Archiv

Juni 2018

Browsing

Unser Ruhetag im Gaustablikk Hotel war richtig schön entspannt und ruhig – ein richtiger Ruhetag aus dem Bilderbuch. Wir machen nur einen kleinen Ausflug in die nahe Umgebung und geniessen die Aussicht über Rjukan und den Gaustatoppen. Wir waschen unsere Klamotten und sortieren die Lebensmittel aus unserem Versorgungspaket, alles ganz entspannt.

Die Weite wollen wir uns erarbeiten

Am Samstag Morgen bringt uns dann ein Mitarbeiter des Hotels hinab nach Rjukan und direkt bis zur Krossobahn. Diese älteste Seilbahn Nordeuropas bringt einen normalerweise innerhalb von 5 Minuten die 500 Höhenmeter hinauf zur Bergstation. Wir aber wollen laufen, empfinden es nicht richtig, hier die Bahn zu nehmen, wir wollen versuchen, so weit es geht alles zu Fuß zurückzulegen. Ansonsten bräuchte man sich ja nicht mit dicken Blasen an den Füssen die Straße hinab quälen, um dann jetzt hier den einfachen Weg zu wählen.

Also los, hoch da, wir schultern unsere Rucksäcke und sind gut 100 Minuten später oben und geniessen bei einer erfrischenden eiskalten Cola die wohlverdiente Aussicht über Rjukan!

Die Sonne strahlt mit uns um die Wette, als wir kurz darauf endlich im Fjell stehen! Richtiges, weites, offenes Fjell! Wie sehr haben wir uns darauf gefreut und so hallen einige Freudenschreie über die Flechten, Moose und Steine um uns herum!

Wir folgen den roten Markierungen des DNT, wollen heute zumindest noch bis zur Helberghytta kommen und dort entscheiden, ob es für uns noch weiter geht oder nicht. Den Gaustatoppen immer im Rücken kommen wir gut voran, das gute Wetter und die weite Vidda verleihen uns Flügel. An der Hütte angelangt werde ich direkt von zwei Norwegerinnen auf meinen BVB-Aufnäher angesprochen, sie waren selbst im Stadion, als der Ballspielverein Borussia aus Dortmund vor ein paar Jahren bei Odds BK in Norwegen spielte. Fussball verbindet halt und man hat immer etwas zu quatschen 😉

Das Wetter ist gut, sodass wir noch etwas weiter gehen und unser Zelt mit einen wunderbaren Blick auf den Sudtjønn See aufschlagen. So haben wir uns das vorgestellt!

Wie hat eigentlich Deutschland gegen Schweden gespielt?

Am folgenden Tag wollen wir bis Kalhovd kommen, einer Hütte mit vollem Service, die schon offen hat. Der Weg dorthin bietet großartige Aussichten und gegen Nachmittag etwas Nieselregen. Macht uns aber überhapt nichts aus, eine kleine Abkühlung kommt uns bei der vielen Sonne gerade recht.

Da heute dann doch einige Höhenmeter zusammengekommen sind und das Wetter in der Nacht eher unbeständig sein soll, entscheiden wir uns, in Kalhovd zu übernachten und bekommen spät am Abend eine super Aussicht geboten.

Fernsicht, Weitblicke und Aussichten

Tag drei in der Hardangervidda führt uns weiter gen Norden, es gilt zwei Höhenzüge entlang des Mår-Sees zu überwinden. Da wir mitunter hoch über dem See unterwegs sind, ergeben sich immer wieder fantastische Aussichten, eine echte Genussetappe mit Fernsicht und bestem Wetter.

Am Nachmittag machen wir eine Pause mit Blick auf den Hardangerjøkulen in der Ferne. Wir wandern quasi immer weiter auf der Achse zwischen dem Gletscher und der Landmarke des Gaustatoppens im Rücken.

Der Weg nach Mårbu zieht sich gegen Ende ein wenig, wir wollen aber nicht klagen, denn die Bedingungen zum Wandern könnten kaum besser sein. Man sollte nur daran denken, bei den Temperaturen ausreichend zu trinken und sich gut mit Sonnenschutz einzucremen, der stete leichte Wind sorgt sonst für Überraschungen in Form eines deftigen Sonnenbrandes. Unsere T-Shirt Streifen sind schon sehr beachtlich, der Kontrast zwischen bedeckter und unbedeckter Haut echt krass! Das wird uns wohl noch lange über die Tour hinaus ein Andenken bleiben.

In Mårbu machen wir eine lange Pause und holen uns ein Kaltgetränk, die Hütte hat zwar noch nicht offiziell offen, aber die Betreiber sind schon hier und bieten eine Woche für Familien an, sodass hier unzählige Kinder umherflitzen.

Wir geniessen es, einmal im Schatten zu sitzen und gehen nach einer guten Stunde weiter zum nördlichen Ende des Sees, wo wir mit einem fantastischen Ausblick unser Zelt aufschlagen. Nur die Mücken nerven gewaltig, als der Wind nachlässt. Also ab ins Zelt, Tagebuch schreiben, essen, kochen und lesen – gute Nacht!

Ein Traum und mehr als wir erwartet haben

Am nächsten Morgen brechen wir auf in das Herz der Hardangervidda, die DNT-Hütte Rauhelleren dient uns heute als grobes Tagesziel.

Es geht von unserem Zeltplatz aus eine Weile sanft bergan, die Glöckchen der Schafe sind der Soundtrack zu unserer Wanderung hier. Immer wieder untermalt vom Ruf der Wildnis: Den Rufen des allgegenwärtigen Goldregenpfeifers, einem kleinen Vogel, den man hier immer und überall laut rufend antrifft.

Kurz bevor wir eine staubige Schotterpiste erreichen, bekommen wir mit Blick in die Ferne eine Gänsehaut: Der Hardangerjøkulen liegt in seiner ganzen Pracht vor uns, die Eiskappe ist hervorragend zu erkennen. WOW! Einfach nur WOW!

Wir entscheiden uns, auf einen Aussichtsberg zu steigen, den 1380 Meter hohen Krossvasshovda. Und wir bereuen die Mühen nicht, ganz im Gegenteil! Keine Wolke zeigt sich am Himmel und wir können einen Grossteil der Vidda überblicken. Vom gut erkennbaren Hårteigen-Berg im Westen, über den Gletscher nördlich vor uns und bis hin zum Hallingskarvet, wo unser Ziel für die Woche liegt, das Örtchen Geilo an der berühmten Bergensbahn.

Wir können uns kaum sattsehen, würden am liebsten unser Zelt direkt hier oben aufschlagen. Wir sind einfach nur dankbar und glücklich, so ein großes Wetterglück hier zu haben!

Die Sonne grillt uns weiter, als wir total beseelt vom Berg hinab steigen und dem Wanderweg folgen. Kurz darauf überqueren wir die beeindruckende Brücke am Festningstjønne und schiessen dabei viele Bilder.

Ein letzter Anstieg noch für heute, der seinen Tribut in Form einer langen Pause mit Blick auf den Langesjøen-See und die Rauhelleren-Hütte fordert.

Wir entschließen uns, nicht zur Hütte zu gehen, uns die 3 Kilomter extra hin und zurück zu unserer geplanten Route zu sparen. Dafür finden wir einen Lagerplatz mit Aussicht, mal wieder könnte man sagen, man wird aber nie satt werden, bei solchen Ausblicken aus dem Zelt. Nie! Wir sehen den Forellen beim Springen zu, als wir nach diesem in allen Belangen großartigen Tag unser wohlverdientes Abendessen zubereiten.

In Amundsens Fußspur

Heute wollen wir soweit wie möglich kommen, am besten bis kurz vor Geilo, denn der nächste Ruhetag lockt. Wir kommen auch super voran, Meter um Meter, Kilometer um Kilometer nähern wir uns zuerst der Heinseter, wo wir eine ausgedehnte Mittagspause einlegen.

Dann geht es weiter in Richtung Tuva, einer beliebten Ausflugshütte, bei der sich im Winter zahlreiche Loipen treffen.

Auf dem Weg dorthin kommen wir mit einem Norweger ins Gespräch, und als wir nach seinem Startpunkt fragen sagt er wie aus der Pistole geschossen: Lindesnes!

Wir grinsen und entgegnen auch: Lindesnes! Wie cool ist das denn?!? Jonas heißt mit Nachnamen Amundsen, ist ein paar Tage nach uns gestartet und hat eine etwas andere Route genommen. Und nun treffen wir uns hier und laufen gemeinsam nach Tuva, wo wir lange über alles mögliche quatschen.

Er will wie wir in Geilo einen Ruhetag einlegen, perfekt, wir verabreden uns lose, um uns dann gemeinsam bei Peppes Pizza durchs Buffet zu fräsen. Jonas ist noch etwas unsicher, wie weit er heute noch gehen will, wir brechen aber schon mal auf und gehen noch etwa eine Stunde lang bis kurz vor den Abstieg nach Ustaoset. Wir finden eine Campstelle, die wohl weithin ihres gleichen sucht und bekommen uns beim Sonnenuntergang kaum ein! Warum wir diese Tour machen, wird genau in diesen Moment auf die schönste Art und Weise beantwortet, und es braucht dazu wohl kaum große Erklärungen!

Nach einem kurzen nächsten Tag sind wir zeitig in Geilo und gehen direkt so müffelnd und ungewaschen wie wir sind zum Pizza Buffet. Die Leute gucken nicht schlecht, als wir dort zuschlagen und lange sitzen. Irgendwann gesellt sich Jonas zu uns, ein cooler Abschluss einer noch cooleren Woche in den Weiten der Hardangervidda!

In Kooperation mit Visit Norway

Spätestens seit dem Video, bei den Aleksander Gamme auf dem Rückweg vom Südpol völlig überraschend eine Tüte Cheese Doodles in seinem Depot entdeckt und völlig ausflippt, standen diese Knabberwaren ganz oben auf unserer Test-Liste. Und was sollen wir sagen, wir können seine Euphorie wirklich nachvollziehen. Hier also unser Test: OLW – Cheese Doodles Orginal

Gierfaktor: sehr hoch
Crunchyness: hoch
Geschmackintensität: krass
Mouthfeeling: medium

Schnellessbarkeit: gut

Löffeltauglichkeit: gegeben

Besonderheiten: Mit echtem milden Käse, seit 1968 hergestellt, trockenes Gefühl im Mund bei schnellem und gierigem Verspeisen

Leistungsdaten (pro 100 g)
Energie: 524 kcal

Fett: 31 g

Kohlenhydrate: 51 g

Proteine: 10 g

Salz: 2,1 g

Packungsgröße: 120 g

Fazit: Geil! Voll auf die Omme und mit großem Suchtpotential! Man kann einfach nicht aufhören und will, dass die Tüte niemals leer wird. Im Grunde wie Flips nur viel geiler. Der Käsegeschmack trifft voll unseren Geschmack und geht einfach immer. Die Cheese Doodles sind bisher unser absoluter Favorit und wirklich schwer zu schlagen!

Der Abschied von Dalen und vom hyggeligen Hotel hier fällt uns schwer, zu wohl haben wir uns hier gefühlt. Ein letzter Blick zurück und wir folgen der Straße nach Åmot.

Eine Überführungsetappe, wie es in Radsport so schön heißt, von Dalen nach Rjukan immer auf der Straße, steht in den nächsten Tagen an. Für die rund 85 Kilometer wollen wir uns vier Tage Zeit nehmen und uns und unsere Füße nicht über Gebühr strapazieren.

Der Aufstieg aus dem Tal ist gut zu gehen, auch wenn es zwischendurch anfängt zu nieseln. Wir lassen es gemächlich angehen und machen immer wieder kurze Pausen, um uns an den kleinen schmackhaften Walderdbeeren am Straßenrand gütlich zu tun.

In Åmot nehmen wir uns auf dem Groven Camping eine Hütte, geht bis hierher ganz gut.

Die Berge immer vor Augen

Die nächsten beiden Tage führen uns dann immer näher heran an die Berge der Hardangervidda, die sich mehr und mehr am Horizont zeigen.

Nach einer längeren Pause in der Kaffeeecke des Supermarktes in Rauland gehen wir noch bis Vierli, einem Wintersport Örtchen auf fast 1000 Metern Höhe über dem Meer. Der Wind frischt deutlich auf und wir schlagen unser Nachtlager im Schutz einer Hütte auf. Die Knott hat der Wind davon getragen, was für eine Wohltat!

Auch die Fernwander-Realität kann Spaß machen

Weiter geht es am nächsten Tag Richtung Rjukan, es nieselt immer wieder und es ist zwischendurch echt usselig, wir machen Pause unter einem Müllcontainer am Straßenrand, so sehen Fernwander-Träume aus!

In Skinnarbu legen wir eine längere Pause ein, denn hier befindet sich ein Zentrum, das sich mit der Hardangervidda beschäftigt. Die Aussicht über den Møsvatn ist spektakulär und die Waffeln eine Wucht!

Wir sehen uns hier ein wenig um und schauen uns ein Video über den Nationalpark an, den wir vom Samstag an durchqueren wollen.

Ein paar Kilometer nach der langen Pause schlagen wir unser Zelt auf einer Alm an der Straße auf, die im Sommer hier Ziegenkäse herstellt und diesen auch direkt verkauft. Die zwei Mitarbeiterinnen kommen aus Holland und sind erst seit zwei Tagen mit den ganzen Ziegen hier, die zudem von einem sehr aufmerksamen Hütehund bewacht werden.

Wir verabschieden uns früh ins Zelt und ruhen uns aus. Die Taktik, die Dinge entspannt anzugehen, zahlt sich wirklich aus. Insbesondere die Füße wissen das sehr zu schätzen und es bilden sich keine neuen Blasen mehr. In der Ruhe liegt scheinbar die Kraft!

Kultur und Geschichte mit Blick auf den Gaustatoppen

Der nächste Morgen begrüßt uns mit einem wunderbaren Ausblick auf den Gaustatoppen, den mit 1883 Metern höchsten Berg Südnorwegens.

Es ist nicht mehr weit bis Rjukan und auf halbem Weg passieren wir zuerst die älteste DNT-Hütte, die Krokan Hütte und dann machen wir einen Zwischenstopp am Vemork Kraftwerk, das insbesondere im zweiten Weltkrieg ein ganz besonderer Ort war, Stichwort „Schweres Wasser“ für die Entwicklung der Atombombe.

Norweger und Briten gaben alles, um die Fabrik für das schwere Wasser zu zerstören. Die Saboteure der Aktion Gunnerside sind nationale Helden und Legenden, und zahlreiche Menschen gaben ihr Leben, um zu verhindern, dass die Deutschen das schwere Wasser tatsächlich nutzen konnten.

Eine Stunde später laufen wir in Rjukan ein und sind beinahe am Ziel. Wir kaufen kurz ein und sehen uns ein wenig um, dann werden wir von Gro abgeholt. Sie arbeitet für das Gaustablikk Hotel, das uns eingeladen hat, einen Ruhetag mit Blick auf den Gaustatoppen vom Bett des Zimmers aus zu verbringen.

Nach kurzer Fahrt beziehen wir ein großzügiges Zimmer, in dem auch schon unser Versorgungspaket und neue Schuhe für mich warten. Die alten haben es echt hinter sich, die Sohle ist fast komplett runtergelaufen.

Bevor wir dann nach dem Abendessen ins Bett gehen, zeigt sich der Gaustatoppen noch am längsten Tag des Jahres in einer zauberhaften Abendstimmung, mehr geht kaum! Bei diesem Anblick steigt die Vorfreude auf die Hardangervidda ab Samstag sehr!

In Kooperation mit Visit Norway

Nach den (Un-)ruhetagen in Evje sind wir etwas skeptisch, als wir den Campingplatz verlassen, um in Richtung Vegusdal weiterzulaufen. Ich bin von Montezumas Rache immer noch ziemlich geschlaucht und die Blasen an Annis Füssen sind zwar besser geworden, aber noch nicht völlig abgeheilt. Wir aber wollen weiter, endlich die Strassenkilometer hinter uns bringen, um ab Dølemo die ersten Wanderwege des DNT zu nutzen.

Unterwegs nach Vegusdal stellen sich wieder einmal die Knott als grösste Plage heraus. Diese winzigen Kriebelmücken sind echt die Pest, weht kein Wind kommen sie zu tausenden und fallen über einen her. Die Stiche jucken tierisch und im Nu hat man davon hunderte, echt ätzend. Anni hat die Tage über 180 Stiche an sich gezählt, bei mir werden es weit mehr sein, mich haben die Mücken einfach ganz besonders gern. Es gibt scheinbar kein dauerhaft wirksames Mittel dagegen, nur Wind schafft Abhilfe. Das erklärt auch, warum die Norweger auf ihrem Campingplätzen wenn sie Dauercamper sind, Ventilatoren auf der Terrasse stehen haben. Doof nur, wenn man zu Fuss unterwegs ist, dann ist so ein Ventilator halt ein wenig unpraktisch.

Wir fliegen also quasi die Straße entlang nach Vegusdal, immer auf der Flucht vor den Knott und zudem wollen wir so viele Kilometer wie möglich schaffen, bis die Füße anfangen zu schmerzen.

Der Südpol liegt in Südnorwegen

Klappt ganz gut und wir erreichen den kleinen Ort Vegsudal mitten im Nirgendwo Südnorwegens. Warum wir hier übernachten wollen? Nun, vor zwei Jahren beim Camp Ousland durfte ich Astrid Furholt kennenlernen. Sie hatte sich damals vorgenommen, als erste Frau in Amundsens Fussspur zum Südpol zu gehen. Mit einer großartigen Crowdfunding-Kampagne hat sie das nun in diesem Jahr wirklich geschafft und ist tatsächlich zum Südpol gelaufen. Wir saßen damals auf der Fähre zurück nach Bodø nebeneinander und freundeten uns an. Neben uns saß ein deutsches Pärchen, das ausgerechnet mein Buch in der Außentasche seines Rucksacks dabei hatte und ständig zu uns herüber sah. Ich klärte Astrid auf und wir sprachen mit dem Paar, das war echt ne witzige Geschichte. Und im Verlauf unseres Gespräches kam dann heraus, dass Astrid ursprünglich aus Vegusdal stammt, wo ich schon einmal auf meiner Tour 2013 übernachtet hatte. Lange Rede, als ich ihr im Vorfeld unserer Tour erzählte, dass wir erneut durch Vegusdal laufen würden, versprach sie uns eine Überraschung. Und so kam es dann auch, als wir dort waren, wurden wir zu ihrem Bruder und seiner Familie eingeladen, die ganz in der Nähe wohnen. Wir bekommen ein leckeres Abendessen und ein weiches Bett für die Nacht.

Und ganz obendrein auch noch einen weiteren Einblick in das Alltagsleben der Leute hier, die nicht in Oslo, Bergen oder Stavanger leben und somit mit ganz anderen Dingen zu kämpfen haben. Spannend zu sehen, Norwegen hat so viel mehr zu bieten als das, was im Fernsehen und in den Medien so oft einfach überrepräsentiert ist. Tusen takk an die Furholt Familie für den wunderbaren Aufenthalt auf ihrem Hof!

Der nächste Tag geht ganz gut los, die letzten Kilometer auf der Strasse für eine ganze Weile stehen an. Aber bald darauf brechen bei Anni die Blasen an den Füssen wieder auf, der Weg nach Dølemo wird eine einzige mentale Bewährungsprobe für sie. Wir haben mehr als einmal die Gelegenheit, einfach ein Auto anzuhalten und einzusteigen, aber sie zieht es durch, besiegt die Schmerzen. Ich habe noch nie jemanden so kämpfen und durchhalten gesehen, ich habe den allergrössten Respekt davor und kann nur meinen Hut ziehen. Der Wille schlägt einfach alles, wenn man nur fest genug in ihm ist!


Wille, Durchhaltevermögen und Kaffee versus Blasen an den Füssen

Nichts desto trotz legen wir in Dølemo einen Ruhetag ein. Hier gibt es einen kleinen einfachen Campingplatz und nebenan einen Dorfladen, der von den deutschen Auswanderern der Familie Plozicki geführt wird, die hier schon lange wohnen und sich richtig etwas aufgebaut haben. Der Laden ist das Zentrum des Dorfes, das bekommen wir schnell mit, als wir beinahe den gesamten Ruhetag in der Kaffeeecke dort verbringen.

Wir kommen mit vielen Leuten ins Gespräch und erfahren auch hier viel über das Leben auf dem Land und den Alltag der Leute. Nicht alles hier ist super gut, und Milch und Honig fliessen hier auch ganz sicher nicht in Strömen, aber irgendwie scheint es hier den Leuten ganz gut zu gehen, das Arbeitsleben ist wohl um einiges entspannter und gerade in den einfacheren Berufen das Gehalt im Vergleich zu Deutschland deutlich höher, so dass man hier eine Familie gut ernähren kann. Erst als der Laden wieder schliesst, gehen wir zum Zelt und harren darin aus, die Knott sind es auch hier, die den Spass am Draussensein deutlich einschränken.


Goodbye asphalt! Hello swamp!

Und dann geht es endlich los, das erste ”T” des DNT wartet auf uns, wir verlassen endlich die Strasse.

Dank der großen Hitze der letzten Wochen ist die ansonsten für ihre Feuchtigkeit berühmte und vor allem auch berüchtigte Setesdals Austhei unglaublich trocken. Selbst die Sumpfflächen sind fast ganz trocken, wir kommen gut voran. Aber auch hier nerven die Knott und vor allem auch die Bremsen, da hilft nur sich für die Pausen ein luftiges Plätzchen zu suchen. Auch das Wasser zum trinken zu finden ist echt schwer, da eigentlich sämtliche! Bäche trocken gefallen sind und man nur aus den größeren Seen Wasser entnehmen kann.

Es klappt ganz gut, doch wir bleiben vorsichtig, so einen Keim wie in Evje braucht hier kein Mensch.

Die Austhei wird aber ganz sicher nicht unser Lieblingsgebiet werden. Es ist zwar schön, die DNT-Hütten endlich nutzen zu können und weg von der Strasse zu sein, aber selten haben wir uns so verloren gefühlt wie hier. Viele Ecken sehen gleich aus, ohne Wegmarkierung, Karte und GPS wäre man hier oft hilflos aufgeschmissen.

Tausende kleine Seen, Moorflächen und lichte Wälder machen es zu einer gefühlten Wildnis, weitab von jeglicher Zivilisation.

Ein gewisser Lars Monsen wird sich hier ganz sicher sehr wohl fühlen, wir aber sind froh um jeden kleinen Ausblick von den wenigen Anhöhen, die dann aber teils wirklich spektakulär sind.

Teilweise ist es schon eine ganz schöne Schinderei, hier unterwegs zu sein. Die tausenden kleinen An- und Abstiege hier sind auf keiner Karte verzeichnet, bewegen sich immer schön versteckt zwischen den Höhenlinien.


In der Austhei werden NPLer geformt

Wir halten zwar immer die angegebenen Wanderstunden ein, aber bolzen dabei ganz ordentlich Kondition, die Muskeln wachsen, der Ballast schwindet langsam.

Der erste Weg auf den Hütten führt uns immer ins Essenslager und wir verschlingen genüsslich jeder eine Dose Ananas oder Pfirsiche.

Es ist irgendwie wie im NPL-Trainingslager, man schindet sich um die nötige Kondition und Durchhaltefähigkeit für den weiteren Verlauf der Tour zu bekommen.

Das immerhin klappt ganz gut und zwischendurch kühlt uns der eine oder andere Regenschauer auch endlich mal ab. Ohne Regenklamotten laufen wir dann teilweise einfach weiter, geniessen die kühle Nässe auf der Haut, die dann den Schweiss wegspült, einfach herrlich nach der ganzen Hitze!

Einen Elch bekommen wir auch zu sehen, wir scheuchen ihn beim Aufstieg kurz hinter Skarsvassbu auf, mit uns hat er dort wohl nicht gerechnet.

Hyttekos und Ananas

Die Abgeschiedenheit der Hütten hier gefällt uns gut, sie sind durch die Bank sehr gemütlich und liegen teils an wunderschönen Plätzen. Die Nutevasshytta hat es uns dabei ganz besonders angetan. Der Blick über den See ist einfach wunderbar entspannend und überall wuseln Schafe mit ihren Lämmern umher, ihre Glöckchen bilden den relaxten Soundtrack zu diesem Ort weitab der Hektik des Alltags.

Kurz vor der Torsdalsbu-Huette haben wir Handyempfang und checken das Wetter. Für den nächsten Tag ist Regen vorhergesagt, wir entscheiden uns über die Schotterstrasse an der Hütte den Weg aus den Bergen zu nehmen, um über die Strasse nach Dalen zu laufen.

Gesagt getan, wir bringen die Strasse hinter uns, haben unglaubliches Tramper-Glück, als wir am Ende des ersten Tages auf den Fylkesvei 355 treffen und innerhalb von einer Stunde zwei Mal auf Anhieb mitgenommen werden, um erst zum Einkaufen und dann zum Camping nach Fossumsand zu trampen.

Dort nehmen wir uns eine kleine Hütte, draußen regnet es in einer Tour, eine gute Entscheidung. Am Abend spreche ich lange mit Dierk, dem deutschen Betreiber des Campingplatzes, der hier mit seiner Frau Brigitte schon lange wohnt und die den Platz gemeinsam mit viel Liebe aufgebaut haben. Sie wollen in naher Zukunft erheblich kürzer treten, und den Platz gerne an jemanden in welcher Form auch immer weitergeben. Also, wer Interesse hat, meldet euch dort!

Am nächsten Tag bringen sie uns zurück zum Ende des Vortages und wir machen gemütlich unsere Kilometer bis hinter Åmdals Verk, wo wir neben der Strasse unser Zelt aufschlagen und panisch von der Knott-Armee getrieben in selbiges flüchten. Selbst kochen ist schwer, man darf das Innenzelt wirklich keinen Spalt weit offen lassen, sonst ist man des Wahnsinns fette Beute, die Winzlinge nerven langsam wirklich.

Und nun sitzen wir im Dalen Hotel, der Kontrast zu diesem fürchterlichen Zeltplatz könnte kaum größer sein. Die Wäsche ist gewaschen, die ganz persönlichen Akkus laden langsam aber stetig. Wer sich hier im Hotel nicht wohl fühlt, dem ist echt nicht zu helfen.

Es geht so herrlich ruhig und gediegen zu, ganz wie in der guten alten Zeit. Es gibt hier keine Fernseher und so weiter, nur ganz viel Zeit zum entspannen! Und das machen wir hier nur allzu gerne! Und da Anni gestern auch noch Geburtstag hatte, Timing ist alles, gab es nach dem Abendessen noch eine kleine Überraschung für sie vom Hotel.

Gratulerer med dagen! Hipphipphurra!

Kennt ihr diesen Moment, wenn ihr nach einer Tour im Hotel ankommt, eure ganzen stinkenden Sachen, von den Schuhen bis zu Zelt, wild verteilt im Zimmer liegen, und dann das Housekeeping bei euch aufräumt und sogar noch für solch tolle Überraschungen sorgt? Man möchte im ersten Moment im Boden versinken und lacht dann laut los, denn wie groß kann der Kontrast im wirklichen Leben bloß sein? Kaum größer wohl als in solchen Momenten! In diesem Sinne, ich trinke mal weiter Kaffee, wir entspannen weiter maximal und später gucken wir vielleicht sogar noch das Deutschlandspiel, wer weiß, aber Timing ist wirklich alles! Habt alle einen entspannten Sonntag, so wie wir hier im wunderschönen Dalen Hotel!

In Kooperation mit Visit Norway

Die WM steht an und macht auch vor Norwegen keinen Halt. Und so gibt es hier auch verschiedene WM-Editionen von Chips, die wir natürlich auch testen werden. So lachten uns auch diese Chips an, die hier mit ihrem schwedischen Design einen eher schweren Stand haben. Wir nehmen darauf aber keine Rücksicht und geben ihnen eine Chance!

Weiter geht’s also mit der WM-Edition: Sørlands Chips Dill & Gresløk

Gierfaktor: mittel
Crunchyness: sehr hoch
Geschmackintensität: medium
Mouthfeeling: gut

Schnellessbarkeit: befriedigend

Löffeltauglichkeit: gegeben

Besonderheiten: WM-Edition, Kartoffeln mit Schale frittiert, relativ stabil geschnittene Scheiben, gut zu transportieren im Rucksack

Leistungsdaten (pro 100 g)
Energie: 458 kcal

Fett: 24 g

Kohlenhydrate: 51 g

Proteine: 7,7 g

Salz: 1,6 g

Packungsgröße: 200 g

Fazit: In der WM-Edition schmecken uns diese Chips von Sørlands echt gut. Beim Geschmack geht es nicht so direkt auf die Zwölf, eher dezent geht es hier zu, was dem Geschmack aber sehr zu Gute kommt. Wir sind positiv überrascht und würden hier immer wieder zugteifen. Egal welche Sorte von Sørlands, man wird irgendwie nie enttäuscht, die perfekte Wahl für alle Schweden-Fans und die, die es noch werden wollen!

Puh, wo fange ich an? Die erste Woche liegt nun fast hinter uns und wir haben schon so viel erlebt. Fangen wir am besten von vorne an. Die Anreise zum Kap Lindesnes verläuft entspannt und ruhig, nur die Hitze, die wir beim Umstieg in Mandal erfahren ist schon krass. Wir essen direkt am Wasser einen Salat und bald darauf fährt auch schon der Bus nach Lindesnes ab. Die Fahrt dauert rund eine Stunde und die Aufregung steigt, morgen geht es endlich los! Der Busfahrer wünscht uns fröhlich eine gute Reise als wir aussteigen, vermutlich bringt er öfters so verrückte Leute wie uns hierher.

Die Ankunft am Start

Wir melden uns im Museum an und werden direkt weiter an den Leuchtturm-Wärter verwiesen, der uns kurz darauf unsere Unterkunft direkt bei ihm im Haus zeigt. Wie cool ist das denn? Wir nächtigen also in der Kammer unter dem Dach nur 50 Meter vom Leuchtturm entfernt. Kurz darauf zeigt uns Frank Otto, so heißt der neue Wärter seit letztem Jahr, den Turm. Wir dürfen sogar bis ganz nach oben zur Linse und genießen die wunderschöne Ansicht bei strahlendem Sonnenschein.

Anschließend tragen wir uns noch ins große Norge på langs Buch ein. Endlich darf ich mich dort eintragen, beim ersten Mal wurde mir das noch verwehrt.

Später am Abend als fast alle Touristen weg sind, kehrt Ruhe ein und wir sitzen am Leuchtturm bloß da, schauen aufs Meer und sehen der Sonne beim Untergehen zu.

Es geht los – total unwirklich

Heute ist es soweit! Der Start ins große Abenteuer steht an! Wir packen unsere Sachen und versuchen uns unsere Aufregung nicht anmerken zu lassen. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von Frank Otto und gehen hinunter zum Schild. Es zeigt wie weit das Nordkap entfernt ist: Es sind 2518 Kilometer!

Ungläubig schauen wir uns an und können es kaum glauben, hier zu stehen. Ein holländischer Motorradfahrer macht noch einige Fotos von uns und wir schultern unsere Rucksäcke. Wir lassen das Schild hinter uns und laufen die Straße entlang. Das Gefühl ist unbeschreiblich, wir sind frei, können in den nächsten 5 Monaten machen und tun was wir wollen. Darauf haben wir uns so lange gefreut!

Der Anfang ist einfach zu gehen, aber es ist doch hügeliger als gedacht, es kommen doch einige Höhenmeter zusammen. Und vor allem die Sonne macht uns zu schaffen, es ist unglaublich warm mittlerweile.

Im Ort Spangereid angekommen, gönnen wir uns in der Tankstelle erst einmal eine große Cola, es ist einfach zu heiß zum Wandern. Die Pause fällt länger aus als geplant, wir können uns kaum wieder aufraffen. Ganz schön zäh ist es wieder vor die Tür zu treten und loszulaufen. Aber so ist es nun einmal, da muss man durch. Stunde um Stunde laufen wir weiter, es geht ganz gut, der Verkehr ist nicht besonders stark. Kurz vor dem Ort Snig angelangt überlegen wir uns, wo wir die Nacht verbringen wollen, wir haben nun über 20 Kilometer hinter uns und es reicht langsam für den ersten Tag. In Snig angelangt entscheiden wir uns am örtlichen Badestrand unser Zelt aufzuschlagen. Es ist zwar nicht erlaubt, aber okay denken wir, es stehen noch andere Wohnwagen hier und ein Einheimischer auf Hunderunde erteilt uns die Absolution.

Wir gehen kurz baden und machen uns ans Abendessen. Bald darauf liegen wir auf der Isomatte und schlafen, das haben wir uns nach diesem anstrengenden ersten Tag verdient.

Tag zwei und die Sonne brennt

Die Nacht ist kurz, denn die Sonne scheint schon früh morgens aufs Zelt, es wird darin fast unerträglich warm. So stehen wir gegen 8 Uhr auf und machen Frühstück. Beim Packen lassen wir uns Zeit und brechen gegen 10 Uhr auf. Wir laufen bis nach Vigeland und machen dort eine längere Pause im Supermarkt. Anschliessend laufen wir weiter, es geht nun über Schotterwege durch die Wälder Süd-Norwegens. Die Bäume bieten einigen Schatten und so kommen wir gut voran, allerdings zeigen sich erste Blasen an den Füßen, das kommt wohl vom Asphaltlaufen, unschön. Wir versorgen die Blasen mit Blasenpflaster und gehen weiter, immer weiter durch die Wälder.

An einem See springt Anni ins Wasser und kühlt sich ab, ich kann das leider nicht machen, meine Blasenpflaster würden sich sofort wieder lösen, dumm gelaufen. Kurz vor Marnardal lassen wir uns im Schatten nieder und machen eine Pause. Gegenüber ist ein kleines Häuschen, der Besitzer dort gibt uns Wasser und überrascht uns mit einem Eis! Was für eine Überraschung! Wir lassen uns von ihm noch eine Abkürzung zeigen, um bis nach Marnadal zu gelangen, schauen wir mal, wie das werden wird. Die Abkürzung lässt sich ganz gut an und wir kommen gut voran, kurz darauf allerdings wird es zu einer üblen Waldhölle, denn die großen Schneemassen haben viele Bäume umknicken lassen, die uns nun den Weg versperren.

Wie Lars Monsen fräsen wir uns durchs Unterholz, für die vier Kilometer brauchen wir mehr als anderthalb Stunden und unsere Arme und Beine sehen aus, als wären wir mit Anlauf in eine Dornenhecke gesprungen.

Wir laufen weiter, sind aber wirklich K.O. und kurz vor dem Ort geht uns die Kraft aus. Wir wollten es zwar noch bis nach Mjåland zum Campingplatz schaffen, aber das wird wohl nichts mehr. Wir rufen dort an und die nette Betreiberin sagt uns zu, uns gleich abzuholen. Kurz darauf ist es dann soweit und sie holt uns tatsächlich ab und fährt uns die noch fehlenden 5 Kilometer zum Campingplatz. Morgen werden wir hierher wieder zurück trampen, um unsere Wanderung fortzusetzen. Jetzt sind aber sind wir froh, auf dem Campingplatz völlig groggy eine Dusche zu nehmen, etwas zu essen und todmüde ins Bett zu fallen.

Der Magic-A Tag mit Anita, Anders und Alf

Der Morgen beginnt dann mit einer großen Überraschung: Drei Zelte weiter entdecken wir ungläubig einen dänischen Freund, mit dem wir hier so gar nicht gerechnet haben! Hallo Anders! Hallo Simon! hallt es über den Campingplatz als wir uns freundlich begrüssen. Was machst du denn hier? Was macht ihr denn hier? Das ist ja eine Überraschung! Anders ist heute Nacht mit seiner Freundin von Dänemark zum Lachs-Angeln herüber gekommen.

Die Überraschung ist wirklich groß und hilft uns heute einen guten Start in den Tag zu haben, denn Anders wird uns die 5 Kilometer zurück zu unserem Ausgangspunkt von heute bringen, so müssen wir nicht an der Straße stehen und trampen. Zufälle gibt es im Leben, die gibt es gar nicht! Nachdem wir gepackt haben bringt uns Anders mit seiner Freundin zusammen nach Marnardal zum Supermarkt, wo wir gestern in das Taxi gestiegen sind. Wir verabschieden uns herzlich, bedanken uns für die Hilfe und laufen kurz darauf los.

Es ist wieder brütend warm, Stunde um Stunde wandern wir durch durch die Wälder über schmale Strassen.

Wir versuchen Wasser zu bekommen, fragen bei Leuten am Wegesrand – alle sind total hilfsbereit und helfen, manche laden uns sogar über Nacht ein zu bleiben, aber dafür wäre es zu früh am Tag. Mitten im Nirgendwo passieren wir einen Bauernhof und der Bauer hält uns sofort an. Er heißt Alf und fragt uns aus wohin wir wollen, woher wir kommen, hat uns gleich als NPL Wanderer erkannt. Wir quatschen lange, verabschieden uns dann aber und Alf überholt uns noch einmal mit seinem Traktor.

Dann passieren wir ein Haus an dem der Traktor von Alf steht. Wir stutzen kurz und schön läuft Alf grinsend mit zwei Eis auf uns zu. Wir sollen herkommen, das hier ist sein eigentlicher Hof, den anderen Bauernhof besitzt er auch. Kurz darauf sitzen wir bei ihm und seiner Frau auf der Veranda und bekommen Saft mit Eiswürfeln! Die Erfrischung tut gut und wir reden lange. So gerne würden wir hier bleiben, aber wir wollen noch etwas weiterkommen und verabschieden uns bald darauf. Wie herzlich die Menschen hier sind, sie wissen, was es heißt Hilfe zu benötigen und helfen immer gerne.

Der Tag wird langsam zäh, wir wollen kurz bis vor Hægeland kommen, dann brauchen wir morgen nur noch 30 Kilometer nach Evje, dort sollte mindestens ein Ruhetag drin sein. Am langgezogenen Sandlandsvanet See angelangt finden wir zunächst keinen Zeltplatz, erst gegen Mitte des Sees sehen wir eine Bucht mit Sandstrand, die uns geeignet erscheint.

Wir passieren einige Ferienhäuser. Auf dem Rasen eines dieser Ferienhäuser habe ich damals 2013 unerlaubt gezeltet, wenn die Leute wüssten, dass ich jetzt wieder hier bin, zu gern würde ich sie mal treffen und ihnen als erzählen.

Wir gelangen zu den Ferienhäusern und wollen dort nachfragen, wie weit es noch bis zum Sandstrand ist. Eine große blonde Frau kommt auf uns zu und winkt uns zu sich. Oh man, das ist genau das Haus, bei dem ich damals unerlaubt im Garten gezeltet habe! Wir kommen gar nicht dazu, nach dem Weg zu fragen, die Frau lädt uns sofort zum Abendessen ein. Sie und ihre Familie haben noch so viel über, sie haben uns wandern gesehen und wollen uns unbedingt einladen. Mir ist es total unangenehm, aber wir sagen zu. Leise spreche ich noch zu Anni und sage: Fuck, das ist genau das Haus! Wir werden auf die Terrasse gebeten, von der gesamten Familie freundlich begrüßt und bekommen Pizza serviert, dazu Cola und Wasser! Was für ein Wahnsinn! Ich sitze jetzt genau bei der Familie auf der Terrasse, wer hätte das gedacht und nun lerne ich tatsächlich die Leute kennen, die damals unwissentlich schon einmal so gastfreundlich zu mir waren. Ich kann nicht anders, ich muss die Geschichte erzählen und hole mein Handy heraus, zeige ihnen ein Bild von meinem Zelt in ihrem Garten, das sogar in meinem Buch abgedruckt ist.

Kurz denke ich noch, sie werden uns gleich sicherlich rausschmeissen, aber alle lachen laut und finden auch was das für eine unglaubliche Geschichte doch ist. Die Frau hat zu ihren Kindern gesagt, lasst uns die Wanderer einladen, wir verpassen vielleicht sonst eine spannende Geschichte und so ist es – hätten sie uns nicht eingeladen, hätte ich nicht erzählen können, dass ich schon mal bei ihnen im Garten übernachtet habe und kurz darauf laden sie uns tatsächlich ein, diesmal offiziell, wir dürfen bei ihnen im Garten übernachten. So gastfreundlich, so warmherzig und so voller Lebensfreude – ein Norwegen wie aus dem Bilderbuch! Wir können unser Glück kaum fassen und bedanken uns 1000 Mal bei der Familie, ich verspreche ihnen sobald ich zu Hause bin, werde ich ihnen ein Buch schicken. Wussten sie doch bis gerade eben gar nicht, dass ihr Garten in einem Buch in Deutschland abgebildet ist.

Lange bleiben wir heute nicht mehr wach, denn wir sind völlig groggy und die Hitze macht uns auch heute wieder total zu schaffen. So liegen wir gegen 10 Uhr abends im Bett und können es kaum fassen, was für ein Tag! Ein Tag voller Trail Magic wie man so sagt, voller Hilfe für Leute, die zu Fuß unterwegs sind.

30 Kilometer bei über 3o °C – Tag 4

Schon beim Frühstück am nächsten Morgen kommen wir tüchtig ins Schwitzen, die Sonne knallt nur so vom Himmel herab, heute sollen es bis zu 32° C im Schatten werden. Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschieden wir uns von der Familie und ich verspreche noch das Buch zu schicken, da werden sie sich sicher sehr drüber freuen, so wie sie sich über diese ganze Geschichte herzlich gefreut haben.

Wir verabschieden uns und laufen die Straße Richtung Hægeland. Von dort aus werden wir 25 Kilometer einfach nur der E9 folgen, der Hauptstrasse durch Südnorwegen. An der Tankstelle in Hægeland machen wir Pause und trinken eine Cola.

Anschliessend heisst es Zähne zusammen zu beißen und Stunde um Stunde, Kilometer um Kilometer Richtung Evje zu laufen. Die Leute am Wegesrand versorgen uns mit Wasser, teilweise geben sie uns sogar Eiswürfel mit in die Flaschen. Es wird eine ganz schöne Probe. Eine Probe für den Willen und für den Körper, doch wir werden diese Probe bestehen, auch wenn wir heute einige Körner gelassen haben. Nach dem Abendessen fallen wir todmüde in die Betten unserer kleinen Hütte auf dem Odden Campingplatz.

Doch mitten in der Nacht trifft mich Montezumas Rache, das kann ja heiter werden. Wir legen also mal besser zwei Ruhetage ein, kurieren unsere Blasen aus und ich probiere mit mal langsam wieder an fester Nahrung. Morgen geht es weiter in Richtung Dølemo und dann endlich weiter ins Fjell!

In Kooperation mit Visit Norway