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Dezember 2016

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Lange hat es gedauert, die Ostertour über den Jostedalsbreen zu verarbeiten und die passenden Worte dazu zu finden. Die Tour stimmt mich bis heute nachdenklich, hat sie doch schonungslos offen gelegt, wie schnell sich eine Wintertour in die falsche Richtung entwickeln kann. Der Einstieg zur Tour war ja bereits schwerer als gedacht, und auch der Aufstieg auf den Gletscher war nicht ohne, aber was danach kam, das konnten wir in dieser Form so nicht erwarten.

Klar ist, wir haben nicht alles zu 100% richtig gemacht, aber in den entscheidenden Situationen dennoch die Nerven behalten und den Umständen entsprechend gut gehandelt. Ich denke, wir haben unsere Lektion gelernt und die richtigen Schlüsse daraus für die nächste Wintertour gezogen. Wer sich nach draußen in die Natur begibt, der sollte stets gut vorbereitet sein, dass wurde mir auf dieser Tour mehr als je zuvor bewusst. Auf dem Papier klingt es manchmal einfacher und leichter, als es dann wirklich ist.

Theorie und Praxis sind mitunter zwei sehr verschiedene Paar Schuhe

Wenn man solche Reisen unternimmt um darüber zu berichten, dann ist das Resultat oft, dass der Leser hinterher im Blog, in den Social Media Kanälen oder in der Zeitschrift abgedruckt etwas sehr stark gefiltertes sieht. Der positive Eindruck überstrahlt alles, man gewinnt schnell den Eindruck, dass auf Tour alles nur Eitel-Sonnenschein war.

Und wenn dann vielleicht sogar etwas richtig schief läuft, dann hört man in der Regel gar nichts davon. Das ist ein Grund, warum viele Abenteurer erst nach einer geglückten Tour an die Öffentlichkeit gehen und über die Fehlschläge erst gar nicht berichten.

Aber wie soll man daraus ein realistisches Bild solcher Touren gewinnen? Wie kann ich so aus den „Fehlern“ der anderen lernen? Was muss ich beachten?

Nur mal so am Rande, mein Kumpel Martin ist professioneller Photograph und hatte nach der Tour nicht viel mehr als 20 Bilder auf der Speicherkarte, es waren unterwegs einfach andere Dinge wichtiger.

Auch, dass wir den Facebook Account von Bergans of Norway in Deutschland übernehmen durften und dies vorher groß angekündigt hatten, stellte sich während der Tour als undurchführbar heraus. Wir konnten nur von der An- und Abreise berichten, zwischendurch waren auch hier andere Dinge wichtiger bzw. es war überhaupt nicht möglich, auf einen der schönen Aussichtsberge rund um den Gletscher zu steigen, um euch „live“ mit Bildern von der Tour zu versorgen.

Es war eine ganz spezielle Tour, die ich vermutlich niemals vergessen werde. Und nicht, weil sie so besonders schön war, sondern weil ich mit der Intensität der Natur unterwegs für mich völliges Neuland betreten habe.

In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen!

Über Ostern waren wir auf dem Jostedalsbreen Gletscher in Norwegen unterwegs, auch über diese Tour berichte ich in der aktuellen Ausgabe des Nordis Magazins. Eine Tour, die ganz anders als gedacht verlief und uns eine Menge abverlangt hat. Wir haben es geschafft, den größten Gletscher auf europäischem Festland zu überqueren, aber viele Hindernisse lagen auf unserem Weg und mussten überwunden werden. Viel Spaß beim Lesen!
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In der neuen Ausgabe des Nordis Magazins berichte ich von einer Tour am Strand von Dänemark in der letztjährigen Silvesterwoche, an die ich jeden Tag unglaublich gerne zurück denke. Wir wollten einfach weg, dem Trubel entfliehen und Ruhe finden. Und wo kann man das besser, als am Meer? Also fuhren wir weit hinauf nach Dänemark, bis fast an die nördlichste Spitze Jütlands und ließen uns dort über eine Woche lang den Wind um die Ohren wehen. Wie  es uns dabei ergangen ist, das lest ihr in der aktuellen Ausgabe des Nordis Magazins! Viel Spaß beim Lesen!

Nordis Dänemark

Selten habe ich so ungläubiges Staunen erlebt. Ich zerre gerade einen Autoreifen an einem Seil befestigt durch den Herbstwald hinter mir her, die breite Spur im Laub ist mittlerweile bald 10 Kilometer lang. Und ausgerechnet nun treffe ich ausgerechnet auf einige Sonntagsspaziergänger. Sie blicken verwirrt in meine Richtung. Und ihr Blick verrät, was sie gerade denken: Was zur Hölle macht der Typ da gerade?

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Und ja, diesen Gedanken kenne ich nur zu gut, ich habe ihn ja selbst oft genug, wenn ich den Reifen aus dem Auto hebe, um mein Training zu starten. Aber warum das ganze eigentlich? Wieso um alles in der Welt macht man das? Die Antwort darauf ist eigentlich recht simpel und schnell gegeben: Die nächste Wintertour steht an! 

Als überwiegend vom Schreibtisch aus arbeitender Mensch mit wenig Zeit und ausgeprägtem Appetit auf leckeres Essen musste ich mich für die Svalbardtour natürlich zuallererst körperlich fit machen. Als erste Maßnahme beschloss ich, nur noch möglichst heiß zu duschen, um die Wärmereserven meines Körpers randvoll aufzufüllen. Dazu würde ich nur noch mit AXE Alaska duschen. Als J. dann mit FA Duschgel „extrem cool mit Gletschermineralien“ konterte, wusste ich, dass ich mein Training würde erheblich steigern müssen. Ich griff also fortan zu Duschgel von Adidas: „Ice Dive“ Zitat User Daddyoffive bei Outdoorseiten.net zur Vorbereitung auf eine Spitzbergen-Wintertour

Und um sich darauf adäquat vorzubereiten, gibt es kein effizienteres und vor allem realistischeres Training als besagte Autoreifen durch den Wald über Stock und Stein zu zerren. Die Reifen simulieren dabei ziemlich gut das Verhalten einer Pulka im Schnee. Je nach Untergrund lassen sich die Reifen gut ziehen oder sie verfangen sich in Wurzelwerk und sammeln alles Laub auf, was sich auf dem Weg findet. Ganz so wie im Winter der Schlitten, der mal besser und auch mal schlechter läuft. Zudem ist das Ruckeln der Reifen an der Zugleine vergleichbar mit dem Ziehen und Reißen des Pulkaschlittens unterwegs im Winter. Man gewöhnt sich so an den Bewegungsablauf und die Belastungen an Beinen, Armen und am Rumpf, die während einer Wintertour auftreten. Daher ist das sogenannte Dekktrening einfach ideal als Vorbereitung, wenn noch kein Schnee gefallen ist oder man so wie ich in einer Gegend wohnt, wo der Schnee immer nur auf einen kurzen Besuch vorbei kommt.

Ohne Schnee sucht man sich Alternativen

Aber fangen wir mal ganz von vorne an. Eine Tour im Winter ist immer etwas ganz besonderes, vor allem, wenn man im skandinavischen Fjell unterwegs sein möchte. So eine Tour bedeutet, dass man immer gut vorbereitet sein sollte. In allen Belangen. Die Ausrüstung sollte durchdacht und sicher sein, die Tourplanung viel ausführlicher als im Sommer. 

Zudem können einem widrige Bedingungen und tiefe Temperaturen schnell den Stecker ziehen, sich enorm auf die eigene Leistungsfähigkeit auswirken. Na klar, wenn es über Ostern zur Hauptwintertourenzeit auf der üblichen Route in die Hardangervidda geht, muss man sich nicht unbedingt so stark darauf vorbereiten, als wenn man im Januar durchs Børgefjell zieht oder das grönländische Inlandeis mit einer 100-Kilogramm-Pulka überqueren will.

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Wie auch immer, ich habe gemerkt, dass eine gute Vorbereitung einfach dazu gehört. Zum einen macht es wenig Spaß, wenn man sich körperlich immer am Limit bewegt oder den anderen Teammitgliedern hinterher läuft, nur weil Kraft und Kondition fehlen. Und zum anderen hat man durch eine gute Verfassung auch in schwierigen Situation immer noch Reserven, um vernünftig agieren zu können. Für mein Dafürhalten ist man mit einer gewissen Vorbereitung einfach sicherer im Winter unterwegs.

Eine gute Vorbereitung bringt #turglede

Insbesondere bei unserem Norge på langs Winterversuch habe ich teils schmerzlich gemerkt, wie wichtig es ist, gut vorbereitet in eine solche Tour zu starten. Klar, so eine Tour über drei oder vier Monate mit Etappen bis zu 55 Kilometern ist schon etwas anderes als zwei Wochen gemütlich Tagesdistanzen von vielleicht 15 Kilometer zu bewältigen. Aber das Gefühl ist jeweils gleich schlecht, wenn einem die Kraft und die Kondition ausgeht, man unkonzentriert wird und so den Spaß an der Tour verliert.

Daher versuche ich für Island eine umfangreichere Vorbereitung hinzulegen. Wenn man sich die Empfehlungen zur Vorbereitung von unserem Tourenanbieter Puretreks so ansieht, merkt man schon, dass diese Tour kein reines Zuckerschlecken wird:

Niveau 5 (von 5) = sehr anspruchsvoll

Diese Touren (meist im Expeditionsstil) erfordern große Ausdauer und Bereitschaft zu Anstrengung. Die Teilnehmer benötigen eine hervorragende Kondition, mentale Stärke sowie Durchhaltevermögen. Wandererfahrung und  Kenntnisse der jeweiligen erforderlichen Fortbewegungsart (z.B. Skilanglaufen).

Tägliche Gehzeit: 6-10 Stunden

Vorbereitung: Regelmäßiger intensiver Ausdauersport (3-4 Mal pro Woche). Zusätzlich ist eine spezifische Vorbereitung auf die Reise obligatorisch.

VORBEREITUNG AUF DIE REISE

Ein regelmäßiges Training, insbesondere der Ausdauer und der Kraft, ist für die Expeditionen unentbehrlich. Ausgiebige Vorbereitungswanderungen in den letzten Monaten vor Tourstart sind Pflicht. Für die Trans Island Ski-Expedition empfehlen wir ein mindestens 4-monatiges intensives Training mit „tyre-pulling“ im Wald zu Hause. Für diese Expedition ist eine Vorbereitungstour zum Test von Mensch und Material in Norwegen sinnvoll.

Ich gehe das ganz pragmatisch ohne großen Trainingsplan an und versuche das Training möglichst in meine normale Woche mit einzubauen. Da ich es überhaupt nicht mag, nur stumpf joggen zu gehen um Kondition zu bolzen, habe ich für mich eine gute Mischung aus verschiedenen Trainingsformen gefunden, mit der ich bis dato ganz gut zurecht komme. Im Grunde besteht die Vorbereitung für mich aus drei Komponenten:

Für die Grundkondition: klassisches Jogging – 2 bis 3 Mal wöchentlich jeweils ca. 1 bis 1,5 Stunden

Für die Stabilität und Kraft: NLX-Training (zu vergleichen mit Crossfit) – 2 Mal wöchentlich für jeweils ca. 1,5 Stunden

Für das Pulkaziehen: längeres Reifenziehen im Wald – 1 Mal wöchentlich für ca. 2 bis 3 Stunden

Bisher klappt es ganz gut, das Pensum einzuhalten. Um ein wenig effizienter zu Trainieren, kombiniere ich gerne auch das Jogging mit dem Stabilitätstraining, indem ich den Weg zum Training einfach laufend zurücklege. Konkret sieht eine Trainingswoche bei mir dann meist so aus:

Samstag: Reifentraining

Sonntag: Joggingrunde

Montag: Ruhetag

Dienstag: Joggingrunde und NLX

Mittwoch: Ruhetag oder Joggingrunde

Donnerstag: NLX Training

Freitag: Joggingrunde oder Ruhetag

Die Umfänge sind also nicht wahnsinnig groß, aber ich merke dabei relativ schnell einen Fortschritt. Insbesondere beim NLX und beim Reifenziehen kann ich das Pensum bzw. die Belastung zunehmend gut erhöhen. Beim Reifentraining haben sich die zwei Autoreifen bisher wirklich sehr gut bewährt. Ich lege dabei ungefähr eine Distanz von 12,5 Kilometern in 2,5 Stunden zurück. 

Das hört sich vielleicht nicht besonders viel an, aber das Laub auf den Wegen bremst teilweise enorm. Und auch wenn man einmal die breiten Forstwege verlässt um dann kleinere Rückepfade zu erklimmen, wird einem schnell die Effizienz des Trainings klar. Ich sage da nur, Qualität kommt von Qual. Was mir ganz besonders beim Reifentraining gefällt ist die Tatsache, dass einem während der Einheit die Belastung nicht unbedingt so hoch erscheint. Am Tag danach wird einem aber schnell klar, was es einem bringt. 

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Auch gefällt mir die Länge und Ruhe während des Trainings. Man ist lange an der frischen Luft und die Reifen bremsen so stark, dass man auch einfach nicht schneller machen kann. Eine gewisse Demut kehrt ein – und jeder, der schon einmal eine schwere Pulka im Winter bergauf durch den Tiefschnee gezogen hat, der wird dieses Gefühl kennen. Man muss mit Geduld, Beharrlichkeit und Ausdauer an die Sache heran gehen, dann schafft man es auch. Einen guten Beitrag zum Thema Dekktrening findet man auch beim norwegischen Polfahrer Børge Ousland, der Mann muss es schließlich wissen, wie man sich optimal auf fordernde Winterexpeditionen vorbereitet. Sein Buch „Ekspedisjonshåndboka“ kann ich zur allgemeinen Vorbereitung auch wärmstens empfehlen. 

Und hier seht ihr noch ein Video, wie das Training mit Autoreifen beim Schweizer Polarabenteurer  Thomas Ulrich aussieht:

Ich bin sehr gespannt, ob und wie sich diese Vorbereitung in Island bewähren wird. Mir jedenfalls geht es gut damit, man merkt, wie die Fitness langsam besser wird, man fühlt sich rasch stärker und besser. Schauen wir mal, was es am Ende bringt, aber eines ist schon jetzt klar, mir macht es viel Spaß mich auf diese Art vorzubereiten, und da fällt es dann einfach viel leichter, sich zum Training aufzuraffen!

Was braucht man fürs Dekktrening?

Meine Liste für die Trainingsreifen:

  • Pulka Zuggurt (z.B. Acapulka Expedition)
  • 4 Meter Reepschnur 4 oder 5 mm
  • 3 stabile Karabiner
  • 2 alte Autoreifen (z.B. 195/65 R15 oder 205/55 R16)
  • 1 Express-Set (vom Klettern, 2 Karabiner mit einer kurzen Schlinge verbunden)
  • 3 Ringschrauben M8
  • 6 Unterlegscheiben M8
  • 3 selbstsichernde Muttern M8pulkatraining4

Benötigtes Werkzeug: 

  • 8 mm Stahl- oder Holzbohrer samt Bohrmaschine oder Akkuschrauber (am besten ein schon abgenutzterer Bohrer, bei neuen Bohrern besteht die Gefahr, dass die Stahlfäden über der Karkasse des Reifens den Bohrer stumpf machen)
  • passender Schraubenschlüssel für die Muttern

Meine Ausrüstung beim Training: