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Mai 2018

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Da ich immer wieder Beschwerden bezüglich Chips auf Tour in Norwegen erhalten habe, wollen wir der Sache nun ein für alle Mal auf den Grund gehen und für euch testen, welche Chips denn nun am besten als Nahrungsgrundlage auf Tour geeignet sind 😉 In loser Reihenfolge werden wir uns nun also für euch durch das Chips-Regal norwegischer Supermärkte futtern und unsere Meinung dazu kundtun!

Los geht’s mit dem absoluten Klassiker: Sørlands Chips Havsalt

Gierfaktor: hoch
Crunchyness: sehr hoch
Geschmackintensität: medium
Mouthfeeling: gut

Schnellessbarkeit: befriedigend

Löffeltauglichkeit: gegeben

Besonderheiten: Kartoffeln mit Schale frittiert, relativ stabil geschnittene Scheiben, gut zu transportieren im Rucksack

Leistungsdaten (pro 100 g)

Energie: 487 kcal

Fett: 26 g

Kohlenhydrate: 55 g

Proteine: 6 g

Salz: 1,3

Packungsgröße: 200 g

Fazit: Der Klassiker enttäuscht nicht, ist immer eine gute Wahl, egal ob zum Bier oder zur Cola, passt immer. Das Meersalz könnte ruhig noch einen Tick stärker ausgeprägt sein, aber ansonsten alles wirklich ausgewogen und gut. Dank der Stabilität der einzelnen Chips auch bestens geeignet für Tour und Freizeit! Mit diesen Chips macht man nie etwas falsch!

Die letzten Tage vor der Abfahrt waren echt spannend und am Ende doch noch hektischer als gedacht. Da plant man seit einem halben Jahr akribisch alles, erstellt Listen und Pläne, überlegt sich was man wie wann macht und dann rinnt einem die Zeit in rasender Geschwindigkeit durch die Finger. Aber es hat geklappt, am Abend vor der Abreise steht das Auto randvoll gepackt vor der Haustür und die ganze Anspannung fällt langsam ab.

Nicht nur unsere Sachen und Versorgungspakete haben ihren Weg in den Kofferraum gefunden, nein auch von unserem Freund Thomas haben sich einige Pakete dazu gesellt. Er läuft in diesem Jahr auch Norge på langs und ist schon einige Zeit vor uns gestartet. Da er mit dem Schiff und quasi zu Fuß angereist ist, haben wir uns bereit erklärt, seine Pakete mit nach Norwegen zu nehmen und für ihn zu verschicken.

Der Norden ruft

Und so steigen wir am 26. Mai früh morgens ein und fahren los. Der Abschied von daheim fällt schwer, aber die Aussicht auf das große Abenteuer lässt uns mit einem Lächeln losfahren. Leider ist die Autobahn heute richtig voll, und so stehen wir mehr als das wir fahren. Dadurch verpassen wir unsere Verabredung mit der Geobuchhandlung in Kiel, was uns echt wurmt, haben sie uns doch stets super unterstützt. Aber wir können es nicht ändern, manchmal hat man Glück und manchmal eben Pech.

Unsere zweite Verabredung in Kiel klappt aber und wir treffen uns mit Jaana, die mir vor einiger Zeit eine E-Mail geschrieben hatte, nachdem sie mein Buch gelesen hatte. Wir reden lange, denn ihre Geschichte verbindet sich durch mein Buch auf schier unglaubliche Weise mit meiner Tour. Wer mein Buch gelesen hat, wird sich an das Schwert im Saltfjell erinnern, das dort noch immer im Boden steckt und das an einen ganz besonderen Menschen erinnert, nämlich Jaanas Mann.

Die Geschichte ist so verrückt und eindrücklich, so besonders und so unglaublich eindrücklich, dass ich darüber gerne irgendwann einmal an anderer Stelle berichten möchte. Aber dieses Gespräch in Kiel gehört sicherlich zur besondersten Geschichte, die sich rund ums Buch entwickelt hat. Vielen, vielen Dank für dieses Treffen in Kiel liebe Jaana, das wird bei uns noch sehr lange nachhallen.

Den Abend haben wir dann etwas außerhalb bei einem weiteren Freund verbracht. Wir waren zu Gast bei Jürgen und seiner Frau, mit ihm habe ich mir das Zelt auf der Wintertour durch den Sarek im letzten Winter geteilt. Auch hier ist die Geschichte des Kennenlernens total verrückt, denn Jürgen war vor einigen Jahren mit seiner Frau bei meinem Vortrag in Kiel und wir haben uns kurz darauf per Zufall auf der Fähre von Langesund nach Hirtshals wiedergesehen, als wir völlig fertig vom Jostedalsbreen zurückfuhren. Irgendwoher kannte er mich, als wir ins Gespräch kamen und Bingo, es war der Vortrag in Kiel gewesen. Und dann war er mit mir zusammen im Sarek, wie cool ist denn bitte wiederum diese Geschichte?

In Etappen langsam weiter nordwärts

Nach einem super Abend, an dem wir zusammen mit Jürgen Klopp auch kurz noch den Henkelpott gesehen haben, ging es weiter nordwärts. Wie entspannt es auf der Autobahn in Dänemark zugeht, es ist alles immer irgendwie viel ruhiger, die Hektik der deutschen Autobahnen ist nach der Grenze wie weggeblasen, herrlich!

Am späten Nachmittag erreichen wir Hirtshals und beziehen auf dem Campingplatz am Leuchtturm eine kleine Hütte mit Blick aufs Meer. Urlaubsfeeling kommt auf, als wir am Strand entlang Richtung Hafen schlendern um dort einen Hot-Dog in unsere Lieblings-Pommesbude zu essen.

Wir kaufen noch kurz für den Abend ein und entspannen dann in unserem kleinen Domizil. Der Sonnenuntergang ist surreal schön, kitschig wäre noch untertrieben. Gute Nacht!

Leinen los – Norway calling!

Um sieben Uhr schon ist die Nacht zu Ende, wir packen rasch unser Auto, holen uns beim Bäcker noch etwas für die Fahrt nach Oslo später und rollen wenig später auf die Fjord Line Fähre nach Langesund in Norwegen.

Die Überfahrt ist sehr entspannt, wir frühstücken gemütlich und dürfen sogar kurz auf die Brücke. Schon cool mal so hinter die Kulissen schauen zu können.

Der Rest der Seereise vergeht schnell, mit dem Blick aufs Meer gerichtet kommt man ja schnell runter, Zeit für etwas Müßiggang.

Dann kommt Land in Sicht, die Schären empfangen uns mit einem Bilderbuch-Norwegen, schöner kam man dort kaum ankommen.

Der Zoll zeigt zum Glück keinerlei Interesse an unserem Proviant und wir setzen den Kurs nach Oslo.

Am Abend erreichen wir Hokksund, wo wir die nächsten Tage bei Christoph und seiner Familie zu Gast sein dürfen. Christoph arbeitet bei Bergans of Norway und wir kennen uns mittlerweile schon fast fünf Jahre, er wird uns dabei behilflich sein, unsere Versorgungspakete zuzuschicken.

Zu Gast bei Freunden in Hokksund

Der Dienstag steht ganz im Zeichen des Packens der Pakete. Zwar haben wir daheim gut vorgearbeitet, aber unser Abendessen von Real Turmat muss noch entsprechend dazu sortiert werden, denn das wurde von Real Turmat innerhalb von Norwegen direkt dorthin geliefert.

Nachdem die Pakete fertig für den Versand sind, bekommen wir noch einen Einblick in das neue Recycling-System von Bergans, bei dem man sich in Norwegen eine kostenlose „Pante-Pose“ zuschicken lassen kann. Diese kann man dann wiederum kostenlos gefüllt mit gebrauchter Outdoor-Bekleidung (übrigens ganz egal von welcher Marke) gefüllt zurückschicken. Bergans schaut sich die Sachen dann an und verkauft sie entweder wieder günstig gebraucht im Shop in Oslo weiter, gibt sie teilweise an Bedürftige weiter oder arbeitet sie zu kleinen hübschen Accessoires um, die man dann auch hier in Norwegen käuflich erwerben kann. Ein super System und hoffentlich bald auch in Deutschland am Start.

Gegen Abend nimmt uns Christoph noch zusammen mit seinem Sohn zum Orienteering, wo Kinder und Erwachsene zusammen spielerisch den Umgang mit Karte und Kompass erlernen – typisch Norwegisch halt!

Nun sitzen wir im Zug nach Kristiansand von wo aus wir weiter mit dem Bus zum Kap Lindesnes fahren wollen. Der Start rückt näher – endlich!

In Kooperation mit Visit Norway und Fjord Line

Was packe ich bloß ein, wenn ich plane, eine solch lange Wanderung wie Norge på langs in Skandinavien in Angriff zu nehmen? Vor dieser grundsätzlichen Frage steht wohl jeder, der eine längere Tour machen möchte. Über die Jahre hat man natürlich optimalerweise schon Erfahrungen auf kürzeren Touren gemacht. Daraus ergibt sich dann irgendwann automatisch ein guter Blick auf die Ausrüstung, die es auf dem Markt gibt und die man persönlich gerne nutzen möchte. Auch die eigenen Bedürfnisse und Anforderungen an die Bekleidung und Ausrüstung, die man dann tagtäglich verwenden wird kristallisieren sich dann irgendwann heraus, man weiß, worauf es für einen ganz persönlich ankommt.

Wie alles begann und wohin es führte

Bei mir persönlich ging es damals 1999 vor meiner ersten großen Rad-Tour ganz klassisch los. Ich ließ mich in lokalen Geschäften beraten, das Internet mit seinen Foren und Informationsquellen gab es damals noch nicht in dieser Form. Erfahrene Berater in den Fahrrad und Outdoor-Geschäften der Umgebung gaben mir Tipps und Outdoor-Magazine zeigten mir verschiedene Wege und Dinge auf, die für mich in Frage kamen – und es hat alles super funktioniert!

Natürlich hat sich das über die Jahre etwas gewandelt. Vor meinen ersten richtigen Trekkingtouren habe ich mir vor allem viele Informationen im Internet angelesen, insbesondere bei www.outdoorseiten.net traf ich dabei auf geballte Outdoor-Kompetenz die mir kompetent weiterhalfen. Ich zog daraus meine Schlüsse und deckte mich mit Ausrüstung ein, die meinem damaligen Budget entsprach.

Das funktionierte sehr gut, aber alles war mir irgendwann irgendwie zu schwer. Also wurden nach und nach viele Dinge der Ausrüstung durch sehr viel leichtere ersetzt – mit dem Resultat, dass ich mich damit nicht wirklich wohl fühlte. Viele Dinge waren zwar nun sehr viel leichter, boten mir aber kaum noch Komfort. Also ging es wieder etwas in die andere Richtung.

Was ich damit sagen möchte: Man kann alles Mögliche empfehlen, ob man am Ende damit tatsächlich zurechtkommt, das muss jeder „leider“ selbst herausfinden. Klingt etwas doof, oder? Aber wenn mir ein spezieller Schuh super passt, dann kann ich den zwar empfehlen, aber ob damit jeder andere klar kommt, wer weiß das schon?

Als ich im Outdoor-Laden als Verkäufer gearbeitet habe, kamen oft Kunden und fragten mich nach ihrer Meinung, sie hatten teilweise von meiner langen Wanderung gehört. Da konnte ich ihnen oft gewisse Dinge wärmstens empfehlen, weil sie mir gute Dienste geleistet hatten, aber oft genug passte der Schuh einfach nicht oder der Rucksack drückte. So ist das nun mal, der menschliche Körper unterscheidet sich an allen möglichen Enden und Ecken bis hinein in die kleinsten Zehen. Und daher ist eigene persönliche Erfahrung durch nichts zu ersetzen – Empfehlung hin oder her! Das Angebot am Markt bietet dabei unendliche Möglichkeiten, da ist für jeden am Ende etwas dabei!

Warum nicht Ultralight auf einer Fernwanderung im Norden?

Natürlich gibt es auch noch grundsätzliche unterschiedliche Outdoor-Philosophien, wenn man sich mit dem Thema Fernwandern beschäftigt. Oft fällt dabei der Begriff UL oder Ultralight, insbesondere wenn man seinen Wanderfokus auf die Weitwanderwege in den USA wie PCT (Pacific Crest Trail) oder AT (Appalachian Trail) legt oder generell einem durchgehend gut erschlossenen (Weit-)Wanderweg folgen will. Und dann wird oft gesagt, dass man eine erfolgreiche Fernwanderung nur Ultralight bzw. mit sehr, sehr niedrigem Basisgewicht absolvieren kann.

Die Ultralight Idee ist grundsätzlich der gute Gedanke, der eigentlich jedem beim Zusammenstellen der Ausrüstung direkt kommt: Es darf nicht zu schwer sein, man nimmt nichts mit, was man nicht wirklich braucht und es soll auf meine persönlichen Bedürfnisse und Erfahrungen zugeschnitten sein. Allerdings immer mit der Prämisse, dass das Gesamtgewicht der Ausrüstung im Rucksack beim UL-Trekking nicht mehr als 5 Kilogramm wiegen darf. Denn ansonsten ist man nicht mehr im Bereich des Ultraleichten, diese 5 Kilogramm sind die selbstgewählte UL-Gewichtsobergrenze der Ultralight Community. Die Diskussion dazu, ob es sinnvoll ist eine solche Grenze zu ziehen oder nicht, ob es nicht auch anders geht oder nicht, ob nicht für jeden der Begriff „leicht“ oder „ultraleicht“ ein anderer ist,dieses Fass mache ich an dieser Stelle nicht auf, dazu gibt es insbesondere in Outdoor-Foren genügend ausufernde Diskussionen. Die Meinung zu Ultralight oder nicht ist beinahe schon ein Glaubenskrieg und was soll man zu Glaubenskriegen noch sagen? Dazu ist im Internet viel zu lesen und auch hier muss sich jeder seine eigene Meinung am besten auf eigenen Erfahrungen gestützt bilden.

Meiner Meinung nach muss man nicht unbedingt ultralight unterwegs sein, um eine erfolgreiche Fernwanderung in Skandinavien zu absolvieren. Ganz im Gegenteil, ich habe es ja schließlich auch schon selbst erfolgreich praktiziert. Zudem braucht man sich nur durch die Blogs der NPL-Veteranen wühlen, die allermeisten waren und sind dort „konventionell“ erfolgreich unterwegs. Selbst sehr große Tagesdistanzen werden insbesondere von Norwegern auch mit „normalem“ Gepäck ohne Probleme zurückgelegt.

Wenn ich meine Erfahrungen und Bedürfnisse zum Trekking in Skandinavien zu Grunde lege, kann ich an das UL-Thema direkt einen Haken machen, denn die Gewichtsgrenze von 5 Kilogramm reiße ich spielend schon alleine mit Rucksack, Zelt und Schlafsack. Aber warum?

Insbesondere wenn man plant, einmal weit außerhalb ausgetretener Wanderwege auch im Frühjahr oder Herbst unterwegs zu sein, wie es auf Teilen des E1 oder des Nordkalottledens auf einer NPL-Wanderung der Fall ist, stehen bei mir vor allem Sicherheit und auch Komfort zur Erholung im Vordergrund, nicht möglichst viele Tageskilometer. Dazu gehört für mich auch selbstverständlich die entsprechende Notfallvorsorge. 

Vor allem bei Norge på langs hat man genügend Zeit um voran zu kommen, so dass man nicht zwangsläufig jeden Tag mehr als 25 Kilometer laufen muss um es ans Ziel zu schaffen – man muss nicht wie auf den durchgehend gut markierten Trails in den USA täglich möglichst viele Kilometer zurücklegen, denn die insgesamten Distanzen sind sind bei NPL deutlich kürzer als beim PCT oder AT . 

Safety first ist für uns nicht verhandelbar

Wer schon einmal von einem Wettersturz im Fjell mit Neuschnee und Wind in Sturmstärke überrascht wurde, möchte diesen nicht unbedingt in einem Tarp als Wetterschutz erleben und ist dann froh, ein stabiles Zelt dabei zu haben, bei dem die Seitenwände möglichst bis zum Boden hinunter gezogen sind damit der Wind nicht einfach durchs Zelt pfeift. 

Auch ein warmer Schlafsack gehört für mich selbstverständlich ins Gepäck, ein erholsamer Schlaf ohne zu frieren ist nicht zu unterschätzen! Und wenn man sehr erschöpft ist, kann dann auch ein Schlafsack gerade recht sein, der eigentlich viel zu warm ist, denn man kann die zusätzliche Wärme dann gut gebrauchen! Ich habe auch schon mal in meinem Schlafsack mit einem Komfortbereich von -10° C bei deutlichen Plusgraden gelegen, es war mir gerade so warm genug, um wieder zu Kräften zu kommen.

Was ich damit sagen möchte ist, dass man zu jeder Jahreszeit in Norwegen mit jedem Wetter rechnen und auch darauf vorbereitet sein muss! Der Punkt Sicherheit und die damit einhergehende Sicherheitsmarge sind mir dabei zusätzlich sehr wichtig! Immer wieder hört man von Leuten, die Verhältnisse und Bedingungen falsch einschätzen und dann ruckzuck in der Scheiße sitzen, weil sie plötzlich unterkühlt sind oder sie keinen Schutz mehr vor den Elementen finden. Für mein Empfinden wandelt man mit einer UL-Ausrüstung zu oft entlang der Grenzen des machbaren, trifft dann etwas unerwartetes wie ein Wettersturz oder dergleichen ein, geht das Konzept schnell nicht mehr auf, das Wetter in den Bergen Skandinaviens ist für solche Dinge über einen längeren Zeitraum einfach nicht konstant genug, da muss man stets mit allem rechnen und kann sich nicht nur für die optimale Variante vorbereiten.

Auch den Einwand, es gibt ja überall noch die Hütten des DNT als Schutz vor dem Wetter, falls meine Ausrüstung nicht reicht, sehe ich kritisch. Wer einmal in richtigem Schietwetter mit nahezu White-Out Bedingungen im Nebel herum gestochert hat und die Wegmarkierungen nicht mehr findet, wird froh sein, wenn er auch ohne Hütte einen sicheren Platz für die Nacht oder zum Abwettern findet. Ich selbst habe schon mehrfach kurz vor einer Hütte mein Zelt aufgeschlagen, im Winter sogar einmal nur wenige hundert Meter entfernt, es war uns einfach zu gefährlich weiterzugehen.

Also, für mich geht Safety First vor, und damit ist die stabilere Ausrüstung in der Regel etwas schwerer. Aber man kann auch mit normaler Ausrüstung relativ leicht unterwegs sein, ein stabiles und sicheres Zelt beispielsweise muss heute keine 4 Kilogramm mehr wiegen, für die Hälfte bekommt man schon ein voll taugliches Heim für den Norden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist für uns auch, dass wir nicht einfach Ausrüstung unterwegs verbrauchen und immer wieder nachkaufen wollen, alles soll möglichst lange halten. Eine oft bei Leichtgewichts-Wanderern gefundene Blog-Artikel-Kategorie in Bezug auf Ausrüstung und Bekleidung lautet „What breaks when?“ oder „Was geht wann kaputt?“ – was natürlich interessant ist, wenn man bei den verwendeten Materialien die Grenzen des Machbaren in Bezug auf Gewicht ausloten möchte – aber so etwas soll und wird es bei uns nicht geben.

Im Folgenden möchte ich ein wenig auf die von uns ausgewählte Ausrüstung eingehen und kurz erläutern, warum wir dieses oder jenes ausgewählt haben, dabei spielt dann natürlich auch ein gewisser persönlicher Komfort auf Langtur eine Rolle für uns, wir sind beide eher komfortabel unterwegs und wollen uns dabei nach Möglichkeit auch nicht einschränken. Bisher hat dieser Weg für uns stets hervorragend funktioniert und ist unsere ganz persönliche Herangehensweise. Und das Wichtigste am Ende ist doch, dass man losläuft und Spaß hat, und nicht aus allem eine Raktenwissenschaft macht!

Disclaimer: Wir werden auf dieser Wanderung von meinen langjährigen Partnern mit Bekleidung und Ausrüstung unterstützt. Diese Bekleidung und Ausrüstung können wir dabei komplett frei wählen, es gibt keinerlei Vorgaben seitens der Partner, was wir benutzen sollen. Die Bekleidung und Ausrüstung, die wir nutzen, würden wir zweifellos auch ohne eine offizielle Verbindung zu den einzelnen Marken genau so auswählen und kaufen!

Das Zelt: Wir haben uns für ein leichtes, aber dennoch komfortables Tunnelzelt entschieden, dem Lofoten Superlight 3 Camp von Helsport. Mit der großen Apsis haben wir viel Platz, um unser Gepäck sicher und gut geschützt vor Wind und Wetter zu verstauen. Zudem bietet die geräumige Apsis die Möglichkeit, darin bei Schietwetter zu kochen (Dabei muss man zwingend auf eine gute Belüftung achten, da ansonsten Vergiftungsgefahr durch Kohlenmonoxid besteht!).

Alle Helsport Zelte verfügen über drei Lüfter, sodass stets eine gute Belüftung gewährleistet ist. Das ist insbesondere wichtig, da die Seiten des Zeltes bis auf den Boden hinunter gezogen sind, damit es bei starkem Wind oder Sturm nicht durchs Zelt pfeift. Die Mesh-Flächen des Innenzeltes sind aus eben diesen Gründen auch verschließbar. Der Clou bei diesem Zelt ist zudem, dass man die Apsis bei Bedarf nahezu komplett öffnen kann, was insbesondere bei gutem Wetter eine wunderbare Sache ist. Und das alles bei einem sehr niedrigen Gewicht von nur 2,1 kg.

Der Kocher: Auf dieser Tour werden wir bis auf wenige Ausnahmen vermutlich meistens nur Wasser zum Kochen bringen, sodass hier eigentlich ein möglichst einfaches Modell reicht. Wir setzen hier allerdings auf einen Primetech Stove Set Systemkocher von Primus, bei dem alle Bestandteile extra aufeinander abgestimmt sind. Wir versprechen uns dadurch und dank des Topfes mit Wärmetauscher einen besonders niedrigen Gas-Verbrauch. Wichtig war für uns ein sicherer Stand, daher passt für uns dieses Modell sehr gut. Oft genug schon ist uns mit einem Aufschraubkocher der Topf mit heißem Wasser darin umgefallen, weil man zu zweit im Zelt herum hantiert hat und unaufmerksam war.

Zudem wollten wir einen Kocher mit Zuleitungsschlauch nutzen, da so bei kalten Temperaturen die Möglichkeit besteht, dass man die Gaskartusche problemlos umdrehen und den Kocher so mit Flüssiggas aus der Kartusche betreiben kann. Aufschraubkocher versagen bei niedrigen Temperaturen gerne mal den Dienst, da das Gas in der Kartusche dann nicht mehr gasförmig wird, um auszuströmen, der Siedepunkt vom Gas gleicht sich dann der Umgebungstemperatur an und nix geht mehr ohne kleinere oder größere Tricks.

Die Isomatte: Keine Experimente gibt es hier, wir setzen auf die Pro-Lite Plus von Therm-a-Rest. Alle Gedanken hin in Richtung mehr Komfort werden durch die Zuverlässigkeit und einfache Handhabung egalisiert. Auf allen meinen Touren in Norwegen habe ich meine Matte schon benutzt, bisher keinerlei Probleme! Und das bei mittlerweile weit über 250 Tagen Nutzung Sommers wie Winters. Und wenn mal ein kleines Loch drin sein sollte, einfach Seam Grip und einen Flicken drauf, weiter geht’s!

Die Schuhe: Hier setzen wir auf leichtere, aber dennoch stabile Wanderstiefel. Ich bin bisher von den Alfa Orre auf allen Touren einfach nur begeistert – sie sind für mich unglaublich bequem und leicht, und dank des Mikrofaser-Materials auch sehr pflegeleicht. „Leider“ hat Anni ziemlich große Füße und benötigt Schuhgröße UK 9, sodass hier die Auswahl an Damen-Modellen sehr eingeschränkt ist. Von Hanwag gibt es den bewährten Klassiker Tatra nun auch in einer Light Version in dieser Damen-Größe, schauen wir mal, wie sich dieses Modell schlagen wird.

Bekleidung: Das wohl individuellste Thema ist natürlich die Bekleidung. Wie viel benötige ich, um mich wohlzufühlen? Wie schnell friere ich und muss ich wirklich alle möglichen Temperaturen und Wetterlagen abdecken? Oder kann ich durch geschicktes Kombinieren möglichst flexibel reagieren? Wir haben da über viele, viele Tage auf Tour in Skandinavien für uns herausgefunden, was wir benötigen und mögen und was nicht. Von daher möchte ich nur auf einen Aspekt eingehen: Die Daunenjacken in unserer Packliste. Wir haben uns das ein wenig bei den Skandinaviern abgeschaut, die das oft genau so praktizieren. Wenn man Abends sein Camp aufschlägt, kühlt man oft gerade beim Zeltaufbau oder auch tagsüber in den Pausen recht schnell wieder aus. Daher ist es dann sehr praktisch, wenn man nicht erst seinen kompletten Rucksack auspacken muss, um sich verschiedene Schichten von T-Shirts, Pullovern und Jacken überzuziehen, sondern einfach die warme Jacke anziehen kann – fertig!

Technik: Auch hier ist es schwer Empfehlungen zu geben, was nötig ist und was nicht. Aber definitiv gehören ein Notfallsender und ein GPS-Gerät in mein Gepäck, da gibt es bei mir keinerlei Diskussionen. Das Thema Notfallvorsorge haben wir ja schon weiter oben angesprochen, das ist für mich einfach selbstverständlich. Ales andere ist ganz sicher diskutabel und hängt stark von den eigenen Vorlieben ab. Eine der Änderungen zu vergangenen Touren ist dabei ganz sicher der Umstieg auf eine leichtere Systemkamera, in dem Fall von Fuji bzw. von Sony. Für unsere Anforderungen sind die Kameras ideal, sie sind kompakt und relativ leicht bei hoher Bildqualität, perfekt also auch für längere Touren!

»Hier findet ihr unsere Norge på langs 2018 Packliste«

Nur noch wenige Tage, dann geht es endlich los für uns! Die Liste mit allen Erledigungen, die noch zu tun sind, wird komischerweise nicht kürzer. Aber das kennen wir schon, irgendwann ist dann doch alles erledigt. Genau so war es auch in der vergangenen Woche, nachdem wir unseren letzten Arbeitstag hatten. Dass dieser letzte Tag am Schreibtisch auf einen 09. fiel, das kann man nur als positives Omen werten. Ganz ohne Fußball geht es halt doch nicht!

Der Umzug bzw. das Auflösen unserer kleinen Wohnung war dann ein kleiner Kraftakt. Ich sage nur 4. Stock ohne Aufzug – aber letztendlich haben wir das gut hinbekommen, auch wenn die Arme am Ende etwas lang wurden. Dank der großartigen Unterstützung der Familie und von Freunden dabei lief es am Ende ziemlich gut, auch wenn der Transporter, den wir zur Verfügung hatten, ganz schön voll war. Man könnte meinen, ein gelernter Stauer aus dem Hamburger Hafen hätte ihn so gepackt, aber nein, es waren die als Kind mühsam auf dem Gameboy erworbenen Tetris-Fähigkeiten, die es mir möglich machten, alles möglichst ohne Verluste zu verstauen.

Nun ist alles gut bei meinen Eltern verräumt, man muss sich halt ein wenig Mühe geben, wenn man alles wieder finden möchte. Alles in allem lief es mit dem ersten Schritt gen Norden sehr gut. Auch die Ummeldung ist erledigt, die Heimat hat uns wieder – nun kommt also der wirkliche Endspurt auf dem Weg nach Norwegen.

Was? Wann? Wo? Unser Plan für die Anreise

In den nächsten Tagen werden wir also unsere to-do Liste weiter verkürzen. Es müssen noch einige Blog- und Magazin-Artikel geschrieben werden, die später erscheinen werden. Letzte Kleinigkeiten mit Partner werden besprochen und dann müssen wir auch noch die letzten Lebensmittel einkaufen.

Unser Zeitplan für die Anreise ist dabei schon länger fix geplant, wir werden es da gemütlich angehen lassen. Am Morgen des 26. Mai werden wir von Iserlohn aus aufbrechen. Die erste Etappe wird uns dabei nach Kiel führen, wo wir zuerst einen Stopp in der Geobuchhandlung einlegen werden. Wer also dort aus der Nähe kommt und Lust auf einen Schnack hat, der kann gerne dort auf einen Kaffee oder so vorbei kommen. Anschließend werden wir den Tag bei meinem Sarek-Zeltnachbarn Jürgen ausklingen lassen. Auf der Sarek-Wintertour 2017 teilten wir bald zwei Wochen bei -30° C das Zelt und nun kommt es zu einem Wiedersehen, auf das wir uns alle schon sehr freuen. Und am Abend spielt dann Jürgen Klopp wieder um die Krone des europäischen Vereinsfußballs – alles ganz wie 2013!

Am nächsten Tag, dem 27. Mai, werden wir nach Hirtshals im Norden Dänemarks fahren. Von dort aus wollen wir am nächsten Tag die Fähre nach Norwegen nehmen. Im Grunde begann dort oben an der Nordseeküste unsere gemeinsame Zukunft vor einigen Jahren, als wir dort den Jahreswechsel auf einer ersten gemeinsamen Tour am Strand entlang wandernd verbrachten. Im Rückblick die schönsten Tage auf Tour, die ich jemals erleben durfte und die wegweisend für uns beide waren.

Der 28. Mai ist dann der Tag der Überfahrt nach Norwegen. Früh am Morgen werden wir mit dem Wagen auf die „MS Bergensfjord“ der Fjordline rollen und uns die frische Meeresluft um die Nase wehen lassen. Dann heißt es, die Überfahrt ganz entspannt zu genießen und sich auf Norwegen gedanklich einzustellen. Am frühen Nachmittag betreten wir dann norwegischen Boden und machen uns auf nach Oslo. Dort wollen wir das neue Repair, Redesign, Recycling Angebot von Bergans of Norway nutzen, das diese in Norwegen bereits sehr erfolgreich anbieten. Über die Jahre haben sich einige Bekleidungsstücke angesammelt, die etwas abgetragen sind und nicht mehr so oft zum Einsatz kommen. Diese wollen wir dann im Flagship-Store in Oslo zurückgeben, auf dass die Mädels und Jungs von Bergans daraus noch etwas Cooles machen können. Vielleicht haben wir dann noch etwas Zeit, um in Oslo kurz zur Oper oder so zu gehen, schauen wir mal.

Der 29. Mai steht dann ganz im Zeichen des Packens von Versorgungspaketen. Wie schon auf unserer langen Wintertour 2015 werden wir wieder im Hauptquartier von Bergans of Norway in Hokksund bei Oslo unsere Versorgungspakete packen und vorbereiten. Das Real Turmat Fertigessen aus Norwegen wartet dort bereits auf uns, die restlichen Sachen bringen wir mit und alles wird dann entsprechend vorbereitet und verpackt. Der Versand zu den entsprechenden Orten am Wegesrand übernimmt dann wie 2015 Bergans für uns. Es freut uns dabei sehr, solche langjährigen Partner an der Seite zu wissen, die uns total bei unseren Plänen unterstützen.

Am nächsten Tag werden wir dann unser Auto in Hokksund abstellen und den Zug nach Kristiansand und den Bus weiter nach Lindesnes nehmen. Der eigentliche Tourstart am Kap Lindesnes wird dann am 31. Mai sein.

Unsere Partner, unsere Unterstützung – auf ein Wort

Seit nunmehr einigen Jahren werde ich auf meinen Touren von einigen Partnern tatkräftig unterstützt. Ich bin stolz darauf, dass diese Partner wirkliche Partner sind. Sie unterstützen mich bzw. uns großartig mit Material und Kontakten, sind dabei teilweise zu echten Freunden geworden. Es freut mich dabei vor allem, dass sie mir totale Freiheit gewähren – sprich sie machen mir keinerlei Vorgaben, was ich zu tun oder zu lassen habe, ganz im Gegenteil. So auch bei der Norge på langs Tour in diesem Jahr. Und das coolste überhaupt daran ist, dass es genau die Partner sind, auf deren Produkte ich teilweise auch schon vor und während meiner langen Tour 2013 vertraut habe – damals noch ohne direkte Kontakte und Unterstützung von ihnen, die meisten dieser Partner kamen erst danach auf mich zu. Von daher, wir sind froh und dankbar über die großartige Unterstützung mit Ausrüstung dieser Firmen!

Wir werden bei dieser Tour auch wieder mit Fjordline und Visit Norway zusammen arbeiten, die uns bei der Fährüberfahrt und unterwegs mit der einen oder anderen Übernachtung unterstützen werden. Auch dies sind über lange Jahre entstandene und gewachsene Partnerschaften, die auf gegenseitigem Vertrauen fußen und bisher stets prima funktioniert haben. Auch hier möchten wir uns für das entgegengebrachte Vertrauen bedanken!

Zusammen durch Norwegen

Über die letzten Jahre hat sich so also ein großes Netzwerk in Deutschland, aber vor allem auch in Norwegen ergeben. Es macht wirklich große Freude zu sehen, dass man nicht alleine unterwegs ist, wenn man ins Abenteuer aufbricht. Es ist immer gut zu wissen, dass es viele Freunde gibt, die einen unterstützen und helfen, wenn man es benötigt. Wir freuen uns total darauf, diese Weggefährten und Freunde am Wegesrand zu treffen und zu besuchen. Beinahe überall in Norwegen wohnen Leute, mit denen ich schon lange in Kontakt bin – wir hoffen sehr, dass wir einige von ihnen besuchen können!

Und nun haken wir weiter fleißig unsere Liste ab, hauen in die Tasten und zählen die Tage und Stunden bis zum Start! Die Vorfreude wächst mit jeder Sekunde, die vom Countdown gestrichen wird!