Per Bikepacking durch die Inselwelt Dänemarks stand schon lange auf unserer Liste der Touren, die wir mit dem Gravelbike machen wollten. Was gibt es Cooleres, als mit dem Fahrrad per Fähre von Insel zu Insel zu hüpfen und zwischendurch den Süd-Osten von Dänemark zu erkunden und sich einfach eine Woche lang durch die Gegend treiben zu lassen? Wir beide haben ein Faible für Dänemark, uns zieht es immer wieder zu unseren nördlichen Nachbarn, die entspannte Art dort gefällt uns einfach sehr! Und der Gedanke, eine Woche lang immer am Meer entlang über einsame Nebenstraßen zu düsen, hat schon was.
Per Bahn zum Start
Der Plan steht also schnell fest, die Anreise soll auf jeden Fall per Zug erfolgen und wir wollen in der Vorsaison der Sommerferien unterwegs sein, also rund um die Juni-Mitte. Die verfügbaren Fahrradstellplätze sind mitunter rar gesät, jedenfalls müssen wir das bei der Buchung feststellen und dabei etwas Flexibilität an den Tag legen. Aber kein Problem, flexibel sind wir und so geht es auf dem Hinweg von Dresden aus nach Kiel, um von dort aus zu starten. Den Rückweg werden wir von Rostock aus antreten, so ergeben sich rund 9 Fahrtage für uns und reichlich Zeit für eine ausgedehnte Bikepacking Tour.
Das Wetter scheint uns gewogen zu sein, der Blick auf die Vorhersage zeigt überall nur gute Witterung, von Regen weit und breit keine Spur. Also bleibt beim Packen die Regenhose zu Hause, wir sind optimistisch und wenn, dann soll es so warm werden, dass es vermutlich sowieso egal ist, ob nun mit oder ohne Regenhose.
Das Setup der Ausrüstung hat sich langsam auch für Bikepacking Touren eingespielt und bewährt, nur Kleinigkeiten ändern sich immer mal wieder, aber das kennen wir ja schon, für neue coole Ausrüstung sind wir beide jedenfalls immer sehr offen ?
Der Start am Morgen in Dresden ist so früh, dass wir schon gegen Mittag in Kiel sind und bei bestem Wetter direkt durchstarten können. Auf der ersten Etappe begleitet uns noch Madita, die mit mir auf Wintertour in der Hardangervidda war und hier in Kiel zu Hause ist. Von der Kieler Förde aus geht es über Land auf ein Fischbrötchen nach Eckernförde und von dort aus nach Missunde an der Schlei. Auf dem kleinen Campingplatz dort machen wir es uns quasi direkt am Wasser bequem, nehmen die Fähre über die Schlei und kehren auf einen Burger in der nahen Marina ein.
Enten im Vorzelt
Mitten in der Nacht ruft jemand, im Halbschlaf versuche ich das zuerst gekonnt zu ignorieren, überwinde mich dann doch mal nachzusehen, was los ist. Und als ich dann morgens um vier vorsichtig aus dem Zelt schauen möchte, stoße ich auch direkt auf den Grund des Rufens: Das komplette Vorzelt ist überschwemmt, unsere sieben Sachen schwimmen ruhig vor sich hin und beim Blick aus dem Zelt sehe ich, dass auch die Zelte um uns herum unter Wasser stehen und Enten zwischen den Zelten gemächlich ihre Runden ziehen – WTF?!?
Bevor wir richtig realisieren was passiert ist, schalten wir auf schläfrigen Autopilot, sammeln vorsichtig unsere Habseligkeiten ein und ziehen mitsamt Zelt einige Meter weiter, dort ist das Wasser noch nicht hingelangt, scheinbar hat der starke, seltene Ostwind so viel Wasser in die Schlei gedrückt, dass der Wasserspiegel angestiegen ist und für die Überschwemmung gesorgt hat – man lernt nie aus, sowas haben wir alle noch nicht erlebt. Ein paar Stunden später trocknen unsere Sachen im Wind und der Sonne, was für eine Nacht, was für eine Überraschung.
Wir verabschieden uns von Madita, die nach Kiel zurück fährt und überqueren erneut die Schlei per Fähre. Das Wetter ist uns weiter hold und so geht es nach einem Frühstück im kleinen Landsupermarkt von Brodersby-Goltoft weiter in Richtung Flensburg. Dort sind wir etwas verloren, ob der vielen Leute in der Stadt und im Hafen, irgendwie ist uns das zu viel und wir sind froh, als wir die Stadt wieder verlassen und die Grenze zu Dänemark überqueren.
Über die Grenze in den Urlaub
Keine Ahnung woran es liegt, aber wirklich jedes Mal, wenn man die Grenze zu Dänemark überquert, wird es entspannter, vermutlich eher ein Gefühl, aber dann ist es ein vertrautes, gutes Gefühl. Und mit jedem Kilometer mehr entlang der Flensburger Förde durch die lichten Laubwälder bleibt die Hektik des Alltags weiter hinter uns. Nur der Gegenwind und ja, man muss es so sagen, die viele Sonne setzen uns etwas zu, es zieht sich am Ende etwas, bis wir in Sønderborg unser Zelt auf dem Campingplatz aufschlagen.
Die nächsten Tage sind geprägt von unendlich vielen Feldern mit Raps und Getreide, durch die wir auf Schotterwegen, Nebenstraßen oder Radwegen fahren, stets bei bestem Wetter!
Einsame Sandstrände und immer das Meer in Rufweite, verbinden wir die Inseln mit kurzen Fährüberfahrten, sodass wir auf Fünen eine große Runde drehen, auf Ærø den Sonnenuntergang und das Meer genießen, den Süden von Langeland erradeln, um dann Lolland, Møn und Falster miteinander auf unserer Route zu verbinden.
Unterwegs gibt es kalte Getränke aus kleinen Land-Supermärkten, Hot-Dogs, Pommes und Softeis an kleinen Buden, und Frühstück in dänischen Bäckereien – es ist wie im Urlaub.
Und natürlich gibt es den obligatorischen Kaffee auf der Fähre von der einen zur anderen Insel.
Nach 8 Tagen auf dem Fahrrad geht die Sonnencreme langsam zur Neige und wir erreichen unser Ziel Rostock mit der Fähre vom Hafen Gedser auf Fünen aus.
Mit dem Gravelbike und leichtem Bikepacking-Gepäck im Süden Dänemarks unterwegs zu sein ist gerade in der Vorsaison einfach richtig cool und wir waren mit Sicherheit nicht das letzte Mal auf diese Art dort unterwegs!
5 Tipps von unserer Tour
- Nimm wirklich nur das an Gepäck mit, was du wirklich brauchst! Gerade im Sommer, bei gutem Wetter in Dänemark braucht es nicht viel Wechselklamotten und Ausrüstung, um eine gute Zeit zu haben!
- Nicht spezifisch für Dänemark, aber wenn ihr plant mit der Bahn und Rad zu reisen, bucht früh genug, Fahrradstellplätze sind mitunter rar gesät.
- Das Femmasteren Hostel/Hotel in Marstal auf Ærø – wenn man die Definition von hyggelig sucht – hier wird man fündig! Einfach eine richtig coole Unterkunft!
- Die besten Pommes der Welt gibt es auf Fünen in Faldsled Havn im Vandkanten.
- Der Campingplatz in Ronæs Strand ist definitiv einer der besten, auf denen wir bisher waren. Super Lage, frisch renoviert, mit eigenem Kräutergarten für die Gäste und eine richtig gute Pizza gibt es hier auch!