Wir sind die letzten Tage ganz gut voran gekommen, doch der Akku brauchte dringend eine neue Ladung. So verbringen wir nun im ganz wunderbaren Vandrarhjem des STF in Storlien eine entspannten Ruhetag.
Von der Vaektarstua, von wo aus wir uns zu letzt gemeldet haben, ging es über den großen Nesjoen bzw. Esandsjoen. Eigentlich eine einfache Etappe sollte man meinen, einfach 20 Kilometer über den zugefrorenen See brettern und das war’s. Aber weit gefehlt. Kurz vor dem See war es Schluss mit dem guten Wetter und es zog Nebel auf. Alles verschwomm und man konnte kaum die Konturen im Schnee erkennen. Ziemlich doof und so passierte dann auch ein kleines Malheur. Ich wollte gerade einen Schritt nach vorne machen, als mir der Boden unter den Füßen ausging. Eine Sekunde später lag ich gut anderthalb Meter tiefer im Schnee und hatte genau eine Sekunde Zeit um darüber nachzudenken, wo gleich die schwere Pulka einschlagen würde. Aber nichts passiert, es machte Rumms und das Geschoss schlug neben mir ein. Einmal kurz geschüttelt und es ging weiter über den See.
Der See war allerdings alles andere als flach. Der See ist reguliert um Strom zu gewinnen und war ziemlich weit hinab abgelassen. So liefen wir teilweise über den Seegrund und auf dem Eis hatten sich fiese Wellen, kleine Wächten usw. gebildet. Das alles dann in nahezu White-Out Bedingungen, sprich man hatte kaum Sicht. Der Weg war auch nicht markiert und so liefen wir nur nach GPS. Man fühlte sich fast wie zu Nansens Zeit auf einer Grönland-Expedition!
Und kam einmal Land in Sicht, konnte uns das Ufer auch kaum Aufschluss zur Orientierung geben. Und so liefen wir immer das GPS Gerät vor Augen gut 20 Kilometer über den See. Kurz vor der Hütte Storerikvollen war es dann endgültig Schluss mit Lustig. Wir haben uns in der Dunkelheit auf dem Weg zur Hütte kräftig vertan und haben nicht den passenden Weg zur Hütte gefunden. Wir sind gut 180 Meter vor der Hütte in einer dichten Birkenschonung hängen geblieben. Nichts ging mehr. Flüche und wenig Druckreifes ging da über die Lippen. Einfach total frustrierend und richtig sch***e! Da ist es dann schnell vorbei mit der Beherrschung und der guten Stimmung. Mit viel Gewalt und haben wir uns dann durchgeschlagen und dabei einige Körner gelassen. Als wir dann endlich die Hütte gefunden hatten war die Stimmung ähnlich dem Äußeren, eisig und es dauerte ein wenig bis wir wieder einigermaßen auf dem Damm waren. Es ging nur noch darum etwas zu essen, zu trinken, die Hütte warm zu bekommen und dann so schnell wie möglich in Bett zu kommen. Ein Frusttag.
Am nächsten Tag wollten wir es über das Kluksdalen direkt nach Storlien schaffen. Ein Unterfangen das von vorneherein zum Scheitern verurteilt war. Das Wetter war toll, aber wir kamen einfach nicht voran und es sollten mindesten 35 Kilometer bis Storlien sein. Zwischendurch waren bei mir alle Muskeln in den Armen und Beinen nur noch Pudding, es ging kaum noch etwas. Zum Glück trafen wir auf den Hüttenwart von Storerikvollen, der auf dem Weg zur Hütte war, um nach dem Rechten zu sehen. Mit seinem Scooter hatte er uns eine Spur in den Schnee gelegt, die es uns etwas einfacher mchte voran zu kommen. Gegen 16:00 Uhr kamen wir in Kluksdalen an und es war klar, das wir keinen Meter mehr weiter gehen wollen. Auf dem Bauernhof dort durften wir in der Scheune schlafen.
Wir bekamen noch eine kurze Führung in den Kuhstall, in dem ein 1,5 Millionen NOK teurer Melkroboter seinen Dienst versieht. Die Kühe werden vollautomatisch und rund um die Uhr gemolken. Ziemlich faszinierend zu sehen, wie das alles ganz ohne Menschenhand funktioniert. Nach der Führung ging es in die eiskalte Scheune, wo wir zwischen Gerümpel und allem Möglichen die Nacht verbrachten. Wir waren um 19:00 Uhr im Bett und schliefen bis zum nächsten Tag um 6:00 Uhr.
Gestern dann ging es kurz vor acht los Richtung Storlien. In der Morgendämmerung erklommen wir den Anstieg hoch zum Pass nach Storlien. Der Anstieg war so steil, dass wir ohne Steigfelle keine Chance gehabt hätten. Oben wehte dann ein eisiger Wind und es wurde richtig kalt, dafür war die Morgenstimmung unfassbar schön. 

Nach einer kurzen Rast an einer Schutzhütte auf der schwedischen Seite dauert es noch bis kurz vor 14:00 Uhr, bis wir endlich in Storlien eintrafen, wo wir nun in der ganz wunderbaren Jugendherberge sind und einen tollen Aufenthalt genießen. Mit viel liebe zum Detail und viel Herzblut hat Tina hier alles für ihre Gäste toal schön und gemütlich hergerichtet. Schoin vor zwei Jahren war ich hier und habe auch damals den Aufenthalt hier sehr genossen.
Heute dann ging es auf einen kurzen Ausflug nach Meraker, wo wir uns um unsere Ski kümmern mussten. Diese hatten doch sehr gelitten und wir mussten uns dringend darum kümmern, geht es doch die nächsten Wochen fernab jeglicher größerer Ortschaften weiter. Aber auch das ging mehr als gut uns zurück nahm uns dann Gregor mit, ein Auswanderer aus Deutschland, der auf dem Weg von Trondheim zu seiner Hütte im Jämtland war.
Gleich geht es wieder in die Sauna und dann steht Entspannung auf dem Programm, bevor es dann morgen wieder weiter geht!