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Simon

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Norge på langs im Winter ist dann, wenn du bei Mondschein dein Tagesziel erreichst. Wir sind heute bei Mondschein in Dalseter angekommen. Da heißt nicht mitten in der Nacht, sondern so kurz nach 17:00 Uhr. Um drei geht derzeit die Sonne unter und um vier scheint der Mond hell und erleuchtet den Schnee ganz wunderbar.

Der Anstieg hier hoch fühlte sich an wie der Mount Everest, nach gut 20 km bei wunderbarstem Winterwettter und viel Rückenwind ging es noch eine ganze Weile steil im Mondschein mit Stirnlampe den Berg hinauf. Die eiskalte Cola direkt an der Rezeption war unglaublich, etwas Besseres kann man sich in solchen Momenten nicht vorstellen. Die Aussicht von hier oben soll ganz fantastisch sein, die gibt’s dann aber erst morgen früh wieder.
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Die Tage bisher liefen wie geplant, die Verhältnisse sind bisweilen aber schon eine Herausforderung. Kurz nach dem Start in Beitostølen ging es Richtung Bygdin und dem gleichnamigen Hotel.
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Der See war nicht ansatzweise zugefroren und wir mussten die Pulkaschlitten sogar kurz über den blanken Asphalt tragen. Den Silvesterabend verbrachten wir im Zelt mit Blick auf das Bitihorn in der Nähe des Vinstre Sees. Wir waren aber zu müde zum Wachbleiben und haben uns an nächsten Morgen zum neuen Jahr gratuliert. Euch allen wünschen wir ein frohes neues Jahr! God nytår fra Norge 🙂
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Den nächsten Tag blies uns der Wind über den teils vereisten Jotunheimsvegen. Wir kamen gut voran, nur kurz vor der DNT Hütte Oskampen haben wir uns dann entschlossen das Zelt aufzuschlagen. Es wurde schon dunkel und der Wind nahm sehr deutlich zu. So haben wir dann unser Zelt aufgeschlagen und dabei gleich geübt, wie das im Sturm und im Schein der Stirnlampe läuft. Hat gut funktioniert und heute morgen haben wir unser schönes Zelt dann wieder ausgebuddelt – es stand wie eine eins!

Die Temperaturen allerdings sind nicht wirklich kalt, immer so um den Gefrierpunkt. Das macht uns das Leben dann schon ordentlich schwer, alles wird feucht und klamm, das Zelt wird so rasch zu einer Tropfsteinhöhle. Umso froher sind wir nun über den Trockenenraum hier.

Besonders schön war heute dann noch die Begegnung mit Cory und Marc, die gerade dabei waren ihre Wintertour zu beenden. Zusammen sind wir eine ganze Weile gelaufen und haben uns beim Spuren abgewechselt und total nett unterhalten. God tur euch beiden Heim nach Deutschland.
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Nun sitzen wir hier in Dalseter, haben geduscht und gegessen und genießen die Wärme. Der Muskelkater ist nicht zu verachten, aber das ist ganz normal und wir werden mit der Zeit immer besser in Form kommen.

Ganz besonders bedanken wollen wir uns bei allen, die unsere Reise verfolgen, uns so viele Nachrichten und Kommentare schicken. Wir freuen uns unglaublich über jede einzelne Nachricht und jeden Kommentar. Bitte habt ein wenig Nachsicht, wenn wir nicht alles sofort beantworten können. Ansonsten macht weiter so, es ist so toll das alles zu lesen! God tur videre!

Endlich geht’s los! Bis zum Schluss haben wir überlegt, was noch mit und noch erledigt werden muss. Das Auto ist randvoll mit Ausrüstung und Verpflegung, es hätte nicht ein Karton oder ein Rucksack mehr sein dürfen.
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Und auch das Wetter spielt blendend mit, auf dem Weg gen Norden herrscht strahlender Sonnenschein. Weder Schnee noch Glatteis wie im Süden Deutschlands behindern das Vorankommen. Für den Notfall oder Superstau hätten wir allerdings Lebensmittel für über 75 Tage und warme Klamotten für 30 Grad Minus im Wagen gehabt, Sicherheit geht schließlich vor 😉
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Die Fähre in Kiel erreichen wir pünktlich nach einer sehr entspannen Autofahrt. Der Check-In ist schnell erledigt, die wenigsten Passagiere nutzen das Schiff zu dieser Jahreszeit als Autofähre, es ist eher ein Kreuzfahrtschiff mit Autodeck. Die gemütliche Kabine bietet mit ihrem großen Bullauge einen wunderbaren Blick auf die Kielerförde. Wir gehen auf das Sonnendeck und genießen das Ablegemanöver bei bestem Wetter, blauer Himmel und Sonnenschein verabschieden uns gen Norden. Der Sonnenuntergang bietet hoffentlich einen ersten Vorgeschmack auf das, was uns in der nächsten Zeit erwartet. Bei Sauna, einem Dosenbier und dem letzten „Tatort“ für längere Zeit beschließen wir den ersten Tag der sehr entspannten Anreise.
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Der Morgen beginnt mit Dunkelheit vor dem Bullauge, man merkt deutlich, dass wir uns bereits ein gutes Stück weiter im Norden befinden. Nach dem Frühstück genießen wir die Einfahrt in den Oslofjord, der noch in der Dämmerung vor uns liegt. Ein Weichzeichner aus Schnee und Morgennebel hat sich über die Landschaft gelegt.
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Wir verlassen das Schiff und tauchen ein in den morgendlichen Trubel Oslos. Wir statten dem DNT in der Storgata einen kurzen Besuch ab und treffen prompt auf Ida, die dort arbeitet und vor zwei Jahren NPL im Winter gegangen ist.
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Anschließend fahren wir mit dem Auto durch das winterliche und heute leider ziemlich graue Norwegen nach Hokksund in die Zentrale von Bergans of Norway, wo uns Christoph, der uns dort hilft und betreut, schon erwartet. Bei Bergans im Lager warten schon einige Kartons mit über 200 Fertiggerichten darauf, in unsere Pakete mit den Lebensmittel für die einzelnen Depots zu wandern. Das Verpacken und Verteilen dauert eine ganze Weile, aber wir sind ja gut vorbereitet.
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Jetzt warten die Pakete im Lager darauf, dass diese uns dann netterweise von Zeit zu Zeit zugesandt werden. Nun sitzen wir im Hotelzimmer in Hønefoss und morgen früh geht es dann weiter nach Fagernes, wo wir die letzten Besorgungen erledigen und unsere Ausrüstung vorbereiten werden.

Seit Freitag haben wir nun frei und es geht in die letzten Tage vor der Tour. Daheim stapeln sich unglaubliche Mengen an Lebensmitteln und Ausrüstung, die es nun aufzuteilen und vorzubereiten gilt. Gestern haben wir schon den ganzen Tag damit verbracht und es wird noch bis Weihnachten dauern, bis alles komplett verpackt und fertig für den Start ist.

Das Essen für NPL 2015
Packen für die große Tour

Die letzten Wochen waren zudem ganz schön turbulent, viele Dinge mussten noch besorgt und erledigt werden. Dabei kreisten unsere Gedanken immer wieder um den Winter in Norwegen, der sich, wie auch in den Alpen, stellenweise viel Zeit lässt. Gerade im Süden Norwegens, der für uns eigentlich zu Beginn auf dem Programm stünde und mit der Setesdalsheiane und der Hardangervidda gleich zwei anspruchsvolle Herausforderungen für uns bereit hält, kommt der Winter erst langsam in die Gänge. Schnee liegt mittlerweile reichlich, aber die größte Gefahr lauert darunter.

Winter in Gjendesheim
So sollten die Seen im Winter aussehen

Die Winterrouten, die der norwegische Wanderverband DNT ausweist, führen eigentlich immer direkt über viele Seen und Flüsse. Das ist recht praktisch, man gelangt so schnell voran und muss nicht um diese Hindernisse herum laufen. Gerade bei den großen Seen ist das einfach bequem. Wenn man sich den großen Gjende See zum Beispiel anschaut, so gleitet man im Winter einfach über den beinahe 20 Kilometer langen See hinweg. Und die Sommerrouten mit Ski und Pulka zu bewältigen, das schaffen nicht einmal die Norweger. Den Bessegen zum Beispiel mit Ski und Pulka zu erklimmen, stellen wir uns eher schwierig wenn nicht gar unmöglich vor.

Mit der Pulka gilt es die Route so ökonomisch wie möglich durch die Tallagen zu legen, so dass man große Anstiege am besten umgeht oder vermeidet. Wer möchte schon eine 40 Kilogramm schwere Pulka über Hunderte von Höhenmeter und steile Hänge hinauf wuchten?

Die Eisvorhersage

Wenn man sich nun aber einmal die Eisvorhersage oder die Webcam der DNT Hytte in Gjendesheim anschaut, dann treibt uns das bereits seit geraumer Zeit einige Schweißperlen auf die Stirn. Die Flüsse, Bäche und Seen im Süden liegen größtenteils noch offen oder bieten noch keine sicheren Eisverhältnisse. Es ist eher eine Art Lotterie, ob die kleineren Gewässer schon mit tragfähigem Eis bedeckt sind, von den großen Seen wollen wir gar nicht erst sprechen.

Der Gjende
So sieht der Gjende derzeit aus © Webcam Gjendesheim

Die Verhältnisse werden erst ganz, ganz langsam besser und vor allem sicherer. Selbst tiefe Temperaturen im zweistelligen Minusbereich über eine längere Periode, die die Eisbildung rascher vorantreiben würden, sind nicht in Sicht. Und nun stellt man sich einmal vor, man steht auf einem See, der vielleicht einen Kilometer groß ist, man ist mit Karabinerhaken an einen schweren Pulkaschlitten gekoppelt, trägt einen großen Rucksack auf dem Rücken, Stöcke an den Händen und Ski an den Füßen, die über eine Bindung gesichert sind, die nur mit einem kräftigen Riegel per Hand geöffnet werden kann – und dann beginnt es um einen herum zu knacken…

Da Glücksspiel und russisches Roulette nicht unbedingt die Beschäftigungen sind, mit denen wir unsere Freizeit verbringen, werden wir auf Nummer sicher gehen. Wir scheuen das große Risiko und wollen auch gerne heile wieder nach Hause kommen. Die Tour soll vor allem Spaß machen und nicht aufgrund unkalkulierbarer Risiken in einem Fiasko enden.

Von daher haben wir schon vor einiger Zeit begonnen, einen Plan B oder mittlerweile sogar Plan C vorzubereiten. Da unsere Tour an ein fixes Zeitfenster gebunden ist, können wir den Start nicht einfach um ein paar Wochen verschieben, so wie es schon einige andere Winter NPLer gemacht haben.

Der Plan C

Wir haben uns daher dazu entschlossen, die Tour ab dem Punkt zu beginnen, von dem wir ausgehen, dass die Eisverhältnisse sicher sind. Mit heißer Nadel haben wir nun unseren Plan umgestrickt, die Logistik umgeplant und mit Hilfe von Julia, die mir auf der letzten Tour die Versorgungspakete zugeschickt hat, einen neuen Dauer-Parkplatz für unser Auto gefunden.

Der neue Plan sieht vor, mit dem Auto bis nach Fagernes in Valdres zu fahren, es dort abzustellen und dann mit dem Bus nach Beitostølen zu gelangen, wo wir am 31. Dezember starten werden. Sind wir am Ziel im Norden angelangt, werden wir nach Beitostølen zurückkehren und von dort aus unsere Reise südwärts fortsetzen.

Beitostolen
Der neue Startpunkt © ut.no/kart

Für uns ist das der einzige praktikable Weg, ohne die Tour zu verschieben oder über einige hundert Kilometer die winterlichen Hauptstraßen ohne Pulka nur mit einem Trekkingrucksack entlang zu laufen. Auf den langen Fernwanderwegen in Nordamerika ist diese Vorgehensweise der Aufteilung zum Beispiel ganz normal, da wird häufig so vorgegangen, um das Wetter innerhalb einer Saison optimal auszunutzen.

Unser Motto: Det ordner seg!

Wie dem auch sei, es zeigt sich, dass in der Natur nie alles nach Fahrplan läuft. Man kann ein halbes Jahr lang planen und dann kommt es doch ganz anders. Wenn man draußen unterwegs sein möchte, muss man sich der Natur anpassen und nicht umgekehrt. Man kann nicht einfach versuchen seinen Plan durchzuboxen, das endet schnell im Unglück.

Schnell einen Plan B, C oder D zu entwickeln ist genau nach unserem Geschmack und eine unserer großen Stärken. Wir wollen Spaß mit der Natur haben und nicht die Natur bezwingen. Unsere Herausforderung besteht darin, die Verhältnisse anzunehmen und mit Flexibilität und Einfallsreichtum eine möglichst schöne Norge på langs Tour zu haben. Und das bekommen wir auf alle Fälle hin!

Gleich morgen geht es weiter mit den Vorbereitungen, wir müssen die Ausrüstung und Bekleidung auswählen und bereit für die Tour machen. Was brauchen wir wirklich? Was kann hier bleiben? Was dürfen wir auf gar keinen Fall vergessen? Es bleibt spannend und bevor wir uns unter dem Weihnachtsbaum erholen können, gilt es noch eine ganze Reihe von Dingen zu erledigen!

#NPL2014

Es geht wieder los nach Norden! Ich sage nur: Norge på langs im Winter!

Wann geht es bei dir wieder los? Wie hältst du es nach so einer Tour wieder daheim aus? Diese Fragen habe ich im letzten Jahr wirklich unzählige Male gehört. Lange Zeit wusste ich es selber nicht, viele spannende und neue Dinge hatten Vorrang und mussten erledigt werden, das Fernweh wuchs von Tag zu Tag und war kaum auszuhalten.

Ständig war ich in Gedanken im letzten Jahr und bin unzählige Male erneut durch Norwegen gewandert. Nun aber hat sich vieles geregelt – det ordner seg! – und es gibt diese unglaublich tolle Neuigkeit zu verkünden!

Aber erst einmal der Reihe nach. Es ist viel passiert seitdem ich im Oktober 2013 am Nordkap stand und von meiner Wanderung zurück in die Heimat kam. Die größte Veränderung war der beruflich bedingte Umzug ins schöne Schwabenland. Genauer gesagt nach Tübingen hat es mich seit dem Mai verschlagen. Nach etwas mehr als einem halben Jahr mit dem Blick auf den Albtrauf kann ich sagen – es ist wirklich schön hier!

Zwar verstehe ich besser Norwegisch als Schwäbisch, aber das kommt irgendwann auch noch. Der Einfluss der ganzen fleißigen Studenten um mich herum blieb zudem nicht ohne Folgen, seit Juli diesen Jahres verbringe ich den größten Teil meiner Freizeit am Schreibtisch. Warum? Nun es gibt halt viel zu planen und viel aufzuschreiben!

Norge på langs 2015

Der Anruf, der alles ins Rollen brachte, kam im Juli 2014. Mein Kumpel Ulrich war am Telefon und fragte mich ohne Vorwarnung: „Wie sieht’s aus? Sollen wir gemeinsam im nächsten Winter Norge på langs auf Ski laufen?“

Mir verschlug es die Sprache. Aus heiterem Himmel traf mich der Fernweh-Blitz, ich musste mich erstmal hinsetzen und meine Gedanken sortieren. Natürlich wollte ich mit, gemeinsam Norge på langs im Winter anzugehen wäre ein Traum, schließlich war er es, der mir vor einigen Jahren den Norge  langs Floh ins Ohr gesetzt hatte!

Rondane Wintertour 2014 © Martin Hülle
Rondane Wintertour 2014 © Martin Hülle

Per Zufall lernten wir uns irgendwann über den Stammtisch von Outdoorseiten.net kennen. Schnell war klar, dass wir beide dem Norwegen-Virus verfallen sind. Das ist nun mittlerweile auch schon einige Jahre her, und seitdem waren wir ein paar Mal gemeinsam auf Tour.

Zudem fährt Ulrich Jahr für Jahr nach Norwegen, um seinen ganz persönlichen Norge på langs Traum in die Tat umzusetzen. Vom Ruhrgebiet zum Nordkap, das hat er sich vorgenommen. Und Ulrich ist in der ganzen Zeit schon ziemlich weit gekommen, die gesamte Strecke vom Ruhrgebiet bis nach Meråker hat er mittlerweile komplett: Immer in Etappen, mal mit den Kindern und der Familie gemeinsam, mal alleine im Winter und im Sommer und ein paar Mal auch schon mit mir als Bremsklotz am Bein.

Nun aber wollen wir es gemeinsam an einem Stück versuchen – Norge på langs im Winter!

So eine Reise stellt etwas mit einem an

Schon vor meiner Wanderung im letzten Jahr saßen wir oft zusammen und haben uns über Norge på langs unterhalten. Was es alles zu beachten gibt, wie man die Sache am besten anginge und mit wem zusammen man solch ein Projekt machen würde. Und immer wieder habe ich Ulrich dann nach der Tour davon erzählt, wie wundervoll meine Reise im vergangenen Jahr war und was sie mit mir angestellt hat.

Persönlich davon zu erzählen ist da eine ganz besondere Geschichte, man kann dem Gegenüber so unmittelbar vermitteln, was die Wanderung in mir ausgelöst hat und welch großes Fernweh sie in mir entfacht hat.

Winterglede! © Ulrich Meyer
Winterglede! © Ulrich Meyer

Immer wieder merke ich, dass wenn mich jemand nach meiner Tour fragt, ich direkt ins Plaudern komme. Sofort tauche ich wieder in die Tour ein und es bereitet mir unglaublich viel Freude, zu erzählen und anderen zu berichten, was eine solche Reise mit einem persönlich macht. Die Rückmeldungen, die ich in solchen Gesprächen oder auch immer mal wieder per E-Mail bekomme, bestärken mich darin.

Und auch das, was andere auf solchen Reisen erlebt haben, bestätigt meine eigenen Empfindungen: So eine Reise stellt etwas mit einem an und ist einfach etwas ganz Besonderes! Man entwickelt eine unglaubliche Sehnsucht danach, wieder unterwegs zu sein!

Wir gehen es gemeinsam an!

Mir war immer klar, würde ich jemals Norge på langs im Winter mit Ski und Pulkaschlitten laufen, dann nur mit jemandem zusammen. Der Winter ist eine ganz andere Sache als der Sommer, es gibt sehr viel mehr Risiken und Gefahren auf die man sich einlässt. Mal eben das Zelt zu verlieren ist da zum Beispiel definitiv nicht drin.

Und auch die Wahl des richtigen Reisepartners sollte mit Bedacht getroffen werden, man hockt schließlich über Monate beinahe jede Minute aufeinander. Von daher will solch eine Wanderung gut geplant und vorbereitet sein.

Gemeinsam unterwegs in Reinheimen 2012
Gemeinsam unterwegs in Reinheimen 2012

Seit Juli bereiten wir uns nun gemeinsam auf die Tour vor, uns wird ein unglaublich großes Abenteuer erwarten. Viele erfahrene Freunde haben uns bei der Planung geholfen, uns mit Rat und Tat unterstützt und mit Engelsgeduld all unsere Fragen beantwortet.

Es ist schön zu sehen, wie so eine lange Tour sofort auch das Fernwehfeuer in Gleichgesinnten entfacht.

Wir werden am 28. Dezember nach Norden aufbrechen, um per Fähre nach Norwegen zu gelangen. Spätestens an Neujahr wollen wir starten und uns der Herausforderung Norge på langs im Winter stellen. Bis Ostern werden wir Zeit für unsere gemeinsame Wanderung haben, mehr lassen die Arbeit und die Familie daheim nicht zu.

Viele Hindernisse warten darauf, von uns bewältigt zu werden. Angefangen vom Tiefschnee im ungespurten und unmarkierten Fjell über Kälte bis hin zu sehr kurzen Tagen mit wenig Licht und langen Laufstrecken. Die Anstrengung wird uns ganz sicher an die eigenen Grenzen führen.

Eine riesige Herausforderung wartet also auf uns, der wir uns aber nur allzu gerne stellen wollen! Wir nehmen das Abenteuer mit Freude an, wissen wir doch, wie reich die Belohnung sein wird. Ganz egal was uns auch erwartet und was passieren wird, es gibt für uns nichts Schöneres als den Gedanken daran, endlich wieder den Schreibtischstuhl gegen ewig müffelnde Klamotten, verfrorene Finger und eine ständig laufende Nase einzutauschen.

Wer soll das bloß alles essen?

Endlich wieder jeden Tag so viel Schokolade und Schokoriegel, wie man nur essen kann; ohne Ende Müsli und fiesen Früchtetee, fürchterlichen Instantkaffee und ewiger Appetit auf alles Mögliche, die Vorfreude darauf ist unglaublich!

Daheim stapeln sich schon unfassbar große Mengen Lebensmittel: Hunderte von Schokoriegel warten ebenso wie kiloweise Müsli und Nüsse darauf, von uns in den nächsten Monaten verputzt zu werden. Mit den ganzen Lebensmitteln könnte man wohl einen kleinen Kiosk eine Woche lang mit Leckereien, Müsli und Fertigessen bestücken.

Kein Wunder, bei einem angenommen Bedarf von etwa 5000 kcal pro Tag und Wanderer kommt einiges zusammen. Eine Tafel Schokolade von 100 g hat zum Beispiel 500 kcal, man kann sich also leicht ausrechnen, was es heißt, über einige Monate jeden Tag umgerechnet zehn Tafeln zu verdrücken.

Eine herrliche Diät, die Kassiererin im Supermarkt hat jedenfalls beim Einkauf Bauklötze gestaunt und war auch um den passenden Spruch nicht verlegen: „Diese Diät würde ich auch gerne mal ausprobieren!“

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So sieht’s aus! © Ulrich Meyer

Nur noch Wochen statt Monate

Nun also ist es bald wirklich soweit, es sind nicht mehr Monate sondern nur noch Wochen bevor es losgeht!

Vom Schreibtisch aus wieder hinaus in die unglaubliche Natur des Nordens, die darauf wartet von uns mit Ski und Pulkaschlitten erkundet und durchwandert zu werden.

Die Planungen sind so gut wie abgeschlossen, fast alles ist geregelt, geplant und organisiert. Nun können wir nur noch mit bangem Blick täglich das Wetter und die Schneehöhen prüfen, und dem Winter die Daumen drücken, dass er sich besonders im Süden Norwegens etwas mehr als bisher ins Zeug legt!

Voller Vorfreude schauen wir nun auf die besinnliche Adventszeit, die uns das Warten auf den Start etwas leichter machen wird.

Noch einmal Energie auf dem Weihnachtsmarkt tanken und sich dem verrückten Vorweihnachtsstress hingeben, um dann direkt nach Weihnachten auf eine lange und tolle Zeit voller wundervollem Friluftsliv in einer herrlich ruhigen Natur zu blicken, die schon bald vor uns liegen wird!

Genau so, wie wir es uns schon lange erträumt haben! Mit reichlich Spaß, großer Freude und vielen tollen Erlebnissen – einfach Friluftsliv und Turglede par excellence halt!

Denn der Spaß unterwegs zu sein wird bei uns trotz aller Herausforderungen und Anstrengungen stets im Vordergrund stehen!

Was gibt es schon Schöneres, als draußen unterwegs zu sein und seinen Träumen zu folgen?

Das macht dein Leben reicher als alles Geld, dass du jemals verdienen kannst! Genau vor einem Jahr war es, als mir Bente, eine Freundin, diesen Satz schrieb. Denn heute auf den Tag genau vor einem Jahr habe ich tatsächlich das Nordkap erreicht! Zu Fuß nach einer Wanderung durch ganz Norwegen. Verrückt!

Unendlich viele Kilometer voller Zweifel, Mühen und Widrigkeiten aber noch mehr toller Begegnungen, Erlebnissen und unfassbarer Natur in all ihren wunderbaren Facetten lagen in diesem Moment hinter mir. Voller Stolz stand ich am Nordkap, unfähig einzuordnen und zu glauben, was ich da geschafft habe!

Endlich am Ziel?!?
Endlich am Ziel?!? ©Matthias Friedrich

Genau so geht es mir bis heute. Immer noch kann ich es kaum fassen, habe es bis dato noch nicht im Ansatz verarbeitet. Es vergeht kein Tag, kaum eine Stunde an dem ich nicht an die Tour denke. An die Momente, Gefühle und Empfindungen die mich während der Wanderung begleitet haben.

Im Supermarkt stehe ich vor einem Regal voll mit Ritter Sport Tafeln und ich kann mich beinahe sofort an jeden einzelnen Moment erinnern, an denen ich unzählige von ihnen verputzt habe. Ein Lächeln huscht dann über mein Gesicht!

Bei fast jedem Bild, das ich vom Fjell in Norwegen sehe, egal wo, kann ich oft direkt wie aus der Pistole geschossen sagen, wo das Bild aufgenommen wurde, unweigerlich bekomme ich dann sofort eine Gänsehaut!

Vor einigen Tage brachte mir meine liebe Kollegin Antje einen kleinen Kvikk Lunsj Schoko-Riegel aus Norwegen mit, ich habe den Riegel hin und her gedreht, habe mit kindlicher Freude vorsichtig darüber gestrichen und war wieder mitten drin auf meiner Tour in Norwegen!

Es hat eine Weile gedauert, bis ich den Riegel gegessen habe – bei jedem kleine Bissen hat er nach Norwegen, Freiheit und Fernweh geschmeckt! Es lässt mich einfach nicht los, ich bin immer noch unterwegs!

Hat mich diese Reise wirklich reicher gemacht?

Auf diese Frage kann ich nur aus voller Überzeugung entgegnen: JA! Das hat sie! Und wie!

Diesen Traum zu leben und in die Tat umzusetzen hat mein Leben nicht nur reicher gemacht, es hat alles verändert.

Und ich denke da nicht unbedingt an die schönen Zeitungsartikel oder coolen Berichte, die bislang über meine Tour erschienen sind oder an die vielen neuen Begegnungen und spannenden Kontakte zu so vielen tollen Menschen, die ich seitdem kennenlernen durfte.

Dafür bin ich unendlich dankbar, auch für all die neuen Möglichkeiten und die offenen Türen, die sich dadurch ergeben haben! Das alles ist die Kirsche auf der Schlagsahne der Traum-Torte!

Schutzengel
Danke Bente für den Schutzengel – es ist alles genau so eingetroffen: Mögest du das Ziel deiner Reise nicht aus den Augen verlieren und mögest du gesund und froh von deiner Reise zurückkehren!

Aber das, was die Tour wirklich so besonders wertvoll für mich gemacht hat, ist nicht in irgendeiner materiellen Form aufzuwiegen! Es ist die Tatsache, dass sie mich um einige ganz wichtige Erfahrungen reicher gemacht hat, allen voran, dass man seine Träume wirklich leben kann!

Träume leben ist so abgedroschen und wurde schon so oft in allermöglichen Zusammenhängen benutzt, aber es stimmt einfach: Es muss und darf einfach nicht immer nur beim Träumen bleiben!

Egal wann, es ist nie zu spät und ganz besonders auch nie früh genug dazu, seine Träume zu leben! Die Erfahrung, dass man das schaffen kann, wenn man nur will und daran glaubt, war mir in dieser Form vorher nicht so bewusst!

Frust
Auch Frust gehört dazu!

Das Gefühl, sich für seinen Traum durchzubeißen, sich zu quälen um am Ende zum Ziel zu gelangen, ist schlicht unbezahlbar. Das man sich auf sich selbst immer zu hundert Prozent verlassen kann ist einfach mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen.

Und ganz besonders toll ist die Erfahrung, dass man sich nicht einfach in das nächste Fachgeschäft für „Träume leben“ stellen kann, mit einem Bündel Geld oder der Kreditkarte wedelt und sich das alles auf dem Silbertablett präsentiert kaufen kann. Es geht nicht, es gibt diese Möglichkeit für kein Geld der Welt zu kaufen. Nirgends und wenn doch, dann nur scheinbar!

Es gibt kein Super-Sonder-Angebots-Geschäft für Träume und auch keine ultimative Anleitung zum Glücklich sein, empfohlen von glücklichen Träumern! Das muss man selbst spüren und erfahren, jeder Traumist anders!

Manchmal dauert es etwas länger, bis man zu Erkenntnissen dieser Art gelangt. Aber dies sind meine ganz persönlichen Schlüsse, die mein Leben nun aber um so viel mehr reicher machen!

Herbst
Mehr benötigt man manchmal gar nicht!

Jedem, mit dem ich darüber gesprochen habe, jedem der mir geschrieben hat oder sich bei mir in irgendeiner Form gemeldet hat, dem habe ich dasselbe gesagt und dazu ermutigt: Geh raus, trau dich, mach es, habe den Mut! Wenn du einen Traum hast, versuche ihn zu leben! Warte nicht zu lange darauf, dass der Traum zu dir kommt, dich aus deinem Trott herausholt!

Vielleicht ist es irgendwann zu spät, dein Traum kann vielleicht dein ganzes Leben ändern, und diese Möglichkeit sollte keiner einfach so verstreichen lassen. Und wenn er nicht dein Leben verändert, du wirst dennoch um so viele Erfahrungen reicher werden! Und die werden dich für immer beeinflussen!

Ganz sicher wird es auch negative Erfahrungen und Frust geben, aber ganz sicher werden am Ende auch die positiven Erfahrungen um ein Vielfaches überwiegen! Es wird sich auf alle Fälle lohnen, dafür zu kämpfen und deine Träume zu leben – dein Leben wird dadurch tatsächlich um so viel mehr reicher werden!

Vielen, vielen Dank an alle die mich vor, während und nach der Wanderung unterstützt und motiviert haben! Vielen Dank an alle, die an mich und meinen Traum geglaubt haben, ich bin euch allen unendlich dankbar!

Wandern in Norwegen macht bekanntlich riesig viel Spaß, aber was gilt es zu beachten? Wie plane ich meine Tour richtig? Oft erreichen mich Nachrichten zu diesem Thema.

Einige generelle Dinge habe ich daher mal zusammengefasst. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer man sich teilweise tut, an die entsprechenden Infos zu gelangen. Oft gibt es Internetseiten, die man per Zufall entdeckt und einem die Planung sehr erleichtern.

Wenn man sie aber nicht kennt und sich einen Wolf googelt, kann das schnell nervig sein. Mit Grausen denke ich daran, wie ich meine erste Wandertour in Norwegen geplant habe. Ziemlich verunsichert und mit vielen Fragen stand ich da, zum Glück gibt es das Internetforum outdoorseiten.net, das mir damals wie heute viele Informationen bietet.

Falls ich dort nicht genug Informationen bekomme, dann melde ich mich einfach an und stelle meine Frage. Mit Sicherheit gibt es dort jemanden, der einem gerne weiterhilft oder einem sagt, wo man die entsprechende Information bekommt. Vom Polarabenteurer über Trekkingprofis bis hin zu fundierten Norwegen-Kennern findet ihr dort alle möglichen Leute, die oft und gerne draußen unterwegs sind 😉

Alle Links und Informationen zum Thema Wandern in Norwegen, die mir bekannt sind, findet ihr ab sofort hier. Sofern ich etwas Neues herausfinde oder erfahre, werde ich die Seite aktualisieren. Falls ihr weitere Fragen oder Tipps habt, sagt mir einfach Bescheid, ich werde sie gerne versuchen zu beantworten und Tipps gerne ergänzen! God tur!win_bild11

 

Was für tolle Neuigkeiten! Hanwag hat mich gefragt, ob ich in ihrem ProTeam dabei sein mag! Zwischen all den bekannten Gesichtern!

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© Peter Wilson / Hanwag

Mein Gesichtsausdruck, als sie mich fragten, schwankte zwischen Fassungslosigkeit und totalem Stolz. Eine tolle Anerkennung für die tolle Wanderung. Aber ich war doch gefühlt bloß ein bisschen wandern und hab Schuhe von euch getragen. Na gut, dass bisschen wandern sollte ich langsam einmal streichen. Jaja, ich weiß, es war etwas mehr als nur bisschen wandern 😉

Es freut mich sehr, in Zukunft mit Hanwag zusammen zu arbeiten, über Touren und Schuhe zu reden und vielleicht das ein oder andere neue Abenteuer gemeinsam auszuhecken. Ich bin sehr gespannt und freu mich darauf wie Bolle!

 

Der Kontakt zu Basti und Chris von Hanwag kam erst während der Tour zustande und umso mehr freute ich mich, als ich vor kurzem einmal bei Hanwag zu Gast sein durfte und wir uns persönlich kennen lernten. Auch wollte ich persönlich Danke dafür sagen, dass sie mir unterwegs so unbürokratisch geholfen haben. Ich trage den Alaska-Schuh schon lange. Lange schon vor der NPL Tour. Er ist für mich der Wanderschuh und war erste Wahl, als es darum ging, welche Schuhe ich auf der Wanderung tragen wollte.

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© Peter Wilson / Hanwag

Es war toll bei meinem Besuch einmal hinter die Kulissen der Produktion in Vierkirchen zu schauen. Wie viel Handarbeit doch in den Schuhen steckt, davon hatte ich echt keinen blassen Schimmer. Ehrliche Handarbeit und viel Leidenschaft für die Schuhe konnte ich dabei bestaunen. Einmal mit eigenen Augen sehen, wo die Schuhe herkommen, die mich so weit durch Norwegen gebracht haben!

Wir unterhielten uns bei dem Besuch lange und ihnen gefiel meine Wanderung und die Art und Weise, wie ich durch Norwegen gelaufen war, unheimlich gut. Es sollte einen großen Artikel in der hauseigenen Bergpost über meine Wanderung geben. So cool und einfach unglaublich.

Also erzählte ich meine Geschichte, von Anfang bis Ende. In allen Einzelheiten. Danke Chris, dass du dir so viel Zeit genommen hast, einen wirklich tollen Artikel zu schreiben. Ich freue mich sehr, die Norge på langs Reise so toll beschrieben zu wissen. Wer mag, kann sich die gedruckte Variante im Wanderschuhgeschäft des Vertrauens besorgen. Der Artikel gefällt mir so gut und bringt das inoffizielle NPL-Motto richtig raus, aber lest selbst: „Det ordner seg!“

 

 

Bergpost

Und hier geht es zur Version auf Englisch

Nicht viel los gerade hier im Blog. Leider. Zelten war ich das letzte Mal auf der Outdoor – Messe in Friedrichshafen und das Draußensein beschränkt sich derzeit auf die abendliche Joggingrunde oder den Weg mit dem Fahrrad zur Arbeit. Der Schreibtisch ist derzeit mein Fenster nach draußen.

Vor ein paar Tagen laß ich dabei einen Tweet von Johanna. Sie war auf einer großen Reise in Grönland und bekam zu Hause scheinbar so richtig Fernweh. Irgendwie kommt mir das bekannt vor. Und es will irgendwie nicht weggehen, dieses Fernweh.

Es ist wie das Gefühl, verliebt zu sein. Man hat sich so richtig in das unterwegs sein und die Ferne verliebt. Man sitzt zu Hause im Alltag und kann nur daran denken, wie es jetzt wäre, wieder unterwegs zu sein.

Oft werde ich mit Fragen zur Tour gelöchert, lese über meine Wanderung oder Berichte darüber. Jedes Mal werde ich dabei wieder in der Zeit zurück geschickt. Finde mich wieder, in Jotunheimen, Sylan, auf dem Kungsleden, in Alta oder am Nordkap.

Mit jedem Foto kommen die dazugehörigen Empfindungen sofort wieder hoch. Mit jedem Foto in Reiseberichten, auf facebook oder in Zeitschriften, egal ob von mir oder anderen, übermannt mich das Gefühl, wie es dort war. Echt krass. Und in 140 Tagen auf Wanderung gab es ziemlich viele Gefühle und Erlebnisse, die mir nachhaltig in Erinnerung sind.

kjoslo

Derzeit sitze ich viel am Schreibtisch. Auf der Arbeit, zu Hause. Schreibe E-Mails, plane neue Abenteuer und versuche das große vergangene Abenteuer in irgendeiner Form auch nur ansatzweise zu verarbeiten. Versuche ständig, das Unterwegssein in Gedanken zu verdrängen. Aber überall werde ich daran erinnert. Es bleibt kaum Zeit, die 140 Tage im letzten Jahr so richtig zu begreifen. Zu viel ist seit der Rückkehr passiert.

Als ich im letzten Jahr in Padjelanta unterwegs war, traf ich einen jungen Deutschen, der mich fragte: „Wie willst du all die Eindrücke und Erlebnisse überhaupt verarbeiten? Ich bin jetzt drei Wochen unterwegs und bekomme das kaum hin!“ Nach kurzem Nachdenken antwortete ich, dass ich ehrlicherweise keine Ahnung habe. Wirklich nicht.

Und genau so ist es bis heute. Es fällt mir schwer, die Tour richtig zu verarbeiten, einzuordnen. Es ist das Gefühl, verliebt zu sein. Man denkt jeden Augenblick an das Land, die Gegend die man so sehr mag und das Gefühl, wie es jetzt wäre, dort unterwegs zu sein. Man weiß, was, wie, wann und wo passiert ist. Man verbindet bestimmte Musik mit bestimmten Momenten. Dieser unfassbare Sonnenaufgang kurz vor Alta und dazu Eddie Vedders Musik im Ohr!

NPL 2013 Karte 09 091

Ich weiß noch ganz genau wie es war. Es war schweinekalt, meine Schuhe standen gefroren im Vorzelt, ich aß mit Genuss das ungeliebte Müsli. Ich hatte am Abend vorher richtig tolle Nordlichter gesehen und hatte es bis kurz vor Alta geschafft. Mir kamen einfach nur die Tränen, so toll war der Augenblick. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut beim Gedanken daran. Man ist einfach nur richtig verliebt in das hier und jetzt. Denkt nicht an Morgen und auch nicht an Gestern.NPL 2013 Karte 09 068

Sehe ich jetzt im Supermarkt eine Dose mit Ananasscheiben, weiß ich jedes Mal sofort, wo ich wie viele davon gegessen habe und wie es geschmeckt hat. Wie toll das Gefühl war, nach einem zehn Stunden Wandertag die letzte Dose Ananas in einer DNT Hütte zu entdecken. Aber es ist so schwer, dieses Gefühl in den Alltag zu retten. Die Ananasscheiben werden hier nie so gut schmecken, wie damals in der Sonne auf der Terrasse vor der DNT Hütte.

Man ist dann wieder zu Hause, schreibt etwas, versucht sich wieder in den Alltag einzufinden und schweift doch immer wieder in den Gedanken ab. Man vermisst das neu entdeckte dort draußen so sehr. Und schon kommt in einem wieder das ziemlich bekannte Gefühl hervor, dieses Gefühl. Verliebtsein. Das zu entdecken und zu finden, was einem so viel bedeutet. Das so gut zu einem passt. Das einen so sehr glücklich macht. Zu entdecken, dass es das nach langer Suche wirklich gibt.

Und dann sitzt man wieder am Schreibtisch, die Reise ist vorbei, man weiß, wie schön es dort war und jetzt gerade ist. Man weiß, dass es dort draußen etwas gibt, was einem so richtig viel bedeutet und das einfach perfekt ist. Man vermisst es, dort zu sein. Man will sofort wieder zurück und es wieder erleben. Man ist einfach verliebt. Man hat einfach unheilbares #Fernweh.

Und sehr oft denke ich dann an das Video von Martin, der in der Ferslia Hütte seine Norge på langs Reise unterbrechen musste und dort dann abends zur Gitarre griff…

 

Vor kurzem fragten mich die Jungs und Mädels von Hanwag, ob ich nicht bei den 24 Stunden von Bayern mitlaufen möchte? Wieso eigentlich nicht, dachte ich mir, um mich kurz darauf mal im Internet schlau zu machen, worum genau es sich bei diesem Lauf handelt und wo er in diesem Jahr stattfindet. Ich hatte schon von dem Lauf gehört und mich vor langer Zeit mal lose damit beschäftigt, es aber nicht weiterverfolgt.

Ist mir eigentlich viel zu lang, aber auch eigentlich ziemlich cool. Ohne Leistungsdruck oder Wettkampf versucht man, in den 24 Stunden so weit zu kommen, wie man es schafft. Alle paar Kilometer gibt es Versorgungsstationen und es wird einem die Region näher gebracht, durch die man wandert. Sei es mit regionalen Spezialitäten oder lokalen Bräuchen.

Der Plan

Nun also mal kurz nachgedacht und mir die Strecke und den Austragungsort angesehen. Die Kombination aus Tages- und Nachtstrecke sollte ich eigentlich schaffen, 70km und rund 2000 Höhenmeter in insgesamt 24 Stunden zu wandern konnte ich mir durchaus vorstellen. Allerdings gab es nicht mehr viel Zeit und so musste das Training für den Lauf ausfallen. Alles eigentlich wie immer. Einfach mal loslaufen und sehen was passiert, so mein Plan. Besser nicht darüber nachdenken, wie lang das ist und was mich erwartet.

Die Begleiter

So fand ich mich am Samstag also um 8:00 Uhr morgens mit rund 500 anderen Startern im Museumsdorf Bayrischer Wald wieder und war gespannt, was mich erwarten würde. Schnell das Startprozedere, lokale Honoratioren und die Milchkönigin wünschten einen guten Lauf, und dann ging es los. Ich hielt mich mal lieber ganz am Ende auf, der Pulk war mit etwas ungeheuer. Dann ging die Prozession los. Ich schließe mich einigen Leuten von Hanwag an und laufe los.

Am Start

Das Wetter war wider Erwarten doch ziemlich gut und selbst am Morgen war es rasch schon ziemlich warm. Super, genau mein Wetter, das kann ja was geben. Langsam entzerrt sich der Pulk auf dem Weg nach Tittling.

Bald schon kommt die erste Station oberhalb von Tittling an einem Aussichtspunkt. Schöne Aussicht hier und wir sind alle guten Mutes. Nur sieht man schon hier, dass heute der Schweiß in Strömen fließen wird.

Es geht weiter und wir halten uns eher weiter hinten im Feld auf. Es läuft sich echt gut und ab und an gibt es nette Stationen, die uns mit Speisen, Getränken oder Interessantem am Wegesrand versorgen. Nachdem ich meine Füße an der Station Kalteneck im Bach abgekühlt habe, folgen wir der Ilz und bekommen eine leichte Abkühlung in Form einer kühlen Brise.

Fast an jeder Station trinke ich einen halben Liter, das ist echt nicht mein Wetter. Einigen anderen sieht man es auch etwas an. Insbesondere am kleinen Anstieg hoch zur Mittagspause auf der Burg Fürsteneck beobachte ich eine Frau, der es nicht so sehr gut geht. Als wir dann in der Schlange für das Mittagsessen anstehen, bekommen wir die volle Ladung Sonne ab. Immerhin viel besser als strömender Regen.

Zum Mittagessen gibt es Schupfnudeln mit Sauerkraut und dazu ein Weizenbier. Lecker und echt gut zubereitet von der Bundeswehr, die hier hinter den Töpfen steht. Allerdings hat das Mittagessen einen leichten Einfluss auf die weitere Wanderung, wie ich später erst feststellen sollte. Irgendwie denke ich nach einen guten Stück weiteren Weges, dass irgendetwas komisch ist. Hab ich etwas Falsches gegessen? Fühlt sich nicht gut an.

Irgendwann dämmert mir, das Weizenbier und Sauerkraut zusammen eine eher unglückliche Wahl für ein Mittagessen auf einer 24 Stunden Wanderung sind. Und das nicht nur ich unter zusätzlichem Vortrieb leide, höre ich erst nach und nach. Nachts am Lagerfeuer beklagt jedenfalls ein junges Mädel genau das, wie ich zufällig mithöre.

Man wandert so vor sich hin, es gibt unterwegs allerhand zu bestaunen und zu probieren. Unter anderem gibt es Honig zu probieren oder ein Säumerzug wird nachgestellt. Auch die Milchkönigin wartet unterwegs auf uns. Voller Vorfreude auf eine frische Buttermilch gehen wir zum Versorgungsstand an einem Bauernhof. Allerdings sind wir etwas enttäuscht. Statt frischer Milch oder frischen Milchprodukten gibt es leider nur Joghurt-Drinks und Kalter-Kaffee-mit-Milch-Drinks aus der kleinen Supermarkt-Plastikflasche. Schmeckt zum einen nicht gut und zum anderen hätte ich da mehr erwartet.

Die Säumer

Aber egal, sei es drum, es geht weiter und irgendwann erreichen wir Ellersdorf, wo es Kaffee und Kuchen gibt. Es ist mittlerweile schon ziemlich warm, aber ich bin immer noch guter Dinge. Wir liegen etwas hinter der Zeit, aber dass hier ist ja auch kein Wettkampf. So kühlen wir auch ein weiteres Mal unsere Füße im Bach. Sehr gut.

verdiente Pause

Der Rest der Tagesstrecke geht dann irgendwann auch zu Ende und gegen 19:00 Uhr sind wir zurück am Museumsdorf. Hier gibt es eine längere Pause und etwas zu Essen. Auch ein Weizenbier gibt es, alkoholfrei. Nett zu sehen, wie sich hier alle versammeln und die Wunden lecken. An jeder Ecke wird gehumpelt, verarztet und sich Mut zugesprochen. Also weiter, es ist noch lange nicht vorbei.

Der Himmel ist mittlerweile bewölkt und kurz nachdem wir das Museumsdorf verlassen haben, fallen die ersten Tropfen. Super, immer noch ziemlich warm laufen wir jetzt in der Regenjacke. Schön so eine Schwitz-Tüte, besonders wenn es bergauf hoch zum Schloss Fürstenstein geht. Dort erwartet uns ein Mittelalter-Fest, was aber nicht zum offiziellen Teil gehört. Die Metal-Musik aus dem Schlosshof würde auch nicht so gut zur Wanderung passen.

Am Himmel sorgt dann aber Blitz und Donner für ein etwas mulmiges Gefühl. Keiner hat Lust, bei Gewitter und Wind nachts im Wald zu sein. Und so füllt sich die Bushaltestelle für den Besenwagen schon beachtlich. Wir wollen es probieren, setzen die Stirnlampen auf und laufen weiter, ab in die Dunkelheit und die Nacht. Glühwürmchen schwirren durch den lichten Wald.

Auf dem Weg zum Keltenlager hat sich noch Robin Hood im Wald versteckt und man kann sich hier darin üben, mit Pfeil und Bogen zu schießen. Über Stock und Stein gelangen wir dann zum Keltenlager, wo es unter anderem Stockbrot und Getränke gibt. Hier stößt Peter wieder zu uns, wir machen ein paar Fotos und laufen dann,weiter.

Am Garten der Sinne gibt es wieder eine große Raststation, man kann sich hier massieren lassen und neue Kräfte sammeln. Der See ist illuminiert und viele bunte Lichter zaubern eine tolle Atmosphäre in die Nacht. Nach einem kleinen Snack und Fuß-Check geht’s weiter in die Nacht – Pullman City is calling!

Langsam laufe ich auf Autopilot – Stirnlampen tanzen um mich herum durch die Nacht, die Gespräche werden weniger, die Grüße leiser und man konzentriert sich darauf, weiter zu kommen. Es zieht sich sehr, bis wir endlich die Lichter der Westernstadt gegen Mitternacht sehen. Bis wir da sind, dauert es noch ein Weile. Das Ganze erscheint mir reichlich surreal. Eine komplette Westernstadt mitsamt einer eindrucksvollen Main-Street gibt es hier. Man läuft hindurch und überall sind feiernde Menschen, die aus den Saloon auf die Straße treten um frische Luft zu schnappen oder sich zu unterhalten.Wir gucken komisch aus der Wäsche – die Besucher aber auch. Die wissen so gar nichts mit uns anzufangen. Eine kleine Gruppe kommt auf uns zu, fragt was wir hier so machen. Wir versuchen es zu erklären, aber irgendwie glaube ich, hat man uns nicht so ganz verstanden. Da hatte wohl jemand einen großes Nugget Gold gefunden und das zu ausführlich gefeiert 😉

Am Ende der Main-Street geht es dann in eine Halle, wo für uns Wanderer eine leckere Suppe und ein Getränk warten. Zur Unterhaltung gibt es Country-Music und eine kleine Show-Einlage eines Pferdeflüsterers, beides live und ziemlich gut. Wir stärken uns und ich mach den Fehler, mir mal ganz kurz meine Füße anzugucken. Aus psychologischer Sicht war das ein riesiger Fehler, die beiden großen Blasen an der Ferse setzen sich im Kopf fest und rütteln kräftig am Durchhaltewillen.

Eldorado in der Nacht

Aber was soll’s – die Hälfte der Nachtstrecke ist geschafft, also hauen wir uns noch einen Schokoriegel rein und laufen bei Nieselregen weiter. Weiter, immer weiter. Es nagt und ich frage mich öfters mal, ob ich noch weiter laufen soll, was ich hier so mache. Es nagt – ein großer Fan von Nachtwanderungen werde ich nicht mehr. Jedenfalls in diesem Moment.

In Fälsching an der Bushaltestelle werde ich fast schwach, aber ein ziemlich deutliches „Aufhören – no way!“ von Peter ermahnt mich zum weitermachen. Kurz darauf gibt es am Versorgungsstand frisch gepressten Apfelsaft. Nach dem Sauerkraut-Fiasko spare ich mir den aber.

Jetzt kommt eine harte Nuss, es geht so circa zweihundert Höhenmeter langsam und stetig den Berg hoch. Oben gibt es einen Aussichtspunkt, ich habe allerdings keinen Blick mehr dafür. Die Versorgung mit Getränken hier oben ist leider auch aus, mein unbekannter Nebenmann sieht ziemlich enttäuscht aus, als ihm klar wird, dass hier kein Wasser mehr auf ihn wartet. Spaß am Wandern sieht in diesem Moment ziemlich verzweifelt aus. Wir stolpern weiter durch die Nacht, es geht abwärts. Ein Versorgungsauto fragt uns, wie es uns geht. Blendend natürlich, wie denn auch sonst? Wir laufen weiter und Schloss Fürstenstein erhebt sich schön angestrahlt vor uns. Erste zaghafte Zeichen der Morgendämmerung zeigen sich, als wir durch das schlafende Dorf laufen. Ich will einfach nur noch ankommen und ins Bett.

Am Versorgungspunkt, an dem man, wenn man schneller und sportlicher ist als wir, noch zur 10km langen Mondschein-Extrarunde abbiegen kann, gibt es etwas zu trinken. Liegestühle laden zum Ausruhen ein, aber wenn ich mich da jetzt rein setze, dann komme ich nicht wieder hoch. Also weiter auf die letzten 5km. Endspurt. Wieder geht es in den Wald, eine Station mit Kunstwerken lasse ich links liegen. Autopilot. Die ersten Vögel beginnen zu zwitschern, oder zu twittern, und der Endgegner für heute kommt in Sicht. Kurz verlaufen wir uns, aber nette Mitwanderer bringen uns zurück auf den richtigen Weg. Es geht ein letztes Mal bergan zur Engelburg.

Ich bekomme etwas mentalen Aufwind. Bis auf die maladen Füße geht es mir ja auch gar nicht schlecht, nichts anderes tut weh und die Müdigkeit geht noch. Also geht es jetzt ab in den Tunnel. Ich lasse die anderen stehen,und laufe fast den Berg hinunter. Die Trommel-Station kann mich nicht mehr locken und ich gebe tüchtig Gas. Ein paar Leute gucken ziemlich sparsam aus der Wäsche, als ich sehr zügig und in großen Schritten an ihnen vorbei eile.

Kurz vor dem letzten Kilometerschild überhole ich zwei Mädels. Ich bin gerade vorbei als ich meinen Namen höre. Jetzt höre ich auch schon Stimmen. Aber nein, ich bin noch bei Sinnen. Die beiden haben von mir und meiner Tour gehört, bei Hanwag und beim Globetrotter-Stand lagen Zeitungen mit Beiträgen über meine NPL Wanderung aus.

Wir unterhalten uns nett und ich komme mir etwas vor, wie wenn man nach einer durchzechten Nacht im Morgengrauen nach Hause torkelt. Langsam geht es dem Ende entgegen, das Museumsdorf kommt wieder in Sicht.

Somit auch das Ziel und das Bett. Sauber, das ist auch nötig. Wir laufen durch das Museumsdorf gen Ziel. Ich beschließe das Ziel Ziel sein zu lassen und auch das Frühstück kann mich nicht mehr locken. Ich verabschiede mich kurz und gehe direkt ins Hotel. Ziehe die verschwitzten und dreckigen Sachen aus, quäle mich unter die Dusche und dann direkt ins Bett.

Geschafft, kaputt und stolz!

Was für eine Tour. Ich bin nie zuvor so lange gewandert und habe echt nicht gedacht, wie anstrengend das wird. Gott sei Dank wusste ich erst kurz vorher, dass ich überhaupt mitlaufe. Keine Zeit zu lange darüber nachzudenken. Ich ziehe meinen Hut vor allen, die sich an den Start gestellt haben und sich der Aufgabe gestellt haben. Voller Respekt und volle Anerkennung meinerseits an alle. Schön all die Leute zutreffen, die diese Wanderung erst zu dem machen, was sie ist! Ein tolles Geeinschafts-Gefühl, das Erlebte mit all diesen Leuten zu teilen und sich gegenseitig zu motivieren!

Ob ich das noch mal mache? Niemals, dachte ich nachts, auf gar keinen Fall dachte ich morgens, gestern Abend dachte ich, war ganz cool und heute würde ich mich eigentlich sofort wieder an den Start stellen. Danke Peter für die Worte, die mich unterwegs immer motiviert haben: „Schmerz geht, Stolz bleibt“!

Und genau so ist es 😉

In der Mitgliederzeitung „Bergauf“ des Alpenvereins von Österreich ist ein Interview über meine Norge på langs Wanderung erschienen. Sehr cool! Ich glaube mit einer Auflage von ungefähr 260.000 Exemplaren die auflagenstärkste Alpin- und Bergsportzeitschrift in Österreich. Das wissen jetzt also ein paar mehr Leute über NPL und die Schönheit Norwegens Bescheid! Sauber! Vielleicht lassen sich ja die Österreicher von Norwegen begeistern! Berge zum Besteigen gibt’s ja auch im Norden! Die Alpen gefallen mir ja auch ganz gut und werden demnächst genauer unter die Füße genommen 😉

Bergauf
Queraussteiger mit viel Fernweh gerade

Hier gibt es das Interview zum Nachlesen als PDF oder auch hier die Online-Variante ab Seite 118

Mit der schwäbschen Eisenbahne ging es heute von Tübingen aus nach Albstadt. Als Wahl-Neu-Schwabe habe ich mein Basislager nach Tübingen verlegt und wollte am Wochenende mal die Alb erkunden. Meine Wahl viel auf einen der Traufgänge, den Felsenmeersteig. Klingt fast nach Heimat, schließlich gibt es in Hemer im Sauerland bei mir zu Hause um die Ecke ja auch ein Felsenmeer.

Der Albtrauf ist von Tübingen ja in Sichtweite, da schien mir das also genau richtig. Kurz noch in der örtlichen Buchhandlung Infomaterial besorgt und schon geht es früh morgens los.

tübingen
Hübsch hier

Von Albstadt – Lautlingen aus laufe ich los und freue mich über die gute Ausschilderung. Überall blüt und duftet es, ein toller Sonntagmorgen, nur die Wolken am Himmel zeigen sich etwas bedeckt. Egal. Da ich mir den längsten Anstieg direkt für den Anfang vorgenommen habe, kommt mir das ganz gut zupass. Auf kleinen Pfaden schraube ich mich hoch gen Heeresberg. Tolle Aussichten bieten sich hier einem. Nur die Wolken schränken die Sicht etwas ein. Egal weiter geht es durch traumhaft schöne Wildblumenwiesen nach Burgfelden. Dort kehre ich kurz ein und sorge für einen ausgeglichenen isotonischen Flüssigkeitsausgleich. Die Sonne kommt raus, da schmeckt das Weizenbier doch gleich sehr viel besser.

Die Fernsicht vom Böllat bis hinüber zum Schwarzwald und den Vogesen ist leider auch etwas betrübt, aber egal, es macht echt Spaß hier zu wandern. Hinab geht es dann zum Wannental, hier geht es über einen schmalen Pfad am Waldrand, sogar Meister Lampe zeigt sich hier. Dann wieder kurz und knackig bergan zum Turm der Schalksburg. Hier kann man den Turm erklimmen und die schöne Aussicht genießen. Groß und Klein sitzen hier am Lagerfeuer, es gibt Stockbrot und Würstchen.

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Sommerblumenwiese

Nun geht es hinab über schmale Pfade um dann nach kurzem Intermezzo auf Forststraßen zum Namensgeber dieses Traufganges. Das Felsenmeer kommt in Sicht. Grobe Felsbrocken liegen hier im Wald verstreut, es wird etwas steiler, man muss sogar das ein oder andere Mal die Hand zur Hilfe nehmen. Echt schön dieser Abschnitt.

Nach kurzem Auslaufen bin ich dann wieder in Albstadt – Lautlingen. Eine tolle Wanderung mit tollen Aussichten und vielen Facetten geht dem Ende entgegen. Ich komme wieder, spätestens wenn hier der Herbst Einzug hält. Hier eine Runde an einem sehr frühen klaren Herbstmorgen muss hier einfach traumhaft sein.

Heute vor einem Jahr stand ich mit gestrichen vollen Hosen bei Nieselregen und Wind am südlichsten Punkt Norwegens, dem Kap Lindesnes. Ziemlich aufgelöst lief ich los, die ersten Kilometer gen Norden. Unsicher, ängstlich und voller Vorfreude auf das große Abenteuer, das vor mir lag.

NPLstart2013
Der Start vor einem Jahr – was wird mich bloß erwarten?

Unfassbar was ich seitdem erlebt habe, was alles passiert ist und wem ich alles begegnet bin. Danke allen, die zum Gelingen beigetragen haben und auch und vor allem auch Dank an alle, die meine Tour verfolgt und unterstützt haben!

Der SPOT – Sender liegt einsatzbereit neben mir und wartet nur darauf, wieder den Weg gen Norden verfolgbar zu machen 😉 Ich hab heute wirklich mal richtig großes Fernweh! God tur videre!

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Kap Lindesnes

Was für eine tolle Tour! Dies gleich mal voran gestellt! Anfang des Jahre ging es darum, was kommt als nächstes so an Touren? Was wäre mal schön auszuprobieren.

Bei Kaffee und viel Erzählen von meiner Langtour 2013 saßen wir bei Martin Hülle in Wuppertal zusammen. Schnell kam die Idee einer gemeinsamen Skitour auf. Gesagt – getan! Wir beschlossen zusammen mit meiner Freundin Anna eine Skitour durch den Rondane – Nationalpark im Süden von Norwegen zu machen. Von Hjerkinn aus nach Venabu und zwischendurch einfach mal sehen, was passiert und woher es geht. Ohne große Planung einfach los.

Zwei Wochen Schnee, kleinere Gipfel und Friluftsliv in einer Form, die ich nur allzu gerne kennenlernen möchte. Meine beiden Mitstreiter haben schon Erfahrung auf Wintertour, also los, auf ins Abenteuer.

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Norwegensehnsucht und Fernweh

Nur gab es zwei kleine Dinge, die ich irgendwie außer acht gelassen hatte. Ich kann absolut kein Ski fahren, habe das noch nie gemacht und die vorhandene Ausrüstung war auch irgendwie nicht so auf eine Skitour mit tiefen Temperaturen ausgelegt.

Nach kurzem Überlegen lieh ich mir bei meinen Kumpels Stephan und Ulrich eine Pulka und die notwendige Skiausrüstung. Im Keller stapelten sich schnell wieder größere Menge Ausrüstung und Verpflegung. So eine Wintertour schien mir die reinste Materialschlacht zu werden. Martin steuert auch noch Zelt, eine Pulka für Anna und allerhand kleinere und größere Dinge bei. Langsam konnte es los gehen. Vorfreude und Respekt wuchsen von Tag zu Tag. Ich gehe sogar am frühen Morgen Laufen, um fit für die Tour zu werden.

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Laufen zur Vorbereitung in der Morgenstunde

Als wir dann gemeinsam in Köln am Flughafen eintrafen, runzelte mein Vater, der mich gefahren hat, die Stirn. Es stapel sich drei Pulkas, ein großer Skisack, diverse Packsäcke. Die Blicke der anderen Reisenden und des Flughafenpersonals ob der ungewohnten Sportgeräte sprechen Bände. Irgendwie haben wir den Verdacht, dass wir so spät Abends einige Leute aus ihrem Feierabendschlaf aufwecken. Der Mann am Sperrgepäckschalter versucht,  besonders launig zu sein und fragt in breitem Kölsch, was das für Kanus seien und wo die Hunde dafür wären? Bedingt witzig, aber auszuhalten.

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Mein Gepäck – wohlgemerkt für nur eine Person

Schnell besteigen wir unseren Flieger nach Oslo und sammeln dann in Gardermoen ohne Problem all unser Gepäck ein. Jetzt kommt die nächste kleinere Hürde. Der Zug, der uns am Morgen gen Rondane bringen soll, wird ziemlich früh abfahren. Wir kommen aber erst nach Mitternacht an. Nach Oslo zu fahren und ein Hotel zu nehmen ist also zeitlich eher Unfug. So machen wir es uns in einer zugigen Ecke gemütlich, bauen eine Art Burg aus Gepäck und versuchen etwas Schlaf zu bekommen. Aber da ist wohl eher der Wunsch der Vater des Gedanken. Ziemlich gerädert sitzen wir am nächsten Morgen bei Kaffee und Matpakke von Anna beim Frühstück um dann den Zug gen Hjerkinn zu besteigen.

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Komfort-Hotel am Flughafen Oslo

Schließlich ist aber auch das erledigt, unser Gepäck im Gepäckwagen verstaut und wir machen es uns gemütlich um die Zugfahrt gen Rondane plaudernd hinter uns zu bringen. Allzu viel Schnee wird uns wohl nicht mehr erwarten, das ist auch aus den Tallagen schon zu beobachten. Aber egal, das wird schon, det ordner seg.

Gegen 13:30 Uhr ist es dann soweit, wir wuchteten unser Zeug aus dem Zug und begeben uns in den Aufenthaltsraum des kleinen Bahnhofs von Hjerkinn.

Es dauert eine ganze Weile bis wir uns sortiert haben und es endlich losgehen kann. Ich als totaler Anfänger stelle mich öfters mal ziemlich ungeschickt bzw. eher richtig doof an. Eine ungewohnte Art der Fortbewegung, so schlurfend auf Ski. Die Proberunde führt uns zur Hjerkinn Fjellstue um dort das vorab bestellte Benzin für den Kocher einzusammeln.

Auch das erledigen wir relativ zügig und verabschieden uns für die nächsten Tage von festen vier Wänden und einer warmen Stube.

Da es schon etwas später am Nachmittag wird, es reichlich bewölkt ist, laufen wir nicht mehr allzu weit. Für mich gerade recht, tue ich mich doch ziemlich schwer mit der ungewohnten Ausrüstung. Aber das ist schnell vergessen, als das Zelt steht, der Kocher vor sich hin surrt und wir es uns im Inneren beim Abendessen gemütlich machen. Etwas Wind kommt auf. Aber bald schon geht es zu Sack und wir verschwinden in den Daunentüten um Kräfte für den nächsten Tag zu sammeln.

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Traumhaftes Wetter

Am nächsten Morgen geht die Sonne auf, in allen Belangen. Im Zelt ist es schnell ziemlich warm und das Frühstück wird vor dem Zelt eingenommen. Die Abläufe, das Packen und alles was zu einer Tour im Winter dazu gehört, sind noch ziemlich ungewohnt für mich. Wieso braucht man am Morgen eine Schneeschaufel, wenn es zur Toilette geht? Fragen über Fragen. Aber irgendwann geht es dann endlich los. Den Bergrücken hoch gen Grimsdalsytta.

Schnee gibt es schon mal. Aber meine Fähigkeiten mit Ski und Pulka nötigten mir schon einigen Respekt ab. Da werde ich noch viel üben müssen, aber deshalb sind wir ja hier.

Und eigentlich möchte ich auch gar nicht weiter auf meine noch laienhaften Skikünste eingehen, sondern auf die Landschaft, die sich einfach als der absolute Hammer erweist. Zwar lugen hier und da noch reichlich Vegetation und Stein aus dem Schnee hervor, aber dieses für mich ungewohnte Landschaftsbild zieht mich sofort in seinen Bann. Wie geil ist das denn? Der absolute Hammer.

Wir ziehen bis ungefähr zur halben Strecke gen Grimsdalshytta und schlagen unser Camp auf. Anna machte noch einen kleinen Ausflug auf einen der nahegelegenen Hügel. Abendessen und die Abendgestaltung sind kurzweilig. Am nächsten Tag sollte es dann die erste größere Prüfung geben. Die Abfahrt hinab zur Grimsdalshytta. Ich hab mir das gar nicht erst auf der Karte angeschaut, das ist auch besser so. Nach Stürzen und überaus komischen Bewegungsabläufen, sind wir irgendwann endlich unten auf der Straße durch das Grimsdalen.

Zwischendurch bin ich kurz davor, meine gute Laune zu verlieren. Ich lege mich so oft auf die Fr…. äh Klappe, fluche so oft und habe ebenso oft echt Spaß! Besonders wenn die Ski einmal zehn Meter lang das machen, was ich möchte und ich nicht nur Passagier meiner eigenen Ausrüstung bin.

Über die sehr leicht verschneite Straße und den zugefrorenen Fluss geht es weiter das Tal hinab. Irgendwo unterhalb von Tollevshaugen sollte es eventuell eine Art Unterstand geben, wo wir ohne Zelt schlafen könnten.

Dort angekommen gibt es nur ein Plumpsklo und keinen Unterstand. Der Schnee ist so schlecht, dass die Schneeheringe keinen Halt finden. Meine Laune schwindet etwas, gelinde gesagt, als es sich langsam abzeichnet, dass wir Biwakieren müssen. Und das ist noch freundlich ausgedrückt, das Grinsen in den Gesichtern der anderen wird immer größer umso mehr mir die Gesichtszüge entgleiten. Ich bin ja eher nicht so der Freund vom Biwakieren, aber hier geht es einfach nicht anders. Also machen wir es uns rund um das Klohäuschen im Windschatten gemütlich. Meine Sorge frieren zu müssen, ist unbegründet. Drei Kilo Schlafsack um mich herum sind absolut ausreichend warm. Anna hat sowieso ihre Freude, liebt sie doch das Biwakieren draußen mit Blick zu den Sternen und dem Mond. Ich könnte mich so langsam auch daran gewöhnen 😉

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Mein Freund das Biwak – immerhin mit Toilette

Am nächsten Morgen begrüßt uns blendender Sonnenschein, das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Wahnsinn. Nach einem sehr ausführlichen Frühstück geht es los gen Doralseter, wir wollen ja auch endlich mal das Herz von Rondane zu sehen bekommen. Die Sonne trägt sehr zur guten Laune bei und bald laufen wir nur noch in Unterwäsche durch den Schnee, anders ist es bei der Sonne und Wärme schlicht nicht auszuhalten. So stellt man sich eine Skitour in Norwegen vor, so wie auf den Bildern des DNT immer zu sehen ist. Einfach herrlich.

Irgendwann kommen wir dann zu unserem Lagerplatz kurz vor dem Dørålen. Tolle Aussicht und Abendstimmung inklusive. Wie cool ist das denn.

Am nächsten Tag entscheiden wir uns für eine Tagestour ohne Pulka und das Urlaubsprogramm geht richtig los. Ich will auch gar nicht groß mit Einzelheiten der nächsten Tage langweilen. Es geht vorbei an Døralseter gen Rondvassbu. Wir laufen über den Rondvatnet und von dort langsam gen Venabu. Zum Schluss noch ein Stück über die Trollloipe.

Im Schneckentempo bewegen wir uns durch Rondane. Bestes Wetter gibt uns die Möglichkeit, viel Zeit an einzelnen Orten zu verbringen. Wir lassen es uns richtig gut gehen, haben viel Zeit zum Quatschen und Essen.

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Ein Traum – ohne Worte

Wir frönen dem Müßiggang und machen einige Tagesausflüg(chen). Einfach richtig Urlaub. Martin und ich lassen es sehr gemütlich angehen, Anna hingegen steigt noch unter anderem auf den höchsten Gipfel in Rondane, den 2178m hohen Rondslottet.

Die Tageskilometer sind überschaubar, die Pausen ausführlich. Die Sonne treibt uns am Morgen aus den Schlafsäcken, wirklich richtig kalt wird es nie. Schon sehr komisch. Aber wir wollen uns nicht beschweren, auf Schneesturm und Abwettern hat keiner von uns so richtig Lust.

Irgendwann geht dann auch der schönste Winterurlaub dem Ende entgegen. Als wir schließlich das Hotel in Venabu erreichen, kommt schon Wehmut auf. Hier hat uns der Trubel rasch wieder. Am nächsten Morgen soll der Troll Ski Marathon hier stattfinden. Überall laufen sehr sportliche Norweger herum und präparieren ihre Ski für den nächsten Tag und die 95km in der Loipe.

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Am Ziel in Venabu

Wir genießen die Annehmlichkeit einer heißen Dusche und eines großen Middagsbuffets. Aber irgendwie kommen wir uns auch etwas deplatziert vor. Unsere Gesichter glühen von der vielen Sonne in den zwei Wochen vorher und es ist immer wieder ein komisches Gefühl, wenn eine Tour zu Ende geht.

Die Rückreise beginnt nach dem erneut reichhaltigen Frühstück erst gen Mittag. Der Besitzer des Venabu Fjellhotells lädt uns und unsere gesamte Ausrüstung in den großen Sprinter-Bus und will uns höchstselbst nach Lillehammer zum Bahnhof bringen, schließlich habe in Ringebu eh nichts mehr auf und in Lillehammer könne man wenigstens etwas einkaufen oder Essen gehen. Okay, sehr gern. Martin lässt sich auf dem Beifahrersitz nieder und ist nun neben unserem überaus netten und sehr hilfsbereiten Hotelbesitzer nun ein ausgewiesener Fachmann in Sachen Ringebu und Umgebung. Ein kleiner Abstecher zur Stabkirche von Ringebu und es geht weiter gen Lillehammer. Erstaunlich wie viel der Mann über seine Heimat zu erzählen weiß.

Wo liegt der Gründer der bekannten norwegischen Kioskkette „Narvesen“ begraben? Ich glaube Martin wird es nie wieder vergessen 😉

In Lillehammer verabschieden wir uns dann von unserem Chauffeur und bedanken uns herzlich für die kurzweilige Fahrt. Nun müssen wir nur noch etwas Zeit bis zum Zug totschlagen. Martin und ich entscheiden, auf der Tour noch nicht genug zu essen gehabt zu haben.

Wir enteren den örtlichen Pizzabakeren. Eine Wand des Gastraumes ist komplett mit 1,5l Flaschen Softdrink voll gestapelt. Unglaubliche Zuckermassen verpackt in klebriger Brause stehen da herum. Da hätten wir vielleicht stutzig werden sollen. Aber wieso auch nicht, also direkt zwei mal das Angebot zu je 140NOK geordert.

Je eine Pizza von 40cm Durchmesser plus jeweils eine 1,5l Flasche Cola für uns. Als die Pizza vor uns steht, fallen uns fast die Augen aus dem Kopf. Nun verstehen wir auch, warum sich ansonsten vierköpfige Familien eine Pizza teilen. Krass. Ich glaube Martin hat mit 8/10 zu 7/10 unseren kleinen Pizzakontest gewonnen. Zusammen und gut gesättigt rollen wir zurück zum Bahnhof.

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Hab alles probiert – mehr ging nicht

Als wir Anna davon erzählen, bekommt sie sich vor lachen kaum noch ein und hält uns für völlig wahnsinnig. Schließlich hatten wir in den zwei Wochen vorher bestimmt nicht darben müssen.

Irgendwann kommt dann auch unser Zug zum Flughafen. Der ist allerdings völlig überfüllt und mit unserem Haufen Gepäck ist kein Platz mehr für uns. Also tragen wir mit Hilfe des freundlichen Bahnpersonals unser Zeug zum anderen Bahnsteig und nehmen einfach den nächsten Zug. Dann noch Schienenersatzverkehr aufgrund einer Baustelle ab Hamar. Auch hier hilft uns das freundlich Personal unser ganzes Gepäck zum Bus zu tragen.

Endlich und ziemlich spät am Flughafen angekommen, heißt es für uns wieder, das kleine, luftige Hotelzimmer in der Ecke der Ankunftshalle zu beziehen. Wir wissen ja schon wie es geht und bald sind wir schon wieder im Reich der leichten Träume und bequemen Betten. Der Rückflug am nächsten Morgen verläuft total ereignislos und schon bald stehen wir wieder bei herrlichem Sonnenschein mit Ski und unseren „Kanus“ in Köln am Flughafen.

Was für eine tolle erste Skitour für mich. Zusammen mit Martin und Anna war es einfach herrlich! Am Liebsten wären wir direkt weiter durch bis hoch zum Nordkap gelaufen…

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Drahtlos nach Hause

Vielen Dank an visitnorway für die freundliche Unterstützung bei unserer Tour durch Rondane!