5 Wochen lang unterwegs in Reinheimen, Tafjordjella, Breheimen und Jotunheimen

Wie fange ich bloß so einen Reisebericht an? Ich sitze jetzt wieder eine Woche zu Hause, schaue mir die Bilder an und kann es immer noch kaum fassen. Fünf Wochen in Norwegen mit unzähligen Eindrücken, unfassbaren Erlebnissen und tollen Begegnungen liegen hinter mir. So viele, dass ich sie erst langsam verarbeite und mich nur schwer wieder dem Alltag widmen kann. Es war einfach fantastisch, unglaublich schön. Aber der Reihe nach und von vorne.

Prolog und Anreise

Anfang des Jahres ging es wie immer um die Urlaubsplanung. Nach der Tour im September letzten Jahres, wollte ich gerne wieder für drei Wochen nach Norwegen. Die Absprache im Kollegenkreis klappt rasch, es wird für mich im August wieder für drei Wochen gen Norden gehen. Der Flug ist auch wieder schnell und günstig bei der Lufthansa gebucht.

Aber wohin soll es in diesem Jahr überhaupt gehen?

Mir kommt ein Thread von Ulrich (nordwärts bei ODS) in den Sinn: Breheimen, Reinheimen, Tafjordfjella. Das hört sich doch eigentlich ganz gut an. Ich könnte den Bus nach Øvre Ardal nehmen und mich von dort aus nach Norden bis zur Raumabahn durchschlagen. Klingt wie ein grober Plan, würde ich mal so sagen.

Der Alltag lässt nur wenig Zeit zur Vorbereitung, aber ich will es diesmal auch gelassen angehen und nicht zu viel Planen. Zwischendurch treffe ich mich mit Ulrich und wir reden kurz über die geplante Route und die Tour. Start- und Endpunkt stehen quasi fest, die Ausrüstung ist auch komplett, ich lasse es mal auf mich zukommen. Irgendwann ordere ich mir dann noch die entsprechenden Turkarten und überlege welche Bus- und Zugverbindungen ich buchen soll.

Per Zufall habe ich dann in diesem Sommer doch sehr viel mehr Zeit als gedacht. Ich berichte Ulrich davon, der mir von seiner geplanten Tour erzählt. Ulrich möchte auf dem Weg nach Norwegen drei kleinere Lücken (in Lübeck, Nordjütland und Ringebu) seiner Nordwärts Tur (von zu Hause aus in Etappen zum Nordkap) schließen um dann in Reinheimen eine Runde zu drehen. Hört sich verlockend an, Wildnis ohne Hütten und Wege, ganz nach meinem Geschmack.

Das Schöne an dieser Tour wäre, das diese genau in den zwei Wochen vor den von mir geplanten drei Wochen wäre. Ich überlege kurz, das wäre doch was. Und als Ulrich dann fragt, ich glaube mehr im Scherz, ob ich nicht mitkommen möchte, sage ich spontan zu. Wie geil ist das denn? Fünf Wochen Norwegen. Das kann ja was geben. Werde ich halt nach Reinheimen gen Breheimen und Jotunheimen aufbrechen und dort die restliche Zeit verbringen, der Plan steht.

Zum Glück hab ich noch keinen Bus oder Zug gebucht. Ich muss nur kurz bei der Lufthansa den Hinflug absagen und mir einen Platz auf der Fähre von Hirtshals nach Larvik buchen. Sollte ich den Hinflug nicht antreten, streicht die Lufthansa automatisch den Rückflug, wie ich durch kurze Internetrecherche erfahre.

Die Fähre ist schnell gebucht, aber beim Preis bin ich doch etwas überrascht. 60€ nur für mich als Fußgänger sind doch happig wie ich finde, aber was muss das muss. Die Lufthansa ist da noch besser.

Simon: Was passiert, wenn ich den Hinflug nicht antrete?

Hotline: Dann wir der Rückflug automatisch auch gestrichen.

Simon: Kann ich den das irgendwie umbuchen auch wenn es ein Schnäppchentarif ist?

Hotline: Das geht bei der Strecke, kein Problem, kostet 5€ extra.

Simon: Okay, das hört sich gut an, werde darauf zurückkommen

Da ich noch nicht zu 100% sicher war, warte ich noch ein paar Tage um dann Nägel mit Köpfen zu machen. Wieder Lufthansa Hotline. Aber jetzt wollen die auf einmal 45€ für die Umbuchung haben. Ich will mich kurz aufregen, aber das ändert ja auch nichts. Ich akzeptiere grummelnd und bezahle jetzt halt mehr. Statt für 99€ hin und zurück fliege ich jetzt nur zurück für 145€. So ist das halt manchmal im Leben, will man sparen, gibt man hinterher halt mehr aus. Künstlerpech (allerdings, Stand heute, hat die Lufthansa bisher dafür nur 4€ abgebucht, etwas merkwürdig).

Dann geht es bald schon an das Einkaufen. Aber wie stelle ich das an bei geplanten fünf Wochen Tour und wenig Einkaufsmöglichkeiten in den Bergen? Da wir ja jetzt eh mit dem Auto hochfahren, beschließe ich einfach mehr einzukaufen und einen Teil im Auto zu belassen. Was ich dann tatsächlich mitnehmen werde, möchte ich dann vor Ort entscheiden. Und wenn was fehlt muss ich halt improvisieren, mit dem Bus zum nächsten Supermarkt fahren, wie auch immer. Ich werde langsam entspannter bei solchen Touren und lasse doch auch gerne mal alles etwas auf mich zukommen an Stelle alles bis ins kleinste Detail durchzuplanen.

Also stapelt sich alsbald dann ein riesiger Haufen Proviant bei mir zu Hause, so langsam kann es dann losgehen. Letzte kleinere Details werden ergänzt und die Vorfreude steigt sichtlich.

Donnerstag 27.07.12

Morgen soll es losgehen. Endlich. Die Schuhe sind geputzt, noch ein paar Kleinigkeiten besorgt. Ich suche mein Zeug zusammen, aber irgendwie ist es diesmal etwas komisch. Da wir ja mit dem Auto losfahren muss ich nicht darauf achten, alles im Rucksack zu verstauen. Ich packe lediglich alles auf einen großen Haufen und verteile es grob auf diverse Packsäcke, Taschen und Beutel. Mal schauen, was ich vergessen habe, irgendwas fehlt ja immer.

Letzte Nachrichten an Freunde werden verschickt und die letzten Dinge hoffentlich geklärt. Den Alltagsballast möchte ich nur zu gerne zu Hause hinter mir lassen, der wird mir hoffentlich nicht fehlen, den vergesse ich hoffentlich schnell. Der Tüchtigkeit ade sagen wie im Buch „Doppler“ von Erlend Loe. Hoffen wir es mal.

Freitag 28.07.12

Es geht los, fast jedenfalls. Wir wollen uns am Abend bei Ulrich zum Grillen treffen und dann am nächsten Morgen ziemlich früh gen Norden aufbrechen. Ich verbummele den Tag, das Wetter ist total heiß, genieße die letzten Stunden für lange Zeit zu Hause im Garten. Schon komisch, fünf Wochen war ich schon lange nicht mehr am Stück weg. Wie das wohl sein wird? Was mich erwartet? Ich bin sehr gespannt.

Am späten Nachmittag bringt mich mein Vater dann zu Ulrich. Der guckt etwas ungläubig aus der Wäsche als ich den riesigen Haufen Zeug bei ihm auslade. Gott sei Dank fliege ich nicht mit dem ganzen Zeug, da müsste ich aber mehrmals zum Sperrgepäckschalter laufen um alles weg zubekommen oder gleich Lufthansa Cargo bemühen.

Ulrich fragt mich, was ich denn so vor hätte mit den ganzen Sachen? Ich weiß es ja selber nicht antworte ich, aber irgendwie wird es schon passen. Hoffentlich.

Wir grillen dann gemütlich und schauen noch ein wenig die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele von London. Dann geht es ins Bett, an Schlaf ist allerdings bei dem mehr als warmen Wetter kaum zu denken. Ich will endlich in den kühlen Norden

Teil 1: Die Anreise und Reinheimen

Tag 1: Samstag 28.07.12

Ich bin schon wach als um 4:15 Uhr mein Handywecker klingelt. Was eine schwülwarme Nacht. Schnell ist die Morgentoilette erledigt und dann sitzen wir schon im Auto. Endlich geht es los. Wir reißen entspannt die ersten Kilometer der Reise ab. Heute wollen wir die erste Lücke schließen und von Absalonshorst nach Lübeck laufen. Wir rollen gegen 9:30 Uhr von der Autobahn und holen uns ein paar Brötchen.

Dann wird kurz gefrühstückt und wir machen uns auf entlang der Wakenitz nach Lübeck zu laufen. Über alte Treidelpfade geht es immer am Wasser entlang. Es ist warm und länger als gedacht. In Lübeck verlaufen wir uns kurz, finden aber schnell wieder auf den richtigen Weg.

Mittags sind wir dann in Lübeck. Wir haben noch Zeit und gehen in einem netten Hinterhof Kaffee etwas trinken.

Als wir zum Boot für die Rückfahrt über die Wakenitz wollen, fängt es an zu nieseln. Aber egal. Die Rückfahrt ist kurzweilig und dauert ungefähr eine Stunde. Der Kapitän, einer dieser Ausflugskapitäne die mit sonorer Stimme und Bud Spencer Figur irgendwie immer gleich aussehen, erzählt uns souverän und nicht vom Band unterwegs die Geschichte der Wakenitz und den Gewässern umzu.

Der Mann macht das mehrmals am Tag und wahrscheinlich schon Jahrzehnte, krass, das muss man sich mal alles merken und dann jeden Tag wieder gleich erzählen. Respekt.

Gegen 14:30 Uhr sind wir wieder in Absalonshorst und am Auto. Es kann weiter nach Norden gehen. Wir entern die A7 und wollen kurz beim Scandinavian Park in Flensburg Tanken. Ich würde mal sagen, dass es nicht so das Schlaueste war, dort am Samstagnachmittag aufzuschlagen. Bilder die man sonst nur von Hamsterkäufen der Amerikaner vor einem Hurrikan kennt. Unfassbar was hier los ist und die Leute dort aus dem Supermarkt holen als würde es kein morgen geben.

Irgendwie schaffen wir es dann ohne Polizeieinsatz und Schlägerei runter vom Parkplatz, hier herrscht noch das recht des Dreisteren. Ich bin froh als wir dann wieder entspannt über die Autobahn rollen.

Wir erreichen Hirtshals und den Campingplatz gegen 21:00 Uhr. Wir sind etwas geschlaucht. Checken schnell ein, bauen die Zelte auf, holen uns was zu Essen im Supermarkt und fahren kurz zum Hafen.

Auf einer Bank am „Strand“ essen wir dann zu Abend, Der Sonnenuntergang ist fabelhaft und wunderschön. Urlaubsfeeling stellt sich langsam aber sicher ein. Morgen soll dann die zweite Lücke geschlossen werden, von Løkken nach Hirtshals am Strand entlang. Das kann was geben.

Tag 2: Sonntag 29.07.12

Gegen 7:00 Uhr beginnt der Tag. Um 8:23 Uhr fährt der Zug von Hirtshals nach Hjørring und von da dann der Bus nach Løkken. Schnell ist alles Wichtige am Morgen erledigt und dann ab mit leichtem Tagesgepäck zum Bahnhof. In Hjørring haben wir eine halbe Stunde Aufenthalt. Ich hole mir einen Kaffee und wir laufen rüber zum Bus.

Zu unserer Überraschung ist der Bus proppenvoll mit Jugendlichen. Der Fahrer hat alle Hände voll zu tun alle unterzubringen, ich komme mir vor wie in Tokio in der U-Bahn und das Sonntagmorgens in der dänischen Provinz. Aber der Fahrer regelt alles mit der gebotenen Gelassenheit und wir fahren los. Ich komme mit jemandem ins Gespräch. Er erzählt, dass er aus Malta kommt und als Jugendtrainer mit seiner Mannschaft hier am Dana Cup teilnimmt, einem großen Fußballturnier mit 850! Jugendmannschaften hier in Hjørring. Sie machen einen Ausflug und wollen ins Farup Sommerland. Wir unterhalten uns über Fußball und die Fahrt nach Løkken gerät sehr kurzweilig.

In Løkken holen wir uns dann noch schnell ein paar Brötchen und frühstücken dann an der Mole bei tollem Wetter.

Dann geht es am Strand entlang los. Super Wetter für eine solche Tour. Wir wissen nicht genau wie viele Kilometer es Ende werden, aber wir gehen einfach mal von so 30 aus. Mal sehen wie das so wird.

Kurz vor Lønstrup geht es dann eine der steilen Treppen vom Strand hoch hinauf. Die Wanderdüne Rubjerg Knude und der von Sand umzingelte alte Leuchtturm Rubjerg Fyr kommen bald.

Vorher wähnen wir uns aber in der Wüste. Die Düne ist gewaltig und eine nette Abwechslung, wenn auch eine anstrengende, es geht tüchtig hoch und runter.

Gegen Mittag sind wir am Leuchtturm und machen kurz Pause. Weiter geht es vorbei an der Mårup Kirche und einigen dem Untergang geweihten Ferienhäusern. Die werden den Herbst wohl nicht mehr überleben und sind schon aufgegeben worden.

Wir irren auf der Suche nach einem Bäcker etwas durch Lønstrup, aber am Ende finden wir doch was wir wollen. Etwas außerhalb bei einigen Ferienhäusern machen wir Pause und essen leckere Zimtschnecken.

Der Rest der Strecke zieht sich dann etwas. Es gibt eine Art Fahrweg oberhalb vom Strand, dann wieder direkt am Strand entlang. Wir machen noch mal Pause an einer Rettungsstation und gehen dann langsam etwas lädiert über zum Endspurt gen Hirtshals. Den lieben langen Tag sieht man den Leuchtturm von Hirtshals, ein schönes Gefühl als er dann immer näher kommt. Nach insgesamt 33k m sind wir dann endlich am Ziel und kommen wieder auf dem Campingplatz an. Geschafft!

Wir fahren schnell etwas einkaufen, die Geschäfte schließen schon bald. Anschließend wird geduscht und wir kochen wieder am Strand und genießen den zweiten Tag in Folge den herrlichen Sonnenuntergang.

Tag 3: Montag 30.07.12

Heute lassen wir es gemütlich angehen, die Fähre fährt erst um 11:45 Uhr ab. Aufstehen erst so um 8:00 Uhr. Nach dem Tag von gestern mit seinen 33 km auch nicht so ganz verkehrt. Wir frühstücken wieder am Stand, einfach herrlich hier. Anschließend packen wir gemächlich zusammen und trocknen die Zelte in der Sonne.

Gegen 11:00 Uhr machen wir uns dann auf Richtung Hafen und Fähre. Wir holen uns noch als Proviant Räucherlachs beim Fischladen im Hafen und stellen uns dann in die Schlange zum Check-In der Fähre nach Larvik.

Auf der Fähre setzen wir uns Achtern in die Sonne und essen unseren leckeren Fisch. Allerdings wird bald nach dem Auslaufen die Sonne ganz schön warm. Wir setzen uns rein, drehen eine Runde durch den Duty Free Shop, was man halt so macht. Später kurz vor dem Einlaufen in Larvik gehen wir wieder an Deck und genießen die Einfahrt in den Hafen bei tollem Wetter.

Die anschließende Fahrt von der Fähre und aus dem Hafen zehrt allerdings etwas an den Nerven, fast eine Stunde dauert es bevor wir richtig durchstarten können. Wir nehmen die Autobahn und fahren dann in Drammen ab um im örtlichen XXL Laden noch schnell ein paar Real Turmats zu kaufen. Außerdem muss ich mir noch eine neue Regenhülle gönnen, ich habe meine in Deutschland vergessen, hoffentlich das Einzige was fehlt. Die Sachen sind schnell besorgt und es geht weiter.

Unser eigentliches Tagesziel Fagernes werden wir allerdings nicht mehr erreichen, in Drammen war es schon bald 19:00 Uhr. Zwei weitere Stunden im Auto vergehen schnell und wir entschließen uns, auf dem Campingplatz Buttingsrud in Hallingby die Nacht zu verbringen. Schnell sind die Zelte aufgebaut und wir gönnen uns eine Erbswurst mit Leberwurstbroten. Es ist eine Erbswurstweltpremiere für Ulrich. Noch ein Feierabendbier und es geht ins Bett.

Tag 4: Dienstag 31.07.12

Wir stehen zeitig auf, heute liegt noch einiges an Straße vor uns und auch die eigentliche Tour soll heute losgehen. Wir packen unsere Sachen und auch ich mache mein Zeug wanderfertig und packe meinen Rucksack endlich auch ordentlich zusammen. Dann geht es weiter nach Fagernes.

Wir treffen Julia, reden über die Tour, holen uns Tipps und kaufen noch Lebensmittel ein. Dann frühstücken wir noch gemütlich, verabschieden uns wieder bei Julia und nehmen die letzte Strecke nach Lesja in Angriff.

Die Landschaft vor der Windschutzscheibe ist echt toll, die Vorfreude steigt. In Gjendesheim machen wir noch eine kleine Kaffeepause in der DNT Hütte bevor wir dann von Vågåmo aus die Mautstraße über die Berge nach Lesja nehmen. Das macht echt Laune so über die Schotterpiste zu düsen.

Gegen 16:00 Uhr erreichen wir den Bahnhof in Lesja, hier wollen wir das Auto stehen lassen und starten. Wir nehmen den Aufenthaltsraum im Bahnhof in Beschlag und essen etwas. Dann werden die Rucksäcke geschultert und die eigentliche Tour kann beginnen. Hoffentlich steht das Auto auch noch hier wenn wir wieder zurückkommen.

Ganz schön schwer die Rucksäcke, zum Glück haben wir keine Waage dabei. Es nieselt etwas, aber egal. Es geht wieder die Straße runter, über die wir gekommen sind. Wir gehen vorbei an der Kirche und dem Bygdmuseum und überqueren den Gudbrandsdalslågen.

Dann geht es über einen Fahrweg zu einem Bauernhof weiter bevor wir uns dann an den Anstieg hoch Richtung Avdemssetre machen. Dort auf der Alm wollen wir zelten.

Ich komme jetzt schon gut ins schwitzen, so fast ohne Training solch eine Tour zu beginnen war vielleicht doch ein Fehler. Die geschätzten 28kg auf dem Rücken tun ihr übriges und so gerät der erste kurze Weg heute schon zu einer kleinen Quälerei für mich.

Aber nach eineinhalb Stunden ist auch das überstanden und wir stehen oben auf der Alm. Ein paar Hütten sind da. In einer sitzen Vater und Töchter gerade beim Abendessen. Wir quatschen kurz und suchen uns einen Platz für die Zelte, holen Wasser am Bach.

Wir essen zu Abend. Suppe, Real Turmat und Schokopudding. Bald dann geht es ins Bett, der nächste Tag wirft bereits seinen Schatten voraus. Ich bin sehr gespannt, wie es wird nur mit Karte, GPS und Kompass loszuziehen.

Tag 5: Mittwoch 01.08.12

Heute schaffen wir es früh loszulaufen, darauf hatten wir uns bereits am Abend vorher verständigt. Um 6:00 Uhr sind wir wach und machen uns ans Frühstück. Auf der Alm gibt es innerhalb der Ruine einer Hütte ein Plumpsklo, ein Luxus den wir uns gönnen. Gegen 8:00 Uhr geht es dann los.

Zu Anfang gibt es noch Birken und ziemlich feuchtes Gelände. Eher nicht so schön zu gehen. Doch bald erreichen wir die Baumgrenze und es wird steiniger.

Wir machen eine kurze Pause, wir haben tolle Aussichten. Über reichlich Schutt und Geröll geht es bis zur Mittagspause weiter. Wir suchen uns ein nettes Plätzchen und genießen ausgiebig die Aussicht gen Rondane und Dovrefjell. Sogar ein kleines Schläfchen ist drin.

Dann erklimmen wir den 1.768 m hohen Søre Kjølhaugen. Von dort geht es hinüber zum Kjølen (1.755m) immer auf ungefähr derselben Höhe und über ziemlich viele Steine. Auch hier hat man schöne Aussichten. Wir steigen etwas ab und sehen Steine, Steine, Steine. Überall und soweit das Auge reicht. Richtig was für Blockwerkfetischisten, die können sich hier richtig austoben.

Langsam machen wir uns Gedanken über unser Nachtlager. Wir wollen noch über ein Schneefeld einen Berg umrunde und dann an einem größeren See auf 1639m schauen, ob wir einen hübschen Platz finden.

Gesagt getan, wir laufen über das Schneefeld um den Berg und finden etwa 50m entfernt vom See einen nahezu perfekten Platz zum Zelten.

Wir bleiben hier, freuen uns einen Ast ab und bauen die Zelte auf. Wir holen Wasser, ich mache eine kurze Katzenwäsche im eiskalten Wasser und dann kochen wir zu Abend. Dann kommt noch die Sonne raus, was will man mehr.

Aber bald wird es ziemlich frisch, immerhin sind wir hier auf ungefähr 1650m und sobald die Sonne weg ist, wird es schnell ungemütlich. Wir gönnen uns noch einen Schluck Aquavit in der Sonne und genießen dann die letzten Strahlen vom Schlafsack aus. Was ein toller erster richtiger Wandertag.

Tag 6: Donnerstag 02.08.12

Um 7:00 Uhr sind wir wach. Heute Nacht hatten wir leichten Nachtfrost und nun nieselt es. Na toll, was soll das denn? Wir frühstücken bei mir im Zelt, ist ja groß genug. Ulrich wundert sich, dass ich so ganz ohne Zeltunterlage unterwegs bin, aber das muss das Zelt abkönnen, außerdem schleppe ich schon genug unnützes Zeug mit mir herum.

Dann hört es kurz auf und wir ergreifen die Chance. Einpacken und Abmarsch. Die Aussicht lässt nichts Gutes erahnen. Also denn, vom Herumstehen wird es bekanntlich auch nicht besser, also los. Erst kurz über Felsbrocken geht es dann über ein riesiges Schneefeld hoch Richtung Gråhø.

Man sieht fast gar nichts und es ist echt unwirtlich hier. Zum ersten Mal kommen mir komische Gedanken hier. Was passiert wenn wir in einen White Out geraten? Das GPS versagt? Was auch immer? Egal, ich schiebe die Gedanken zur Seite, der Aufstieg auf 1800 m ist schon anstrengend genug. Wir sparen uns den Gipfel auf 1866 m, man sieht es gar nichts, die reinste Waschküche und pausieren auf ungefähr 1800 m. Irgendwie schlägt mir das Wetter aufs Gemüt, ist schon eine sehr spezielle Erfahrung hier für mich, ich bekomme eine Ahnung von Wintertouren bei schlechtem Wetter.

Nach der kurzen Pause geht es weiter über grobes Blockwerk, aber daran gewöhnt man sich mit der Zeit ja. Der Skartind kommt in Sicht. Eigentlich ein netter Berg zum Erklimmen, aber auch hier gilt, bei Mistwetter irgendwie ohne Sinn. Also orientieren wir uns an dem Berg und suchen uns den passenden Weg weiter durch das endlose Blockwerk und Geröll.

Zwischendurch zur Abwechslung noch ein paar riesige Schneefelder, was mache ich hier bloß? Aber irgendwie macht es auch riesig Spaß sich hier durchzuquälen und die Herauforderung anzunehmen.

Gegen 13:00 Uhr finden wir ein nettes Plätzchen am Vesleskardet mit schöner Aussicht und machen Pause. Der Blick geht ins Tal hinab und wir genießen die Pause richtig. Nach 45 Minuten, Pausentee und Minisalamis erklimmen wir den Minisattel zwischen Rygghøi und Skartind am Talende und laufen auf großen Schneefeldern rund um den Skartind. Die reinste Wanderautobahn, es macht richtig Spaß. Das Wetter wird auch besser, was will man mehr.

Gegen 15:30 Uhr machen wir dann wieder Pause. Die Anstrengungen des Tages hinterlassen kleine Spuren. Aber wir sind ja nicht auf der Flucht, von daher genießen wir auch hier den perfekten Ausblick auf das Tal. Unglaublich, so einen Wandertag habe ich noch nicht erlebt.

Nach einer Stunde Pause machen wir uns an den Abstieg zum Råkåvatnet See. Hier wollen wir Zelten. Der Abstieg gestaltet sich kurzweilig, wenn auch etwas matschig. Aber egal, das Ziel ist vor Augen und das Ende in Sicht. Wir überqueren einige Bäche und einen etwas größeren, den Storgrovi. Unseren Plan direkt am See zu zelten verwerfen wir als wir an einen tollen Zeltplatz am Bach finden. Am See sind zwar ein paar Hütten und man sieht auch ein Boot auf dem See, aber es reicht für heute und besser wird es vermutlich auch nicht mehr. Der Zeltplatz ist perfekt, die Sonne kommt raus, etwas Wind vertreibt die Mücken.

Schnell sind die Zelte aufgebaut und wir gönnen uns ein kurzes, aber erfrischendes Bad. Nicht schlecht, aber zumindest mich trifft beim Baden in diesen kalten Bächen fast immer der Schlag, daran werde ich mich nie gewöhnen.

Dann gibt es gemütlich Abendessen und wir freuen uns richtig über den gelungen Tag und den tollen Zeltplatz. Manchmal muss man die Herausforderung einfach annehmen und dem Wetter eine Chance geben.

Tag 7: Freitag 03.08.12

Was ein Wetter. Zum Helden zeugen. Unfassbar. Wir krabbeln morgens um 7:00 Uhr aus dem Zelt und es ist toll, einfach toll. Eine leichte Brise trocknet die Zelte, Handtücher, Schlafsäcke. Ein Frühstück in der Sonne wartet. Wir machen noch ein paar Fotos und raffen unser Zeug zusammen.

Um 9:30 Uhr sind wir am Start und es geht wie schon gewohnt über reichlich Blockwerk los. Wir wollen gen Westen laufen und dann die alte nicht mehr gepflegte Strecke von Rippen nach Nysætri nehmen.

Gesagt getan. Wir durchqueren eine tolle Ebene und genießen die Weite. Wir treffen auf eine weitere alte Strecke, die zur Storhøhytta führt. Riesige alte Steinmarkierungen sieht man hier. Ein perfekt ausgeschilderter Weg. Zu gerne wüssten wir, wie alt diese Zeichen sind, aber sie scheinen schon immer dort zu stehen. Faszinierend.

Das Wetter wird frischer. Wir machen eine Pause mit Blick bis hinunter zum Ausjoen See. Nach der Pause geht es dann gen Nord-Westen bis wir auf die alte Strecke nach Nysætri treffen. Sie wird zwar nicht mehr gepflegt, ist aber trotzdem gut zu finden und wir folgen ihr Problemlos. Ein Weg, ein richtiger Weg, angenehm nach all dem Blockwerk.

Vorbei an kleineren und größeren Seen geht es dann zum Fellingvatnet. Dort müssen wir einen größeren Bach überqueren. Wir machen Pause, sind ja schließlich nicht auf der Flucht. Soll ja Urlaub und Erholung sein. Also Pausentee, Minisalami, Nüsse. Ich schlafe sogar ein bisschen. Es könnte einem schlimmer gehen würde ich mal so sagen.

Langsam allerdings wird das Wetter schlechter. Na toll. Plötzlich sehen wir vier Gestalten in der Ferne. Wo kommen die denn jetzt her? Dann geht es weiter um den See, die Leute bleiben immer in Sichtweite, scheinen Tagesausflügler ohne großen Rucksack zu sein. Dann fängt es an zu regnen. Egal, ist ja nicht mehr weit.

Plötzlich sehen wir jemanden vor uns mit einer Rettungsdecke herumfuchteln. Wilde Gedanken zu möglichen Unfällen und Hilfeleistungen schwirren durch meinen Kopf. Der Typ verschwindet, nur ein Teil der Rettungsdecke fliegt durch das Fjell. Wir denken nur so: Hä? Was soll das denn jetzt!?!

Wir laufen weiter und sammeln die Reste der Decke ein, der Typ ist weg. Mal schauen was das für ein Vogel ist, falls wir ihn denn unten am Parkplatz in Nysætri antreffen. Dann geht es langsam abwärts runter ins Tal, zum schwülen Regenwetter gesellen sich jetzt noch unzählige Mücken. Was eine Schei*e

Langsam geht es steil den Berg runter ins Loradalen. Ziemlich glitschig. Irgendwann vertrete ich mir das Knie, meine Stimmung schlägt um und ich bin genervt.

Unten am Parkplatz treffen wir tatsächlich den Rettungsfolientypen. Sieht ziemlich Deutsch aus. Ich bin etwas genervt, wegen dem Knie und der Folie und überhaupt. Spreche ihn absichtlich etwas rüde auf Englisch an und frage ob er Norwegisch oder Englisch spricht. Eigentlich etwas gemein, ich weiß, tut mir leid. Er verneint und ich frage ihn auf Deutsch, ob das die Reste seiner Rettungsfolie sind. Etwas ertappt sagt er, er habe sich vor dem Regen schützen wollen. Aber er schwört Stein und Bein, dass er sie wieder mitgenommen hat. Sie liegt im Auto. Er stürzt hin und präsentiert uns eine halbe Rettungsdecke. Ups, er hat keine Ahnung wie das passieren konnte. Ist ja nicht schlimm, er entschuldigt sich und wir bieten ihm an, unseren Müll, den wir jetzt schon ein paar Tage mit uns herumschleppen, mit zum nächsten Mülleimer im Tal zu nehmen. Geht doch.

Der Parkplatz ist direkt an der Lora und in der Nähe ist die Nyætri Alm. Man hat hier einige Erklärungstafeln zum Reinheimen Nationalpark aufgestellt und einen Unterstand für Wanderer und Rentierjäger errichtet. Ein wenig schade nur, dass wir den Tafeln so wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben. Aber Morgen dann.

Da das Wetter etwas ungemütlich ist, machen wir es uns im Unterstand gemütlich und beraten die weitere Vorgehensweise. Wir beschließen mal auf gut Glück zur Alm zu gehen, vielleicht können wir ja ein Brot, Käse und einen schönen Zeltplatz abstauben. Zeit haben wir eh genug, also los. Und schnell wieder zurück. Mehr als Sightseeing ist nicht drin. Niemand da. Also bauen wir unsere Zelte am Unterstand auf und verbringen den Rest des Tages mit Kochen, Lesen, Rumgammeln und der Planung der nächsten Tage.

Tag 8:Samstag 3+1.08.12

Um 7:30 Uhr schälen wir uns aus den Schlafsäcken. Das Wetter ist eher so mittel. Irgendwie kommen wir nicht so recht in die Pötte. Ein kleines Tief scheint uns ereilt zu haben, nicht nur bei Wetter. Wir tun uns die Ruhe an und packen nach dem Frühstück langsam zusammen. Gerade als wir starten fängt es an zu nieseln. Also wieder den Rucksack ab, Regenhülle drüber, die Softshelljacke aus, ab in die Regenjacke. Dann über die Brücke und kurz einigen Schafen den Vortritt gelassen.

Wir folgen dem Fahrweg und dann einem Pfad bis zur Saubua. Da kann man schön drin übernachten, reichlich Holz da und ziemlich urig.

Weiter geht es, nur wir verpassen irgendwie den Weg, alles sieht auf einmal aus wie ein Weg. Wir steigen durch die Gegend, sind etwas genervt. Statt zum Fluss runter versuchen wir es den Berg hoch. Irgendwann finden wir den Weg dann doch, unten am Fluss natürlich. Ein Schwebebalken führt uns über einen Bach und dann weiter über einen schmalen Weg weiter hoch den Fluss folgend. Der Weg führt nun auf eine kleine Anhöhe etwas weg vom Fluss.

Am Morgen haben wir die Schilder am Unterstand etwas näher in Augenschein genommen. Da ist doch tatsächlich eine offene Hütte etwa 6 bis 7km den Fluss hoch eingezeichnet gewesen. Da hätten wir auch gestern noch hingehen können, dachten wir da noch.

Gegen 10:00 Uhr erreichen wir dann die Bergebua. Das Wetter ist immer noch nicht so der Bringer. Wir schauen uns die Hütte mal näher an. Ist ziemlich gemütlich, so circa dreieinhalb mal dreieinhalb Meter groß. Zwei Betten, Ofen, Gasherd und Tisch, alles da. Und so wie es aussieht einfach so zur unentgeltlichen Benutzung.

Wir grübeln. Ein Ruhetag wäre zwar auch schön, aber eigentlich wollten wir heute so nah wie möglich bis an die Gråhoi wandern, um uns dann den Aufstieg so angenehm wie möglich zu gestalten. Ich schaue Ulrich an und weiß sofort was er denkt. Der Morgen war irgendwie komisch, es war ein wenig bei uns beiden die Luft raus und das Wetter tut heute sein übriges. Ich bin kurz skeptisch aber dann sprechen wir es beide aus, hier in der kleinen netten Hütte wäre ein dreiviertel Ruhetag gar nicht so schlecht. Wir müssen morgen den Fluss furten und wollen dann Richtung Gråhøi, da sind wir dann ausgeruht und haben uns nicht den ganzen Tag durch den Nieselregen gequält. So sei es. Wir diskutieren nicht lange herum und nehmen die Hütte in Beschlag.

Wir machen mal so richtig Feuer, waschen Wäsche und auch uns. Der Tag vergeht wie im Schlaf, jedenfalls bei mir. Trotz gefühlten und auch gemessenen 28°C zwischendurch in der Hütte, verschlafe ich nahezu den ganzen Tag. Wie ein Bär im Winterschlaf, herrlich. Abends dann noch gekocht und dann erst mal ne Runde schlafen.

Tag 9: Sonntag 05.08.12

Ziemlich verschlafen wache ich gegen 6:30 Uhr auf. Moin zusammen. Irgendwie hab ich wohl etwas zu viel Schlaf gehabt, ich bin scheinbar überschlafen. Aber egal. Heute steht ja so einiges auf dem Programm. Alles was richtig Spaß macht. Breite und eiskalte Flüsse furten, Höhenmeter mit einem schweren Rucksack ohne Ende. Das was wir halt Urlaub nennen.

Ich versuche heute mal Porridge zu kochen, klappt eher mäßig, die Routine fehlt. Um 8:00 Uhr ist die Hütte aufgeklart und wir nehmen Abschied. Wir müssen unsere Stiefel eigentlich gar nicht richtig schnüren, nach 100m müssen wir die Lora überqueren. Wir suchen uns eine nette breite Stelle aus. In der Mitte ist eine Insel, das sieht machbar aus.

Ulrich geht voran und wartet auf der Insel. Immer wieder schön so ein eiskalter Fluss am Morgen. Ich komme nach und gehe direkt weiter über die Insel und die zweite Flusshälfte. So haben wir nette Fotos von uns Beiden bei der todesmutigen Furt. Eigentlich halb so wild, nur einmal wird es bei mir etwas tiefer bzw. das Wasser steigt mir bis zum Oberschenkel. Aber kein Problem, der große und schwere Rucksack verhilft zu ausreichend Anpressdruck. Wenigstens ein Vorteil.

Auf der anderen Seite ziehen wir uns wieder an und schnüren die Stiefel. Allerdings ist das etwas schwierig. Es stehen einige Kühe von der Alm auf der Seite und haben scheinbar gefallen an unseren Schuhen gefunden. Keine Ahnung, vielleicht stehen sie ja auf stinke Schuhe, aber sie versuchen eben diese abzulecken. Vielleicht mögen sie einfach das Salz, dass vom Schweiß auf den Schuhen über bleibt. Aber grau ist alle Theorie, wie man hier ja im Pott so sagt.

Wir laufen den Kühen einfach davon und machen uns auf, die Bergflanke hoch in Richtung Løyfthøene zu erklimmen. Quer zum Hang geht es bergan. Bald schon komme ich tüchtig in Schwitzen. Wie ich es manchmal hasse, Berge und viele Höhenmeter. Ich und Wandern, ich muss doch total blöd sein, Ulrich muss sich vorkommen wie Hannibal der mit einem Elefanten über die Alpen zieht.

Gegen 11:00 Uhr machen wir Pause und blicken zurück. Halb so wild bisher denke ich, auch wenn bei mir der Schweiß in Strömen fließt und Ulrich mich ein wenig skeptisch anguckt. Aber wenn ich was kann, dann ist es sich bei solch einer Tour zu quälen. Und das macht mir sogar Spaß, auch wenn es nach Außen hin vielleicht anders aussieht. Wir haben tolle Aussichten auf das Tal der Lora.

Über Schneefelder steigen wir immer weiter auf. Eine leichte Euphorie macht sich breit. Wir werden oder können das heute tatsächlich schaffen und das Wetter spielt auch mit. Langsam rücken die Seen im Skarvedalen ins Blickfeld. Hier wollten wir eigentlich gestern hin. Gut, dass wir das nicht gemacht haben, denke ich nur, ist eher nicht so toll da zum Zelten. Die Aussicht ringsherum und zur Gråhøi hinüber sind echt toll, die Quälerei scheint sich zu lohnen.

Immer weiter herum über Schneefelder und reichlich Geröll um die Løyfthøene erreichen wir gegen 14:15 Uhr den Gipfelanstieg auf circa 1830 m. Echt krass, wir haben es fast geschafft und echt viele Höhenmeter mit dem dicken Rucksack gemacht.

Ich zolle uns selbst Respekt und Anerkennung – wir müssen total Wahnsinnig sein denke ich gleich danach. Ich so als gefühlter kleiner Wanderanfänger inmitten einer solchen Tour, komisches Gefühl, aber auch ein wenig Stolz obwohl wir noch gar nicht ganz oben sind.

An einem großen Felsen lassen wir bis auf einen Rucksack mit etwas zu Essen und warmen Jacken alles zurück und steigen die letzten Höhenmeter zum Gipfel über ein großes Schneefeld hoch. Allein die Aussichten beim Aufstieg hinüber zum Storbreen, dem See und der ganzen Umgebung sind spektakulär.

Um 15:00 Uhr sind wir dann bei gutem Wetter oben. Was eine tolle Aussicht und wir haben es tatsächlich geschafft. Ich kann es kaum fassen, das hätte ich vor der Tour nie gedacht, unglaublich. Wir machen viele Fotos, sind total euphorisch und freuen uns riesig.

Jemand hat ein Rentiergeweih zurück gelassen, wir albern herum, genießen einfach alles um uns herum. Es gibt Schokolade und Tee. Nach 45 Minuten machen wir uns dann wieder an den Abstieg. Was ein Erlebnis, was eine Landschaft. In diesem Moment ist alles, wirklich alles vergessen, nur das hier und jetzt zählt. Krasses Gefühl.

Wir rennen das Schneefeld fast herunter und sind schnell wieder beim Gepäck. Wir nehmen es wieder auf und laufen los. Wir wollen irgendwo Søre Grønvatnet zelten.

Aber der Weg dahin bietet noch einige Hindernisse, der direkte Weg funktioniert nicht, da es dort sehr steil abfällt, die Schneefelder sind zu steil und zu gefährlich um sie direkt in Angriff zu nehmen. Wir werden einen netten Bogen laufen müssen. Aber egal, wir sind vom Gipfelerfolg noch völlig aus dem Häuschen und überbieten uns in Vorstellungen an ein tolles, eiskaltes Bier am Abend an einer Schneebar.

Bald haben wir den Løyfthøene zu dreiviertel umrundet, es geht über Schnee schnell voran. Irgendwann ergibt sich die Möglichkeit vielleicht doch ohne Umweg abzusteigen. Ein großes Schneefeld führt hinunter zum See. Ist zwar immer noch steil aber anscheinend machbar. Wir einigen uns darauf, das sollte einer von uns sich bei der Aktion nicht wohl fühlen, abzubrechen und den längeren Weg zu nehmen.

Gesagt getan. Wir näheren uns über ein steile Geröllband dem Schneefeld. Ulrich ist schon fast auf dem Schnee als ich irgendwie den Boden unter mir verliere und das Geröll unter mir anfängt weg zufließen. Ich muss aussehen wie Goofy als ich versuche mir etwas Halt zu verschaffen. Ich lande auf dem Hosenboden und gewinne schnell wieder die Kontrolle. Allerdings habe ich einen ziemlich großen Stein das Schneefeld hinunter geschickt.

Die Spur, die dieser hinterlässt sieht ziemlich imposant aus. Also wohl besser vorsichtig den Hang queren und aufpassen. Ulrich steht belustigt etwas abseits und macht Fotos. Jaja, Spott und dafür sorgen und so. Aber auch ich fange an zu lachen nach dem kleinen Schreck, was für große und verwegene Abenteurer wir doch sind und ich mir bei so etwas fast in die Hose mache. Im Nachhinein betrachtet war es dann aber auch halb so wild und eher eine lustige Anekdote.

Wir laufen also quer zum Hang das Schneefeld runter und von unten betrachtet sieht es auch gar nicht so schlimm aus. Also beim nächsten Mal einfach auf dem Hosenboden runter. Wir laufen um den See und blicken immer wieder auf den Abhang zurück. Nett. Etwas oberhalb vom Søre Grønvatnet finden wir einen perfekten Zeltplatz mit einer Aussicht zum Niederknien auf den Storbreen und die Gråhøi. Was will man nach einem solchen Tag noch mehr. Unglaublich.

Wir schlagen die Zelte auf und begeben uns an das Abendessen. Zur Feier des Tages gib es vorweg Elchsalami. Dann lassen wir den Abend gemütlich bei einem Dram Aquvit ausklingen. Perfekt, mehr fällt mir zu heute nicht ein. Einfach perfekt.

Tag 10: Montag 06.08.12

Stehen um 7:00 Uhr auf, packen und ziehen los. Es ist zwar recht frisch, aber die Sonne scheint.

In der Nähe soll es eine unverschlossene Hütte geben, die Grønbu zwischen Nordre und Sødre Grønvatnet. Dort wollen wir frühstücken. Wir laufen östlich um den südlichen See und überqueren den breiten Ablauf.

Die Hütte ist dann doch verschlossen, vielleicht weil sie gerade frisch renoviert ist. Egal, wir sitzen in der Sonne und lassen es uns gut gehen. Herrlich. Wir besprechen das weitere Vorgehen.

Nach Abwägung aller Möglichkeiten entschließen wir uns, den nördlichen Schlenker, Schlenker sein zu lassen und den direkten Weg zur Torsbu Hütte zu nehmen. Zwei Hüttentage in Torsbu und in der Veltdalshytta erscheinen uns doch recht verführerisch. Scheint auch gar nicht so weit zu sein auf der Karte und das Wetter ist perfekt. Warum nicht.

Wir wollen den Nordre Grønvatnet westlich umrunden, dann auf den Kollvatnet zuhalten und diesen Südwestlich über das große Schneefeld in Richtung Diggerkampen umrunden. Klingt wie ein Plan, also los. Wir halten auf ein Schneefeld zu. Oben auf dem Hang trohnt ein Felsen, den man scheinbar ohne weiteres hinunter schubsen könnte. Ulrich hat wohl zu viel Energie, er macht sich auf das mal auszuprobieren. Ich schüttele nur mit dem Kopf und beobachte entspannt.

Oben angekommen ist der Stein doch etwas zu groß, keine Chance. Lachend laufe ich weiter über Schneefelder um den See um Ulrich dann wieder zu treffen.

Wir laufen gemeinsam weiter und amüsieren uns köstlich über diesen Versuch. Immer weiter über Schnee. Eigentlich wollten wir direkt hoch über den Bergrücken zur Kjelkehøene laufen, aber die Schneefelder sind zu verführerisch.

Wir umrunden den Bergrücken am See und laufen dann das als Gletscher gekennzeichnete Schneefeld hoch. Spektakulär und sehr eindrucksvoll würde ich mal so sagen. Andere würden sagen: Geil!

Oben machen wir Pause, die Sonne brennt. Anschließend geht es weiter Richtung Digerkampen und Digerkampvatnet.

Wir steigen über ein Schneefeld ab, queren einen Fluss, über die Schneebrücken trauen wir uns nicht. Aber nichts desto trotz ein toller Anblick.

Dann geht es durch das Knie-Tal. Es gibt keine Fotos, es war einfach nur ein Tal randvoll mit Blockwerk. Wir brauchen eine geschlagene Stunde dafür, auf der karte mag es vielleicht ein Kilometer sein. Die Sonne brennt, mein Knie tut weh und dann noch das blöde Blockwerk. Als wir endlich am See ankommen, suchen wir Schutz im Schatten eines Felsens und machen schon wieder Pause. Ich bin total fertig und penne ne Runde.

Ein Rettungshubschrauber fliegt über uns hinweg, die müssen eine Aussicht haben und wir quälen uns hier so zu Fuß durch. Nach der Pause umrunden wir den See und laufen weiter über ein Schneefeld in Richtung Ryggjehøi.

Wir nehmen das Quertal mit viel Blockwerk, was sonst. Aber oben am See hat man dann den Blick auf ein faszinierendes großes Schneefeld. Der See leuchtet grün und blau, einfach unbeschreiblich toll. Irgendwie sind heute an jeder Ecke tolle Ausblicke. Bloß nicht weitersagen, wie schön es hier ist.

Wir schießen Fotos und gehen weiter wieder über Schnee. Oben angekommen haben wir einen Ausblick auf den Storvatnet See.

Unglaublich wie viel Eis noch auf dem See ist. Und dann erst die Schneefelder drum herum. Was soll man dazu noch sagen? Ein Traum. Was für ein Wandertag.

Wir machen uns auf den See Nordwestlich zu umrunden. Es ist allerdings schon nach halb vier. Wir checken die Karte und machen Pause, essen etwas, es wird noch ein gutes Stück zu laufen sein.

Da uns die Mücken nerven, geht es weiter. Wir laufen am Ufer des Storvatnet auf den Søre Bolla zu. Wir passieren die zwei kleinen Seen südlich über große Schneefelder.

Es zieht sich langsam. Wir gehen stracks auf die 18:00 Uhr zu und haben noch gut was vor der Brust. Es zieht sich jetzt schon länger. Beim Blick auf die Karte essen wir lieber noch ein weiteres Snickers, es sind bestimmt noch 5 oder 6 Kilometer.

Dann durchqueren wir die Spongflyi Ebene, bis wir einen Fluss überqueren müssen, den Kvibottelvi. Na toll, uns bleibt auch nichts ersparte. Es zieht sich jetzt schon eine ganze Weile. Wir laufen den Fluss hoch, auf Furten haben wir heute keinen Bock mehr. Aber auch das klappt dann schlussendlich, trockenen Fußes schaffen wir auch das.

Irgendwann, ich habe wirklich überhaupt keinen Bock mehr, sehen wir Steinmännchen und kurz darauf einige Leute beim Abendspaziergang. Na endlich, dann sind wir ja bald da.

Aber die letzten zwei, drei Kilometer geben mir dann fast denn Rest. Als wir die Hütte endlich erreichen, haben wir 27 km durch wegloses, brockiges Gelände mit viel Sonne auf dem Tacho. Es ist bald 19:30 Uhr, aber wir haben es echt geschafft. Wir stolpern in die Hütte. Ulrich holt Wasser und ich mache den Ofen an.

In der älteren Hütte sind wir alleine, in der anderen ist noch eine norwegische Familie. Wir richten uns ein und stellen ein Menü zusammen. Zuerst gibt es den Laks aus der Dose und dann noch ganz viel Nudeln für uns beide. Zum Dessert noch Dosenpfirsiche. Wow, was ein Ritt heute. Wir sind echt gut fertig.

Der Sonnenuntergang zaubert dann noch einige tolle Farben, nett hier, und der See ist echt noch voller Eis. Wir lesen noch etwas und dann geht es ab in Bett, ich denke wir können heute auch trotz des Vollmondes gut schlafen.

Tag 11: Dienstag 07.08.12 Torsbu – Veltdalshytta

Ich steh um 8:00 Uhr auf, Ulrich ist schon länger wach. Wir frühstücken sehr ausführlich, heute lassen wir uns richtig Zeit.

Dann klaren wir die Hütte auf und erst gegen 11:00 Uhr geht es los zur Veltdalshytta.

Wir laufen am See entlang bis zum Ablauf und überqueren die Sommerbrücke. Alles easy soweit. Wir blicken zurück zur Hütte und laufen leicht den Berg hoch.

Vorbei am Kupevatnet dann geht es hinab zum Fremste Veltdalsvatnet. Es geht heute entlang von zwei größeren Seen zur Hütte. Nebel zieht auf und der Weg wird rutschig. Kurz vor dem See treffen wir auf eine Gruppe Angler, aber in der Waschküche hier sieht man fast gar nichts.

Wir folgen dem Weg am Ufer und machen dann am Ende des ersten Sees Pause. Tee und Riegel machen das Wetter erträglich. Und viel Zeit, die wir heute auf dieser kurzen Etappe haben.

Entlang des Heimste Veltdalsvatnet sieht dann die Welt schon anders aus. Es müssen einige Bäche überquert werden. Dann ist die Wegführung etwas komisch. Es geht teilweise etwas steiler hoch und runter. Der Weg ist schlammig und rutschig. Auf einem nicht so kritischen Stück vollführt Ulrich eine perfekte Judorolle. Das sollte hier besser nicht so oft passieren. Der Weg führt steil etwa 20m oberhalb des Sees her, besser nicht runterfallen oder ausrutschen.

Irgendwann kommt dann auch die Hütte in Sicht. Jetzt muss teilweise auch noch etwas geklettert werden, sofern man Wandern mit Hand am Fels so bezeichnen möchte. Aber auch das lassen wir stoisch über uns ergehen und überqueren noch schnell den letzten Bach auf dem Weg zur Hütte. Wir haben viereinhalb Stunden gebraucht. Schnell wird das Zimmer bezogen und wir waschen uns und ein paar Klamotten.

Die Hütte ist echt riesig und relativ neu. Das Essenslager ist proppenvoll und bietet alles was das Herz begehrt, so etwas hab ich noch nicht gesehen.

Der Wahnsinn. Wir beschließen Pfannkuchen zu machen. Langsam füllt sich die Hütte, das Wetter draußen ist die reinste Waschküche.

Die Pfannkuchen schmecken vorzüglich. Dann geht es weiter mit Entspannung, Buch und Kartenstudium und irgendwann gibt es dann auch Abendessen. Wanderer was willst du mehr.

Der letzte Abend zusammen auf Tur, schon komisch nach den tollen letzte Tagen. Wir kommen noch mit einem Deutschlehrer ins Gespräch. Er ist schon älter und wir berichten ihm von unserer Tur. Wir unterhalten uns angeregt den ganzen Abend lang gemütlich bei einem Schluck Norwegischem Lebenswasser über alles Mögliche und viele Turen.

Tag 12: Mittwoch 08.08.12 Veltdalshytta – Billingen – Lesja – Toftemo

Irgendwie doof, heute müssen wir in Billingen den Bus um 16:00 Uhr erreichen. Willkommen zurück im Leben nach der Uhr. Egal, wir stehen um 7:00 Uhr auf. Frühstück und packen, die ewige Routine. Das Wetter ist heute besser, mal sehen, vielleicht bekommen wir ja heute mehr von der schönen Umgebung mit. Ein bisschen Respekt vor den Kletterstellen schwingt allerdings zum Start schon mit.

Aber irgendwie geht es heute besser als gestern noch gedacht. Der Weg ist bis zum Kupevatnet derselbe wie gestern. Nur mein Knie zickt ein wenig rum. Das Auf und Ab ist heute trotzdem irgendwie besser zu laufen. Warum auch immer. Die Landschaft hier ist in der Tat schön, nur die Wolken behindern die Sicht auf die Gipfel. Wir liegen gut in der Zeit und machen Pause am See. Bis hier hin eigentlich ganz relaxed.

Ab dem Kupevatnet folgen wir leicht bergan den Weg nach Billingen.

Der Blick ins Torddalen ist super, ein richtig tolle Tal. Das macht Lust auf mehr. Allerdings ist jetzt bei mir richtig Leben im Knie. Das wird nicht so spaßig den Abstieg zu bewältigen.

Wir steigen ab bis zur Tverråhytta, etwas oberhalb der Brücke über die Torda. Ulrich ist eher da, ich humple etwas hinterher. Die Hütte liegt unbeschreiblich schön auf halber Höhe im Tal, Aussichten in zwei Richtungen. Toll. Zwei Zelte stehen an der Hütte. Scheinen Leute da zu sein. Ulrich geht rein, die Hütte ist offen.

Wir wollten hier Pause machen, jetzt ist die Hütte offen und drinnen spielt eine Frau mit der Tochter Uno. Sie lassen uns in die kleine Stube. Wir quatschen, die Tochter hat heute Geburtstag. Na dann Gratulerer med dagen! Sie haben die Hütte gemietet und machen ein paar Tage Ferien. Die Männer der Familie sind zum Angeln unterwegs. Wir machen uns dann wieder auf. Es ist bald 13:30 Uhr und der Bus wartet nicht. Immer dieser Stress. Wir empfehlen uns und wünschen noch einen schönen Geburtstag.

Wir überqueren die Brücke und folgen dem Fluss. Die Aussicht macht echt Spaß, mein Knie nicht.

Da wir den Bus bekommen müssen, eilt es etwas und der Weg macht es einem manchmal nicht leicht. Es zieht sich, ist teilweise sumpfig und nimmt für mich echt kein Ende.

Gegen 15:30 Uhr ist es dann doch fast geschafft. Wir erreichen Billingen und die Grenze zum Nationalpark. Na endlich.

Ich hab mich ganz schön gequält. Leichte Zweifel kommen auf, wie das wohl noch drei Wochen mit dem Knie so klappen soll. Für Samstag hab ich mir dazu noch die Marathon Etappe von Skridulaupbu nach Slæom vorgenommen. Aber egal, heute ist heute und morgen nicht wichtig.

Wir haben es in der Zeit geschafft, was wollen wir mehr. Wir trotten runter zur Straße, packen unser Zeug buskompatibel und warten.

Wir wollen mit dem Bus nach Otta und von dort mit der Bahn über Dombås nach Lesja zurück. Soweit der Plan. Wir entern den Bus und nehmen Platz. Ich traue mich zuerst nicht die Stiefel auszuziehen, mache es dann aber doch. Meine Güte! Goretex Stiefel, Gamaschen und keine Merino Socken. Eine unglückselige Kombination und nichts für empfindliche Nasen.

Der Bus ist etwas zu früh in Otta. Macht aber gar nichts. Wir laufen direkt zum Bahnsteig und haben Glück, irgendein Zug gen Dombås steht gerade zu Abfahrt bereit. Perfekt, das spart uns 90 Minuten Warterei. Von Dombås noch kurz die Raumabahn bis Lesja genommen und wir stehen gegen 19:30 Uhr wieder am Auto. Lustig die ganzen Touristen in der Raumabahn die uns ansehen als wären wir vom Mond. Sie zeigen staunend auf die Berge von Reinheimen und wir denken nur, wenn ihr wüsstet wir schön es da oben ist.

Tatsächlich ist das Auto noch genau da wo wir es abgestellt haben. Das wäre es noch gewesen, ist es ja aber zum Glück nicht. Wir räumen unser Zeug ein und fahren Richtung Otta. Wir kaufen ein und suchen uns einen Campingplatz. Die Wahl fällt auf die Toftemo Turiststation. Ganz nett hier. Gute Duschen, wir verwandeln den Waschraum in eine Dampfsauna. So eine Dusche kann manchmal der Himmel auf Erden sein. Ich werfe meine dreckigen Sachen in die Waschmaschine und wir kochen Nudeln. Dazu ein zwei oder auch drei Biere auf die gelungene Tur. Leider fängt es irgendwann an zu regnen und wir gehen zu Sack.

Tag 13: Donnerstag 09.08.12 Toftemo – Ringebu – Sota Sæter

Der letzte Tag gemeinsam. Heute möchte Ulrich noch eine kleine Lücke in Ringebu schließen. Er möchte von Kvitfjell bis Ringebu hinunter laufen. Nur eine kleines Stück, aber auch das möchte gelaufen werden. Wir raffen unser Zeug zusammen und machen uns auf. Frühstücken wollen wir unterwegs irgendwo. Wir fahren dann bis Ringebu und frühstücken oben in Kvitfjell auf der Terrasse eines der Skihotels.

Im Winter steppt hier der Bär im Kettenhemd und jetzt im Sommer fehlen nur noch die aus Western bekannten Steppenläufer die durch die verlassenen Hotelanlagen wehen.

Ulrich läuft los und ich fahre mit dem Auto nach Ringebu hinunter um dort auf ihn zu warten. Ich streife durch die Stadt und mache mir Gedanken wo ich am nächsten Tag starten möchte. Davon wird dann auch die übrige Tagesplanung abhängen.

Als Ulrich am Bahnhof erscheint ist meine Entscheidung gefallen. Ich werde mir die Skridulaupbu –Slæom Etappe ersparen und stattdessen von Sota Sæter aus durch Breheimen bis runter zum Lustra-Fjord laufen um dann mit dem Bus hoch nach Turtagrø zu fahren. Von dort aus solles eine grobe acht durch Jotunheimen werden. Die Busverbindung finde ich im gelben Conrad-Stein-Verlag Buch Jotunheimen, dem aktuellen Fahrplan lasse ich mir im Turistbüro ausdrucken. Soweit der Plan.

Also wieder ins Auto und los. In Lom kaufe ich mir noch ein paar Merinosocken gegen die Fußstinkerei und wir kehren in der weitbekannten Bäckerei auf einen Kaffee mit Gebäck ein.

Trotz Regen eine willkommene Abwechslung und ich kann meinem Boller und Zimtschneckenfetisch frönen. Dann fahren wir weiter nach Sota Sæter.

Dort ist rein gar nichts los. Wir wollen im Schlafsaal übernachten bekommen aber ein Doppelzimmer. Wir sagen dreimal wir würden gerne den Schlafsaal nehmen, man verweist uns auf das Doppelzimmer. Okay, ein Upgrade, vielleicht weil so wenig los ist. Nun gut, wir beziehen das Zimmer und Essen draußen zu Abend, wir haben noch mehr als genug zu Essen und ein frisches Brot aus Lom dabei.

Anschließend überlege ich, was ich an Lebensmittel für den zweiten Teil der Tur mitnehmen möchte. Auch fliegen einige Sachen wie das zweite Paar Hosen, die Gamaschen oder auch die Zeltlaterne raus. Meine Güte, das wird trotzdem ganz schön viel. Bei einem Bier in der Stube beschließen wir den Tag.

Allerdings kommt uns da noch eine Idee. Ulrich fährt morgen sowieso in Gjendesheim vorbei, vielleicht kann er da für mich einen Teil der Lebensmittel deponieren, dann brauche ich nicht so viel schleppen. Ich rufe in der Hütte an. Kein Problem sagt man mir. Das hört sich gut an. Ich lasse mir noch einen großen Müllbeutel geben, darauf schreibe ich meinen Namen und meine Handynummer, dann kann Ulrich den morgen in Gjendesheim deponieren. Ein guter Einfall mit dem Depot.

Bald geht es weiter, dann werde ich Breheimen unter die Füße nehmen! Eine wunderbare Gegend, die nicht viel begangen wird und dementsprechend ruhig ist!

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