Wie gerne wäre ich jetzt im kühlen Norden! Ich sitze hier bei 36° C im Schatten am Schreibtisch und widme mich den Dingen, die in den letzten Tagen alle liegen geblieben sind. Meine Gedanken schweifen ab, vor meinem inneren Auge sitze ich gerade irgendwo in Lappland an einem kleinen See, meine Beine baumeln im kühlen Nass und ich fröne dem Müßiggang.
Am letzten Mittwoch war ich tatsächlich noch im hohen Norden, in Norwegen um es genauer zu sagen, denn ich durfte auf der Outdoor Show in Friedrichshafen zusammen mit meinem Kumpel Martin Hülle bei unserem gemeinsamen Partner Bergans of Norway einen Vortrag über unsere einzelnen und gemeinsamen Touren unter dem Motto „Turglede“ halten. Aber ganz der Reihe nach.
Bereits am Dienstagabend trudelte Martin mit dem Zug aus dem Bergischen Land kommend bei mir in Tübingen ein. Wir wollten uns am Vorabend der weltweiten Leitmesse rund um das Thema Outdoor und Draußensport bei mir treffen, um den Vortrag vorzubereiten und über vergangene und eventuell kommende Touren zu sprechen. Insbesondere über unsere wettertechnisch etwas missglückte Jostedalsbreen-Tour haben wir lange gesprochen, hatten wir doch beide nach unserer Rückkehr aus Norwegen bisher wenig Zeit, uns ausführlicher über diese Tour zu unterhalten.

Es war wirklich aufschlussreich und interessant, alles noch einmal zu rekapitulieren und einzelne Dinge zu diskutieren, die aus unser beider Sicht nicht so optimal gelaufen sind. Keine Sorge, es gab keinen Stress untereinander auf der Tour oder so etwas, aber einige Dinge hätten einfach besser laufen können und müssen, insbesondere bezüglich einiger Entscheidungen unterwegs, die wir beide bei der nächsten Tour ganz sicher anders treffen würden. So unterhielten wir uns lange bis in den Abend hinein und kamen beide zu den gleichen Schlüssen. Genau so muss das sein: Immer konstruktiv und reflektiert, nur dadurch kommt man sicher voran, wenn man sich erfolgreich der winterlich rauen Natur des Nordens stellen möchte. Mehr dazu aber bald an anderer Stelle in der Fortsetzung des entsprechenden Reiseberichtes.
Auch kommende Pläne von uns beiden waren eine großes Thema an diesem Abend. Es war wirklich schön, sich über etwaige Abenteuer, die man eventuell in Zukunft auch wieder gemeinsam angehen möchte, auszutauschen. Auf den vergangenen gemeinsamen Touren haben wir jedenfalls stets sehr gut harmoniert, daher spricht nichts dagegen, dass eventuell auch in Zukunft bei der ein oder anderen Tour fortzuführen.
Die Zeit verging wie im Fluge, irgendwann war es schon spät und wir hatten uns immernoch nicht über unseren Vortrag unterhalten. Na okay, wir hatten ja auch noch am nächsten Morgen im Auto auf dem Weg nach Friedrichshafen ausreichend Zeit, dieses nachzuholen.
Das Outdoorbloggernetwork, einige Neuheiten und ganz viel Kaffee
Am nächsten Morgen auf der Messe angekommen, ging es auch gleich los ins Getümmel. Wir beide hatten für die nächsten beiden Tage zahlreiche Termine bei unseren jeweiligen Partnern vereinbart, um uns deren Neuheiten anzuschauen oder über Touren und Projekte zu sprechen. Die Messe ist eine reine Fachmesse, das heißt, man kommt eigentlich nur als JournalistBlogger oder Händler in die Messehallen. Da kann es dann auch leicht passieren, dass man aus Versehen beinahe den Stefan Glowacz über den Haufen rennt oder Gerlinde Kaltenbrunner an einem der Stände gerade über ihre Gipfelabenteuer referiert.
Ein Messetag ist wie bereits erwähnt vollgestopft mit Terminen und Meetings, reichlich Smalltalk und vielfach geht es ehrlicherweise einfach auch ums Sehen und Gesehen werden. Networking wie man auf Neudeutsch gerne sagt. Daher werde ich jetzt nicht über jeden einzelenen Termin den ich hatte berichten, wie so etwas dann aber in etwa aussieht, das erzählt euch Geertje von der Nordicfamily in ihrem Blog.
Kurz vorstellen möchte ich aber dennoch ein Projekt, welches mir persönlich sehr am Herzen liegt und welches auch mit einem Stand auf der Messe vertreten war. Die Münchnerin Petra Thaller erkrankte im letzten Jahr plötzlich an Brustkrebs. Ihr erfolgreicher Kampf gegen diese heimtückische Krankheit sowie der offene Umgang damit haben mir sehr imponiert. Noch während der Behandlung hat sie das Projekt Outdoor against Cancer ins Leben gerufen, bei dem es darum geht, an Krebs erkrankten Menschen die Möglichkeit aufzuzeigen, sich durch Bewegung in der Natur ein verbessertes Körpergefühl und eine den Umständen entsprechende Fitness zu holen. Der positive Effekt von Outdoorsport auf die Gesundheit ist unbestritten und auch im Rahmen einer solchen Erkrankung können Bewegung und frische Luft in den Bergen und der Natur einen äußerst positiven Einfluss auf den Verlauf der Krankheit haben. Von daher unterstütze ich dieses Projekt sehr, sehr gerne und lege es auch jedem ans Herz, es mir gleich zu tun, denn uns alle kann der Krebs von heute auf morgen betreffen. Niemand ist davor gefeit, egal wie fit er sich fühlt oder ist.
Mein Blick nach Neuigkeiten und coolen Gadgets auf der Messe war leider wegen der vielen Termine und Gespräche etwas eingeschränkt, es blieb kaum Zeit, sich in Ruhe durch die Messehallen treiben zu lassen. Nur bei den Zelten konnte ich nicht widerstehen und warf mal einen Blick auf die Neuigkeiten von Helsport. Insgesamt bin ich bald schon ein ganzes Jahr mit Zelten aus Melhus unterwegs gewesen, da interessiert man sich ja schon dafür, was es dort demnächst Neues gibt. Und ich wurde nicht enttäuscht. Insbesondere zwei Zelte haben mich dabei vollauf begeistert und ich habe sie mir mal näher angesehen.
Zum einen das neue Helsport Ringstind Superlight 2, welches einfach über ein unglaublich gutes Verhältnis aus Platzangebot und niedrigem Gewicht verfügt. Es wiegt nur knapp ein Kilogramm und bietet das luxuriöse Raumangebot eines klassischen Ringstind Light Zeltes. Die 1er Version von dem Superlight-Zelt die es schon länger gibt, hat mich bisher nicht so recht überzeugt, aber hätte es diese 2er Superlight-Variante damals schon zu meiner Norge på langs Tour gegeben, ich hätte es nur allzugern mitgenommen!
Und zum anderen habe ich mir dann das neue Helsport Spitzbergen X-Trem ansehen können. Was für eine Trutzburg von einem Tunnelzelt für krasse Wintertouren! Riesig groß, extrem stabil und genau richtig für Touren im winterlichen Fjell! Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie das fertige Serienmodell aussehen wird! Hier auf der Messe war noch ein Vorserienmodell ausgestellt, aber ich glaube, dieses Zelt wird sich hervorragend auf Wintertouren jeglicher Art machen. Vielleicht kann ich es ja selbst irgendwann einmal standesgemäß bei einer Wintertour auf Spitzbergen ausprobieren! Das wäre mal eine fette Tour! Man wird ja nochmal träumen dürfen, ich schweife schon wieder ab. Leider durfte man in der Zelthalle keine Fotos machen, daher gibt es zu den Zelten leider keine Bilder von mir. Aber ich würde sie eh viel lieber draußen auf Tour fotografieren!

Was in diesem Jahr aber neben all den neuen Produkten wirklich spannend war, ist die Tatsache, dass es zum ersten Mal ein offizielles Bloggertreffen gab. Das Outdoorbloggernetwork, kurz OBN, hatte im Foyer eine wirklich coole Bloggerbase als Anlaufpunkt für alle Blogger geschaffen und es hatten sich weit über 100 Outdoorblogger akkreditiert. So gab es während der gesamten Messezeit immer einen festen Anlaufpunkt, an dem man sich mit Gleichgesinnten treffen und austauschen konnte. Auch wurden vom OBN verschiedene Messerundgänge und Vorträge zu relevanten Themen rund ums Bloggen organisiert. Einfach klasse, ich konnte so viele neue Gesichter treffen und alte Bekannte begrüßen. Eine wirklich rundherum gelungene Sache, die mir persönlich viel gebracht hat. Aber auch den anderen Bloggern hat es glaube ich sehr gut gefallen, sich so auf dieser gemeinsamen Plattform austauschen zu können.
Thanks to @ulligunde and @obn for the inspiring talk at #OutdoorFN #itsgreatoutthere
Ein von Simon Michalowicz (@simonpatur) gepostetes Foto am
Besonders hervorheben möchte ich in diesem Zusammenhang auch den Vortrag von Erika oder vielleicht besser bekannt als Ulligunde am Donnerstagmorgen rund um das Thema Bloggen und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern aus der Industrie. Mir hat es sehr gefallen, was Erika dort zu berichten wusste und wie sie an das Thema herangeht. Wer sich ihren hervorragende Vortrag einmal komplett anhören möchte, dem empfehle ich den Podcast vom Bloggerkollegen Robert aka Vitamin Berge. Interessanterweise saß während des besagten Vortrags neben mir mein Ansprechpartner eines meiner skandinavischen Ausrüster, schauen wir mal, was die Zukunft bringen wird, aber ich glaube, die Blogger- und Presselandschaft wird sich in den nächsten Jahren ziemlich verändern, wir haben uns jedenfalls anschließend sehr offen und angeregt über den Vortrag unterhalten.
Ein Vortrag über #turglede in Norwegen
Am frühen Mittwochabend war es dann aber auch für Martin und mich soweit. Unsere Bühne auf dem Bergans of Norway Messestand war zwar etwas kleiner als bei Erika, aber das Ambiente war dafür richtig scjön Norwegisch. Man hatte sich richtig ins Zeug gelegt und es gab passend zu unserem Vortrag Pølse i lompe med ketsjup og sennep sowie brød med brunost direkt aus Norwegen importiert. Vor uns lümmelte auf einem gemütlichen Sofa erwartungsvoll die komplette Design-Abteilung aus Hokksund und wir entdeckten im Publikum zahlreiche bekannte Gesichter, die Aufregung stieg. Und dann ging es auch schon los, man drückte mir ein Mikrophon in die Hand und auf den vier großen Monitoren hinter mir sah ich mich durch Norwegen wandern. Kurz musste ich mich daran erinnern, dass ich diesen kurzen Vortrag von insgesamt vielleicht 45 Minuten auf Englisch halten sollte. Eine Weltpremiere für mich, aber auch das gelang auf Anhieb und ohne Probleme. Nur mein Fernweh beim Anblick der Bilder wuchs wieder in beachtliche Höhen.
Immer mehr Zuhörer strömten nun auf den Messestand, und ich glaube es lag nicht nur am Buffet. Als ich das Mikro an Martin übergab, konnte ich mehr als nur zufriedene Gesichter entdecken. Alle lachten, hatten Spaß und vergaßen vor lauter Fernweh zwischendurch sogar ihre Kaltgetränke. Nach dem langen Messetag gelang es uns mit dem Vortrag, die Leute abzuholen und in unsere Welt zu entführen. Wie unpassend der ganze „Kirmestrubel“ mit lauter „Bummsmusik“ auf den anderen Messeständen um uns herum zu den Bildern war, es wurde mir erst jetzt richtig bewusst. Draußen in der ruhigen Natur ist es doch so viel schöner, ich fühle mich dort irgendwie deutlich wohler!

Die Zeit verging wie im Fluge und zum Abschluss berichteten wir beide im Wechsel von unserem gemeinsamen spätherbstlichen Abenteuer im Oktober letzten Jahres, als wir zusammen mit unserem Kumpel Chris den Hardangerjøkulen umrundeten. Die zufriedenen Gesichter während und nach dem Vortrag waren einen tolle Bestätigung für das, was wir beide in der Vergangenheit bereits erlebt haben. Einfach schön, eine solche Bestätigung zu bekommen. Nach dem Vortrag liefen noch eine ganze Weile unsere Bilder in Dauerschleifen über dei Bildschirme und wir mussten noch einige Fragen beantworten, bevor wir uns noch eines der letzten Brote mit dem leckeren Braunkäse schnappen konnten.
Den erfolgreichen Abend ließen wir dann bei unseren norwegischen Freunden von Helsport mit einem gemeinsamen Abendessen in einem gemütlichen Landgasthof ausklingen. Da wurde dann noch lange Abenteur-Seemansgarn ausgetauscht und viel gelacht. Es saß sogar jemand mit am Tisch, der bereits im Winter zum Nord- und Südpol gelaufen ist. Leider nicht Borge Ousland, aber wer weiß, irgendwann darf ich dem vielleicht auch mal die Hand schütteln.
Geht raus und erzählt darüber
Der Donnerstag verlief ähnlich wie schon der Mittwoch mit Terminhatz, zahlreichen Gesprächen und ganz viel Kaffee. Es war wirklich aufschlussreich sich mit all den Leuten auf der Messe auszutauschen. Es wurden eventuelle neue Abenteuer auf ihre Machbarkeit und entsprechende Unterstützung hin diskutiert und alle fragten uns, was kommt als nächstes Projekt? Worüber schreibt ihr demnächst? Wird es ein neues Buch geben? Wie sieht die Zukunft aus? Viele, viele spannende Fragen, alle schlugen aber in dieselbe Kerbe: Geht raus und bringt uns neue Geschichten mit! Nehmt uns mit auf eure Reisen und lasst uns vom Sofa daheim an euren Abenteuern teilhaben! Gebt uns guten Content!
„Sehr gerne! Sofort!“ – so war meine bzw. unsere einhellige Antwort ein ums andere Male wie aus der Pistole geschossen. Nur zu gern! Aber hei, ich muss zwischendurch auch mal arbeiten und mir meine Butter im Real Turmat verdienen. Und hier schließt sich dann wieder der Kreis zur Ulligunde. Die Quadratur des Kreises ist auch für mich an dieser Stelle eine ziemliche Gratwanderung geworden und wirklich schwer. Gerne würde ich mehr auf Tour gehen, darüber schreiben und berichten, aber die Rahmenbedingungen müssen dafür einfach stimmen.
Das Reisen und insbesondere größere Abenteuer im hohen Norden sind oftmals nicht gerade leicht und günstig zu bewerkstelligen, da braucht man zuverlässige und im besten Falle auch langjährige Partner an seiner Seite, die einen dabei unterstützen, an einen glauben und einem auch einmal gewisse Freiheiten ermöglichen, um den Schreibtisch öfters gegen Fjell og Vidde einzutauschen. Aber ich glaube die Saat ist ausgebracht, nun müssen wir alle sie hegen und pflegen, damit wir gemeinsam noch viele Touren machen und darüber berichten können!
Ich jedenfalls habe nach der Messe mehr denn je richtig Bock auf neue, spannende Abenteuer! Denn darum geht es uns ja in erster Linie: Wir wollen alle mit Freude und Freunden draußen in der Natur unterwegs sein – ut på tur, aldri sur!
4 Kommentare
Genau richtig, lieber Simon.. Die Saat ist ausgebracht und alle Parteien müssen sich um das Pfänzchen „Beziehung“ bemühen. Deine Weltpremiere ist wirklich gelungen gewesen. Gratulation. Und der Abend war schön norwegisch.
Ich muss dir zustimmen, ich bin auch viel lieber draußen in der Natur als in klimatisierten Messehallen. Viele kühle Grüße von den Schafsinseln von der nordicfamily
Hei Geertje,
vielen lieben Dank für die positive Rückmeldung! Ich bin sehr gespannt darauf, wohin die Reise gehen wird! Aber der Anfang ist ganz sicher gemacht, jetzt gehe ich aber auch erstaml am Wochenende wieder raus in die Natur!
Ganz liebe Grüße in den Norden!
Simon
Huch, da bin ja ich! Vielen Dank für die Erwähnung. Der Einblick in die konstruktiv-kritische Nachbereitung Eurer vergangenen großen Tour ist interessant – sowas bekommt man ja meist bei größeren Aktionen in den Medien nicht mehr mit. Aber nur durch kritisches Hinterfragen wird man besser.
Liebe Grüße!
Erika
Hei Erika!
Ja, ich muss endlich mal den Reisebericht zum Jostedalsbreen fortführen. Gerade bei so sicherheitskritischen Geschichten wie längeren Wintertouren auf Gletschern gehört eine Nachbetrachtung für mich absolut dazu. Wie diese Tour uns auch gezeigt hat, sollte man sich nie zu sicher fühlen, aber dazu bald mehr. Man kann ja nur durch Erfahrungen lernen, und auch wenn man einmal etwas verkehrt gemacht hat, sollte man es klar benennen, den nur so können vielleicht auch andere davon profitieren und die richtigen Schlüsse ziehen. Und gerade Touren, bei denen nicht alles hochglanzmäßig rund läuft, sind ja oft die spannendsten Touren 😉
Liebe Grüße
Simon