Bevor ich Jerome Blösser das erste Mal traf, hatte ich schon so viel von ihm gehört. Egal ob es Martin Hülle war, mit dem ich einigen Touren unternommen habe und der Jerome super gut kennt, oder auch mein Kumpel Rene, der früher bei Helsport gearbeitet hat und da auch mit Jerome in Kontakt war, alle sprachen in den höchsten Tönen von ihm! Immer wieder war ich über Jerome gestolpert, wenn es um spektakuläre Touren, vornehmlich in den Wüstenregionen, ging. Wer ist also dieser Typ, der so gern in den Wüsten dieser Erde unterwegs zu sein scheint?
Jerome ist bekannt für seine Expeditionen und Abenteuer in sowohl heißen wie auch kalten Gegenden, egal ob Sahara oder Grönland, er fühlt sich überall pudelwohl. Aus seiner Leidenschaft erwuchs irgendwann der Wunsch, sein Hobby zum Beruf zu machen und so gründete er die Firma Puretreks und fing an, Reisen in kleinen Gruppen in spektakuläre Ecken dieses Planeten anzubieten.
Einer, der seinen Traum wirklich konsequent lebt
Über die Jahre hat sich Jerome eine enorme Reputation erarbeitet und seine Touren und Reisen genießen einen exzellenten Ruf. Das ist vermutlich vor allem dadurch begründet, dass Jerome nahezu sämtliche Touren selbst als Guide begleitet und natürlich auch durch seine enorm coole Persönlichkeit.
Wenn man ihn unterwegs erlebt, hat man nicht das Gefühl, dass dort jemand einfach seinem Job nachgeht, nein, bei Jerome merkt man stets die Leidenschaft für das, was er tut. Klar, er ist der Guide und sagt wo es lang geht, aber ansonsten fügt er sich ganz normal in die Gruppe ein, wie ein Kumpel mit dem man auf Tour geht. Seine zupackende Art und ein stets flotter Spruch auf den Lippen machen ihn zu einem ganz besonderen Menschen, mit dem ich sofort auf einer Wellenlänge lag.
Ein echter Kumpel und Abenteurer
Wir trafen uns dann per Zufall das erste Mal im Büro meines ehemaligen Arbeitgebers, als er mit meinem damaligen Helsport Kontakt unterwegs war und Jerome war mir auf Anhieb total sympathisch. Dann trafen wir uns auf der Outdoor-Messe wieder und irgendwann klopfte er bei mir an, ob er nicht ein Interview für seinen Blog mit mir machen dürfte. Wir kamen ins Gespräch und blieben in Kontakt, irgendwann kam dann die Anfrage, ob ich nicht bei einer von Puretreks und Jerome angebotenen Touren mit dabei sein wolle! Und ob ich wollte, denn es sollte auf eine Winterdurchquerung des isländischen Hochlandes gehen.
Am Ende ging es dann nicht nach Island, sondern in den Sarek, aber das tat der Begeisterung keinen Abbruch. Die Wintertour dort war der absolute Hammer und ich hab mich während der Tour richtig mit Jerome angefreundet. Ich habe ihn dort als absolut positiven und reflektierten Menschen erlebt, mit dem man viel Spaß haben, aber auch große Abenteuer bestehen kann! Wir haben auf dieser Tour viel gelacht und viel gemeinsam erlebt, uns gegenseitig viele Geschichten erzählt. Nur eine Sache, die fiel mir dann doch auf und rief in mir wenig Begeisterung hervor: Jerome ist doch tatsächlich ein großer Fan von den Blauen aus der verbotenen Stadt – also von Schalke.
Im Sarek lief er doch das ein oder andere Mal hinter mir her, als ich dran war die Spur im Schnee zu treten. Seine Sprüche ob des BVB-Aufklebers auf meiner Pulka kann ich bis heute nicht nachvollziehen 😉
Auf dieser Reise kreisten unsere Gespräche auch immer wieder darum, dass Jerome seine Erlebnisse gerne einmal niederschreiben und ein Buch daraus machen würde. Wir sprachen viel darüber und nun ist es wirklich soweit, Jerome hat tatsächlich im Verlag Frederking & Thaler ein Buch veröffentlicht! Vor wenigen Tagen durfte ich es endlich in Händen halten und ich bin rundherum begeistert! Die Mischung aus einzelnen Episoden in verschiedenen Wüstenregionen, Wissenswertem zu den Gebieten und Tipps passt perfekt, man geht sofort mit Jerome auf Reisen. Und die Bilder, nun, die laden direkt zum Träumen ein!
In seinem Buch Freiheit unterm Wüstenhimmel erfährt man auf 186 Seiten viel über Jerome, was ihn antreibt und was ihn bewegt. Man spürt förmlich seine Begeisterung für das, was er tut und was er auf seinen Reisen erlebt (hat). Wenn man genau das macht, woran man Freude hat, dann kommt am Ende ein selbstbestimmtes und erfolgreiches Leben dabei herum – und manchmal auch solch ein wunderbares Buch!
Du hast schon so viele spannende Reisen unternommen, aber erst jetzt erscheint ein Buch darüber. Wie kam es dazu?
Die Idee, ein Buch zu machen, war eigentlich schon lange in der Schublade. Doch wie es halt immer so im Alltag ist, hat man zu viele Projekte auf dem Tisch oder – wie bei mir – ist mehrere Monate pro Jahr auf Touren unterwegs. Irgendwann hab ich zu mir gesagt: „Jetzt mach endlich mal ein Exposé fertig und nimm Dir eine Woche Zeit, um die Buch-Idee aufs Papier zu bringen!“ Dann habe ich einige große Verlage angeschrieben… und einige Monate später bekam ich positive Antwort von einem Münchner Verlag, dass sie mein Projekt verwirklichen wollen.
So ein Buch bedeutet ja viel Arbeit – wie konntest du das neben deinem normalen Job als selbständiger Reiseveranstalter stemmen?
Das ging nur mit absoluter Zeitplanung und perfekter Selbstorganisation. Der Vorteil war ja, dass bei Verlagen generell in längeren Zeiträumen für eine Buchproduktion gedacht wird. Ich wusste ein gutes Jahr vorher, wann es erscheinen soll und konnte so ein gutes Zeitfenster planen, in dem ich nicht auf Tour bin und auch mein normales Office-Leben auf ein Minimum reduziere, um jeden Tag einige Stunden am Buch schreiben zu können.
Ursprünglich kommst du ja aus Berlin, wie hast du den Weg aus diesem urbanen Moloch hinaus in die Wüsten dieser Welt gefunden?
Das Komische ist, dass ich – obwohl ich ja in der Großstadt geboren wurde – immer gern draußen war. Im Sommer war ich nur im Stadtpark, auf Inlinern oder mit dem Bike unterwegs und maximal zum Essen mal zu Hause. Außerdem haben mich Wüsten schon als Kind fasziniert. Wenn ich Bilder von Dünen gesehen habe, wollte ich da unbedingt mal hin. Dann kam die erste Tour, mit dem Motorrad einmal durch die Sahara. Ein großartiges Erlebnis, und trotzdem waren die schönsten Momente die am Abend, wenn das Motorrad abgestellt war und ich auf einer Düne saß und die Stille wie Weite erst so richtig gespürt habe. Da war schon klar, dass die nächste Tour zu Fuß sein wird. Nicht schneller reisen, als der Geist folgen kann, sozusagen.
Und wie kam es dann, dass du dein Hobby zum Beruf gemacht hast?
Ich habe schon früh beruflich viel Verantwortung gehabt, gutes Geld verdient und so dieses klassische Managerding gemacht: Viel arbeiten, Dienstwagen und satt Kohle. Aber ich hatte auch immer dieses Gefühl, wenn ich im Büro aus dem Fenster schaute: Mensch, da draußen zieht irgendwie das wirkliche Leben an dir vorbei. Meine kompletten Jahresurlaube und den Leerlauf zwischen Jobwechseln hatte ich schon länger in Wüsten verbracht und mir sehr viel Wissen und Erfahrung angeeignet. Dann war ein Job irgendwann so furchtbar, dass ich mir geschworen hab: Raus hier! Nie wieder einen Anzug tragen und endlich das machen, wo mein Herz wirklich dran hängt.
Du bist in Wüstenregionen unterwegs und liebst sowohl die Wärme als auch die Kälte. Die meisten Leute sind entweder für das eine oder für das andere gemacht – wie bekommst du beides hin?
Bis auf die Temperaturen findet man in den heißen, meist sandigen, Wüsten sehr viele Parallelen zu den Eiswüsten. Die klassische aride Wüste ist sicher einfacher zu bereisen. Wenn man auf einige Dinge achtet, kann eigentlich nicht viel schiefgehen und man hat viele sehr entspannte Momente. In den Eiswüsten ist die Kälte 24 Stunden dein Feind. Es hat lange gebraucht, bis ich Frieden geschlossen habe mit den Eiswüsten. Aber es ist natürlich auch eine einzigartige Landschaftsform und mit gutem Equipment sowie Erfahrung ein tolles Abenteuer. Die Eiswüste verzeiht aber keine Fehler. Ich rate auch wirklich niemanden, allein ohne Erfahrung auf eine Wintertour zu gehen. Das endet ganz schnell in einer Katastrophe.
Wie ist es eigentlich, wenn man beruflich so viel wie du reist? Ist das nicht irgendwann auch langweilig?
Nee, unterwegs zu sein ist wie eine Droge. Wahrscheinlich ist es aber auch eine Typfrage. Ich bin, glaube ich, ein Nomade im Herzen und brauche es, regelmäßig unterwegs zu sein und neue Eindrücke in der Welt zu sammeln. Langweilig wird es nie, das Einzige, was mich wirklich ankotzt mittlerweile, ist das Packen für jede Tour. Hundert Mal gemacht und sicherlich voll routiniert, geht es mir aber immer mehr auf den Geist.
Auf was muss ich besonders achten, wenn ich in der heißen Wüste unterwegs bin?
In jedem Fall, genügend Wasser mitzunehmen und Sonnenschutz zu tragen. Ohne Essen kann der Mensch schon mal eine Zeit auskommen, aber ohne Wasser geht es schnell dem Ende zu.
Hast du unterwegs auf all deinen Reisen auch schon mal richtig brenzlige Situationen erlebt?
Ja schon, wobei ich denke, dass man auch wenn man 25 Jahre hübsch zu Hause bleibt, einem auch dort brenzlige Situationen passieren können. Die schlimmsten Sachen waren Unfälle mit dem Jeep oder Motorrad und einmal habe ich eine Giftschlange am Lagerfeuer totgeschlagen, bevor sie uns Probleme bereitet. Die Menschen, die mir und meinen Gruppen begegnet sind, waren wirklich alle 100% super freundlich. Ein Wochenende in jeder europäischen Hauptstadt ist da sicher reicher an Gefahren!
Politik spielt ja in einigen Gegenden, in denen du unterwegs bist, ein große Rolle – was bedeutet das für dich als Reisenden?
Ja, das spielt eine immer größere Rolle. Die Globalisierung spürt man auch in den entlegensten Winkeln der Erde. Klar, es geht oft um multinationale Interessen, um Gas und Öl und andere Rohstoffe. Da merkst du schon, wie über Jahre sich selbst das Leben der Nomaden verändert. Auch Terrorismus ist ein globales Problem geworden und praktisch überall zu finden. Heute kann man aber viel schneller Informationen bekommen als vor 25 Jahren und für mich ist es immer wichtig, gute Kontakte mit den Einheimischen zu haben. Wenn du da gut vernetzt bist, bist du auch immer gut informiert, wenn irgendwo der Druck auf dem Kessel zu hoch wird und irgendwas Ungutes bevorsteht.
Bisher war ich immer im eher kühlen Norden unterwegs, wie machst du mir die heißen Wüsten schmackhaft, in denen du so gerne unterwegs bist?
Ich sage mal: Du musst dich auf die Hitze mental einstellen und eigentlich nur die Stunden von Mittag bis spätem Nachmittag überstehen, dann verwöhnt dich die heiße Wüste mit total angenehmem Klima. Ganz selten mal Regen, man kann entspannt im T-Shirt ums Lagerfeuer sitzen, braucht meist nur einen dünnen Schlafsack und ist vor allem einmal wirklich weg von allen Zivilisationsdingen. Keine Termine, 100% offline und befindet sich in einer sensationellen, menschenleeren Landschaft, fast wie auf einem fernen Planeten.
Doofe Frage zum Schluss: Dein Lieblingserlebnis auf all diesen Reisen?
Oh, da gibt es so viele schöne Erlebnisse, dass man keins so richtig hervorheben kann. Absolut magisch ist natürlich jeden Tag die Stunde um den Sonnenuntergang herum. Wenn die Dünen in warme, rötliche Töne getaucht sind und die Landschaft etwas total friedliches ausstrahlt.
Vielen lieben Dank Jerome für die Eindrücke zu dir und deinem Weg, den du ja schon seit geraumer Zeit so konsequent und erfolgreich gehst. Ich kann jedem, der sich in welcher Form auch immer fürs Draußensein und insbesondere für die Wüsten dieser Erde interessiert, Jeromes Buch wärmstens ans Herz legen. Man spürt darin sofort die Leidenschaft und Begeisterung, mit der Jerome seine Reisen angeht. Wer gerne einmal mit ihm gemeinsam auf Tour gehen möchte, kann sich auf www.puretreks.de direkt an ihn wenden! Es lohnt sich, versprochen!