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August 2017

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Vor ein paar Tagen zog ich eine Postsendung von der Geobuchhandlung in Kiel aus meinem Briefkasten. Darin waren zwei gerade erst erschienene Bücher, in denen jeweils eine Werbeanzeige abgedruckt war, die ein Bild von mir ziert. Als ich dann durch das kleine Büchlein aus dem Conrad Stein Verlag zum E1 zwischen Kautokeino und dem Nordkap blättere, entdecke ich darin meinen Namen!

„Wie cool ist das denn!“ entfährt es mir, als ich lese, dass die Autorin des Buches Sara Danielsson mein Buch Norwegen der Länge nach an erster Stelle als Leseempfehlung zum E1 nennt. Und als ich dann das Autorenbild von Sara entdecke und auf ihrem Blog vorbeischaue, fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Wir haben uns sogar einmal persönlich getroffen, ohne voneinander zu wissen. Als wir im März aus dem Sarek kamen, traf ich Sara in der STF Station von Ritsem und wir sprachen kurz über ihre Ausrüstung, ohne uns richtig einander vorzustellen. Nun fallen die Puzzleteile an ihre Position und wieder einmal zeigt sich, wie klein die Skandinavien-Gemeinde ist!

Nun also liegt das Buch von Sara vor mir und ich bin echt begeistert. Der E1 gewinnt ja gerade rasant an Popularität, auch im Norden. Es gibt zwar gute Infos im Internet, aber ein kompaktes Büchlein dazu, gerade für den letzten Abschnitt hin zum Nordkap, wäre schon echt cool.

Und genau dieses Buch hat Sara nun geschrieben. In dem Büchlein aus dem weithin für seine guten Wanderführer bekannten Conrad Stein Verlag beschreibt sie den E1 von Kautokeino bis hoch hinauf zum Nordkap. Wie gewohnt findet man in dem Buch alles, was man zu der Wanderung wissen muss und wissen sollte. Man muss sich jetzt bloß noch die entsprechenden Landkarten besorgen und schon kann es losgehen.

Wenn ich nun also das neue Buch einer so profunden Kennerin des hohen Nordens vor mir liegen habe dachte ich mir, dass ich ihr doch auch gleich ein paar Fragen rund um das Buch und ihren Nordlandvirus stellen kann. Gesagt, getan!

Hallo Sara, ich erreiche dich in Ritsem, erzähl doch mal, wie du dahin kommst und was du da machst?

Ich arbeite in Ritsem beim Schwedischen Tourismus Verbund (STF). Die Anlage in Ritsem kann man als Jugendherberge beschreiben: einfacher Standard aber es gibt alles was man in den Bergen braucht. Ich war schon häufiger auf Wanderungen oder Skitouren hier und mir hat es immer sehr gefallen. Dann habe ich irgendwann beschlossen mich einfach mal um eine Stelle zu bewerben – und es hat ja funktioniert! 🙂

Und wie lebt es sich so weit ab vom Schuss?

Ritsem ist rund 200 km vom nächsten Supermarkt und der nächsten Tankstelle entfernt, da ist gute Planung gefragt! Ich bin aber mit dem Auto hier und konnte deswegen alles auf Vorrat mitbringen. Lebensmittel, ein Benzinkanister und auch ein paar Bierchen 😉

Mir gefällt die Abgelegenheit, die Menschen kommen einander näher und man ist weniger anonym. Ich komme aus Hamburg, also ein riesen Unterschied zu einem klitzekleinen Dorf am Ende der längsten Sackgasse Schwedens.

Was fasziniert dich so sehr am Norden?

Die Weite und die Freiheit sich in der Natur zu bewegen. Zelten, Angeln und Beeren sammeln, Sonnenschein rund um die Uhr oder Nordlichter. Die Natur bietet so unglaublich ausgeprägte Jahreszeiten. Im Sommer mit Glück 30 Grad und strahlende Sonne, im Winter oft -40 und totale Dunkelheit. Die Kontraste ziehen mich an, viel schöner als der ewige Nieselregen in Norddeutschland!

Von Deutschland nach Schweden, war das eine große Umstellung?

Ich empfinde Deutschland und Schweden nicht als so extrem unterschiedlich, aber das liegt sicher daran, dass ich fünf Jahre in Portugal gewohnt habe. Der Kulturschock von Portugal nach Schweden zu ziehen war schon enorm: wenig Wärme, keine drei Restaurantbesuche die Woche mehr, nicht mehr jeden Abend surfen gehen…

Aber ich bin sehr glücklich in Schweden, die Leute sind freundlich und behandeln mich nicht als Aussenstehende, in Portugal war das oft ganz anders. Egal wie lange ich dort gewohnt habe, so wurde ich meistens doch auf meine Nationalität reduziert. Gerade auch weil ich so bleich bin und wirklich nicht als Portugiesin durchgehe. Auch auf dem Arbeitsmarkt und was die soziale Absicherung angeht, sieht es in Portugal sehr düster aus. Solche Aspekte haben mir früher nichts bedeutet, da kam es nur auf das Surfen an. Aber wenn man auf die 30 zugeht… 😉

Wie kam es, dass du dir ausgerechnet den E1 für dein erstes Buch vorgenommen hast?

Ich bin mir ehrlich gesagt nicht mehr sicher, wie ich zuerst auf die Idee gekommen bin. Ich habe eine große Übersichtskarte vom „Nordkalotten“ an der Wand und habe mir alle Wanderwege angeschaut. So kam dann wohl die Überlegung nicht nur auf dem Nordkalottleden oder dem Kungsleden zu wandern, sondern ganz bis ans Nordkap. Ja, und für die Strecke gab es eben noch keinen Wanderführer.

Autorin zu sein, den Wunsch hege ich wohl schon seit langer Zeit: ich habe immerhin sieben Jahre Literaturstudium hinter mir. Reiseführer zu schreiben macht allerdings viel mehr Spaß als trockene Aufsätze oder Artikel für wissenschaftliche Publikationen zu verfassen!

Aus eigener Erfahrung weiß ich ja, wie viel Arbeit in einem Buch steckt. Wie lange hat es bei dir gedauert? Von der Recherche bis zum fertigen Reiseführer?

Ich habe mit der theoretischen Recherche im März 2016 begonnen und war dann im Sommer eine ganze Weile zur praktischen Recherche (sprich: wandern und fotografieren) in der Finnmark. Im Herbst habe ich dann mit dem Schreiben begonnen und das fertige Manuskript im Dezember eingereicht. Einen Wanderführer zu schreiben dauert einfach unheimlich lange, alle kleinen Details sollen ja so korrekt wie möglich sein.

Was war dein Lieblingsabschnitt auf „deinem“ E1 Stück?

Es gibt viele Abschnitte und Plätze die mir gefallen. Wenn man das erste Mal das Meer sieht, die gemütlichen Hütten, aber auch die seltenen Möglichkeiten Proviant einzukaufen. Und dann natürlich das Nordkap, welches besonders Nachts zu empfehlen ist, wenn kaum andere Touristen dort sind und das Licht magisch ist.

Gerade in der Finnmark kommt es ja auch sehr auf das Wetter an: was an einem Tag der gemütlichste, warme Platz zum im Gras liegen und Abendessen ist, kann an einem anderen Tag eine dem Sturm ausgesetzte, kahle Ebene sein.

Die Erlebnisse können sehr unterschiedlich sein und ich habe deshalb auch versucht meine Empfindungen nicht zu sehr in das Buch einzubauen.

Wie war das Gefühl dein Buch das erste Mal in der Hand zu halten?

Unglaublich spannend! Allerdings auch etwas gruselig: unter dem gesamten Schaffensprozess war das Buch immer eine Datei auf meinem Computer und ich konnte alle Kapitel immer wieder verändern. Ist erstmal alles auf Papier gedruckt und steht in den Regalen des Buchhandels, dann habe ich keine Macht mehr über mein Werk. Finde ich jetzt noch einen Fehler oder eine Passage, die ich gerne anders formulieren würde, dann ist es zu spät.

Du bist ziemlich viel draußen im Norden unterwegs, hast du irgendwelche Geheimtipps auf Lager von denen wir alle profitieren können?

Ich möchte allen Wanderbegeisterten, die gerne in den Bergen Skandinaviens unterwegs sind dazu raten nicht zu früh in der Saison zu gehen. Mitte Juni haben wir in Mitteleuropa den Winter schon lange vergessen und natürlich kann man es kaum abwarten endlich wieder auf Tour zu gehen… aber der Schnee und die Kälte hier oben sind nun mal hartnäckig. Ich habe hier viele Gäste gesehen, die wirklich enttäuscht waren, weil ihre Tour im Sarek oder auf dem Nordkalottleden wirklich überhaupt nicht so war, wie sie sich das vorgestellt hatten. Möchte man über grüne Gebirgswiesen wandern, Blaubeeren pflücken und sich nicht durch morschen Schnee vorankämpfen, dann sollte man wirklich mindestens bis Mitte Juli warten. In schneereichen Jahren gerne auch länger.

Viele riefen an oder schrieben eine Mail und fragten ob es möglich sei den Sarek zu durchqueren. Darauf kann ich nur antworten, dass es sicher möglich ist (Mut, gute Ausrüstung und Erfahrung vorausgesetzt) aber ob es Spaß macht, das ist mal eine ganz andere Frage.

Ich hab ja immer Solbærtoddy als Getränk und Walters Mandler Schokolade mit im Rucksack, was darf bei dir unterwegs nicht fehlen?

Toddy habe ich gerade auch hier, das trinke ich am liebsten zum Frühstück, ich trinke nämlich keinen Kaffee. Was es sonst immer bei mir im Rucksack gibt, ist eine 200g Tafel Marabou und solche „Varma Koppen“ Tütensuppen. Das habe ich immer als Notvorrat mit dabei. Wenn ich es mir aussuchen könnte, wären auch immer ein paar Packungen Real Turmat gefriergetrocknete Mahlzeiten mit dabei, aber die sind ja nicht wirklich günstig.

Was sind deine Pläne als nächstes? Wäre nicht mal Norge på langs ein Ding für dich?

Ich schreibe zur Zeit an einem weiteren Reiseführer für den Conrad Stein Verlag, 25 Tagestouren im Norden Portugals. Ich werde im Herbst auf jeden Fall nochmal nach Porto fliegen und einiges recherchieren. Ansonsten bin ich relativ unentschlossen was als nächstes kommt. Gröna Bandet oder Vita Bandet durch die schwedische Gebirgskette vielleicht? Norge på langs ist auch eine Tour, die mich sehr interessiert, aber einfach unglaublich zeitintensiv. Ich könnte mir vorstellen eine solche Wanderung auf mehrere Jahre zu verteilen.

Ich bin auch sehr an Trailrunning interessiert und überlege mehr Zeit in den Bergen mit Laufen zu verbringen.

Tusen takk Sara für den Einblick in die Arbeit rund um dein Buch! Schön, dass wir etwas mehr über dich erfahren dürfen! Ich wünsche dir für dein Buch ganz viel Erfolg und richtig viel Spaß bei deinen nächsten Abenteuern im hohen Norden und in Portugal! Beim nächsten Treffen in Ritsem oder wo auch immer gebe ich einen aus, versprochen. Wer mehr von Sara lesen möchte, dem sei ihr Blog wärmstens empfohlen. Dort finden sich zahlreiche spannende und informative Beiträge rund ums Draußensein!

Hier geht’s lang: https://sara-danielsson.com

Auch ich war damals auf meiner Norge på langs Tour immer wieder stückweise auf dem E1 unterwegs. Damals hätte mir Saras Buch wirklich gut geholfen, der Weg war dort oben im hohen Norden 2013 gerade erst fertig markiert worden. Aber nun hab ich ja das Buch und falls ich dort noch einmal unterwegs sein werde, ist es ganz sicher mit im Rucksack!

  

Wer hat Lust auf Lagerfeuer und Abenteuergeschichten? Da ich in letzter Zeit immer mehr Nachrichten, Anfragen und E-Mails rund ums Thema Fernwandern insbesondere in Norwegen bekomme, dachte ich mir, man könnte ja all die Fragen auch mal persönlich bequatschen.

Einfach am Lagerfeuer vorm Zelt sitzen, etwas leckeres kochen und trinken und sich dabei über alles Mögliche rund ums Fernwandern unterhalten, das wäre schon cool!

Und nun ist es tatsächlich soweit! Jeder, der mag, ist herzlich dazu eingeladen, sich am Wochenende vom 3. bis 5. November auf dem Campingplatz des Freizeitzentrums Roßmühle an der fränkischen Saale einzufinden! Parallel findet dort ein Treffen des Outdoor-Forums www.outdoorseiten.net statt und ich würde gerne alle Interessierten dazu einladen.

Ich werde haufenweise Ausrüstung, Landkarten, Zelte und was auch immer sich in meinem Ausrüstungskeller befindet, mitbringen. So können wir tagsüber gerne spontane Workshops rund ums Thema Fernwandern machen, gemeinsam wandern gehen oder auf der Saale paddeln. Im Vordergrund soll aber einfach der Spaß stehen, ganz ohne Stress und Zeitpläne würde ich mich vor allem gerne mit euch austauschen und quatschen.

 

Da ja nicht alle mit einem Rucksack im Schrankwand-Format auf dem Rücken unterwegs sind, hab ich mal bei Carsten von www.fastpacking.de angefragt, ob er nicht auch kommen will.

Carsten ist ein echter Ultralight-Veteran und geht an das Thema Fernwandern etwas anders heran als ich. Seine Erfahrung gerade auf den nordamerikanischen Trails wie PCT oder AT sprechen da für sich, und auch den Nordkalottleden ist er schon UL gelaufen. Ihr seht, es werden ganz unterschiedliche Leute kommen, die aber alle nur allzu gern länger draußen unterwegs sind.

 

Bitte meldet euch kurz verbindlich bei mir unter simon@simonpatur.de an, wenn ihr teilnehmen wollt. Ich gebe dann kurz vor dem Treffen dem Campingplatz entsprechend Bescheid. Die Kosten für Übernachtung usw. trägt jeder selbst, da es sich um ein rein privates Treffen handelt. Absprachen rund um An- und Abreise können gerne hier in den Kommentaren, im entsprechenden Thread bei www.outdoorseiten.net oder im entsprechenden Facebook-Termin getroffen werden.

Die Versorgung vor Ort mit Essen und Getränken übernimmt bitte jeder selbst, das hat auf vergangenen Treffen bisher immer ohne Probleme hervorragend geklappt. Super wäre auch, wenn ihr Feuerholz fürs Lagerfeuer mitbringen könntet. Ein Grill wird ebenfalls vor Ort sein.

Ich würde mich sehr freuen, wenn sich einige von euch mit mir auf den Weg zur Rossmühle machen würden um dort ein entspanntes Wochenende rund ums Thema Fernwandern zu verbringen.

Ganz egal ob ihr eine lange Tour in Norwegen plant oder ein PCT-Through-Hike euer Traum ist. Gerne stehen wir mit Rat und Tat zur Verfügung und berichten von unseren Erfahrungen. Aber auch wir freuen uns, wenn ihr eure Erfahrungen und Erlebnisse mit uns teilt, so können wir alle davon profitieren. Jeder hat eine andere Herangehensweise an seine Touren, jeder hat unterwegs andere Bedürfnisse und jeder macht auf Tour andere Erfahrungen. Wir alle haben aber ein Ziel: eine möglichst schöne Zeit wandernd draußen zu erleben!

Jeder, der mag, ist herzlich eingeladen zu kommen!

  • Anmeldung (wenn ihr nicht bei ODS.net seid) bitte an: simon@simonpatur.de
  • Das Treffen ist rein privat organisiert
  • Anreise, Verpflegung und Übernachtungsgebühren trägt jeder selbst
  • Wer kann bringt gerne Feuerholz mit
  • Ausrüstung zur Ansicht mitzubringen ist auf jeden Fall erwünscht
  • Bei Interesse an speziellen Themen bitte vorher kurz Bescheid sagen

Hier die Lage der Roßmühle:

Weite und wunderbare Ausblicke, das liebe ich so sehr, wenn ich ans Wandern in Skandinavien denke. Oft hänge ich wehmütig den Bildern in meinem Kopf nach, die sich auf vergangenen Wanderungen dort eingebrannt haben. Ich tue mich dann oft schwer, hier am Wochenende wandern zu gehen. Oft führen die Wege lange durch Wälder, außer Bäumen gibt es dort in meinen Augen nichts zu sehen. Ja ich weiß, dass ich es mir da sehr einfach mache und vor allem der wunderbaren Umgebung hier rund um Tübingen unrecht tue. Das weite Fjell ist halt für mich das Nonplusultra, da kann der Albtrauf eigentlich nicht mithalten.

Nach langem Hadern habe ich mich dann aber doch einfach entschlossen, dem Wandern hier eine Chance zu geben, immer nur auf die nächste Tour in Skandinavien zu warten kann es ja auch nicht sein.

Manchmal muss man für eine wunderbare Wanderung nicht weit fahren

Also hab ich mich an den Schreibtisch und den Computer gesetzt, um im Internet zu recherchieren, was auch als größeres Wanderprojekt in Frage käme, gerne würden wir die Touren als Wochenendtouren mit Übernachtung angehen, sofern möglich.

Schnell bin ich auf den HW 1 – den Schwäbische Alb Nordrand Weg oder Hauptwanderweg 1, gestoßen. Dieser führt auf 25 Tagesetappen über 354 Kilometer von Donauwörth nach Tuttlingen, oder umgekehrt. Der Weg sah schon mal gut aus, und auch die Weitwander-Fachfrau Christine Thürmer spricht in den höchsten Tönen von diesem Weg. Hinzu kommt, dass wir eine ganze Reihen von Etappen von Tübingen aus recht unproblematisch per ÖPNV erreichen können. Alles spricht für den HW 1, dann werden wir dem Weg eine Chance geben, uns vom Wandern vor der Haustür zu überzeugen.

Aus praktischen Gründen entschließen wir uns für einen Start in Tuttlingen, die Anreise mit der Bahn stellt sich nach kurzer Recherche als überaus bequem dar, nur 1 Mal umsteigen und wir sind unter 2 Stunden Fahrzeit am Startpunkt. Mit dem Auto wären wir auch nicht viel schneller und müssten dann am Ende auch noch zurück zum Parkplatz. Die Würfel sind gefallen, an einem der nächsten Wochenenden wollen wir die ersten beiden Etappen angehen, vom Start in Tuttlingen bis nach Albstadt-Laufen, insgesamt ungefähr 55 Kilometer in zwei Tagen. Das ist zwar sportlich, aber durchaus machbar. Und von Albstadt-Laufen geht jede Stunde ein Zug direkt zurück nach Tübingen. Der Plan steht.

Am Samstag morgen packen wir unsere sieben Sachen, das Wetter ist warm und die Rucksäcke müssen nicht viele Klamotten tragen, dafür aber ist reichlich Wasser im Trinksystem. Per Bus geht es zum Bahnhof um dann über Horb am Neckar nach Tuttlingen zu gelangen. Da wir uns keinen Stress am Morgen machen wollten, sind wir erst später losgefahren und haben uns gegen eine Übernachtung vor Ort auf dem Zeltplatz entschieden.

Los geht’s in Tuttlingen

Kurz suchen wir in Tuttlingen den Startpunkt, finden diesen aber schnell, nur kurz verlaufen wir uns zur örtlichen Eisdiele, die Sonne macht uns ein wenig zu schaffen, da kommt eine kleine Erfrischung gerade recht. Gegen 14:15 Uhr starten wir ins Abenteuer HW 1, rund 22 Kilometer liegen heute noch vor uns, wenn wir es zu unserer geplanten Übernachtungsmöglichkeit am Klippeneck schaffen wollen.

Zuerst überqueren wir die junge Donau mit Hilfe der überdachten Holzbrücke. Wir verlassen schnell die Innenstadt und finden uns bereits nach einer viertel Stunde außerhalb von Tuttlingen am Waldrand wieder. Die Aussicht über das Donautal ist wunderbar, der Weg hierher hat allerdings schon einigen Schweiß gekostet. Wir sind froh, dass es nun in den Wald geht, der uns mit seinem kühlen Schatten nur allzu willkommen ist.

Die Markierung ist hervorragend, wir kommen gut voran. Die Wege sind überraschend schmal, das gefällt. Sofort fallen uns die Himbeeren und Walderdbeeren am Wegesrand auf, die es hier ziemlich häufig gibt. Wir naschen fleißig, es schmeckt köstlich! Und die kleinen Verschnaufpausen tun bei diesem Wetter auch gut.

Der HW 1 ist abwechslungsreich auf diesem ersten Abschnitt, wir sind positiv überrascht. Es wechseln sich schmale Pfade und breitere Forstwege ab. Ab und an treten wir aus dem Wald und überqueren duftende Wiesen, in denen die Insekten umherschwirren. Auch gibt es immer mal wieder tolle Ausblicke aus dem Wald hinaus.

Hervorragend markiert und gute Wege

Wir wandern ja auf einem Höhenrücken, da kommen nur am Anfang einige Höhenmeter auf uns zu, nun kommen wir gut voran, es ist die meiste Zeit relativ flach. Da wir nicht zu spät am Klippeneck ankommen wollen, lassen wir die erste Einkehrmöglichkeit am Gasthof Krone in Rußberg aus, auch wenn es jetzt verlockend wäre, im Schatten der Bäume ein kühles Bier zu zischen.

 

Ein paar Kilometer weiter in Risiberg aber ist es soweit, im Landgasthof Waldeck gönnen wir uns eine ausgedehnte Pause sowie ein Kaltgetränk. Wie das bei dem Wetter perlt!

Leider geht es nach der Pause kurz und knackig über eine Wiese hoch in den Wald, da merkt man das Bier dann doch. Egal, das war es auf jeden Fall wert! Der Weg führt uns nun über Wirtschaftsstraßen und Wege weiter. Die Sonne hat trotzt des bereits fortgeschrittenen Tages nicht an Kraft verloren, jeder Schatten der Bäume wird nur zu gern genutzt. Die Schritte werden schwerer, die Sonne und das warme Wetter fordern langsam ihren Tribut.

 

Kurz vor dem Klippeneck präsentiert sich der HW 1 aber von seiner allerbesten Seite. Direkt am Albtrauf ergeben sich gigantische Aussichten, das weite Land unter uns ist komplett in ein warmes, weiches Licht getaucht. Es ist unglaublich schön!

Wir passieren zwei öffentliche Grillplätze und stehen kurz darauf am riesigen Segelfluggelände Klippeneck. Als ich nach einem legalen Zeltplatz für diese Etappen gesucht habe, stieß ich auf den Segelflugplatz, an dem zufällig an diesem Wochenende ein großer Flugwettbewerb stattfindet. Und da es laut Ausschreibung auch die Möglichkeit zum Campen gibt, hatte ich vor der Tour kurz dort angefragt, ob wir unser Zelt dort auch für eine Nacht aufschlagen können.

Wir dürfen, sollen uns nur bei Platzwart Willi melden. Und den suchen wir nun inmitten der vielen Teilnehmer, die sich vor dem großen Hangar über den Tag bei Bier und Gegrilltem unterhalten. Schnell finden wir ihn und er weist uns einen Platz zwischen den Campern zu.

Aussichten aus dem Bilderbuch

Mittlerweile setzt die Dämmerung bereits ein und der Tag war anstrengender als gedacht, die Wärme hat uns ganz schön geschafft. Das Zelt ist schnell aufgebaut, wir gönnen uns einen eiskalten Sundowner und genießen den grandiosen Sonnenuntergang.

Es ist bereits dunkel als wir uns mit den neuen Sorten Real Turmat (Pulled Pork & Lachs Pasta 🙂 ) für den Tage belohnen und kurz darauf auf der Isomatte im Zelt liegen.

Weiter, immer weiter – aber bitte ohne Stress

Der neue Tag begrüßt uns wieder mit Sonne und Wärme, so dass wir es am Morgen nicht lange im Zelt aushalten. Das Frühstück ist schnell gemacht, es gibt Kaffee und Tee mit einer großen Portion Porridge. Nachdem wir unsere Sachen zusammengepackt haben, geht es zurück auf den Trail. Auf dem Flugplatz machen sich derweil über 80 Segelflugzeuge bereit für den Start.

Unglaublich wie viele dieser lautlosen Fluggleiter hier vor Ort sind, nur zu gern würden wir uns gleich den Start der Flugzeuge ansehen. Das emsige Treiben beim Start ist ganz sicher spannend, aber wir haben uns für heute einiges vorgenommen. Aber schon beim Loslaufen schwant mir, dass die bald 32 Kilometer bis nach Albstadt-Laufen für heute ziemlich ambitioniert sind.

Wir folgen dem Weg, der hier weitgehend direkt am Albtrauf entlang führt. Wir sind bereits am Morgen froh um jeden Abschnitt im Wald, wir sind beide nicht für so viel Sonne gemacht. Die Ausblicke sind wieder klasse, da gibt es überhaupt nichts zu meckern. Weithin sichtbar ist dabei immer der neue Testturm für Aufzüge in Rottweil, der wie ein riesiger Spargel aus dem Boden empor steigt.

 

Höhenmeter ohne Ende

Der HW 1 führt uns nun hinab nach Gosheim, wo wir uns eine kleine Stärkung in der örtlichen Bäckerei gönnen. Nach der beschaulichen Ortschaft stehen reichlich Höhenmeter auf dem Programm. Zuerst geht es im Wald steil bergan hinauf zum Aussichtsturm auf dem Lemberg. Schweißgebadet kommen wir oben an, die kleine Hütte neben dem Turm ist heute sogar bewirtet und es werden kalte Getränke angeboten. Wir schlagen das Angebot aus und sparen uns auch die Turmbesteigung, denn es stehen nicht nur viele Höhenmeter und Kilometer auf dem Programm, nein die Segelflieger haben uns auch vor Gewitter am frühen Nachmittag gewarnt.

Durch den Wald geht bergab und dann direkt wieder hoch, der nächste Anstieg zur ehemaligen Burg Hohenberg wartet bereits auf uns. Oben ist die Aussicht wieder gigantisch und eine kleine Hängebrücke ist ein echtes Highlight auf dem Weg. Man merkt, dass sich hier Gedanken gemacht worden sind, um den Weg attraktiv zu gestalten.

Beim Abstieg hinunter sprechen wir über den Tag. Uns dämmert, dass wir uns ganz schön anstrengen müssen, wenn wir unser hoch gestecktes Ziel am Bahnhof in Albstadt-Laufen erreichen wollen. Es wird von Kilometer zu Kilometer unrealistischer, wenn wir nicht erst irgendwann am Abend zu Hause sein wollen. Und so sprechen wir bei einer Abkühlung an der Schutzhütte weiter unten über die Möglichkeit, im nächsten Ort den Bus zu nehmen.

Schaffen wir das wirklich?

Kurz checken wir die Verbindung, denn so einfach ist es mitunter nicht, an einem Sonntag per ÖPNV hier wegzukommen. Die App spuckt eine günstige Verbindung aus, der Bus fährt bald ab Deilingen, das könnten wir schaffen. Wenn nicht, müssten wir durchlaufen, denn eine andere Möglichkeit gibt es ab Deilingen bis Laufen für uns nicht.

Über eine große Wiese erreichen wir den kleine Ort Deilingen. Die Würfel sind gefallen: Wir werden hier in den Bus steigen, für uns reicht es hier. Das warme Wetter hat uns die letzten beiden Tage ordentlich zugesetzt, aber der wunderbare HW 1 hat uns wirklich gepackt.

Kurz darauf liegen wir im Schatten eines kleinen Baumes an der Haltestelle und warten auf den Bus. Wir sind froh, dass wir uns aufgerafft haben und dem HW 1 eine Chance gegeben haben. Und der Weg hat sie wirklich genutzt, uns total positiv überrascht. Ganz sicher werden wir wieder kommen und unsere Reise entlang des Albtraufs fortsetzen. Einen solch großartigen Fernwanderweg direkt vor der Haustüre zu haben ist einfach eine super Sache, der HW 1 braucht sich vor keinem Wanderweg in Deutschland verstecken, ganz im Gegenteil!