Der Abschied von Fondsbu fällt schwer, zu schön war das Treffen mit Anja und Bernd – und vom leckeren Essen hier wollen wir erst gar nicht anfangen. Ein letzter Blick zurück und dann geht es schon steil hinauf vom Gjende-See hoch zum Høystakktjernet-See.
Der Anstieg ist ganz kernig, aber gut zu gehen und das weite Hochtal belohnt uns mit wunderbaren Aussichten und einem weiten Ausblick. Ziemlich viel los hier, es ist aber auch Wochenende und wir sind in einer der beliebtesten Ecken des Nationalparks unterwegs.
Der Abstieg durch das Vestådalen hinab zum Gjende zieht sich etwas, aber wir beide kennen den Weg schon. Dafür entschädigt der Blick auf den Gjende, dessen türkises Wasser ist echt ein ganz besonderer Hingucker.
Der gefürchtete Bukkelægeret ruft
Wir machen ausgiebig Pause in Gjendebu, sind wegen dem Wetter etwas unsicher, ob wir weiter gehen sollen, es ist leichter Regen vorhergesagt und gleich steht der Bukkelægeret mit seinen 400 steilen Höhenmetern am Stück auf dem Programm.
Wir entscheiden uns fürs Weitergehen, auch wenn erste dunkle Wolken aufziehen. Erst geht es direkt am See entlang und dann mit einem Schlag steil bergan. Alter Schwede, das wird echt ne zähe Nummer!
Es wird immer steiler und dann kommen die Ketten. Oha, da ist echt der ganze Wanderer gefragt, mit dem schweren Trekking-Rucksack mitunter eine echte Herausforderung! Aber mit Geschick und Erfahrung geht es ganz gut, das Adrenalin der ausgesetzen Höhe hilft dabei natürlich auch ein wenig.
Irgendwann wird der Weg wieder zu einem Weg, es geht in steilen Serpentinen immer weiter hoch, bis man endlich den höchsten Punkt erreicht hat. Heimlich habe ich in Gjendebu eine „Gipfel-Cola“ gekauft, die ich nun aus dem Rucksack ziehe und damit Anni überrasche. Wie gut das jetzt schmeckt, genau die richtige Belohnung für einen wirklich harten Aufstieg!
Wir gehen nach einer ausgiebigen Pause noch ein Stück und schlagen dann unser Zelt auf! Was für ein Wandertag.
Das Wetter ist kurz kaputt
Heute ist es draußen eher dramatisch, die Wolken hängen tief, es ist windig und nieselt als wir uns aufmachen, den langen Bergrücken abzulaufen und nach Memurubu abzusteigen. Schon bald kommen uns die ersten Tageswanderer entgegen, sie sehen teilweise nicht besonderes begeistert aus, und wenn sie wüssten was sie beim Abstieg in diesem Wetter erwartet, dann hätten sie vielleicht auch richtige Schuhe angezogen.
Aber die Aussicht hier kurz vor dem steilen Abstieg auf den Gjende-See, den Besseggen-Grat und auf die Knutshø, die ist von hier aus wirklich fantastisch!
Der Abstieg nach Memurubu ist schnell erledigt, wir kehren kurz ein für ein Heißgetränk, aber in der Stube des Berghotels trifft uns fast der Schlag. Nichts ist zu sehen von der gemütlichen Atmosphäre der bedienten DNT-Hütten, die Fähre hat gerade eine ganze Busladung neuer Gäste gebracht, die nun abgearbeitet wird.
Wir treten wieder hinaus in das Grau um uns herum und gehen weiter. Wieder stehen einige hundert Höhenmeter auf dem Programm, wir wollen hinüber zum Russvatnet-See gehen und der Übergang ist am Anfang der gleiche Weg wie der hin zum Besseggen-Grat.
Wir kommen gut voran und verlassen dann auf dem Bergrücken den Weg zum Besseggen und steigen hinab in Richtung des Russvatnet-Sees. Der Abstieg ist nicht so lang wie der Aufstieg, der See liegt auf fast 1200 Metern. Die Wolken um uns herum hängen tief, jeden Moment scheint es anzufangen zu regnen. Wir gehen noch ein gutes Stück um den See bis kurz hinter die Sundodden-Halbinsel und schlagen dort an einem traumhaften Platz unser Zelt direkt am See auf. Es ist noch recht früh, aber umso ungemütlicher es draußen ist, desto hyggeliger ist es dann im Zelt mit einer heißen Schokolade und einem spannenden Hörbuch im muckeligen Schlafsack.
Sonne & turglede auf dem Weg zum Glittertind
Der nächste Morgen begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein, wie schnell sich das Wetter hier ändern kann! Unglaublich!
Wir legen mit Elan los und sind für unsere Verhältnisse früh dran beim Aufbruch. Der Aufstieg hinüber gen Glitterheim ist ziemlich schweißtreibend und die Wegführung etwas verwirrend, aber als wir dann oben die Aussicht genießen, ist das alles locker wieder wettgemacht!
Weiter geht es über den Hestlægerhøe-Pass nach Glitterheim. Die Hütte dort am Fuße des zweithöchsten Berges Norwegens, dem Glittertind, sieht man schon vom Pass aus, es dauert aber noch fast eine Stunde bis man dort ist.
Endlich angekommen stärken wir uns in Glitterheim mit einem warmen Mittagessen und einer langen Pause.
Am Nachmittag laufen wir dann über die Schotterpiste zur Hütte durch das Veodalen hinaus aus Jotunheimen. Die Hütte kann für Touristen nur zu Fuß oder per Fahrrad erreicht werden. Der Parkplatz für die Fahrräder und auch Autos liegt etwa 7 Kilometer entfernt, dort kann man sich auch Fahrräder ausleihen.
Weitere drei Kilometer vom Parkplatz entfernt schlagen wir unser Zelt mit Blick auf den Glittertind auf. Der Zeltplatz ist echt super, bis sich sämtliche sich im Tal befindlichen Kühe beginnen, sich für unser Zelt zu interessieren. Die ganze Herde steht plötzlich vor unserem Zelt und wir haben echt Mühe sie davon zu überzeugen, dass wir und unser Zelt nicht Teil ihrer Abend-Bespaßung sind.
Goodbye Jotunheimen!
Der nächste Tag beginnt zum Glück ohne Kühe, aber dafür mit super Ausblicken hinüber gen Rondane und einer langen Wanderung über die Schotterpiste bis hinab nach Randsverk. Dort betreibt Peter aus Dänemark einen Campingplatz, ich kenne ihn schon seit etwa 4 Jahren von einer Reisemesse in Stuttgart. Immer wieder habe ich ihn auf Messen getroffen, nun stand quasi der Gegenbesuch an. Am Nachmittag schlagen wir unser Zelt dort auf und entspannen uns von den zahlreichen Höhenmetern in Jotunheimen.
Über Seter-Straßen, die die Almen und Bauernhöfe verbinden geht es nach Vågåmo. Immer wieder türmen sich um uns herum die Wolken auf, aber zu regnen beginnt es erst so richtig, als wir dort ankommen und eine Hütte auf dem Campingplatz beziehen.
Eine Abkürzung? Die Abkürzung!
Der letzte Tag vor dem Ruhetag steht auf dem Programm und wir sind etwas nervös. Wir wollen heute bis nach Dovre bzw. Toftemo gelangen. Das wären auf der Straße über 40 Kilometer, aber Anni hat bei der Planung einen kleinen Pfad über die Berge dorthin entdeckt. Das heißt aber auch, dass wir erst einmal fast 700 Höhenmeter von Vågåmo hoch zum Jettjønne-See über einen Schotterweg zurücklegen müssen. Die Sache ist zwar nach weniger als zwei Stunden erledigt, aber ein wenig ins Schwitzen kommt man dabei schon.
Gerade als wir am See unsere verdiente Pause einlegen, bauen sich um uns herum mehr und mehr imposante Wolkenberge auf. Oha, vielleicht sollten wir mal zusehen, wieder weiter nach unten zu gelangen.
Wir laufen am See entlang bis zur Jettsætri-Alm, bis hierher gibt es einen Weg, von nun an aber im Grunde nur eine vage Vermutung wie es weiter geht. Wir folgen einfach der Stromleitung hinein ins enge Jettdalen und entdecken einen schmalen Trampelpfad. Genau so etwas hatten wir hier vermutet und nun ist es echt super gut hier zu gehen! Wir strahlen, was für eine coole Abkürzung über die Berge! Und sie funktioniert wirklich! Das hatten wir ja nun nicht wirklich bei jeder Abkürzung bisher!
Mit Ausblick über das Gudbrandsdalen hinüber nach Rondane machen wir eine Pause. Das hat ja mal super geklappt! Und die Wolken türmen sich weiter um uns herum, aber halt um uns herum, über uns scheint noch die Sonne! Und das ändert sich auch nicht, als wir erst auf eine Fahrspur für Quads und dann auf die ersten Häuser treffen.
Über den Radweg entlang der E6 gelangen wir dann zuerst nach Dovre, wo wir einkaufen und unser nächstes Versorgungspaket abholen. Mit einer eiskalten Cola stoßen wir auf die erfolgreiche Abkürzung an und gehen dann noch die zwei Kilometer nach Toftemo, wo wir heute unseren Ruhetag einlegen.
In Kooperation mit Visit Norway