Es ist kurz nach 9:00 Uhr am Sonntagmorgen, als wir die Haustüre hinter uns zuziehen und gemächlich zum Bus laufen, der uns dann zum Bahnhof in Tübingen bringen wird. Im Sommer sind wir ja die erste Etappe des HW 1 gelaufen und für uns war danach schnell klar, dass wir diesem wunderschönen Wanderwege weiter folgen wollen.

Nun also ist es endlich soweit die zweite Etappe steht bei bestem Herbstwetter auf dem Programm. Da wir mit Bus & Bahn anreisen wollen, werden wir nicht ganz dort starten, wo wir beim letzten Mal aufgehört hatten, die ÖPNV Verbindung hätte ansonsten bald drei Stunden gedauert. Wir entscheiden uns ein kleines Stückchen auszulassen. Das hat den unschlagbaren Vorteil, dass wir von Tübingen ohne Umsteigen unter einer Stunde am Trail sind. Es ist zwar schade, aber den ausgelassenen Teil holen wir vielleicht irgendwann einmal nach.

Gesagt getan, der Bus entlässt uns am Bahnhof, ein kurzer Zwischensprint um Brötchen zu holen und das Tagesticket zu lösen und schon sitzen wir im Zug der Zollernalbbahn. Das Wetter ist wirklich schön, und am Fenster zieht bereits kurz darauf die beeindruckende Burg Hohenzollern vorbei. Diese Burg ist eine echte Landmarke, ich denke fast jeder in Deutschland kennt sie, Bilder von ihr sind überall in Zeitungen, Magazinen oder den Sozialen Medien in allen erdenklichen Variationen zu sehen.

Wir haben gerade unser mobiles Frühstück im Zug verputzt, als auch schon das Ziel unserer Anreise angekündigt wird. In Albstadt-Laufen treten wir auf den Bahnsteig und sehen uns ums. Das erste Schild, das den HW 1 ausweist, ist schnell gefunden und es kann losgehen. Zuerst müssen wir aus dem Ort hinaus laufen und in Richtung der Schalksburg gehen. Diese ehemalige Burg thront hoch über dem Talgrund. Was das heißt, stellen wir schnell fest: Es geht hoch.

Erst ganz gemächlich über Wirtschaftswege, dann über einen schmalen steilen Steig immer weiter bergan. Die Bäume uns herum sind in ein buntes Farbenmeer getaucht und die Herbstsonne heizt uns kräftig ein. Der Schweiß fließt in Ströme als wir oben angelangt sind und auf einen der markierten Traufgänge, einigen wunderbaren Rundwanderwegen hier in der Gegend, treffen.

Traufgänge treffen auf Fernwanderwege

Die Aussicht auf das Tal weiter unten ist von hieraus einfach wunderbar, die Mühen haben sich vollauf gelohnt. Der Pfad folgt nun einem Bergrücken, zu beiden Seiten fällt es steil ab, die Ausblicke entsprechend schön. Das Herbstlaub bedeckt knöchelhoch den gesamten Boden und kurzfristig werden wir (wieder) zu kleinen Kindern, die im bunten Laub umhertoben.

  

Nun wendet sich der Weg ab vom Albtrauf und führt uns über eine weite Wiese hin in das malerische Örtchen Albstadt-Burgfelden. Kurz hinter dem Ortsausgang stehen wir dann wieder am Albtrauf und genießen die weiten Ausblicke vom sogenannten Böllat, einem Aussichtspunkt.

Der Wind pfeift hier ganz schön und so laufen wir bald weiter. Über 25 Kilometer stehen heute auf dem Programm und wir wollen einen nicht allzu späten Zug zurück nach Tübingen erwischen. Also machen wir mal lieber etwas Strecke und folgen dem HW 1 durch wunderbaren Laubwald. Hier im Wald trägt der starke Wind zu einer beeindruckenden Geräuschkulisse bei, überall knarzen und ächzen die Bäume und die Wipfel wiegen hin und her. Immer wieder ziehen dunkle Wolken schnell über uns hinweg, aber der leichte Regen verschwindet direkt nach einigen Augenblicken wieder, wir haben Glück.

Nun geht es steil einen Abhang hinab und kurz darauf überqueren wir schon die Landstraße 442 bei Albstadt-Pfeffingen. Wir kommen gut voran und gönnen uns eine Pause in der nun wieder auftauchenden Sonne. Herbstwetter wie an der See, wir lieben es und genießen unsere Wanderung.

Weiter geht es, nun wieder leicht bergan. Eines steht auf jeden Fall fest, auch wenn man immer dem Albtrauf folgt, so stehen doch auf den Etappen einige Höhenmeter auf dem Programm, manchmal auch mehr, als man im Vorhinein gedacht hat.

Wir überqueren den Wanderparkplatz am Zitterhof und der Wald verschluckt uns wieder. Über einen schmalen Pfad geht es weiter, wieder ziehen bedrohliche Regenwolken über uns hinweg, entladen aber ihre feuchte Fracht über anderen Wanderern, wieder Glück gehabt. Wieder stehen wir nun an einer Landstraße, der L360 bei Stich. Dieser Bauernhof mit Gaststätte ist der Ausgangspunkt für den wohl beliebtesten Traufgang: Dem Zollernburg-Panorama Traufgang

Zu Gast im Lande der Fürsten zu Hohenzollern

Zahlreiche Autos künden davon, dass wir nicht alleine unterwegs sein werden auf diesem Abschnitt. Wir waren hier bereits früher einmal unterwegs und kennen das schon. Aber klar, dort wo es besonders schön und gut erreichbar ist, da kommen die Leute gerne hin. Wir checken kurz das Schild mit den eingezeichneten Gaststätten und legen einen Zahn zu.

Von hier aus sind es noch gut 14 Kilometer zum Tagesziel, nicht gerade wenig, ist es doch schon Nachmittag geworden. Also flitzen wir los, bei den kleinen Anstiegen machen sich die bereits zurück gelegten Kilometer und das gestrige Jogging-Training durchaus bemerkbar.

Die Ausblicke, das abwechslungsreiche Herbstwetter und die bunten Farben der Laubbäume um uns herum halten die Stimmung aber hoch, es ist einfach wunderschön hier zu dieser Jahreszeit.

Von nun an ist die Burg Hohenzollern unser Begleiter, immer wieder können wir sie durch das Astwerk der herbstlich kahlen Bäume erspähen. Man ahnt, warum Heerscharen von Instagrammern und Fotografen hierher strömen, um diese alten Gemäuer in dieser spektakulären Lage möglichst dramatisch abzulichten und in Szene zu setzen.

Nun stoßen wir langsam ins touristische Epizentrum dieses Tourabschnitts vor. Rund um den Zollersteighof treffen wir zahlreiche Wanderer und Ausflügler, der Wanderparkplatz ist rappelvoll.

Da der HW 1 die klassische Aussicht auf die Burg Hohenzollern am Zeller Horn einfach links liegen lässt, bleiben uns die ganz großen Besucherströme Gott sei Dank erspart. Wir liegen immer noch gut in der Zeit und kommen gut voran, daher entschließen wir uns kurz darauf am Wanderheim Nägelehaus für eine kurze Pause zur Stärkung.

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur zu wenig Kuchen

Wir nehmen Platz in der Gaststube und gönnen uns Kuchen, heiße Schokolade und eine Hopfenkaltschale. Dass die Pause gerade zur rechten Zeit kommt erkennen wir daran, dass es draußen derweil wie aus Kübeln schüttet und der Himmel seine Schleusen geöffnet hat.

 

Andere Wanderer sind klatschnass, als sie nach uns hier einkehren. Wir warten auch noch die letzten Tropfen Regen ab und machen uns dann an den Endspurt, nach Jungingen.

Der Himmel wird nun immer dramatischer, die grauen Wolken werden immer dunkler, im Wald wird es zunehmend dunkler. Das tut unserer guten Stimmung aber keinen Abbruch, denn es macht richtig Spaß hier unterwegs zu sein.

Anders als es vielleicht anklingen mag mit den vorher erwähnten Landstraßen und Besuchermassen, so konzentrieren sich diese doch an bestimmten Punkten. Entfernt man sich von diesen Hot Spots, so trifft man kaum andere Leute und hat den Trail ziemlich oft ganz für sich allein.

Am Himberg ist die Aussicht noch in Ordnung

Ein letztes Highlight erwartet uns am Aussichtspunkt Hoher Berg. Hier am Himberg gelegen ergibt sich ein wunderbarer Ausblick auf die Burg Hohenzollern, wie man ihn so nur selten sieht. Scheinbar ist dieser Punkt nicht so leicht zu erreichen, ansonsten würde man wohl auch von hier mehr Bilder in den Medien entdecken.

Es wird langsam frisch, so verweilen wir nicht lange und machen uns an den letzten Abstieg des Tages in das Örtchen Jungingen. Es geht steil den Berghang hinab, auf dem feuchten Laub manchmal eine echte Herausforderung. Aber auch dieses letzte Hindernis überwinden wir ohne Probleme und stehen bald darauf nach etwas über 25 Kilometern am kleinen örtlichen Bahnhof.

Auch dieser Abschnitt des HW 1 hat uns wieder ausgesprochen gut gefallen. Der hohe Anteil schmaler Pfade hat uns echt begeistert und die Ausblicken, was soll man dazu noch sagen? Wer einmal am Albtrauf entlang gewandert ist, der wird ganz sicher wieder kommen. Und genau das denken wir, als wenige Minuten später pünktlich der kleine Zug einrollt und uns wieder heimwärts nach Tübingen bringt. Zufrieden und etwas kaputt machen wir es uns in den Sitzen der Hohenzollerischen Landesbahn gemütlich, draußen setzt langsam die Dämmerung ein und hinter uns liegt ein wunderbarer Herbsttag auf dem HW 1 – wir kommen ganz sicher wieder und werden unsere Wanderung am Albtrauf fortsetzen, vielleicht ja sogar im Winter?

2 Kommentare

  1. Schöner Bericht, der Lust auf die schwäbische Alb macht! Danke für´s mitnehmen.

    In der Gegend war ich leider noch gar nicht unterwegs. Ist leider aus Dortmund zu weit für eine Tagestour und wenn schon so weit fahren, dann lieber in die Berge.

    Aber reizen würden mich der Albsteig oder die Traufgänge schon…

    • Moin Jens,

      ja von Dortmund aus ist es echt zu weit. Wir haben halt etwas vor der Haustür gesucht – und gefunden 😉 So habe ich es aber cuh daheim in Iserlohn gehalten und ich war echt überrascht, was es da so alles cooles in der direkten Nachbarschaft so gibt! Von daher ein klares Plädoyer für Touren vor der Haustüre!

      Beste Grüße
      Simon

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