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Dezember 2018

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Im Outdoor-Kleiderschrank stapeln sich Klamotten, neue Dinge kommen dazu und die alten gehen oft nicht im gleichen Maße. Was macht man mit den Sachen und Dingen, die man nicht mehr benötigt? Könnte die nicht noch jemand gebrauchen? Was könnte man damit machen? Und wem gebe ich die Dinge, die ich nicht mehr brauche oder nicht mehr haben will?

Klar, man kann sie verkaufen oder auch einfach in die Tonne werfen, aber ich finde gerade die einfache Entsorgung ziemlich problematisch, schließlich könnte jemand anderes sie noch gut gebrauchen oder etwas Neues daraus machen. Ich will Bekleidung und Ausrüstung nicht nur konsumieren, sondern mich auch darum kümmern, dass wenn ich sie nicht mehr haben möchte, sie vertrauensvoll weitergeben kann.

Wir machen das jetzt!

Die Farben des Logos von meinem Partner Bergans of Norway werden ja bekanntlich von einem satten Blau dominiert, aber seit geraumer Zeit gewinnt zumindest im Hintergrund Grün deutlich an Bedeutung. Nicht nur in Norwegen schärft sich gerade in rasender Geschwindigkeit die Sensibilität für Umweltschutz und Nachhaltigkeit, auch global nehmen das Bewusstsein und die Sorge der Menschen um Mutter Natur zu. Freilich nicht immer freiwillig, aber das man etwas tun muss, ist mehr als offensichtlich, die Ressourcen unseres Planeten sind endlich und wenn wir den nachfolgenden Generationen auch nur den Hauch einer Chance zu einem guten Auskommen mit unserer Umwelt und den vorhandenen Möglichkeiten geben wollen, dann müssen wir jetzt direkt anfangen, selbst etwas zu tun und zu ändern.

Genau diesen Gedanken hat Bergans of Norway bereits vor einiger Zeit aufgegriffen und sich rund um das Thema Nachhaltigkeit viel überlegt. Man verwendet zum Beispiel nur noch RDS-zertifizierte Daunen für seine Produkte und bringt eine komplette Kollektion aus recycelten Materialien heraus, die deutlich weniger Ressourcen als bisher üblich verbrauchen. Dabei heraus sind auch einige andere wirklich coole und neue Ideen gekommen, die in Norwegen bereits groß eingeschlagen sind und schon nach kurzer Zeit überaus großen Erfolg erzielt haben.

Eine der Ideen dabei ist, dass man den Lebenszyklus von Produkten erhöht bzw. dass man die Produkte, wenn der Kunde sie aus welchen Gründen auch immer nicht mehr benötigt, weiter verwendet oder gezielt daraus etwas Neues entstehen lässt und sie nicht einfach wegwirft. Man wollte einen Anreiz schaffen, dass der Kunde die Bekleidung auch wieder in den Kreislauf zurück gibt und sie nicht einfach wegwirft.

So kam man auf die Idee der „Pantepose“, oder wie man auf Deutsch sagen würde, der „Pfand-Tüte“. Das Prinzip dabei ist ganz einfach:  Wenn man zu Hause ein Outdoor-Produkt wie eine Jacke, einen Rucksack oder eine Hose hat, die nicht mehr benötigt wird, weil sie einem nicht mehr gefällt oder man der Meinung ist, dass das Produkt aufgetragen ist, dann kann man sich bei Bergans auf der Website https://www.bergans.com/pant eine „Pantepose“ bestellen (leider ist das System bisher nur auf Norwegen beschränkt, Anfragen bzw. Rücksendungen aus dem Ausland können derzeit noch nicht verarbeitet werden, die Pantepose ist bislang nur in Norwegen verfügbar).

Mit dieser Versandtasche kann man dann die Sachen an Bergans per Post schicken, der Beutel ist schon entsprechend frankiert, sodass der Versand für den Kunden bzw. Rücksender kostenlos ist. Bergans nimmt sich dann der Sachen an und schaut, was man aus ihnen noch machen kann. Im Gegenzug erhält man einen 20%-igen Rabattgutschein auf den nächsten Einkauf bei Bergans. Man möchte dem Kunden so die Entscheidung zur Rückgabe möglichst einfach und unkompliziert machen, und zudem auch einen Anreiz schaffen, das System zu nutzen.

Man kann natürlich seine gebrauchten Sachen auch direkt bei Bergans in den entsprechenden Geschäften in Oslo oder Ski abgeben, das haben wir vor zum Beispiel vor unserer Tour in diesem Jahr gemacht und Dinge abgegeben, die wir nicht mehr benötigen. Ich finde die Idee der Pantepose auch aus der Sicht des Markenbotschafters super. Es kann schon vorkommen, dass sich nach einer gewissen Zeit viele Dinge zu Hause wiederfinden, die man nicht mehr benötigt oder die man nicht mehr benutzt. Und die Dinge dann über ein System wie Pantepose zurückzugeben finde ich einfach gut und logisch. So kommen die Dinge wieder in gute Hände und leben weiter und erleben weitere Abenteuer – „lang lebe das Produkt“ formuliert es Bergans!

Der Clou an der Pantepose Sache ist aber vor allem auch, dass es völlig egal ist, von welcher Marke die Sachen sind, die man zurück gibt, sie müssen nicht von Bergans sein. Und die Versandtasche ist selbstverständlich auch zu 100% recycelbar und in naher Zukunft auch aus Recycling-Material hergestellt, die Umstellung darauf läuft gerade auf Hochtouren.

Schritt für Schritt zum großen Ziel

Wie bereits am Anfang erwähnt muss man ja irgendwo anfangen, man kann in der Regel nicht das ganz große Ding erfinden und direkt erwarten, das alle Menschen über Grenzen hinweg begeistert und freiwillig zum Mitmachen animiert sind, das ist ganz klar. Daher hat Bergans zu allererst im heimatlichen Norwegen angefangen, die Ideen und das Konzepte der Pantepose als Pilotprojekt umzusetzen.

Hier sind die benötigten Ressourcen für die Umsetzung schon vorhanden, es gibt zum Beispiel von je her bei Bergans eine Näherei zur Reparatur von Produkten. Und auch im 2016 neu eröffneten Flagship-Store in der Osloer Innenstadt gibt es eine kleine Nähstube, in der Kunden ihre Bekleidung flicken oder ändern lassen können.

Lang lebe das Produkt – Long live the product

Wenn der Kunde nun seine Sachen an Bergans zurückschickt, kommen diese bei Bergans im Lager am Standort des Hauptquartiers in Hokksund an. Hier beginnt nun die eigentliche Arbeit mit den gebrauchten Sachen, sie werden vor Ort in Augenschein genommen und sortiert.

Produkte von Bergans, die noch gut zu gebrauchen sind und vielleicht nur etwas aus der Mode gekommen sind, werden gesäubert und dann als gebrauchte Ware im Flagship-Store in Oslo günstig verkauft. Alle etwaigen Gewinne aus dem Pantepose System werden an Organisationen wie Mountain People oder EOCA gespendet.

Die Dinge von anderen Marken, die man noch gebrauchen kann, werden gemeinnützigen Organisationen gestiftet und erhalten so ein zweites Leben und kommen so Menschen zu Gute, die auf Hilfe angewiesen sind. Ebenso Sachen von Bergans, die noch in Ordnung sind, aber nicht mehr zu verkaufen sind.

Aus Dingen, die man nicht mehr verkaufen kann, versucht Bergans in der eigenen Näherei neue Dinge zu nähen. Das können dann kleinere Taschen, Laptop-Schutzhüllen oder andere Accessoires sein. Hier in der Näherei werden auch Menschen beschäftigt, die als Flüchtlinge nach Norwegen gekommen sind. Sie können sich hier mit ihren teils herausragenden Fähigkeiten rund ums Nähen einbringen und dazu beitragen, dass die Sachen ein neues Produktleben beginnen können.

Wir hatten vor unserer Norge på langs Tour die Gelegenheit, uns das ganze Pantepose System von Bergans aus der Nähe und auch hinter den Kulissen anzusehen. Der Erfolg gibt Bergans recht, wenn auch Erfolg in diesem Zusammenhang ein komisches Wort ist, denn eigentlich müsste es ja normal sein, dass man Dinge nicht nur konsumiert, sondern sich auch mit den Auswirkungen von Konsum auseinandersetzt.

Von daher hoffe ich sehr, dass das System möglichst bald auch nach Deutschland kommt. Vielleicht ja auch nicht nur auf Bergans beschränkt, sondern auch marken-übergreifend. Aber wie auch immer, ich persönlich stehe voll hinter der Pantepose und finde es eine super Sache. Wir müssen mit unseren Ressourcen richtig umgehen und wir müssen damit endlich richtig anfangen. Wie auch bei der langen NPL-Tour muss man starten und losgehen, den Anfang machen. Und mit der Pantepose als einem Stück im Gesamtkonzept geht Bergans auf jeden Fall in die richtige Richtung!

Wir sind angekommen. Es ist der zweite Advent, draußen fällt fieser Nieselregen, der Wind weht die dicken Regentropfen ans Fenster, im Freien möchte man gerade nicht sein. Wir sind nun schon eine Weile zurück in Deutschland, aber zu Hause war zumindest ich dabei irgendwie bisher kaum, erst langsam finde ich meinen, finden wir unseren Platz.

Der Begriff „zu Hause“ definiert sich gerade für uns zusammen vollkommen neu. Schon komisch, ich denke immer noch auf Tour zu sein, komme erst langsam an, der Kopf hängt dem Körper um einige Zeit hinterher. Auf der einen Seite ist die Tour schon so unendlich weit weg, auf der anderen Seite ist alles noch ganz nah und präsent.

Keine Ahnung wie oft ich in diesem Jahr an einem anderen Ort geschlafen habe, aber weit über 100 verschiedene Orte werden es sicher gewesen sein, richtig zur Ruhe kommt man dabei kaum. Nach der Rückkehr vom Nordkap war ich direkt auf Vortragstour und das war einfach richtig cool! Zwar habe ich bei diesen Vorträgen noch von der Norge på langs Wanderung 2013 berichtet (da die neue Tour noch zu frisch war), aber die Rückmeldungen dazu waren durch die Bank unglaublich positiv! Es macht mir unfassbar große Freude, die Zuhörer abzuholen und nach Norwegen mitzunehmen. Was für eine Ehre und was für ein wahnsinniges Gefühl auf der Bühne zu stehen, zu erzählen und diesen Zuspruch zu erfahren!

Aber das Gefühl anzukommen hatte ich während der Fahrten zu den Veranstaltungsorten kreuz und quer durch die Republik nicht, ich war des Reisens zum Schluss etwas müde, der Kopf kam nicht mehr hinterher. Am Ende war ich echt froh, als ich endlich in Dresden ankam. Anni hatte da schon einen kleinen Vorsprung, war sie doch quasi direkt in Dresden gelandet, während ich noch unterwegs war.

Herzlich willkommen im Elbflorenz

Wir hatten schon vor der Tour festgelegt, dass wir in Dresden erst einmal unsere Zelte aufschlagen wollen. Viele Argumente sprachen dafür, Freunde und die Familie von Anni sind hier und die Aussicht wieder einen geregelten Alltag mit Arbeit zu haben, schien hier am erfolgsversprechendsten zu sein.

Und ganz genau so war es auch, Anni hat die Zeit hier sofort genutzt und hat direkt einen Job als Globetrotter gefunden, passender geht es wohl kaum. Und auch bei mir tut sich etwas, die Arbeit ruft immer lauter und spätestens im neuen Jahr hat mich die Arbeitswelt sicher wieder.

Ich will gerne wieder arbeiten und mich engagiert auf der Arbeit einbringen, gar keine Frage. Warum auch nicht, denn wenn man sich als Abenteuer- oder Vortrags-Profi etablieren möchte, dann muss man in meinen Augen zu viele Kompromisse an allen möglichen Ecken eingehen, um im monetären Sinne einigermaßen erfolgreich zu sein, ansonsten funktioniert das ganze leider zumeist eher schlecht als recht. Mit dem Reisen und Abenteuern sein Geld zu verdienen und ein einigermaßen gutes Auskommen zu haben, ist schwerer als man denkt. Ich hab mit vielen Leuten darüber gesprochen, selbst viele Erfahrungen gemacht und viel darüber nachgedacht – mein Weg ist das nicht. Zudem möchte ich mir auf Reisen und auch bei den Vorträgen diese Neugier und auch diese Romantik bewahren, die schnell flöten geht, wenn man als „Profi“ unterwegs ist. Nur unterwegs sein um des Unterwegsseins Willen ist einfach nicht meins. Ich will die Vorfreude und Aufregung spüren, wenn es wieder los geht, egal ob ins Abenteuer oder auf die Bühne bei einen neuen Vortrag.

Wir sind also in Dresden angekommen. Es läuft alles so, wie wir es uns vorgestellt haben. Die Unterstützung von allen Seiten ist großartig und wir freuen uns sehr, dass wir hier einen wunderbaren Ort vorgefunden haben, um an- und runterzukommen.Aber dennoch ist der Kopf noch ständig unterwegs. Erst langsam kommt Grund in alles hinein, wir haben uns eingerichtet und wir haben alle rein praktischen Dinge erledigt, die so angefallen sind oder auch im Laufe der Zeit von Ende Mai bis Ende Oktober dieses Jahres aufgrund der Tour liegen geblieben sind. Die Listen werden kürzer und alle möglichen Dinge regeln sich, ein gutes Gefühl nach all der Arbeit der letzten Tage. Erste Termine für neue Vorträge sind eingetütet und auch das eine oder andere spannende Abenteuer zeichnet sich zaghaft am Horizont ab.

Während der Tour war alles so einfach: Schlafen, essen, wandern, essen, schlafen und das ganze 132 Tage lang. Kaum ist man zurück in der „normalen“ Welt, ist alles auf einmal so unendlich kompliziert geworden, und sei es nur die unendliche Auswahl im Supermarkt. Von der Hektik und dem vorweihnachtlichen Trubel um einen herum in der Stadt will ich gar nicht erst anfangen.

Man muss sich seinen Platz suchen, ständig Entscheidungen treffen, die teilweise kleinere, aber auch größere Auswirkungen haben. Selbst kleine Dinge können zum Erfolg des großen Ganzen beitragen und müssen mit in Betracht gezogen werden, das macht die Sache aber auch nicht einfacher.

Es fällt mitunter schwer, den Überblick zu behalten, wie schön wäre da eine Lebenskarte von der Stange, auf der man nur dem eingezeichneten Weg folgen muss, den sich irgendjemand ausgedacht hat und der erfolgsversprechend zu sein scheint. Aber hei, so läuft das nicht, jedenfalls nicht bei uns. Wir tasten uns langsam vor, wollen unsere Karte selbst zeichnen und unseren Weg selbst finden und aussuchen. Das ist manchmal nicht ganz so einfach wie der gerade Lebensentwurf und Karriereplan, der so manchen umtreibt oder der einem manchmal auch von außen auferlegt wird.

Wir gehen vielleicht so manchen Umweg, aber das machen wir gerne. Wir machen es uns oft nicht einfach, aber das machen wir gerne, denn nur so kann man herausfinden, was einen am Ende wirklich glücklich und zufrieden macht. Man muss manchmal etwas wagen und einiges investieren, um langfristig erfolgreich und vor allem glücklich zu sein. Man muss sich ehrlich hinterfragen und ehrlich zu sich selbst sein, um dauerhaft einen Weg zu finden, der einen erfolgreich macht, persönlich und auch zusammen mit Freuden und vor allem auch dem Partner.

Die Entscheidung im Mai von der schnurgeraden Autobahn abzubiegen und auf die kurvige Landstraße des Lebens einzubiegen, war sicher nicht leicht, aber für uns genau richtig. Manchmal ist es nicht so wichtig, möglichst schnell ans Ziel zu kommen, viel wichtiger ist es doch, auf möglichst schönen Wegen dorthin zu gelangen, auch wenn die Kurven und Auf- und Abs oft anstrengend sind. Aber wer weiß am Ende schon, wann das Ziel in Sicht kommt. Da ist der schönere Weg doch die bessere Wahl.

Ab und zu gibt es dann auf der Landstraße auch Umleitungen, Baustellen und manchmal biegt man unterwegs sogar kurz falsch ab, weil man sich eben noch nicht so gut auskennt, aber am Ende kommt man auf diese Weise doch nicht so abgehetzt und so ausgelaugt ans Ziel wie auf der Autobahn. Man kann auch auf der Landstraße einfach mal gefahrlos anhalten und aussteigen, muss nicht auf extra dafür eingerichtete Parkplätze warten, die zumeist eh nur überfüllt und zu teuer sind.

Zwei Spinner in Richtung Wilder Mann

Dass der Weg das eigentliche Ziel ist, das ist nur eine der Erkenntnisse unserer Wanderung, aber das ist im Grunde jedem klar, der schon einmal richtig gereist ist, also nicht nur im Urlaub war. Wir wollen ankommen, ja, das stimmt, aber nicht möglichst schnell und möglichst nicht von Zwängen von außen getrieben. Seine Träume zu leben, die Konjunktive zu verbannen, um herauszufinden, was man möchte und wohin die Reise am Ende geht, das ist oft gerade am Anfang, wenn man den ersten Schritt tun muss, nicht leicht, aber es lohnt sich. Ganz egal wann man den Schritt wagt, es ist nie zu spät dafür. Klar ist aber auch, dass die Leitplanken der Autobahn dem einen oder anderen auch Sicherheit geben und vermitteln, gar keine Frage. Wer sich auf der Autobahn des Lebens wohl fühlt, dem will ich auch gar nicht abraten, davon abzubiegen. Aber auch die Autobahn ist nicht frei von Risiken, auch wenn alle Autos nur in die gleiche Richtung zu fahren scheinen.

Wenn wir uns von unserer neuen Heimat doch einmal wieder auf die Autobahn begeben müssen, weil wir aufbrechen in kleinere und auch größere Abenteuer, so heißt unsere Autobahn-Auffahrt „Wilder Mann“ – viel passender hätte es für mich irgendwie gar nicht kommen können. Ich fahre jedes Mal mit einem Lächeln ab von der Autobahn an dieser Anschlussstelle. Auch die Straßenbahn zu unserem neuen Zuhause trägt diesen Namen im Display, so einfach kann es manchmal sein, den richtigen Weg zu finden. Ein „wilder“ Mann und eine „wilde“ Frau in Dresden, die spinnen doch.

Das Leben ist wild, gar keine Frage, manchmal tun da Leitplanken und Schienen gut, aber ob man nur so ans Ziel kommt?

Lass dein altes Leben hinter dir,
und geh durch diese neue Tür!
Das geht raus an alle Spinner,
denn sie sind die Gewinner!
Wir kennen keine Limits,
ab Heute – für immer!

Das geht raus an alle Spinner!
Weil alles ohne Sinn wär,
ohne Spinner wie dich und mich!

(Revolverheld – Spinner)

Der erste Schritt ist der Wichtigste und dann geht man einfach los, die Belohnung wartet!

Es hat sich für uns sehr gelohnt, mit Plan ins kalte Wasser zu springen. Jetzt müssen wir nur noch irgendwie irgendwann irgendwo ankommen. Wir sind auf einem guten Weg, aber ein bisschen müssen wir noch gehen und ausprobieren.

Bevor ich Jerome Blösser das erste Mal traf, hatte ich schon so viel von ihm gehört. Egal ob es Martin Hülle war, mit dem ich einigen Touren unternommen habe und der Jerome super gut kennt, oder auch mein Kumpel Rene, der früher bei Helsport gearbeitet hat und da auch mit Jerome in Kontakt war, alle sprachen in den höchsten Tönen von ihm! Immer wieder war ich über Jerome gestolpert, wenn es um spektakuläre Touren, vornehmlich in den Wüstenregionen, ging. Wer ist also dieser Typ, der so gern in den Wüsten dieser Erde unterwegs zu sein scheint?

Jerome ist bekannt für seine Expeditionen und Abenteuer in sowohl heißen wie auch kalten Gegenden, egal ob Sahara oder Grönland, er fühlt sich überall pudelwohl. Aus seiner Leidenschaft erwuchs irgendwann der Wunsch, sein Hobby zum Beruf zu machen und so gründete er die Firma Puretreks und fing an, Reisen in kleinen Gruppen in spektakuläre Ecken dieses Planeten anzubieten.

Einer, der seinen Traum wirklich konsequent lebt

Über die Jahre hat sich Jerome eine enorme Reputation erarbeitet und seine Touren und Reisen genießen einen exzellenten Ruf. Das ist vermutlich vor allem dadurch begründet, dass Jerome nahezu sämtliche Touren selbst als Guide begleitet und natürlich auch durch seine enorm coole Persönlichkeit.

Wenn man ihn unterwegs erlebt, hat man nicht das Gefühl, dass dort jemand einfach seinem Job nachgeht, nein, bei Jerome merkt man stets die Leidenschaft für das, was er tut. Klar, er ist der Guide und sagt wo es lang geht, aber ansonsten fügt er sich ganz normal in die Gruppe ein, wie ein Kumpel mit dem man auf Tour geht. Seine zupackende Art und ein stets flotter Spruch auf den Lippen machen ihn zu einem ganz besonderen Menschen, mit dem ich sofort auf einer Wellenlänge lag.

Ein echter Kumpel und Abenteurer

Wir trafen uns dann per Zufall das erste Mal im Büro meines ehemaligen Arbeitgebers, als er mit meinem damaligen Helsport Kontakt unterwegs war und Jerome war mir auf Anhieb total sympathisch. Dann trafen wir uns auf der Outdoor-Messe wieder und irgendwann klopfte er bei mir an, ob er nicht ein Interview für seinen Blog mit mir machen dürfte. Wir kamen ins Gespräch und blieben in Kontakt, irgendwann kam dann die Anfrage, ob ich nicht bei einer von Puretreks und Jerome angebotenen Touren mit dabei sein wolle! Und ob ich wollte, denn es sollte auf eine Winterdurchquerung des isländischen Hochlandes gehen.

Am Ende ging es dann nicht nach Island, sondern in den Sarek, aber das tat der Begeisterung keinen Abbruch. Die Wintertour dort war der absolute Hammer und ich hab mich während der Tour richtig mit Jerome angefreundet. Ich habe ihn dort als absolut positiven und reflektierten Menschen erlebt, mit dem man viel Spaß haben, aber auch große Abenteuer bestehen kann! Wir haben auf dieser Tour viel gelacht und viel gemeinsam erlebt, uns gegenseitig viele Geschichten erzählt. Nur eine Sache, die fiel mir dann doch auf und rief in mir wenig Begeisterung hervor: Jerome ist doch tatsächlich ein großer Fan von den Blauen aus der verbotenen Stadt – also von Schalke.

Im Sarek lief er doch das ein oder andere Mal hinter mir her, als ich dran war die Spur im Schnee zu treten. Seine Sprüche ob des BVB-Aufklebers auf meiner Pulka kann ich bis heute nicht nachvollziehen 😉

Auf dieser Reise kreisten unsere Gespräche auch immer wieder darum, dass Jerome seine Erlebnisse gerne einmal niederschreiben und ein Buch daraus machen würde. Wir sprachen viel darüber und nun ist es wirklich soweit, Jerome hat tatsächlich im Verlag Frederking & Thaler ein Buch veröffentlicht! Vor wenigen Tagen durfte ich es endlich in Händen halten und ich bin rundherum begeistert! Die Mischung aus einzelnen Episoden in verschiedenen Wüstenregionen, Wissenswertem zu den Gebieten und Tipps passt perfekt, man geht sofort mit Jerome auf Reisen. Und die Bilder, nun, die laden direkt zum Träumen ein!

In seinem Buch Freiheit unterm Wüstenhimmel erfährt man auf 186 Seiten viel über Jerome, was ihn antreibt und was ihn bewegt. Man spürt förmlich seine Begeisterung für das, was er tut und was er auf seinen Reisen erlebt (hat). Wenn man genau das macht, woran man Freude hat, dann kommt am Ende ein selbstbestimmtes und erfolgreiches Leben dabei herum – und manchmal auch solch ein wunderbares Buch!

Du hast schon so viele spannende Reisen unternommen, aber erst jetzt erscheint ein Buch darüber. Wie kam es dazu?

Die Idee, ein Buch zu machen, war eigentlich schon lange in der Schublade. Doch wie es halt immer so im Alltag ist, hat man zu viele Projekte auf dem Tisch oder – wie bei mir – ist mehrere Monate pro Jahr auf Touren unterwegs. Irgendwann hab ich zu mir gesagt: „Jetzt mach endlich mal ein Exposé fertig und nimm Dir eine Woche Zeit, um die Buch-Idee aufs Papier zu bringen!“ Dann habe ich einige große Verlage angeschrieben… und einige Monate später bekam ich positive Antwort von einem Münchner Verlag, dass sie mein Projekt verwirklichen wollen.

So ein Buch bedeutet ja viel Arbeit – wie konntest du das neben deinem normalen Job als selbständiger Reiseveranstalter stemmen?

Das ging nur mit absoluter Zeitplanung und perfekter Selbstorganisation. Der Vorteil war ja, dass bei Verlagen generell in längeren Zeiträumen für eine Buchproduktion gedacht wird. Ich wusste ein gutes Jahr vorher, wann es erscheinen soll und konnte so ein gutes Zeitfenster planen, in dem ich nicht auf Tour bin und auch mein normales Office-Leben auf ein Minimum reduziere, um jeden Tag einige Stunden am Buch schreiben zu können.

Ursprünglich kommst du ja aus Berlin, wie hast du den Weg aus diesem urbanen Moloch hinaus in die Wüsten dieser Welt gefunden?

Das Komische ist, dass ich – obwohl ich ja in der Großstadt geboren wurde – immer gern draußen war. Im Sommer war ich nur im Stadtpark, auf Inlinern oder mit dem Bike unterwegs und maximal zum Essen mal zu Hause. Außerdem haben mich Wüsten schon als Kind fasziniert. Wenn ich Bilder von Dünen gesehen habe, wollte ich da unbedingt mal hin. Dann kam die erste Tour, mit dem Motorrad einmal durch die Sahara. Ein großartiges Erlebnis, und trotzdem waren die schönsten Momente die am Abend, wenn das Motorrad abgestellt war und ich auf einer Düne saß und die Stille wie Weite erst so richtig gespürt habe. Da war schon klar, dass die nächste Tour zu Fuß sein wird. Nicht schneller reisen, als der Geist folgen kann, sozusagen.

Und wie kam es dann, dass du dein Hobby zum Beruf gemacht hast?

Ich habe schon früh beruflich viel Verantwortung gehabt, gutes Geld verdient und so dieses klassische Managerding gemacht: Viel arbeiten, Dienstwagen und satt Kohle. Aber ich hatte auch immer dieses Gefühl, wenn ich im Büro aus dem Fenster schaute: Mensch, da draußen zieht irgendwie das wirkliche Leben an dir vorbei. Meine kompletten Jahresurlaube und den Leerlauf zwischen Jobwechseln hatte ich schon länger in Wüsten verbracht und mir sehr viel Wissen und Erfahrung angeeignet. Dann war ein Job irgendwann so furchtbar, dass ich mir geschworen hab: Raus hier! Nie wieder einen Anzug tragen und endlich das machen, wo mein Herz wirklich dran hängt.

Du bist in Wüstenregionen unterwegs und liebst sowohl die Wärme als auch die Kälte. Die meisten Leute sind entweder für das eine oder für das andere gemacht – wie bekommst du beides hin?

Bis auf die Temperaturen findet man in den heißen, meist sandigen, Wüsten sehr viele Parallelen zu den Eiswüsten. Die klassische aride Wüste ist sicher einfacher zu bereisen. Wenn man auf einige Dinge achtet, kann eigentlich nicht viel schiefgehen und man hat viele sehr entspannte Momente. In den Eiswüsten ist die Kälte 24 Stunden dein Feind. Es hat lange gebraucht, bis ich Frieden geschlossen habe mit den Eiswüsten. Aber es ist natürlich auch eine einzigartige Landschaftsform und mit gutem Equipment sowie Erfahrung ein tolles Abenteuer. Die Eiswüste verzeiht aber keine Fehler. Ich rate auch wirklich niemanden, allein ohne Erfahrung auf eine Wintertour zu gehen. Das endet ganz schnell in einer Katastrophe.

Wie ist es eigentlich, wenn man beruflich so viel wie du reist? Ist das nicht irgendwann auch langweilig?

Nee, unterwegs zu sein ist wie eine Droge. Wahrscheinlich ist es aber auch eine Typfrage. Ich bin, glaube ich, ein Nomade im Herzen und brauche es, regelmäßig unterwegs zu sein und neue Eindrücke in der Welt zu sammeln. Langweilig wird es nie, das Einzige, was mich wirklich ankotzt mittlerweile, ist das Packen für jede Tour. Hundert Mal gemacht und sicherlich voll routiniert, geht es mir aber immer mehr auf den Geist.

Auf was muss ich besonders achten, wenn ich in der heißen Wüste unterwegs bin?

In jedem Fall, genügend Wasser mitzunehmen und Sonnenschutz zu tragen. Ohne Essen kann der Mensch schon mal eine Zeit auskommen, aber ohne Wasser geht es schnell dem Ende zu.

Hast du unterwegs auf all deinen Reisen auch schon mal richtig brenzlige Situationen erlebt?

Ja schon, wobei ich denke, dass man auch wenn man 25 Jahre hübsch zu Hause bleibt, einem auch dort brenzlige Situationen passieren können. Die schlimmsten Sachen waren Unfälle mit dem Jeep oder Motorrad und einmal habe ich eine Giftschlange am Lagerfeuer totgeschlagen, bevor sie uns Probleme bereitet. Die Menschen, die mir und meinen Gruppen begegnet sind, waren wirklich alle 100% super freundlich. Ein Wochenende in jeder europäischen Hauptstadt ist da sicher reicher an Gefahren!

Politik spielt ja in einigen Gegenden, in denen du unterwegs bist, ein große Rolle – was bedeutet das für dich als Reisenden?

Ja, das spielt eine immer größere Rolle. Die Globalisierung spürt man auch in den entlegensten Winkeln der Erde. Klar, es geht oft um multinationale Interessen, um Gas und Öl und andere Rohstoffe. Da merkst du schon, wie über Jahre sich selbst das Leben der Nomaden verändert. Auch Terrorismus ist ein globales Problem geworden und praktisch überall zu finden. Heute kann man aber viel schneller Informationen bekommen als vor 25 Jahren und für mich ist es immer wichtig, gute Kontakte mit den Einheimischen zu haben. Wenn du da gut vernetzt bist, bist du auch immer gut informiert, wenn irgendwo der Druck auf dem Kessel zu hoch wird und irgendwas Ungutes bevorsteht.

Bisher war ich immer im eher kühlen Norden unterwegs, wie machst du mir die heißen Wüsten schmackhaft, in denen du so gerne unterwegs bist?

Ich sage mal: Du musst dich auf die Hitze mental einstellen und eigentlich nur die Stunden von Mittag bis spätem Nachmittag überstehen, dann verwöhnt dich die heiße Wüste mit total angenehmem Klima. Ganz selten mal Regen, man kann entspannt im T-Shirt ums Lagerfeuer sitzen, braucht meist nur einen dünnen Schlafsack und ist vor allem einmal wirklich weg von allen Zivilisationsdingen. Keine Termine, 100% offline und befindet sich in einer sensationellen, menschenleeren Landschaft, fast wie auf einem fernen Planeten.

Doofe Frage zum Schluss: Dein Lieblingserlebnis auf all diesen Reisen?

Oh, da gibt es so viele schöne Erlebnisse, dass man keins so richtig hervorheben kann. Absolut magisch ist natürlich jeden Tag die Stunde um den Sonnenuntergang herum. Wenn die Dünen in warme, rötliche Töne getaucht sind und die Landschaft etwas total friedliches ausstrahlt.

Vielen lieben Dank Jerome für die Eindrücke zu dir und deinem Weg, den du ja schon seit geraumer Zeit so konsequent und erfolgreich gehst. Ich kann jedem, der sich in welcher Form auch immer fürs Draußensein und insbesondere für die Wüsten dieser Erde interessiert, Jeromes Buch wärmstens ans Herz legen. Man spürt darin sofort die Leidenschaft und Begeisterung, mit der Jerome seine Reisen angeht. Wer gerne einmal mit ihm gemeinsam auf Tour gehen möchte, kann sich auf www.puretreks.de direkt an ihn wenden! Es lohnt sich, versprochen!

Das Buch Freiheit unterm Wüstenhimmel von Jerome Blösser ist in jeder Buchhandlung erhältlich oder direkt bei Jerome bestellbar.