht uns in ihren Bann. Das obere Donautal ist nicht nur zum Paddeln und Wandern ideal, nein es ist vor allem unter Kletterern ziemlich bekannt. Teils direkt vom Fluß aus ragen hier die Kalkfelsen steil auf, ein Eldorado für alle, die gerne die Vertikale erklimmen wollen.

Hinter jeder Flussbiegung ergeben sich für uns neue spektakuläre Ausblicke. Mal öffnet sich das Tal weiter und neben uns erstrecken sich Felder und Wiesen, und ein anderes Mal verjüngt sich das Tal samt Fluß zu einem grünen Urwald, man fühlt sich ganz weit weg in fernen Ländern.

Herrliche Landschaft im schwäbischen Grand Canyon

Wir kommen gut voran, das Wetter ist perfekt, nicht zu warm, aber sonnig. Nur die lästigen Bremsen mit ihren fiesen Stichen gehen uns ein wenig auf die Nerven, während wir gemächlich dahingleiten. Kurz vor dem ersten Wehr an der Neumühle, das wir umtragen müssen, überholen wir eine kleine Gruppe von Kajaks und Canadiern. Für uns ein kleiner Erfolg, wir stellen uns also nicht ganz doof an.

Das Umtragen geht einfach von der Hand, das Boot ist ja ziemlich leicht und im Handling einfach. Nur einige Meter gilt es an Land zu überwinden, dann können wir wieder an Bord gehen. Da wir so spät gestartet sind, widerstehen wir der Verlockung zur Einkehr hier an dieser Stelle im gleichnamigen Gasthaus.

Mit jedem weiteren Meter auf der Donau bekommen wir mehr Routine und Sicherheit. Der Blick schweift über die Uferböschung und die Umgebung, die Natur hat hier einiges zu bieten. Zahlreiche unterschiedliche Vögel zeigen sich, meine Freundin als interessierte Ornithologin erklärt mir die Unterschiede und Namen, von denen ich vorher niemals gehört habe. Was war gleich noch mal der Unterschied zwischen einem Haubentaucher und einem Blässhuhn?

Nur manchmal müssen wir ein wenig gucken, um die möglichst beste Stelle zur Durchfahrt zu erwischen. Sich leicht kräuselnde, kleine Wellen zeigen aber recht deutlich an, wo es unter Umständen seichter sein könnte. Manchmal lässt es sich aber nicht vermeiden und wir touchieren einige Flusskiesel unter Wasser. Das Boot steckt das mit Gleichmut klaglos weg, hinterher werden wir keine Spuren dieser Grundberührungen feststellen können.

Die Zeit auf dem Wasser vergeht wie im Fluge, teilweise hilft uns die Strömung, manchmal müssen wir kräftig in die Paddel greifen. Andere Kajaks und Canadier begleiten uns teilweise. An einem der nächsten Wehre, um die man die Boote herumtragen soll, stockt uns allerdings kurz der Atem. Eine dreiköpfige Familie mit kleinem Jungen an Bord ist zu bequem, das Boot kurz aus dem Wasser zu heben und fährt ein in die Wehranlage. Sie rutschen das Wehr hinab, alles geht gut. Wir aber fragen uns, wie verantwortungslos man als Eltern sein kann? Soll man seinen Kindern auch noch vorleben, dass es normal und vermeintlich gefahrlos ist, Verbote zu missachten? Wir jedenfalls werden auch das nächste Wehr wieder umtragen und uns an die Regeln halten.

Unser Zug zurück von Sigmaringen aus geht um 19:30 Uhr. Da wir nicht wissen wie schnell wir letztendlich sind, lassen wir auch die nächsten Möglichkeiten zur Einkehr links liegen und machen lieber Strecke. Kurz vor unserem Ziel kommt ein Highlight auf uns zu: die Bootsrutsche am Wehr in Laiz.

Spiel, Spaß und Spannung in der Bootsrutsche

Zuerst müssen wir checken, wie die Rutsche funktioniert, aber im Grunde ist es ganz einfach: Rechts neben dem Wehr gibt einen schmalen Kanal, in den ein Boot genau hinein passt und das auf Knopfdruck geflutet wird. Wie in einem Freizeitpark rutscht man dann mit einem Affenzahn durch diesen Kanal.

Wir nähern uns also dem kleinen Tor vor der Einfahrt und betätigen den Knopf. Eine Ampel springt an und wechselt kurz darauf von Rot auf Grün. Dann senkt sich das Tor ab, der Kanal wird geflutet und der wilde Ritt geht los. Wir kreischen wie die Teenager in der Achterbahn, das Adrenalin schießt uns in die Adern und kurz darauf sind wir auch schon unten, der Kanal spuckt uns aus und wir grinsen uns an: nochmal!

WOW! Wer sich das ausgedacht hat, der hat echt einen Preis verdient, das macht unglaublich viel Spaß! Nur noch wenige Meter liegen noch vor uns und wir erreichen die Stadtgrenze von Sigmaringen und kurz darauf gegen 17:15 Uhr auch schon die Ausstiegsstelle am dortigen Campingplatz. Wir umarmen und beglückwünschen uns, wir haben es tatsächlich geschafft! In knapp vier Stunden haben wir diesen Abschnitt der Donau bewältigt, und es war einfach nur richtig schön. Die Landschaft und der Fluss haben uns wunderbare Stunden beschert, fernab vom Alltag in einer ganz entspannten Geschwindigkeit.

Nach einem erfrischenden Bad im Fluss ziehen wir das Boot an Land und bauen es wieder auseinander. Alles verschwindet in nicht einmal 20 Minuten wieder im riesigen Rucksack. Als wir mit dem gewaltigen Gepäck auf dem Rücken im nahen Supermarkt einkaufen wollen, staunt der Sicherheitsmann nicht schlecht, der Rucksack muss am Eingang auf uns warten. Auch als wir kurz darauf durch die Stadt zum Bahnhof laufen, sehe ich lachende und verwirrte Gesichter, so einen großen Rucksack hat hier vermutlich noch keiner gesehen.

Camping kann so schön sein

Der Zug bringt uns schließlich pünktlich zurück zum Campingplatz, wo wir nach einer heißen Dusche ausgiebig kochen und auf den sehr gelungen Tag anstoßen.

Am nächsten Tag wollen wir dann Wandern gehen, aber das ist eine andere Geschichte, denn einer von uns hat seine Einlegesohlen für die Wanderschuhe daheim vergessen. Aber auch ohne abschließende Wanderung ist das Wochenende total gelungen. Wir werden von nun an wohl öfters paddeln gehen, das steht fest! Und auch das Donautal werden wir ganz sicher in Zukunft öfters erkunden, denn es ist einfach viel zu schön hier.

Wann kommst du mal in den Westen? Oder in den Nordosten? In deiner alten Wahlheimat Bremen könntest du dich auch mal blicken lassen!

Immer wieder bekomme ich Nachrichten, Kommentare auf Facebook oder Instagram oder auch ganz persönlich gesagt, dass ich mich mit meinem Vortrag zum Norwegen der Länge nach Buch mal öfters in allen Teilen der Republik sehen lassen soll. So gerne würde ich überall hinkommen und euch mit auf meine lange Wanderung durch ganz Norwegen mitnehmen! Ganz sicher! Aber so einfach ist es leider oft nicht.

Wohin soll ich kommen? Wer hilft mir dabei?

Meine Erlebnisse bei diesen Vorträgen zu teilen, ganz egal ob in kleiner Runde am Lagerfeuer oder im großen Saal vor 600 Leuten wie beim International Mountain Summit in Brixen im letzten Jahr, macht mir stets große Freude. Sogar im Dortmunder Westfalenstadion durfte ich schon von meiner Tour berichten – ein Kindheitstraum ging damals in Erfüllung!

In die Augen der Menschen im Publikum zu blicken, wie sie zusammen mit mir unterwegs zum Nordkap sind, ist einfach ein unbezahlbares Gefühl! Die Begeisterung der Leute zu sehen und zu spüren, sich mit ihnen nach dem Vortrag spannend weiter zu unterhalten und zu hören, dass sie am liebsten auf der Stelle loslaufen wollen – das ist einfach das Größte für mich!

Mit jedem Satz konnte ich spüren, dass er sein Herz an den hohen Norden verloren hat. An ein Land, eine Landschaft, eine einzigartige Natur, die ihm so viel gegeben hat, die er trotz der Strapazen mit jeder seiner Zellen vermisst. (Thomas Guthmann in einem Blogbeitrag zu meinem Vortrag in Frankfurt)

Vitamin B macht die Sache einfacher

Die Crux an der Sache ist allerdings, dass es leider nicht ganz so einfach ist, einen Vortrag alleine in einer weit entfernten Stadt zu organisieren. Als Einzelkämpfer steht man oft vor einer nahezu unlösbaren Aufgabe, so gerne ich es auch wollte. Schon einen passenden Saal samt Infrastruktur für einen Vortrag selbst zu organisieren, stellt sich oft als sehr schwierig heraus, wenn man nicht die entsprechenden Kontakte vor Ort hat.

Daher möchte ich alle, die mich einmal live von meiner Tour berichten sehen wollen, dazu ermutigen, sich in ihrer Nähe umzuhören. Vielleicht gibt es ja bei euch eine Buchhandlung, ein Outdoorgeschäft oder einen Vortragsveranstalter, zu denen ihr einen persönlichen Draht habt oder von denen ihr wisst, dass sie Vorträge veranstalten. Oftmals können diese Leute auf ein gutes Netzwerk vor Ort zugreifen, um richtig Werbung für einen Vortrag zu machen. Sie haben zudem in der Regel Erfahrung in der Durchführung von Vorträgen und Lesungen, und wissen ganz genau, wie man so etwas erfolgreich organisiert und durchführt.

Zusammen reisen wir nach Norwegen

Sprecht diese Leute doch mal drauf an, erzählt ihnen von mir oder gebt mir deren Adresse oder berichtet mir, wer euch zu diesem Thema einfällt. Am besten wäre natürlich, wenn vor Ort ein entsprechender Saal / Raum vorhanden ist, in dem es einen Beamer, eine Leinwand und eine Mikrofonanlage gibt. Wenn dort auch noch kühle Getränke gereicht werden können, umso besser. Die entsprechenden Zimtschnecken für alle bringe ich dann auch gerne selber mit 😉

Mit Vergnügen geh ich dann auf diese Veranstalter zu und spreche mit ihnen über Details und Konditionen, überhaupt kein Problem. Vielleicht bekommen wir dann gemeinsam zusätzliche Vortragstermine hin, und ich darf euch dann mit auf meine Norge på langs Tour nehmen. Ich bin für jeden Tipp oder Hinweis dankbar, meldet euch einfach bei mir unter simon@simonpatur.de und wir sehen uns dann hoffentlich bald auf einer gemeinsamen Reise in den hohen Norden, wenn wir zusammen zum Nordkap wandern!